Danke euch Geht mal wieder weiter!
Der Rückblick endet hier, nur damit ihr euch auskennt
Elphaba> tapferes Schreiberlein LOOOL Na ja, ich trage mich damit "Die Farbe Grün" umzuarbeiten. Falls das noch wen interessiert...Als ich zusagte, bei der großen Jubiläumsgala in Wien aufzutreten, in dieser geschichtsträchtigen Stadt, die mein Schicksal auf mehrere Arten so nachhaltig beeinflusst hatte, spielte ich erneut mit dem Gedanken ihr die Wahrheit zu sagen. Ich wollte sie auf diese Weise nicht dazu bringen, zu mir zurück zu kommen, oder schlechtes Gewissen in ihr wecken, doch darauf würde es letztendlich nur hinaus laufen. Aus diesem Grund musste ich weiterhin alles schlucken und tief in das dunkle Verließ im hintersten Winkel meines Selbst verbannen, wie immens schwer es mir auch fiel.
„Wo bist du denn schon wieder mit den Gedanken?“
Ich hob abrupt den Kopf. All die Bilder und Erinnerungen verblassten vor meinem Geist, glitten unaufhaltsam davon wie Sand durch meine Finger. Sie stand immer noch bestens gelaunt vor mir, aber von den anderen Darstellern, die um uns herum gewesen waren, fehlte auf einmal jede Spur.
„Wo sind denn alle?“ Irritiert blickte ich mich um.
Sie lachte glockenhell. „Die sind schon zur Bühne gegangen, und das sollten wir jetzt auch tun, bevor sie ohne uns anfangen.“ Unvermittelt zwickte sie mich in die Seite und schubste mich vor sich her.
„Lass das, eine alte Frau ist kein Schnellzug“, beschwerte ich mich sogleich über diese Behandlung, was sie erneut breit grinsen ließ. Auch auf meinem Gesicht erschien ein Lächeln. In ihrer Gegenwart fühlte ich mich federleicht, als könnte ich bis zu den Sternen gehen. Die Welt war in Ordnung.
Die drei Vorstellungen der Gala wurden ein voller Erfolg, den wir alle zusammen danach noch ein wenig feierten. Spät abends zerstreute sich die Gruppe immer mehr, bis auch sie nach Hause wollte und ich sie zu ihrem Auto begleitete.
„Irgendwie vermisse ich deine kleine Schrottkiste“, scherzte ich, als wir bei ihrem familienfreundlichen Wagen angelangt waren.
„He, nichts gegen mein altes Baby.“ Sie setzte einen gespielt bösen Blick auf, konnte sich jedoch das Grinsen nicht ganz verkneifen. „Bevor ich es vergesse, ich habe übrigens etwas für dich. Es würde mich so freuen, wenn du es in deinem Terminplan unterbringen kannst.“
Was sie mir reichte, war eine Eintrittskarte zu ihrem Konzert im Jänner, genau einen Abend nach der Derniere des Musicals, das ich momentan in Stuttgart spielte.
„Ich komme sehr gerne, das lasse ich mir nicht entgehen“, sagte ich nach einem Moment des Schweigens. Wir verabschiedeten uns mit einem Kuss auf die Wange, ehe sie ins Auto stieg und auf den nächtlichen Straßen verschwand.
Das Monat in Stuttgart verging wie im Flug, es war sogar fast ein wenig unheimlich, dachte ich bei mir, als ich im Halbschlaf versunken im Zug nach Wien saß. Die Dernierenfeier war eine lange Nacht geworden, sodass ich fast die ganze Fahrt verschlief, und danach zum Glück wieder einigermaßen wach war.
Ich kam spät ins Theater und fand nur noch einen Platz an einem der hinteren Tische, was den Vorteil hatte, dass sie es nicht merken würde, sollte mich die Müdigkeit einholen. Doch bei ihrem Konzert war es ohnehin nicht möglich einfach einzunicken. Ich hing wie gebannt an ihren Lippen, es faszinierte mich, wie souverän, locker und lustig sie war. Ganz die, die ich gut kannte. Und wie süß sie aussah! Ein paar Mal fand mich ihr Blick, brachte meine Wangen zum Glühen. Dann waren die Stunden auch schon vorbei, kaum dass sie richtig angefangen hatten.
Nach dem Konzert hielt ich mich im Hintergrund, wartete bis sie umgezogen heraus kam, um zu dem Grüppchen wartender Fans zu stoßen. Sie wusste, dass ich gekommen war, sie hatte mich ja im Saal schon bemerkt, und jetzt wandte sie sich einmal suchend herum. Sie ging so nett mit den wenigen Leuten um, die noch geblieben waren. Und wie schön sie war, in diesem in erdigen Farben gehaltenen schlichten Kleid. Die pure Lebensfreude leuchtete aus ihren jadegrünen Augen.
Schließlich erhob sie sich von ihrem Platz, ging hinüber zu dem Mann und dem kleinen blondgelockten Jungen, die sich ebenfalls ein wenig abseits aufhielten. Ich hatte ihre Familie noch nie vorher gesehen, jedenfalls nicht bewusst. Der Bub war schon müde, er kuschelte sich an sie, als sie ihn behutsam auf ihre Arme hob. Ihr Mann küsste sie zärtlich.
Ich wandte mich ab, schlüpfte in meine Jacke, um das Theater zu verlassen. Doch als ich in den Innenhof hinaus trat, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Sie hatte mich gesehen und war mir gefolgt.
„Darf ich fragen, was du da machst? Untersteh dich und verschwinde einfach, ohne ein Wort zu sagen!“ In ihren Augen lag ein herausforderndes Blitzen, und sie grinste mich an. „Was machst du denn für ein Gesicht? War ich so schlecht?“
„Ganz im Gegenteil, du warst einfach unglaublich…“ widersprach ich, stockte.
„Aber?“ Sie zog ihre Stirn kraus.
In diesem Moment war es zu viel. All die Gefühle, die ich über Jahre hinweg in meinem Inneren angestaut hatte, brachen hervor. Doch sie waren bedeutungslos, denn sie gehörte zu ihrer Familie, zu ihrem Mann und ihrem Sohn, für die sie die Welt bedeutete, und nicht mehr zu mir. Hungrig pressten sich meine Lippen auf die ihren, die so süß schmeckten, wie der Tau auf zarten Blütenblättern an einem Frühlingsmorgen. Es war ein Abschiedskuss.