Sunset Boulevard

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ChristineDaae
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Sunset Boulevard

Beitragvon ChristineDaae » 02.06.2007, 21:32:00

Inhalt: Sunset Boulevard aus Bettys Sicht

Genre: hm, keine Ahnung... Romantik und noch irgendwas...

Disclaimer: Das Musical ist von Andrew Lloyd Webber, die Geschichte gab es schon vorher. Die gehört, wem sie halt gehört^^


+++++++++++++++++++++

1. Kapitel

»Was fällt Ihnen eigentlich ein? Ich hatte diese Papiere für heute erwartet«, tobte mein Boss. Ich unterdrückte mit Mühe ein Seufzen und lächelte ihn freundlich an.
»Es tut mir schrecklich Leid, Mr DeMille. Ich bin sicher, die Papiere werden bald eintreffen.«
»Eintreffen?«, tobte Mr DeMille. »Sie meinen, Sie haben die Papiere noch nicht einmal erhalten, um sie zu bearbeiten?«
Ups. Jetzt war ich eindeutig dran. Schuldbewusst nickte ich.
»Aber wie konnte das passieren?« Mein Chef war völlig fassungslos. »Sie haben die Formulare doch bestellt – oder?« Streng sah er mich an.
Oh nein. Aber jetzt half kein Leugnen mehr.
»Ich – ich hab´s vergessen«, murmelte ich kaum hörbar. »Ich hab vorhin erst bei der Firma angerufen...«
»Also, das ist doch –« DeMille schnappte nach Luft, das Gesicht inzwischen rot wie eine Tomate, und suchte vergeblich nach Worten für mein Vergehen. »Wissen Sie, wie Sie damit meinen Zeitplan durcheinander geworfen haben?«, brüllte er schließlich völlig außer sich. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er verschüttete die Hälfte seines Kaffees über seinen Aktenordner, was nicht gerade zur Besserung seiner Laune beitrug. Ich schrumpfte unter seinem aufgebrachten Blick zusammen und murmelte Entschuldigungen.
»Es wird bestimmt nicht wieder vorkommen, Mr DeMille...« Flehend sah ich ihn an. Er durfte mich jetzt nicht entlassen; alles, nur das nicht, ich brauchte das Geld...
DeMille atmete tief durch und sah mich streng an. Die Stille war unerträglich. Schließlich seufzte er.
»Nun gut, junge Dame. Aber sorgen Sie dafür, dass sich das nicht wiederholt. Bis nächste Woche will ich die Papiere. Und jetzt gehen Sie schon endlich und holen Sie mir einen neuen Kaffee.«
Ein erleichtertes Lächeln breitete sich über mein Gesicht aus.
»Vielen Dank, Mr DeMille!«
Ich nahm seinen Becher und ging zum Kaffeeautomaten. Erst auf halbem Weg fiel mir ein, dass er mir kein Geld für den Kaffee gegeben hatte. Ich seufzte. Nun gut, ich würde das mal wieder von meinem Geld zahlen müssen. Ich stellte den Becher in den Automaten und suchte in meiner Tasche nach Kleingeld, als mich plötzlich jemand von hinten umarmte und mir einen stürmischen Kuss in den Nacken drückte. Ich lächelte glücklich.
»Hi, Artie.«
»Hallo«, erwiderte mein Freund und trat neben mich.
»Wie geht´s dir?«
»Nicht so toll«, berichtete ich mit einem leisen Seufzer, »DeMille hätte mich gerade fast rausgeschmissen.«
Artie sog scharf die Luft ein. Er wusste genauso gut wie ich, dass ich sein Geld brauchte.
»Was hast du denn gemacht?«
»Ich hab neulich dieses Buch gelesen – Blind Windows«, gestand ich. »Die Story ist wirklich spannend, Artie, ich habe darüber ganz vergessen, Formulare anzufordern, die DeMille bis heute fertig überarbeitet auf dem Schreibtisch liegen haben wollte...«
Artie schüttelte lächelnd den Kopf.
»Du Leseratte«, neckte er mich und küsste mich sanft auf die Wange. »Hast du trotzdem heute Abend Zeit für deinen armen Freund, oder musst du die Bestellung nachholen?«
Ich zögerte einen Moment. Die Bestellung war erledigt, aber DeMille wollte sicher noch irgendwas. Das war typisch für ihn... Aber als ich Arties Blick sah, warf ich alle Bedenken über Bord.
»Heute Abend geht klar«, entgegnete ich und erwiderte seinen Kuss, bevor ich ins Studio zurückging um meinem Boss seinen Kaffee zu bringen.
»Hey«, rief Artie mir nach und holte mich noch einmal ein, »Diese Story, Blind Windows – irgendwas reizt dich daran, oder? Was hast du vor? Willst du ein Drehbuch draus machen?«
Ich lachte. Er hatte mich wieder mal durchschaut.
»Ganz genau«, bestätigte ich mit einem Blitzen in den Augen. »Die Story reizt mich. Sie fordert mich geradezu heraus! Ich weiß nur noch nicht, wie ich die Rechte bekomme... Darum muss ich mich irgendwann noch kümmern.«
Artie sah mich zärtlich an.
»Alles geplant bis ins letzte Detail, typisch«, zog er mich auf. Ich musste wieder lachen.
»Tja, das bin ich«, gab ich grinsend zurück. In diesem Moment rief Mr DeMille nach mir und seinem Kaffee.
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon tropicana » 03.06.2007, 01:16:46

