Teil 5, der von mir am meisten verabscheuteste (gibts das Wort überhaupt?
... aber Grundlage für die nächsten beiden Teile.
Der Titel "Enttäuschung" ist ne Idee von Kitti (danke!)
, das Lied ist mir dazu eingefallen, auch wenns nicht zu Eli paßt...
Es war spät am Abend, als Elisabeth nach der anstregenden Reise wieder zurück nach Schloß Schönbrunn kam.
Zu solch einer späten Stunde wirkten die Gänge abgesehen von den Offizieren, die ihre Runde machten, einsam und verlassen. Es war fast etwas unheimlich. Fast hätte Sisi das Gefühl, dass sie von irgendwo her etwas beobachtete.
„Ist irgend etwas vorgefallen während meiner Abwesenheit?“ erkundigte sie sich bei einem Wachposten, um dieses Gefühl zu zerstreuen und sich wieder zu beruhigen.
„Oh, Eure Kaiserliche Hoheit sind schon wieder zurück?“
„Ja, ich mußte die Reise leider abbrechen. Ich habe mich unwohl gefühlt.“ erwiderte Sisi, obwohl sie sich eigentlich als Kaiserin von Österreich vor überhaupt keinem rechtfertigen musste. Der Offizer salutierte zackig und antwortete: „Heute abend ist alles ruhig. In einer Stunde ist die Wachablösung.“ – „Das genügt mir. Haben Sie meinen Mann irgendwo gesehen?“ erkundigte sich Sisi. Er sollte als nächstes wissen, dass sie wieder aus Ungarn zurückgekommen war – und auch, dass sich ihr Zustand wieder verschlimmert hatte.
„Der Kaiser hat sich schon sehr früh in seine Gemächer zurückgezogen.“ erwiderte der Offizier.
„Ich muss auf der Stelle zu ihm.“ fasste Sisi einen Entschluss.
„Eure Majestät sollten sich erstmal von der langen Fahrt erholen. Ihr werdet morgen noch genug Zeit haben, mit dem Kaiser zu sprechen…“ riet ihre Kammerzofe, die bislang hinter ihr gestanden war und der Unterhaltung wortlos zugehört hate. „Versuchen Sie mir Vorschriften zu machen?! Ich entscheide ganz allein, was ich tue und lasse.“ erwiderte Sisi und klang dabei sehr hochmütig.
Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt, ging den Gang in die entgegengesetzte Richtung hinunter und machte sich auf den Weg die Treppen hinauf. Auch dieser Gang war fast verlassen, es waren soagr ziemlich wenige Wachposten stationiert als in den unteren Stockwerken. Einer versperrte Sisi sogar den Weg.
„Keinen Schritt weiter!“
„Was ist denn mit Ihnen los? Erkennen Sie mich denn nicht?“ fragte Sisi verwundert.
Der Offizier sah sie mit großen Augen an. „Ich habe euch noch gar nicht zurückerwartet.“ bemerkte er dann.
Das habe ich doch schon einmal gehört, fiel Sisi auf. Dieses Mal ignorierte sie die Bemerkung allerdings und ging mit großen Schritten an dem wohl etwas übereifrigen Wachposten vorbei. Ihr, der Kaiserin von Österreich, den Weg zu versperren – also wirklich! Ohne sich aufhalten zu lassen, öffnete sie die Tür zu dem Gang, der zu Franz – Josephs Privaträumen führte.
Als Sisi die Tür wieder ins Schloß fallen liess, war es fast ganz dunkel und still. Aus einem Raum kamen ein schwacher Lichtschein, merkwürdige Geräusche und ein unterdrücktes Lachen.
Äußerst seltsam…
„Franz, bist du noch wach? Ich bin es, Sisi!“
rief sie und öffnete die Tür, die zu seinem Schlafzimmer führte…
Sisi traute ihren Augen nicht.:
In dem großen Himmelbnett lag nicht nur ihr geliebter Ehemann, den sie nach der anstrengenden Reise unbedingt noch hatte sehen wollen. In seinen Armen lag eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, die Sisi noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Die Unbekannte trug ein seidenes Nachthemd, einer der Träger war ihr über die Schulter gerutscht.
