So, nach langer Pause endlich auch hier mal wieder eine Fortsetzung... Ich würde mich über viele Kommis freuen
9. Teil
Anne hatte es zwei Monate später endlich geschafft, aus dem Geschäft von Monsieur Dupont zu entkommen und eine andere Anstellung zu finden: Sie verkaufte jetzt Gebäck in der Bäckerei einer netten jungen Frau namens Clarice, die den Laden von ihren früh verstorbenen Eltern übernommen hatte und die Hilfe brauchte.
Clarice war für Anne bald mehr als eine Arbeitgeberin; sie wurden gute Freundinnen und weil Anne aus ihrer Kammer über Monsieur Duponts Laden ausziehen musste, zog sie bei Clarice ein.
Beim Umzug half Athos netterweise. Er hatte zwar mehr als genug andere Pflichten, aber dennoch ließ er es sich nicht nehmen, Annes Umzugskiste, in der sich ihr gesamtes Hab und Gut befand, die schmale Wendeltreppe zu der kleinen Kammer hochzutragen.
»Vielen Dank«, murmelte Anne, als er die Kiste absetzte. In letzter Zeit war sie etwas unsicher, wie sie sich in seiner Gegenwart verhalten sollte.
Athos musterte sie prüfend von der Seite; wahrscheinlich war ihm ihre Befangenheit aufgefallen.
»Gern geschehen. Du weißt ja, wenn du mich je brauchst...«
Er lächelte schief.
Anne zuckte zusammen, als er plötzlich dicht vor ihr stand. Dabei war er nur ausgewichen, um Clarice zur Tür hereinzulassen, die Putzlappen und Gebäck getragen hatte.
»Wir werden hier noch sauber machen müssen«, erkannte sie mit einem Blick und seufzte. »Tut mir Leid, Anne, das hätte ich schon früher machen sollen, aber ich hatte einfach keine Zeit.«
»Kein Problem«, versicherte Anne schnell und schnappte sich einen Lappen.
Clarice sah Athos an.
»Danke für Eure Hilfe«, sagte sie aufrichtig – sie war immer sehr förmlich in Athos´ Gegenwart – »aber ich denke, das Putzen könnt Ihr getrost uns Frauen überlassen. Ihr habt schon genug für uns getan. Aber Ihr könnt Euch selbstverständlich ein Stück Gebäck mitnehmen, wenn Ihr geht.«
Athos lächelte.
»Vielen Dank. Normalerweise würde ich höflich ablehnen, aber ich habe seit gestern Mittag nichts gegessen und werde doch langsam hungrig.«
Er schlenderte zu dem Tablett, das Clarice auf einem kleinen Tischchen am Eingang abgestellt hatte, und wählte ein Croissant aus.
Anne wandte sich der nächsten Ecke zu und begann, den Staub auszukehren, als ihr plötzlich von irgendwoher eine riesige Spinne vor die Füße fiel. Sie zuckte vor Schreck zusammen und konnte einen kleinen Aufschrei nicht unterdrücken.
Clarice wich zurück. Sie hatte eine panische Angst vor Spinnen aller Art; schon eine kleinere Spinne hätte ausgereicht, um sie in Angst und Schrecken zu versetzen.
Athos kam herbei und sah die Spinne. Er lachte leise.
»Darf ich?«, wandte er sich höflich an Anne, die sich vor Schreck nicht rührte. Er schob die vorsichtig an den Schultern ein Stück beiseite, trat auf die Spinne zu und nahm die auf die Hand.
»Anne, öffnest du bitte das Fenster?«, fragte er. Clarice war noch nicht ansprechbar. Mit großen, ängstlichen Augen starrte sie auf die Spinne in Athos´ Händen.
Anne ging hinüber zu der kleinen Dachluke und öffnete sie. Athos trat hinzu und warf die Spinne einfach hinaus.
Dann drehte er sich mit einem Lächeln zu Clarice um.
»Vielleicht sollte ich doch noch bleiben und helfen?«
Se nickte stumm, aber ein leichtes, zögerliches Lächeln umspielte ihre Lippen.