Hach eine Sunset FF :)

Ich finde die Sicht von Betty ist gut gewählt und dein Schribstil ist schön. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Liebe Grüße,
Tropicana

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Beitragvon Elphaba » 03.06.2007, 01:19:03

Da kann ich mich nur anschließen! Gut gemacht ChristineDaae!
Sehr schön, mal was zu Sunset Blvd! :D
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Beitragvon Marie Antoinette » 03.06.2007, 15:09:11

Ich kenn das Musical zwar nicht :oops: , aber die Geschichte gefällt mir wirklich gut! Schnell weiter!

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Beitragvon ChristineDaae » 03.06.2007, 18:22:14

Vielen Dank an euch alle! :)
Das "schnell weiter" nehm ich mal wörtlich, ich hab grade so viele Ideen...
Also viel Spaß! :wink:


2. Kapitel

Artie hatte Recht gehabt, die Idee von einem Drehbuch zu „Blind Windows“ ließ mich einfach nicht mehr los. Der Autor war jemand namens Joe Gillis.
Ich hatte aber nicht lange Zeit, ihm nachzuforschen. Mr DeMille fuhr eine Weile geschäftlich weg und in dieser Zeit sollte ich stattdessen für einen seiner Kollegen, Mr Sheldrake, arbeiten. Der legte mir, kaum dass ich meinen Arbeitsplatz betreten hatte, ein Skript von einer Geschichte namens „Based Loaded“ vor, das ich lesen und zusammenfassen sollte.
Ich verzog das Gesicht, als ich zu lesen begann. Diese Story war gut geschrieben, aber langweilig und ziemlich einfallslos.
Trotzdem fertigte ich die Zusammenfassung an und ging dann in Mr Sheldrakes Büro.
»Hier ist das Material für „Based Loaded“, Mr Sheldrake«, begann ich. Ich habe eine zweiseitige Synopsis für Sie gemacht, aber... ehrlich gesagt würde ich Ihnen nicht raten, es zu lesen.«
»Warum denn nicht?« Sheldrake schien überrascht.
Ich zuckte die Achseln.
»Das Anfangsthema wird immer wieder aufgegriffen, und das war auch schon nicht sehr gut für den Anfang...«
Mr Sheldrake deutete auf jemanden hinter mir.
»Darf ich Ihnen Mr Gillis vorstellen? Er hat es geschrieben.«
Es überlief mich eiskalt. Autsch. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass noch jemand im Zimmer war. Ich drehte mich um und spürte, wie ich rot anlief.
»Das ist Miss Kramer«, stellte Sheldrake mich vor.
»Schaefer«, stellte ich richtig, »Betty Schaefer. Und jetzt würde ich gern in eine Höhle kriechen und mich darin vergraben...«
Joe Gillis lächelte.
»Wenn ich Ihnen dabei behilflich sein kann...«
Ich atmete tief durch.
»Tut mir Leid, Mr Gillis. Ich habe einfach nicht verstanden, worum es in Ihrer Story eigentlich geht.«
»Was schlagen sie denn für eine Inspiration vor?«, fragte er. »James Joyce? Dostoyevsky?«
Ich hob den Kopf und sah ihn gerade an.
»Ich finde, Filme sollten irgendetwas aussagen.«
»Ach so.« Joe Gillis zuckte die Achseln, es wirkte beinahe verächtlich. Ich ballte die Fäuste und versuchte, ruhig zu bleiben. Er musterte mich.
»Sie sind also eine von diesen Nachrichtenkindern...«
Ich seufzte.
»Wie gesagt, ich war enttäuscht. Ich habe eine Ihrer anderen Stories gelesen und dachte wirklich, Sie hätten ein bisschen Talent.«
Wie sehr mich seine Geschichte gefesselt hatte, verschwieg ich. Das ging ihn nichts an. Er nickte gedankenverloren.
»Ja... Das war letztes Jahr. Dieses Jahr wollte ich lieber etwas zu essen haben.«
Ich hatte schon eine passende Antwort auf der Zunge, schluckte sie aber herunter. Artie wartete sicher schon.
»Wie gesagt, es tut mir Leid, Mr Gillis«, sagte ich so abschließend und distanziert wie möglich.
»Danke, Miss Kramer«, mischte sich Sheldrake ein.
»Schaefer«, verbesserte ich ihn scharf und verließ das Zimmer.

Draußen atmete ich erst einmal tief durch. Ich musste meine Wut hinunterschlucken, dort im Büro saß der Autor von Blind Windows, also der Einzige, der mir die Rechte geben konnte, es in ein Drehbuch zu verwandeln.
Ich lief um die Ecke zur nächsten Telefonzelle und rief Artie an. Er meldete sich sofort.
»Hallo?«
»Hi, Artie, ich bin es, Betty. Wäre es schlimm wenn wir uns morgen Abend treffen und das Heute sausen lassen? Ich habe noch was Wichtiges zu erledigen.«
Artie schwieg einen Moment.
»Schon in Ordnung«, sagte er schließlich mit einem Seufzen. »Dann morgen. Aber dann entkommst du mir nicht mehr...«
Seine Stimme hatte schon wieder einen neckenden Tonfall. Ich lächelte erleichtert. Er war nicht wütend, weil ich abgesagt hatte!
»Klar, morgen geht´s auf jeden Fall«, antwortete ich.
»Also, bis morgen...«
Ich hängte ein und sah gerade noch, wie Joe Gillis Sheldrakes Büro verließ.
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon tropicana » 03.06.2007, 20:29:17

Schön geschrieben, wenn es am Anfang auch recht nah am Musical bleibt. Aber ich freu mich schon wenn es bald weiter geht :)

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Beitragvon ChristineDaae » 04.06.2007, 11:25:28

Dankeschön! :)
Freut mich, wenns nah am Musical ist, das heißt, ich hab die englische Fassung richtig übersetzt... :wink:
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Beitragvon ChristineDaae » 04.06.2007, 13:12:36

So, schon der neue Teil... Viel Spaß :wink:

