Die FF ist heute erstanden und ich wollte einfach einmal eine Geschichte nur aus Tagebucheinträgen schreiben ^^ Und wer eignet sich besser, als mein Liebling bei Dracula? ^^
Geld verdiene ich keines und die Figuren gehören Bram Stoker. Liedzitate gehören... Frank Wildhorn? Ich weiß nicht, ob der für die Texte mit verantwortlich ist...
Akte des Patienten Nr. 191 - R.M. Renfield
24. September 1878
Heute ist ein neuer Patient bei mir abgeliefert worden. Ein Mann hatte ihn in einer Straße gefunden, wo er sah, wie der Patient eine lebendige Ratte verspeiste.
Der Name des Patienten ist R.M. Renfield. Er ist 38 Jahre alt und er wirkt ungepflegt. Seine Kleidung ist zerrissen und nur an wenigen Stellen notdürftig geflickt.
Der Patient scheint auf einer Geschäftsreise in den Karpaten gewesen zu sein. Er war Immobilienverkäufer und ich vermute, dass er dort wohl dem weitverbreitetem Nervenfieber zum Opfer gefallen ist, was diese plötzliche Charakterveränderung erklärt.
Ich habe den Leiter des Immobilienbüros – Mr. Hawkins – besucht und mich über Renfields Peson berichten lassen, da dieser anscheinend keinerlei Verwandte besitzt und ich keine Freunde herausfinden konnte.
Laut Mr. Hawkins war Renfield ein lebhafter, heiterer, optimistischer und gesprächiger Mensch gewesen. Renfield war ein sehr strebsamer Mann, der nach diesem Auftrag – er sollte einem Graf Dracula ein Grundstück in London verkaufen – befördert werden sollte.
Diese drastische Veränderung ist sehr ungewöhnlich. Ich werde mich noch eingehend mit Renfield beschäftigen, denn er ist anders, als all die anderen Patienten. So eine Art des Wahnsinns habe ich noch nie erlebt. Er ist ein sehr interessanter Fall.
25. September 1878
Ich habe mich heute nach meinem Kontrollrundgang intensiv meinem neuen Patienten gewidmet. Als ich mit ihm sprach, erschien er mir keineswegs debil, wie ich es nach einem Nervenfieber mit solchen Auswirkungen erwartet habe. Seine Sprache war klar und deutlich und seine Worte wohlgewählt. Er erwähnte immer wieder „den Meister“, doch als ich ihn fragte, wer dieser sei, antwortete er mir, er könne nicht darüber reden, weil der Meister will, dass alle, die ihn kennen, schweigen. Ich werde auf jeden Fall alles daran setzen, herauszufinden, wer dieser Meister ist, denn er scheint mir der Schlüssel zur Ergründung von Renfields Wahnsinn zu sein. Vielleicht kann ich ihn gar heilen? Doch es wäre verfrüht, solch eine Prognose zu stellen.
28. September 1878
Ich habe heute bei meinem Patienten Renfield eine interessante Entdeckung gemacht: Er hat immer einen Teil seines Essens in einer Ecke seines Zimmers versteckt. Als ich ihn fragte, weshalb er dies tat, meinte dieser, er wolle die Fliegen anlocken. Ich habe beschlossen, ihn fortfahren zu lassen und das Geschehen zu beobachten.
30. September 1878
Heute wurde ich von einem Aufseher geholt, da sich Renfield plötzlich in seiner Zelle schreiend auf den Boden geworfen hatte. Ich konnte nicht herausfinden, was diesen Tobsuchtanfall verursacht hat.
8. November 1878
Ich habe heute Renfield in ungewohnt guter Laune vorgefunden. Als ich ihn nach den Grund fragte, antwortete er: „Die Spinnen fressen die Fliegen.“ Es ergab für mich keinen Sinn, doch sah ich, dass dort, wo er Fliegen angelockt hatte, drei fette Spinnen sich gütlich taten.
10. November 1878
Renfield bat mich heute darum, einen kleinen Vogel zu bekommen. Er wollte ihn mit den Spinnen füttern, die er züchtete. Ich gestand ihm einen Vogel zu. Ich bin über die Entwicklung gespannt. Was hat Renfield vor?
11. November 1878
Renfield erhielt einen kleinen Vogel und erschien überglücklich.
14. November 1878
Ich wurde von einem Aufseher zu Renfield gerufen, der krank war. Renfield erbrach sich sehr häufig. Er war sehr blass und krümmte sich auf dem Boden. Scheinbar hatte er starke Bauchschmerzen.
