Tja, Surprise Und was Jonas betrifft, lest selber...
Schön, dass du jetzt auch mistliest, Kitti
„Täusche ich mich, oder war das eben dein Exfreund?“ Unbemerkt war Konstantin an Lily heran getreten und musterte sie nun irritiert.
Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. „Du irrst dich nicht, das war Jonas.“
„Und was wollte er von dir?“
„Ich weiß nicht recht. Er sagt er hat mich im Radio gehört und wollte mich unbedingt wieder sehen. Er hat mich gefragt, ob ich nach der Vorstellung mit ihm in unser Stammlokal gehen will. Um der alten Zeiten willen.“
Konstantin kniff verärgert die Lippen zusammen. „Ich hoffe du hast den Kerl abgewiesen.“
Nach einem kurzen Zögern verneinte sie erneut. „Sein Blick… er hat mich beinahe so angesehen wie früher einmal. Ich möchte mir zumindest anhören was er nun eigentlich will.“
„Bist du von allen guten Geistern verlassen??“ Der Bayer ergriff sie an den Schultern, als könne er sie zur Raison bringen, indem er sie schüttelte. „Hast du schon vergessen, was damals geschehen ist?“
„Nein, natürlich nicht. Glaub mir, ich werde es mein Lebtag nicht vergessen…“ Sie sah ihn nachdenklich an. „Seit damals sind fast fünfzehn Jahre vergangen. Du und ich, wir haben uns verändert, wieso nicht auch er? Ich will mich ja nur mit ihm unterhalten, mehr nicht. Mach dir bitte keine Sorgen.“
„Lily, er hat dich geschlagen! Und da sagst du ich soll mir keine Sorgen machen, du bist gut.“ Konstantin atmete hörbar ein.
Sie schwieg. Seine Worte überschwemmten sie mit Erinnerungen, die sie im hintersten Winkel ihres Selbst verbarg.
Früher einmal hatte sie Jonas sehr geliebt, sie war glücklich mit ihm gewesen, doch als sie hier in der Stadt und in diesem Theater angefangen hatte die Rolle zu spielen, die sie ganz nach oben bringen sollte, war es mit der Beziehung bergab gegangen. Jonas kam mit ihrem Erfolg nicht zurecht, er war eifersüchtig, weil er sie mit der Bühne und den Fans teilen musste. Sie sahen sich immer seltener, da er tagsüber arbeitete und sie abends im Theater war, damals hatte sie oft acht Vorstellungen in der Woche gespielt. Wenn er währenddessen mit seinen Kumpels um die Häuser zog, trank er reichlich, und eines Abends, als sie sehr spät nach Hause kam, weil sie mit den anderen noch auf den Geburtstag eines Kollegen angestoßen hatte, rutschte ihm das erste Mal die Hand aus. Sie verstand die Welt nicht mehr.
Am nächsten Morgen, sobald er wieder nüchtern und klar im Kopf war, entschuldigte er sich. Er war so überzeugend, dass sie ihm glaubte. Viel zu oft. Aus dem einen Mal wurde eine Regelmäßigkeit, die ihren Willen beinahe brach. Was sie davor bewahrte, was das Theater, ihre Fans, die ihr das Gefühl gaben, etwas Besonderes zu sein, und nicht zuletzt Konstantin, der in dieser Zeit ihr bester Freund wurde. Zwei Jahre lang ertrug sie Jonas’ Wutausbrüche und die darauf folgenden gehaltlosen Entschuldigungen, bis sie eine andere Rolle in einer anderen Stadt bekam. Nach Ablauf ihres Vertrags hier in Wien packte sie ihre Sachen, um nach Deutschland zu gehen.
Und jetzt war sie zurück an dem Ort, wo es angefangen hatte, mitten in Wien, dieser bemerkenswerten geschichtsträchtigen Stadt. Fünfzehn Jahre älter, viele Erfahrungen reicher, und vor allem befreit von den drückenden Schatten der Vergangenheit, die sie lange verfolgt hatten.