3. Kapitel

Ich lief ihm nach, konnte ihn aber nicht mehr einholen. Was legte dieser Mann nur für ein Tempo vor, als er zu seinem Auto lief? Als würde er vor jemandem davonlaufen.
Als ich keuchend, außer Atem und mit Seitenstechen am Parkplatz ankam, fuhr er gerade an mir vorbei. Ich war nicht sicher, ob er mich bemerkt hatte, setzte mich aber kurzerhand hinters Steuer meines eigenen Wagens und folgte ihm. Er fuhr genauso schnell wie er vorher auch gelaufen war, nämlich in unglaublichem Tempo. Ich war ziemlich sicher, dass er mich nicht einmal bemerkt hatte, und abgesehen davon hätte er ja auch keinen Grund, vor mir wegzulaufen. Nein, er fuhr vor jemand anderem weg. Aber vor wem? Ich hatte Mühe, mit ihm mitzuhalten, und war froh, als direkt vor uns eine Ampel von Grün auf Gelb umsprang. Doch anstatt wie ich zu bremsen, trat er noch einmal aufs Gas und entwischte mir. Ich machte schon Anstalten, über die rote Ampel zu fahren, um ihn nicht zu verlieren, als ich an der Kreuzung ein Polizeiauto sah. Nun, ich sollte nicht riskieren, dass man mir den Führerschein abnahm. Also hielt ich an und stieß einen äußerst unschicklichen Fluch aus.
Als die Ampel endlich auf Grün schaltete, war Joe Gillis natürlich verschwunden. Ich fuhr weiter die Straße entlang, aber spätestens nach der ersten Kreuzung wurde mir klar, dass ich ihn verloren hatte. Enttäuscht wendete ich bei der nächsten Möglichkeit und fuhr zurück in Richtung Paramount Studios, wo ich hergekommen war.
Plötzlich stoppte ich so plötzlich, dass der Fahrer hinter mir eine Vollbremsung machen musste und entrüstet hupte.
Joe Gillis´ Auto stand auf einem Parkplatz vor einem Pub. Ich bog auf den Parkplatz ein und stellte mein Auto ganz frech neben seinem ab. Ohne auf die Beschimpfungen des über meine Fahrweise entrüsteten Fahrers hinter mir zu achten, stieg ich aus und ging in den Pub.
Ich fand Joe Gillis schnell wieder. Er stand an der Theke. Ich ignorierte die anzüglichen Pfiffe zweier Betrunkener und ging direkt auf ihn zu.
Er sah mich überrascht an.
»Wollen Sie Ihr Messer zurückhaben? Es ist immer noch da, genau zwischen meinen Schulterblättern.«
Meine Entschuldigungen schienen nicht viel geholfen zu haben. Ich wollte das aber nicht noch einmal aufgreifen, und so überging ich seine Bemerkung einfach.
»Ich habe eine ihrer Stories gelesen, das war in irgendeiner Zeitschrift... Scribner´s, glaube ich. Der Titel war irgendwas mit Windows...«
»Blind Windows, meinen Sie?«, half er nach.
»Ja, genau. Das hat mir wirklich gefallen.«
