Danke, ihr drei!
@Sisi: Das Gedicht ist schön geworden, gefällt mir!
(Und dir wünsch ich heut abend noch viel Spaß!)
Weiter gehts, dass es euch nicht zu langweilig wird wenn ich heute nicht da bin
... das ist jetzt aber das letzte Mal, dass mein Lieblingslied in dem Teil vorkommt...
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„Ach, ich bin so froh, dich wiederzusehen…“
bemerkte Milady erleichtert und rannte regelrecht auf Athos zu, aber dessen Miene hatte sich im Gegensatz zum Tag vorher verdüstert und er hielt die Arme vor dem Körper verschränkt.
„Es ist lange her, …
Milady de Winter.“ bemerkte er und trat jetzt sogar ein paar Schritte zurück.
„Ja, ist es. Aber was hast du denn? Freust du dich denn gar nicht, mich wiederzusehen? Gestern hast du noch alles stehen und liegen lassen und mich in den Arm genommen… du hast mich mein Engel aus Kristall genannt wie früher… in unseren glücklichen Tagen…“
Milady ging ein paar Schritte vor und wollte ihn umarmen, aber er trat erneut zurück.
„Was ist denn mit dir?“ fragte Milady.
„Das könnte ich dich auch fragen… Was ist nur aus dir geworden, Anne…“
- „Aber was meinst du denn?! Ich hab mich doch nicht verändert… Ich bin zwar zehn Jahre älter, aber immer noch die gleiche wie vorher… Und meine Gefühle sind ebenfalls die selben. Nur deswegen bin ich entgegen der Verbannungsfrist bereits zurückgekommen… ich habe mich immer alleine gefühlt und wollte dich deswegen unbedingt wiedersehen… die möglichen Folgen meiner verfrühten Rückkehr waren mir egal… Ich konnte es nicht mehr erwarten…. mein Ein und Alles…“
Sie hielt inne, aber Athos reagierte nicht. Er ging entgegen ihrer Erwartungen nicht auf sie zu, sondern zum Fenster und sah nachdenklich nach draußen.
„Aber warum sagst du denn nichts, Athos?!“
Milady verstand die Welt nicht mehr.
„Was soll ich sagen, Milady de Winter?“ erwiderte er mit einer Stimme bei der es Milady so vorkam, als würde die Temperatur in dem Raum schlagartig ein paar Grade fallen.
„Vielleicht möchtest du eine Erklärung… dafür was vor zehn Jahren passiert ist… darum bin ich hier…“ gab Milady sich nicht geschlagen. Warum war er nur auf einmal so abweisend? Hatten ihn vielleicht die Erinnerungen an die Nacht in der er die Lilie entdeckt hatte eingeholt und die alte Verärgerung von ihm Besitz ergriffen?
Endlich sah Athos in ihre Richtung. Sein Blick war jedoch unnahbar.
„Vor 10 Jahren? Ich weiß doch, was da passiert ist. Ich habe den Beschluss, den Seine Eminenz vorbeigebracht hat, aufmerksam gelesen. Du hast den Kardinal verführt und bist dafür gebrandmarkt worden…“
Milady schüttelte vor Fassungslosigkeit den Kopf. Dann sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus.
„Ich meine die Wahrheit… ich hatte es dir gesagt, als wir uns in Lille wiedergetroffen haben… ich war das Opfer… ich war mit meinem damaligen Verlobten in der Kathedrale zu einer Vorbesprechung… und dann wollte er sich unter vier Augen mit mir unterhalten… dann hat er mir einen Wein zu trinken gegeben… mit einem Schlafmittel darin… vor meinem Verlobten hat er dann gesagt es wäre mir schlecht geworden und ich sollte doch besser über Nacht dort bleiben weil ich die Fahrt vielleicht nicht gut überstehen würde… mein Verlobter hat ihm geglaubt und ist weggefahren… und dann ist es passiert… ich war mit dem Kardinal alleine und…“
Schon war sie in Tränen ausgebrochen.
„Athos, nun glaube mir… er hat mich zu ganz schrecklichen Dingen gezwungen… keine Spur von einer Verführung… ich wusste doch nicht einmal was das ist… wie ich das hätte machen sollen… ich war doch erst 15 Jahre alt… Aber er, er wusste was er tat… ich hatte ihn angefleht er sollte aufhören, aber das war ihm gleichgültig…“
„Eine schöne Geschichte, Milady de Winter.“ unterbrach Athos.
- „Es ist die Wahrheit!“ rief Milady verzweifelt. „Glaub mir doch! Warum glaubst du mir nicht?!“
Sie hatte sich gewünscht dass er ihr wenigstens jetzt zuhören und ihr glauben würde, sie in den Arm nehmen würde und ihr versichern würde, sie zu beschützen – aber solch eine Reaktion hatte sie sich nicht einmal ihren schlimmsten Alpträumen ausgemalt. Ihr fürchterliches Schicksal schien ihn vollkommen ungerührt zu lassen. Er hielt an seinen Vorurteilen fest…
„Vielleicht glaube ich dir das alles… aber du musst doch zugeben, dass das schwer fällt.“
bemerkte Athos jetzt.