Ich konnte Überreste des Vogels erkennen. Renfield schien diesen verspeist zu haben. Ich gab ihm Medikamente gegen seine Magenverstimmung.
15. November 1878
Renfield geht es wieder besser.
29. November 1878
Ich habe entdeckt, dass ein Vogel in Renfields Zelle umherflog. Er fragte mich, ob er ein Kätzchen haben dürfte. Ein kleines Kätzchen, dass er füttern, streicheln und mit dem er spielen wollte. Ich fragte ihn, ob er nicht lieber eine große Katze haben wollte und Renfield war hellauf von der Idee begeistert. Doch als ich ihm sagte, dass ginge nicht, und ihm seinen Vogel und die Insekten wegnehmen wollte, griff er mich an. Zwei Aufseher griffen ein und halfen mir.
30. November 1878
Renfield hatte wieder einen ausgeprägten Tobsuchtanfall, als die Aufseher jegliche Lebewesen aus der Zelle entfernten. Er schrie, dass der Meister kommen und ihm Dutzende Ratten und Fliegen schenken würde. Er würde ihm die Freiheit und das ewige Leben schenken. Was meinte Renfield damit?
Nachdem Renfield nach einer viertel Stunde noch immer tobte, ließ ich ihm eine Zwangsjacke anlegen. Nach einer Stunde hatte er sich beruhigt und war dann verzweifelt in Tränen ausgebrochen.
15. Februar 1879
In den letzten 10 Wochen hat Renfield immer wieder Insekten herangezüchtet und jedes Mal, wenn ich sie entfernen ließ, verfiel Renfield in seine Tobsuchtanfälle, denen ein wahres Tränenmeer folgte, nur damit eine Woche später wieder Insekten auftauchten. Ich fand heute wieder Insekten, beschloss aber, ihn gewähren zu lassen, da ich es für sinnlos erachtete, mit dem Spiel weiter fortzufahren. Ich warnte ihn jedoch, dass ich ihm die Insekten wieder wegnehmen würde, wenn ich einen Vogel in seiner Zelle entdeckte.
1. März 1879
Ich wurde zu Renfield gerufen, da dieser wieder „krank“ war. Offensichtlich hatte er wieder einen Vogel angelockt und diesen verspeist, bevor jemand diesen bemerkte.
3. März 1879
Renfield ist wieder gesund. Ich unterhielt mich wieder einmal mit ihm, erfuhr aber wieder nichts über den Meister.
16. März 1879
Renfield ist krank. Ich befürchte, er leidet an einer leichten Lungenentzündung.
19. März 1879
Renfields Zustand verschlechterte sich stark. Ich beobachte ihn ständig und sehe immer wieder nach ihm. Er hat hohes Fieber, Husten und Schmerzen und immer wieder gleitet er ins Delirium und spricht vom Meister. Ich habe den Verdacht, dass es diesen Meister wirklich gibt und er diesen wohl in Transsylvanien getroffen hat, aber es ist mir ein Rätsel, weshalb er irgendeinen Menschen plötzlich seinen Meister nennt.
23. März 1879
Renfields Zustand bessert sich langsam. Er schläft fast den ganzen Tag. Sein Fieber sinkt.
26. März 1879
Renfield ist noch etwas angeschlagen und erschöpft, aber ansonsten wieder vollkommen genesen.
30. März 1879
Renfield ist in den letzten Tagen auffällig folgsam. Es gibt keinerlei Auffälligkeiten an ihm. Würde er nicht immer wieder von dem Meister sprechen, würde ich ihn für geheilt halten.
6. April 1879
Renfield sagte heute zu mir, dass er in den letzten Tagen sehr folgsam war und ob er nicht jetzt einen Vogel oder eine Katze haben dürfe. Das war also der Hintergrund für seinen Gehorsam gewesen.
Ich argumentierte, dass er von Vögeln und Katzen nur krank werden würde, aber er bat mich trotzdem. Als ich ablehnte, wurde er wütend und rief :“Warum denn nicht Herr Doktor? Was soll ich noch machen?! Sagen Sie es mir Herr Doktor! Ich will diese Tiere!“ Als er tätlich wurde, verließ ich die Zelle.
17. April 1879
Renfield erschien heute sehr fröhlich. Als ich nach dem Grund nach seiner guten Laune fragte, sagte er, dass der Meister bald käme und dann wäre er frei. Dann würde ihm das ewige Leben geschenkt.