»Ich fühle mich ganz warm vor Glück.«
»Warum bin ich nur der Meinung, dass sie mich verarschen?«, gab ich kalt zurück.
Er zuckte die Achseln.
»Sorry. Ich hatte schon immer einen Sinn für Sarkasmus.«
Ich nahm diese Entschuldigung mit einem knappen Nicken an.
»Wie gesagt, Blind Windows... Ich könnte es Sheldrake zuspielen.«
Joe schüttelte den Kopf.
»Vielleicht hat meine neue Story keine Zukunft, aber ich habe immer noch meinen Stolz.«
»Kommen Sie schon!« Ich gab nicht auf. »Steigen Sie endlich von ihrem hohen Ross herunter. Autoren mit Stolz leben nicht lang hier in L.A. Still sein und Verschlagenheit sind hier die einzigen Spielkarten.«
Er zog die Augenbrauen und schien überrascht, dass ich die Spielregeln von Los Angeles schon so genau durchschaut hatte. Trotzdem hielt er noch dagegen.
»Sheldrake nimmt diese Story sicher nicht an. Er will Geschichten mit gutem Wetter und Happy End. Er will, kurz gesagt, Müll in kitschiger Beleuchtung. Und warum tun Sie das? Denken Sie an die Mühe, die sie brauche, um ihn dazu zu bringen, sich die Story überhaupt anzusehen.«
Ich seufzte.
»Das ist bei jedem Film ein Theater. Können wir das nicht wann anders ausdiskutieren? Ich muss zurück zur Arbeit.«
»Wozu? Es würde nichts bringen.«
Oh Gott, dieser Typ war wirklich ein harter Brocken.
»Ich geh jetzt«, sagte er doch glatt.
»Was ist Ihr Problem?«, schimpfte ich.
Ich folgte seinem unauffällig deutenden Finger zur Tür.
»Sehen Sie diese Typen?«
Im Eingang waren mehrere Männer im Anzug aufgetaucht. Sie sahen sehr professionell aus.
»Ja, was ist mit denen?«
»Sie könnten mir eine große Freude machen, wenn Sie die kurz amüsieren, bis ich weg bin.«
Ich witterte meine Chance.
»Nur, wenn Sie am Donnerstag Abend in Schwab´s Drugstore sind.«
Er schien aufzugeben.
»Na gut. Sehen Sie, diese Typen wollen mein Auto. Wenn ich das in dieser Stadt verliere, könnten sie mir genauso gut die Beine abschneiden.«
Ich verstand.
»Nehmen wir den Hinterausgang«, sagte ich leise.
Doch da stand der erste der Männer schon vor uns.
»Kommen Sie schon, Gillis, geben Sie uns die Schlüssel.«
Ich mischte mich ein.
»Entschuldigung... Könnten sie mir sagen, wie spät es ist?«
Der Mann warf einen ungeduldigen Blick auf die Uhr.
»Kurz vor drei«, murmelte er.
»Wie bitte?« Ich hob meine Stimme. »Ich verstehe Sie nicht...«
Joe warf mir einen dankbaren Blick zu und verschwand durch die Hintertür.
Zuletzt geändert von ChristineDaae am 05.06.2007, 14:01:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon tropicana » 04.06.2007, 15:21:34