„Aber… warum!?“ fragte Milady.
„Wenn Richelieu dir das alles angetan hat, was du andeutest, dann sag mir doch, warum er dir jetzt hilft. Du warst gestern mit ihm hier im Louvre, du bist heute an seiner Seite gewesen. Und was hat er gemeint mit du hättest es geschafft ihn zu überzeugen?“ Er hielt kurz inne. „Hast du dafür eine Erklärung? Der Kardinal hätte dich aus dem Land jagen können dafür dass du dich nicht an den Beschluss gehalten hast, aber so wie es aussieht hat er dir geholfen. Möglicherweise stehst du sogar unter seinem Schutz und bist deswegen an seiner Seite... und wenn ich dieses Wir haben uns verstanden, Milady… haltet die Augen offen und dein Wie Ihr wünscht, Eure Eminenz richtig interpretiere… dann hilfst du ihm in gewisser Weise auch mit irgend etwas… Warum also das alles, wenn er dir vor zehn Jahren so viel Leid zugefügt hat? Du kannst ihm das doch nicht verziehen haben…“
„Dafür gibt’s auch eine Erklärung. Gib mir Zeit. Ich möchte dir doch alles erzählen…“ bemerkte Milady.
Als er wieder nicht antwortete, schluckte sie die Tränen herunter und fuhr fort: „Die Lügen der Vergangenheit sind unserem Glück lange genug im Weg gestanden… Ich habe die letzte Zeit ständig an unser Lied denken müssen… Erinnerst du dich?“ Sie begann erneut Wo ist der Sommer zu singen und trat dabei langsam wieder an ihn heran.
„
Du warst ein Träumer, die Welt war himmelweit
Du liesst mich zu den Sternen schweben…
So unbeschwert waren wir und du sagtest zu mir: Halt mich fest! Du bist mein Leben…“
Er reagierte wieder nicht.
„Ich möchte immer noch dein Leben sein“, fuhr Milady fort, „und dein Engel aus Kristall.. Wenn du es nur zulassen würdest…
… Werden wir jemals die Lügen verwinden“, fuhr sie mit dem Lied an einer anderen Stelle fort, „
wirst du mich je verstehn’?
Ich hab so gebetet wir würden uns finden, … wird jetzt nichts geschehen?
Wird nichts geschehen?“
Athos hatte seinen Blick wieder von ihr abgewendet. Er hatte sich eigentlich wirklich gefreut, sie zu sehen und sich eigentlich wirklich mit ihr aussprechen wollen, aber es gab so viele Widersprüche… So viele Fragen, auf die er erst einmal Antworten finden musste. War sie Anne de la Fère, sein Engel aus Kristall – oder Milady de Winter, eine Verbündete des von ihm so verabscheuten Kardinals?
Und irgendwie fürchtete er sich auch davor, die ganze Wahrheit zu wissen. Es war einfacher, weiter an die Lügen zu glauben als sich den Schrecken der Vergangenheit zu stellen… irgendwo in seinem Inneren wusste er aber, dass sie Recht hatte… aber fühlte sich noch nicht bereit für die ganze Wahrheit. Auch wenn er sie jetzt wahrscheinlich wieder verletzen würde… es ging noch nicht…
Milady fiel es schwer, ruhig zu bleiben. Warum sagte er denn nichts? Sie fühlte sich auf einmal wieder fürchterlich schwach. Deshalb lehnte sie sich gegen seine Schulter, wie früher immer und sang weiter:
„
Kehrt je der Sommer zurück?
Kann uns niemand das Glück das wir hatten wiedergeben?
Halt mich noch einmal und spür die Kraft der Sonne mit mir, kann sie uns noch wärmen?
Sag es mir…“
Milady sah ihm direkt in die Augen. Auf einmal hatte sich seine Miene wieder verändert und er legte jetzt einen Arm um sie. Würde vielleicht doch alles wieder gut werden? Es kam ihr so vor, als wäre es nicht zehn Jahre her, seit sie verbannt worden war… er sah sie wieder so an wie früher… das war nun wirklich wieder ihr Ein und Alles, kein königlicher Musketier, der auf eine Erklärung wartete und ihr misstraute, weil sie zusammen mit dem Kardinal hergekommen war.
„
Sag es mir… sag es mir…“ wiederholte sie.
„Anne…“ begann Athos. Der hoffnungsvolle Blick in ihren Augen ließ ihn fast seine ganzen Zweifel vergessen… aber nein, es ging einfach nicht. „Verzeih’ mir, aber… es geht nicht!“ rief er und riss sich regelrecht von ihr los.