28. April 1879
Ich habe Renfield fröhlich singend in seiner Zelle vorgefunden. Er sagte, heute hätte der Meister seinen Gast empfangen und bald würde der Meister zu ihm kommen.
8. Mai 1879
Heute ist etwas sehr merkwürdiges geschehen:
Als ich Renfield in seiner „kleinen Menagerie“ besucht habe, zeigte Renfield mir seine Fliegen und Spinnen, die er dann vor mir verspeiste, als ich sagte, dass sei falsch, meinte er, Blut sei Leben. Als ich nachfragte, meinte er, ich solle den Meister fragen. Ich hoffte, mehr über den Meister zu erfahren, also hakte ich nach, von welchem Meister er sprach und Renfield antwortete: “Er, der unser aller Meister sein wird.“ Was bedeutete das? Als ich weiter mit ihm sprach, bemerkte ich, dass er keineswegs – wie ich erst angenommen hatte – sein früheres Leben vergessen hatte, sondern er erzählte mir davon und dass er der Diener des Meisters war und alles sah, was dieser sah und der Spion des Meistes war. Er sagte mir, dass er den Meister spürte.
Und plötzlich schien Renfield durch mich hindurchzusehen und sagte:
„Er segelt übers große Meer, sein Schiff legt ab bei Flut und wenn der Purpurmond erscheint, dann schlürft er gierig Blut. Unser Meister wandert unsichtbar und es ist Zeit, sein Mondlicht zu sehen, stehen wir einzig im Mondenschein und dann wird mir ewiges Leben geschenkt.“
Ich sagte ihm, dass wären alles nur Halluzinationen, aber er sprach weiter:
„Das Schiff versucht im Sturm zu fliehen, an Bord ist nur ein Mann. Der Captain hält verzweifelt Kurs, der Meister greift ihn an!“
Dann schrie er „Blut ist Leben!“ und kurz darauf“ Ja, ich diene Nosferatu!“ Was sollte das?
Kurz darauf griff er mich an. Ich verließ die Zelle, hörte aber, wie Renfield hinter mir sagte, der Meister käme durch die Fenster, durch die Türen, durch die Gitter und die Mauern in der Nacht.
9. Mai 1879
Heute stand in der Zeitung, dass in der Nähe von Whitby Bay ein Schiff auf Land gelaufen sei. Es war nur ein Mann – der Kapitän – an Bord und er war ans Steuerrad gebunden. Ein großer, schwarzer Hund soll vom Schiff geflohen sein.
Was hatte das zu bedeuten? War das ein Zufall?
17. Mai 1879
Jeden Abend steht Renfield vor dem vergitterten Fenster und ruft:
„Meister! Hier bin ich – dein treuer Diener -, Meister!“
Was hat das zu bedeuten?
29. Juni 1879
Mein alter Professor van Helsing meint, Renfield stehe mit Dracula, der Lucy getötet hat, in Verbindung. Sie werden heute vorbeikommen, um mit ihm zu reden.
Später: Wir haben nichts über Draculas Aufenthaltsort erfahren. Irgendwie hatte Renfield von Lucys Tod erfahren.
Nach einigem Zureden von Seiten Minas, erfuhren wir, dass Dracula als nächstes sie angreifen würde.
Plötzlich wurde Renfield völlig anders. Er sagte, er sei ein toter Mann. Er schmiss sich auf dem Boden und flehte laut und verzweifelt, dass sie ihn hier wegbrachten. Als der Professor sagte, sie würden ihn vielleicht wegbringen, wenn Renfield ihnen sagte, warum er ausgerechnet heute hier heraus müsste, antwortete er, er hätte genug gesagt. Als wir seine Zelle verließen, sagte er zu mir: „Ich hoffe, Dr. Seward, sie werden sich später daran erinnern, wie verzweifelt ich heut versucht habe, sie zu überzeugen!“
Ich hörte, wie er lese hinter uns zu singen begannen. Ich werde morgen nach ihm sehen.
30. Juni 1879
Als ich heute früh nach Renfield sehen wollte, fand ich ihn tot vor. Er hatte sich das Genick gebrochen. Er musste aus großer Höhe gefallen sein. Ich hätte auf ihn hören sollen und ihn von hier weg bringen sollen, so hätte ich sein Leben retten können.
Akte des Patienten Nr. 191 – R.M. Renfield - ENDE