„Wenn du dich schon nicht umstimmen lässt, dann versprich mir wenigstens, dass du vorsichtig bist.“ Konstantin bewegte seine Hand vor ihren Augen auf und ab, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. „Sollte er auch nur die leisesten Anstalten machen, Hand an dich zu legen, werde ich ihm den Hals umdrehen, das schwöre ich.“
Lily legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. „Du hast mein Wort, ich passe schon auf mich auf. Er wird mir nichts tun, warum sollte er?“
Der Bayer konnte die Überzeugung seiner besten Freundin beileibe nicht teilen, er hoffte nur, dass sie sich nicht in etwas verrannte. Seiner Meinung nach hätte sie sich auf keinen erneuten Kontakt mit dem Kerl einlassen sollen. Auch nach der Vorstellung versuchte er sie noch einmal umzustimmen, doch gegen ihren Dickkopf konnte er nichts ausrichten. Mit einem unguten Gefühl musste er sie schließlich gehen lassen.
Jonas wartete schon im Lokal, als Lily herein kam. Er saß an einem Tisch in einer Nische, mit einem schon zur Hälfte geleerten Krügel vor sich. Als er sie entdeckte, lächelte er.
„Schön, dass du doch noch gekommen bist, Liliane“, sagte er.
Sie nahm mit einem flüchtigen Blick auf sein Getränk ihm gegenüber Platz. „Wenn ich etwas zusage, dann halte ich es auch, soweit solltest du mich kennen.“
„Natürlich tue ich das, aber damals ist es ja nicht zum Besten gelaufen…
„Bitte lass, ich bin nicht gekommen, um über diese Dinge zu reden.“ Sie musterte ihn nachdenklich, hoffte, dass er noch von sich aus erklärte, weshalb er so plötzlich wieder in ihrem Leben aufgetaucht war.
Er nickte leicht. „Du hast recht. Ich wollte nur…“ Er hielt inne, als die Kellnerin zum Tisch kam, um Lilys Bestellung aufzunehmen. Sie entschied sich für ein Glas Apfelsaft gespritzt. Die guten Cocktails, die es hier auf der Karte gab, durfte sie ja in nächster Zeit nicht trinken.
„Gar keinen Caipirinha heute? Den hast du doch immer so gemocht“, bemerkte Jonas prompt, woraufhin sie nur den Kopf schüttelte. „Was ich vorhin schon sagen wollte, ist, dass es mir verdammt leid tut, was damals vorgefallen ist.“
Lily starrte ihn überrascht an. „Das habe ich von dir schon so oft gehört, ich hoffe jetzt meinst du es wirklich so. Ich weiß nicht, ob ich dir jemals vergeben kann, aber ich hasse dich nicht. Indem ich damit aufgehört habe, konnte ich mit der Vergangenheit abschließen.“
Damit hatte er nicht gerechnet, ihm fehlten für einen Moment die Worte, doch dann nickte er. „Ich meine es ernst, glaub es, oder nicht, das ist deine Entscheidung. Um dieses Treffen habe ich dich gebeten, weil mich interessiert, was aus dir geworden ist. Über die Jahre konnte ich dich nie ganz vergessen. Hast du Familie?“
„Nein, ich lebe allein, aber wenn es das ist, was du unbedingt wissen willst, hättest du nur im Internet nachschauen zu brauchen“, antwortete sie. Ihre Schwangerschaft verschwieg sie wohlweislich, das ging ihn nichts an und fürs Erste wollte sie es auch vor ihren Fans noch geheim halten. Von Jonas erfuhr sie, dass auch er allein war, aber aus einer früheren Beziehung einen mittlerweile neunjährigen Sohn hatte, und dass er in seiner Abteilung bei der Versicherung inzwischen aufgestiegen war und sie nun seit zwei Jahren leitete.