Ach du hast es nur auf Englisch? Na da hätte ich schon lange aufgegeben :wink:

Der neue Teil ist echt gut und der Charakter von Joe ist wirklich gut getroffen :)

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Beitragvon Ariliana » 10.06.2007, 14:59:46

Jo! Ich muss sagen ich find es auch echt toll, auch wenn ich mich über den ersten teil ein wenig gewundert habe, da ich mir nicht siche rwar ob es zu der Ziet schon Kaffeautomaten gab. die Arme Betty musste den Kaffee bestimmt noch mit Herkömmlicher Kaffemaschine udn kanne kochen...
Aber ist wirklich gut gewählt von der Perspektive her. Udn du hast es schon ziemlich gut übersetzt, allerdings. Ich finde auch nach wie vor den englishcen Titel blind Windows schöner als " das blinde fenster " Es ist so nah am deutschen text , dass ich mich gefragt hatte, ob du es jetzt übersetzt hast oder nur en Titel des Buchs bewusst ausgetauscht hast.

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Beitragvon ChristineDaae » 10.06.2007, 18:12:04

@Ariliana: Ups, daran hab ich gar nicht gedacht mit den Kaffeeautomaten... Ich lass es jetzt mal so und forsch irgendwann nach...

Und vielen Dank an euch beide wegen dem Text... :)
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Beitragvon ChristineDaae » 05.07.2007, 11:22:39

So, jetzt kommt mal wieder eine Fortsetzung... Da halte ich mich mal nicht ans Musical, diese Szene ist da nämlich nicht drin. :wink: Viel Spaß! :)


4. Kapitel

Erst Stunden später kam ich außer Atem und müde zu Hause an. Ein schneller Blick auf die Uhr sagte mir, dass mir noch eine halbe Stunde blieb, wenn ich pünktlich bei Artie sein wollte. Mit einem erleichterten Seufzen warf ich meine Papiere auf die Couch und griff wieder einmal nach der alten Zeitschrift, in der sich Joe Gillis´ Story „Blind Windows“ befand. Beinahe unbewusst nahm ich einen Bleistift zur Hand und machte am Rand der Geschichte Anmerkungen, was man verändern müsste, um es spielbar zu machen. Ich arbeitete erst wenige Minuten, als mir klar würde, dass Joe Gillis Recht hatte. So, wie es war, würde Sheldrake das Skript niemals annehmen. Aber ein Happy End passte nicht zu der Geschichte! Naja, vielleicht konnte man es noch ein bisschen fröhlicher gestalten, zum Beispiel die Trennung der Hauptpersonen auslassen... Mit Bleistift strich ich die entsprechende Stelle aus und las mir die Geschichte in gekürzter Fassung noch einmal durch. Mit einem Stirnrunzeln radierte ich meine Kürzungen wieder aus. Die Story musste bleiben, wie sie war. Vielleicht konnte mir Gillis selbst helfen, sie umzuschreiben. Wenn er in Schwab´s Drugstore kam...