Erst langsam wurden sich die beiden Sisis Auftreten bewußt, der Unbekannten entfuhr ein verwunderter Aufschrei. Franz Joseph ließ die andere sofort los und blickte geschockt in die Richtung, in der Sisi stand. Er wußte nicht, was er sagen sollte; bekam nur ein Wort heraus, nämlich ihren Namen:
„Sisi, …“
Eine ganze Reihe von Fragen schien aber in diesem einen Wort mitzuschwingen: Was tust du hier? Müsstest du nicht in Ungarn sein? Ist irgend etwas schlimmes passiert? Warum bist du früher zurückgekommen?
Und so weiter.
Sisi, die bei dem Anblick fassungslos die Hände vors Gesicht geschlagen hatte, kämpfte mit den Tränen.
Es war alles so unwirklich! Das durfte nicht real sein!
„Franz, ich…“ versuchte nun auch Sisi etwas zu sagen, dann verlor sie den Kampf gegen die Tränen, wirbelte auf dem Absatz wieder herum und stürmte ganz undamenhaft aus dem Zimmer. Wie hieß eigentlich die Redensart? Eine Kaiserin muss… Würde bewahren!
Ach, diejenigen, die solche Regeln aufstellten, hatten doch überhaupt keine Ahnung!
Erzherzogin Sophie hatte einen leichten Schlaf. Sie schreckte hoch, sobald sie hörte, dass jemand die Treppe hinunterrannte. Sie zog sich einen Morgenmantel über und trat hinaus auf den Flur.
„Was ist denn hier zu dieser Nachtzeit für ein schrecklicher Lärm? … E l i s a b e t h!“
Sisi, die leichenblaß war, verlangsamte ihren Schritt. „Tante Sophie, es ist etwas schreckliches passiert...“ murmelte sie.
„Das hoffe ich für dich, meine Liebe. Sonst hätte dieser Krach, mit dem du mich aufgeweckt hast, nämlich alles andere als eine Berechtigung. Du wirst dich eh bei mir entschuldigen müssen.“
„Es tut mir fürchterlich leid, dass ich dich aufgeweckt habe“, sagte Sisi nur, damit Sophie sie nicht mehr so böse ansah. Eigentlich fand sie das Verhalten ihrer Tante mal wieder typisch.
Anstelle dass sie fragte, was los sei, verlangte sie gleich eine Entschuldigung.
„Ich habe es schon einige Dutzend Male gesagt, dass du mich siezen sollst, Elisabeth.“
„Verzeihung.“
„Nun sprich, worum geht es? Ist der Weltuntergang nahe? Und solltest du nicht eigentlich in Ungarn sein?“ fiel Sophie plötzlich etwas auf.
„Ich bin früher zurückgekehrt.“ erwiderte Sisi und konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. „Tante Sophie, hast du gewusst, … ich meine… haben Sie gewusst, dass Franz mich betrügt?“ – „Dich betrügen? Was erzählst du denn da für einen Unsinn, Elisabeth?“
„Es ist die Wahrheit. Ich habe es doch gerade mit meinen eigenen Augen gesehen.“
„Und deshalb weckst du mich auf? Du bist doch die Kaiserin von Österreich! Regle das allein und verschone mich mit deiner Klage! Verschwinde!“
Sisi verstand die Welt nicht mehr. Das Verhältnis zwischen ihr und Sophie war nicht gerade dasd beste, aber sie war doch immer noch ihre Tante! Sie konnte sie doch nicht einfach abweisen!
„Tante Sophie, ich…“
„Ich sagte, du sollst verschwinden! Wenn diese Behauptung stimmt, dass Franz ein Verhältnis mit einer anderen Frau hatte, … dann wird er seine Gründe gehabt haben!“
Mit diesen Worten ließ sie Sisi stehen und knallte die Tür vor ihrer Nase zu.