„Warum denn nicht? Eben habe ich in dir wieder den Mann gesehen, der du mal gewesen bist. Mein Ein und Alles… Warum möchtest du mich nicht anhören? Warum glaubst du mir nicht?“
Ihr fiel schlagartig etwas anderes ein. Wenn sie schon mit der Erinnerung an glückliche Tage nur für einen kurzen Moment weitergekommen war… hatte sie noch ein Argument, mit dem sie es vermutlich schaffen würde, ihn zu überzeugen, dass es mit dem Brandmal etwas anderes auf sich hatte als er noch glaubte.
„Athos… Du weißt doch, wozu der Kardinal in der Lage ist… ich weiß inzwischen, was mit Isabelle geschehen ist… und ich war auch eines seiner Opfer…“
„
Isabelle?!“ Jetzt war es Athos, der blaß wurde. „Was weißt du über sie?!“
- „Alles… ich habe vor einigen im Palais de Cardinal ihre Akte gefunden… Das war es, das du mir nicht erzählen konntest. Es tut mir so leid, was geschehen ist...“
„Wieso… bist du an die Akte… herangekommen… im Kardinalspalast… ich hatte Recht…“
Für Athos stürzte eine Welt zusammen. Dieser eine Satz war zuviel gewesen und schien alle seine schlechten Vorahnungen wahr werden zu lassen…
„Womit solltest du Recht haben?!“ Milady hatte sich wieder gefasst. Ihre Verzweiflung wich jetzt auch Wut und deshalb schrie sie ihn jetzt beinahe an. „Was hast du denn von mir gedacht was ich jetzt bin? … Herrschaftszeiten nochmal, antworte mir!“
Athos setzte an, etwas zu sagen, aber im gleichen Moment wurde die Tür aufgerissen und Rochefort stürmte gefolgt von vier Wachposten ins Zimmer. Miladys Zorn entlud sich jetzt auf den Hauptmann der Kardinalsleibwachen.
Sie stürmte auf Rochefort zu.
„Was soll denn jetzt dieser Auftritt bedeuten? Hat Euch der Kardinal denn nicht gesagt, dass wir nicht gestört werden sollen?“
Rochefort blieb ruhig.
„Seltsam, was Ihr da behauptet, Milady“, erwiderte er, „mir hat er gerade den Befehl gegeben, Eure ach so rührselige Unterredung zu unterbrechen…“ – „Was soll das denn jetzt!?“ wollte Milady wissen. Sie beschlich ein schlechtes Gefühl.
„Athos“, wandte sich der Hauptmann der Wachen nunmehr an ihn und ignorierte sie dabei vollkommen, „entschuldigt die Unterbrechung, aber Seine Eminenz möchte Euch sprechen.“
Athos sah verwundert zwischen Rochefort und Milady hin und her.
„Der Kardinal? Aber er hat doch die Besprechung hier in die Wege geleitet…“
- „Gut möglich, aber jetzt möchte
er Euch sehen. Es ist sehr wichtig“, erklärte Rochefort. Dann wurde seine Stimme ernst.
„Es ist wirklich besser, Ihr leistet keinen Widerstand. Ihr habt ohnehin schon genug Schwierigkeiten…“
Athos schüttelte verständnislos den Kopf und trat auf den Hauptmann zu.
„Ich weiß zwar nicht, was das zu bedeuten hat, aber gut, ich schaue mal was er möchte…“
- „Würdet Ihr so freundlich sein, mir Euren Degen auszuhändigen? Nur sicherheitshalber“, forderte Rochefort ihn als nächstes auf.
„Um Himmels Willen, Rochefort, was soll das ganze?“ wunderte sich Milady.
- „Das wird Seine Eminenz ihm erklären. Ich handle nur in seinem Auftrag, ich weiß auch nicht worum es geht…“ Mit diesen Worten wandte sich Rochefort an die Schwarzrot Uniformierten in seiner Begleitung. „Männer? Abführen.“
Zwei der Wachen stellten sich an Athos’ rechte Seite, zwei an seine linke und richteten ihrerseits ihre Waffen auf ihn.
„Ganz ruhig, ich wehre mich nicht“, versuchte er die Wachen zu beruhigen. Rochefort machte eine Handbewegung, die wohl „gehen wir“ bedeuten sollte.
Milady traute ihren Augen nicht – Athos wurde ja behandelt als hätte er irgend etwas verbrochen. Sie wagte es jedoch im Moment nicht, irgend etwas zu Rochefort zu sagen, und die Sache vielleicht noch zu verschlimmern. Wortlos verfolgte sie, wie Athos Rocheforts Befehl, seine Waffe auszuhändigen, befolgte, die Wachen ihn in ihre Mitte nahmen und dann den Raum verließen….