Erschrocken sprang ich auf, als mein Blick auf die Uhr fiel. Noch fünf Minuten! Hastig riss ich Kleidungsstücke aus dem Schrank und suchte mir das erste aus, das mir gefiel. Als ich mich umgezogen hatte, fuhr ich noch ein paar Mal mit der Bürste durch meine widerspenstigen dunkelblonden Haare. Missmutig schnitt ich meinem Spiegelbild eine Grimasse. Hoffnungslos! Ich griff mit der rechten Hand nach meinen Autoschlüsseln, die auf dem Tisch lagen, nahm mir gleichzeitig mit der linken Hand eine Jacke von der Garderobe – ein Glück, dass meine Wohnung so klein und eng war! – und sprintete zur Tür. Auf halbem Weg drehte ich um und nahm mir noch einen Lippenstift und eine Wimperntusche mit.

Noch während der Fahrt schminkte ich mich dezent, damit ich nicht allzu schlimm aussah, und kam tatsächlich nur wenige Minuten zu spät bei Artie an. Atemlos lief ich das Treppenhaus hinauf und klingelte an seiner Tür. Nach kurzer Zeit öffnete Artie und sah mich offensichtlich amüsiert an.
»Was ist denn?«, erkundigte ich mich mit einem Lächeln, aber leicht verwirrt. Er schüttelte den Kopf und verbiss sich ein Lachen.
»Komm erst mal rein«, bot er an und trat einen Schritt zur Seite. Irritiert ging ich an ihm vorbei in die Wohnung. Wow, hier war richtig aufgeräumt! Das war selten.
»Ist irgendwas besonderes?«, erkundigte ich mich, als Artie die Tür hinter mir schloss. »Hab ich was vergessen – Du hast doch erst in zwei Monaten Geburtstag, oder?«
Artie lachte wieder. »Nein, du hast nichts vergessen. Es sah nur lustig aus, als du so vor der Tür standest, wieder mal richtig im Stress... Das ist nicht böse gemeint, aber einen Moment lang habe ich mich wirklich gefragt, ob du beruflich oder privat hier bist.«
Ich lächelte ein bisschen verlegen. »Entschuldige. Ich bin im Moment wirklich ein bisschen überfordert. Sheldrake will sein Zeug pünktlich auf dem Schreibtisch liegen haben, und dann noch die Sache mit diesem „Blind Windows“...«
Er seufzte. »Das lässt dich wirklich nicht los, oder?«, fragte er. »Aber was willst du machen? Wenn dieser Autor nirgends zu finden ist...«
»Ich habe ihn gefunden«, unterbrach ich Artie. »Er ist – unter uns gesagt – ein ziemlicher Großkotz, aber ich brauche ihn. Ich habe mir die Story gerade noch einmal durchgesehen, ich kann sie nicht kürzen. Das ist eine Nummer zu groß für mich. Ich dachte, vielleicht könnte er mir helfen...«
Unschlüssig brach ich ab.
»Na, wenn du meinst, er macht das...« Artie blickte mich skeptisch an. Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, aber einen Versuch ist es wert. Fragen kostet schließlich nichts.«
»Da hast du Recht.« Artie stand auf. »Darf ich dich heute mal auswärts zum Essen einladen? Ich würde dich gerne etwas fragen...«
»Klar gerne!« Ich freute mich. Bei meinem Gehalt war es normalerweise unmöglich, essen zu gehen. Während ich meine Jacke holte, wunderte ich mich, was er mich fragen wollte...
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Beitragvon Ariliana » 05.07.2007, 15:15:45

