@Sisi: Vielen Dank für deine Tipps. Du hast Recht, dass Richelieu das einfach behauptet, ist ein bisschen unlogisch, aber ich denke, er brauchte einfach einen Vorwand. Außerdem fällt mir nichts besseres ein.
Ich habe versucht, das mit den Abschnitten im nächsten Teil ein bisschen mehr zu berücksichtigen, ist das besser?
3. Teil
Anne lag wie betäubt auf dem Boden des Beichtstuhls und starrte in die Finsternis. Sie zitterte vor Kälte, Schmerz und Ungläubigkeit. Sie hatte den Kardinal nie sehr gemocht, aber dass er zu so etwas fähig war, hätte sie nie geglaubt. Sie wollte aufstehen und gehen, weit, weit weg gehen und nie wieder hierher zurückkommen. Aber sie fühlte sich so schwach und zittrig wie nach einer langen Krankheit und konnte nicht die Kraft aufbringen, sich zu erheben. Sie brachte es nicht einmal fertig, sich aufzusetzen und ihr Kleid wieder richtig anzuziehen. Richelieu war einfach verschwunden, ohne ein Wort zu sagen. Es war Anne gleichgültig, wo er hingegangen war. Sie wollte ihn einfach nie wieder sehen! Plötzlich wurde der Beichtstuhl geöffnet und Kerzenlicht flutete hinein. Irgendjemand blieb kurz in der Tür stehen, offensichtlich sehr überrascht. Anne konnte nicht erkennen, wer es war. Sie wollte aufstehen und erklären, was passiert war, doch als sie sich hochstemmte, drehte sich plötzlich alles um sie und es wurde wieder schwarz.
Als Anne wieder aufwachte, wusste sie nicht, wo sie war. Es blickten mehrere Leute auf sie hinunter und sie bekam eine Gänsehaut. Die Gesichtsausdrücke der Männer um sie waren hasserfüllt, voll Verachtung, geringschätzend. Sie sah sich verzweifelt um und hoffte, ein einziges freundliches Gesicht zu sehen. Vergeblich. Auf einmal erstarrte sie. Unter den Männern befand sich einer, dem sie die Pest an den Hals wünschte und den sie seit den vergangenen Stunden hasste wie keinen anderen – Richelieu! Er sah sie genauso verächtlich an wie die anderen, die Anne nicht kannte.
»Anne de Breuil?« Wie sehr sie diese Stimme hasste! Statt einer Antwort blickte sie ihn kalt an.
Nie wieder!, signalisierte ihr Blick. Richelieu erwiderte ihren Blick vollkommen emotionslos.
»Ihr seid angeklagt, eine Liebschaft mit einem Priester gehabt zu haben. Es gibt Zeugen. Widerspruch ist also zwecklos. Überlegt Euch gut, was Ihr sagt! Es könnte Euer...
Verhängnis sein.«
Die Art, wie er dieses Wort betonte, gefiel ihr nicht. In ihre Angst mischte sich Zorn.
Ein Priester? Wer war das nur, Richelieu...? Unbeteiligt wie immer! Anne sagte das nicht laut, aber an ihrem Blick erkannte es Richelieu auch so. Er atmete tief durch und hielt ihrem Blick stand, als er verkündete:
»Also, schuldig im Sinne der Anklage! Welche Bestrafung schlagt Ihr vor, werte Herren...?«
Anne schloss die Augen. Sie wünschte sich nichts mehr, als wieder bewusstlos zu werden und vor dieser Welt zu fliehen. Ihr Wunsch wurde erfüllt. Sie fühlte, wie ihr die Sinne schwanden. Doch während alles um sie schwarz wurde, hörte sie noch das Urteil der Männer:
»Brandmarkung!«