toll! 8)
"Ich möchte dich was fragen"
Oh wie süß! na das riecht doch nach Heiratsantrag! :wink:

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Beitragvon ChristineDaae » 05.07.2007, 15:21:43

Danke, Ariliana! :) Vielleicht hast du ja Recht... :wink:
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Beitragvon Ariliana » 05.07.2007, 15:24:21

an wer weiß... :)

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Beitragvon Marie Antoinette » 05.07.2007, 19:29:11

Oh, ein schöner neuer Teil! Bin auch schon gespannt was er sie fragen möchte... :D

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Beitragvon ChristineDaae » 25.07.2007, 18:10:22

So, dann kommt jetzt mal der neue Teil :)
Viel Spaß!


5. Kapitel

Als ich nach Hause kam, ließ ich mich verwirrt, aber glücklich auf mein Bett fallen, ohne auch nur die Jacke auszuziehen. Jetzt war ich also mit Artie verlobt... Irgendwie war alles so schnell gegangen. Innerhalb weniger Stunden hatte sich für mich so viel verändert. Müde sah ich auf die Uhr. Drei Uhr nachts. Ich lächelte matt. Es hatte wohl bei Artie länger gedauert, als ich gedacht hatte... Aber das hätte ich mir denken müssen, es war schon immer so gewesen. Unter seinen Küssen und zärtlichen Berührungen verlor ich jegliches Zeitgefühl. Mein Lächeln vertiefte sich in der Erinnerung an den heutigen Abend. Ich hob die linke Hand und betrachtete im trüben Licht der Straßenlaterne vor meinem Fenster den funkelnden Verlobungsring, den Artie mir vor einigen Stunden gegeben hatte, mit der Frage, ob ich ihn heiraten wolle.
Ich war vollkommen überrumpelt gewesen, nicht einmal sicher, ob er es ernst meinte, hatte seinen Antrag dann aber mit Freude angenommen.
Später waren wir zu ihm nach Hause zurück gefahren.
Und jetzt war ich wieder in meiner Wohnung. Ich setzte mich noch einmal auf und sah mich um. Alles war wie heute Nachmittag, als ich hastig aufgebrochen war. Die alte Zeitschrift mit „Blind Windows“ lag auf dem Boden neben dem Wohnzimmertisch, genau da, wo ich sie hastig hingeworfen hatte, bevor ich gefahren war. Ein Fläschchen mit Wimperntusche lag offen neben dem Waschbecken; der Inhalt war verschüttet und bis zu einem Lippenstift geflossen, der einige Zentimeter weiter lag.
Mit einem Seufzen stand ich auf und begann aufzuräumen. Noch während der Arbeit wurde mir bewusst, wie verrückt das war. Wochenlang hatte ich keinen Gedanken an die Ordnung – oder besser gesagt Unordnung – in meiner Wohnung verschwendet, und jetzt, als ich todmüde um drei Uhr morgens nach Hause kam, frisch verlobt und unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, räumte ich alles gründlich auf.
Erst als die Uhr halb fünf anzeigte, ließ ich mich erschöpft, aber glücklich auf mein Bett fallen und schlief ein.

Wenig später, um sieben Uhr, läutete mein Wecker. Ich drehte mich mit einem leisen Stöhnen auf die andere Seite und zog die Decke über meine Ohren, aber das durchdringende, beharrliche Schrillen war nicht zu überhören. Wütend schob ich eine Hand unter der behaglich warmen Decke hervor und tastete nach dem Wecker. Endlich verstummte der Lärm. Ich seufzte erleichtert, räkelte mich ausgiebig und fiel wieder auf die Kissen zurück. Erst zehn Minuten später fand ich die Überwindung, wirklich aufzustehen. Diese Zeit holte ich allerdings schnell wieder auf, weil ich nicht so lange nach allem suchen musste. Das Aufräumen gestern – nein, heute, vor zwei Stunden, erinnerte ich mich gähnend – hatte sich wirklich gelohnt! Eine kalte Dusche (wenn auch unfreiwillig, das Wasser wurde einfach nicht heiß) und eine Tasse voll starkem, schwarzem Kaffee weckten wieder meine Lebensgeister.
Frisch angezogen und geschminkt griff ich nach der Mappe mit meinen Arbeitsmaterialien, zog meinen Mantel an und fuhr los in Richtung Paramount Studios.
Dort wurde ich schon von Mr Sheldrake erwartet, der mir gleich einen Stapel Drehbücher in die Hand drückte, von denen ich für ihn Zusammenfassungen schreiben sollte.
»Und denken Sie daran, die obersten drei brauche ich noch heute Abend«, schärfte er mir zum wiederholten Mal ein, als ich mich auf den Weg zu meinem Schreibtisch machen wollte. Ich seufzte. Eine Mittagspause konnte ich mir unter diesen Umständen nicht leisten.
»Natürlich, Mr Sheldrake«, entgegnete ich so höflich wie möglich, wenn auch mit einem etwas gezwungenen Lächeln, und verließ den Raum.
Draußen stieß ich mit jemandem zusammen, und sämtliche Drehbücher fielen auf den Boden.
»Oh, das tut mir leid«, rief eine bekannte Stimme. Der junge Mann meinte es offensichtlich ernst, aber trotzdem warf ich ihm einen vorwurfsvollen Blick zu – und stutzte. War das nicht...
»Joe Gillis?«
»Mrs Schaefer.«
Seine Stimme klang ziemlich kühl; er nahm es mir wohl noch übel, dass ich ihn zu einem Treffen überredet hatte.
Trotzdem half er mir sofort, als ich mich auf die Knie niederließ, um die Drehbücher wieder einzusammeln.
»Danke, Mr Gillis.«
Ohne ein weiteres Wort raffte ich meine Sachen zusammen und rauschte davon. Ich fühlte noch bis zur nächsten Ecke seinen Blick in meinem Rücken.
Zuletzt geändert von ChristineDaae am 09.08.2007, 15:29:18, insgesamt 1-mal geändert.
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon ChristineDaae » 27.07.2007, 19:11:07

Keine Kommis? :(
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon tropicana » 07.08.2007, 01:30:41

Doch :) Nur leider bin ich erst Gestern von meinem Urlaub zurück gekommen und hab es noch nicht gelesen.

Das neuste Kapitel ist sehr gelungen, ich muss sagen das du einen echt guten Schreibstil hast und ich mag wissen wie es weitergeht....sofort :P

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Beitragvon ChristineDaae » 08.08.2007, 10:35:50

Dankeschön :)

Jetzt fahr ich erst mal nach Italien, vielleicht schaff ich vorher noch ne Fortsetzung, mal schaun :)
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
(Karl Valentin)


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