Was war das?

Eure musicalischen Stories oder Fanfictions könnt ihr hier posten.

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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 15.09.2008, 02:16:31

Oh wie schön! Schon wieder eine neue Fortsetzung! :)

Du hast Recht: Aus Männern wird man echt manchmal nicht schlau! Und da heißt es immer, Frauen wären kompliziert! Ich kann mir aber schon vorstellen, dass er schwierigkeiten hat, sich mit einer Liebe zwischen zwei Frauen abzufinden. Irgendwie ist es ja heute auch immernoch so, dass sich Schwule schon wesentlich mehr gesellschaftlich etabliert haben als Lesben. Und von Vorurteilen sind eben auch schwule Männer nicht frei...

Na, ich bin auf jeden Fall schon neugierig, wie es weitergehen wird und freue mich schon auf den nächsten Teil! :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Nörri » 15.09.2008, 16:06:36

wow, und wieder so leidenschaftlich :oops: und intensiv, tja und Männer :-p ... ich glaube da ist es wirklich egal, ob Schwul oder Hetero, Männer sind zu einfach gestrickt, daher können wir sie oft nicht verstehen.

mach weiter so Sisi, deine Geschichten sind phantastisch
Gruß Nörri

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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 15.09.2008, 17:18:02

Wow, das ist wieder ein geniales Kapitel! Ich werde die Geschichte also weiterhin mit Spannung verfolgen und hoffen, dass es genau so schnell weiter geht wie bisher. :D
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 17.09.2008, 00:11:21

So, die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm :wink: ich hoff ihr seid Fluff und Romance noch nicht überdrüssig ^^


Ein paar Tage später verriet sie mir, dass sie Weihnachten mit mir verbringen würde, weil sie die Vorstellungen vor und nach den Feiertagen spielte, sodass sich der Weg nach Holland gar nicht rentierte. Das Wissen nicht allein zu sein, machte mich so glücklich. Ein Geschenk für sie hatte ich vor einiger Zeit schon gekauft, es war eine Kette mit einem silbernen Anhänger in Form eines kleinen fünfzackigen Sterns, in dessen Mitte ein Kristall eingefasst war. Als ich das Schmuckstück gesehen hatte, wusste ich sofort, dass es das richtige für sie war.

Den Heiligen Abend verbrachten wir bei mir, wir kochten uns etwas Feines, hörten Weihnachtslieder und sangen auch welche, allerdings mit Absicht ziemlich falsch, das machte jede Menge Spaß. Sie bekam große Augen, als sie mein Päckchen öffnete. Mit einem breiten Grinsen legte ich ihr die Kette anschließend um, damit sie sich im Spiegel damit betrachten konnte. Ihr Geschenk für mich waren eine bunte Rassel und eine kleine gelbe Babybadewanne mit einem Entenkopf an der einen Seite, über die ich mich auch sehr freute. Zugleich erinnerte es mich daran, dass ich noch gar nicht an die Einrichtung eines Kinderzimmers gedacht hatte. In meiner Wohnung war dafür überhaupt kein Platz. Erst einmal würde die Wiege, die ich ebenfalls beizeiten anschaffen sollte, ohnehin in meinem Schlafzimmer stehen.

Meinen besten Freund und natürlich auch meine Familie hatte ich vor den Feiertagen angerufen, um ihnen ein frohes Fest und einen guten Rutsch zu wünschen. Es schien, als würde meine Mutter ahnen, dass etwas anders war. Wirklich wissen worum es sich handelte, konnte sie freilich nicht. Ich wollte ihr so gerne die Wahrheit sagen, doch am Telefon so kurz angebunden hielt ich nicht unbedingt für den richtigen Augenblick, wenn es den überhaupt gab.

Silvester feierten wir dann bei ihr, mit alkoholfreiem Sekt, Dinner for One im Fernsehen und Ausblick auf ein nicht allzu weit entferntes Feuerwerk. Die bunten Farben, die in dieser Nacht den Himmel erleuchteten, hatten etwas Magisches. Wir standen vor dem geöffneten Wohnzimmerfenster und beobachteten das Schauspiel. Ich legte den Arm um ihre Taille, um sie ein wenig mehr an mich zu ziehen, woraufhin sie den Kopf auf meine Schulter lehnte. Das Baby war unruhig, ob es das Knallen wahrnahm? Mein stummer Neujahrsvorsatz war es, diesem Kind die Mutter zu sein, die es verdiente, und ihm ein geregeltes Leben zu bieten.

Im Februar schneite es noch einmal lange und dicht, sodass danach eine weiße Decke Wiesen, Bäume, Gehsteige, Straßen und Dächer überzog. Die kalte Luft war danach ganz klar, als die Sonne wieder schien, und den Schnee zum Glitzern brachte wie Millionen winziger Diamanten. Obwohl ich ein Kind des Sommers war, liebte ich es an so einem Tag früh morgens hinaus zu gehen. Im Moment konnte ich jedoch nur noch schwerfällig watscheln, ich sehnte das Ende der Schwangerschaft herbei.
Sie begleitete mich, wir schlenderten Hand in Hand an der Donau entlang. So zeitig am Morgen begegneten wir nur ab und zu einem Hundebesitzer, der gezwungenermaßen mit seinem Vierbeiner eine frühe Runde drehte. Nachdem wir eine Weile unterwegs gewesen waren, blieb ich stehen, sah auf den zugefrorenen Fluss hinaus. Der Schein trog, die Eisdecke war nur sehr dünn, sodass sie lediglich einigen Möwen festen Untergrund gewährte.
„Wo bleibst du denn?“ fragte sie und schoss im nächsten Moment einen Schneeball in meine Richtung.
„He, lass das!“ rief ich sofort. Dummerweise hatte ich mit dem Bücken momentan erhebliche Probleme, sodass sie mich noch drei Mal traf, ehe ich ihr eine Retourkutsche verpassen konnte. Die ging dafür mitten ins Gesicht, was ein Prusten von ihr zur Folge hatte. Sie griff sofort wieder nach etwas Schnee, war mit ein paar Schritten bei mir, und stopfte mir das kalte Weiß in den Nacken. Bevor ich jedoch protestieren konnte, hatte sie meinen Mund mit einem innigen Kuss verschlossen.
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 17.09.2008, 01:59:53

Ich weiß zwar nicht, was "Fluff" bedeutet ( :oops: ) aber ich bin deine Fortsetzungen nie überdrüssig!:)

Du hast da ja wieder ein paar tolle Stimmungsbilder gemalt! So mit Silvester und der schönen Schneelandschaft! Richtig zum Genießen! :D

Aber wenn das, wie du schreibst "die Ruhe vor dem Sturm" ist, dann können wir uns ja noch auf was gefasst machen! Ich bin gespannt! :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Gaefa » 17.09.2008, 13:48:52

Ich glaub ich muss hier auch mal was schreiben...
Wirklich eine sehr tolle Geschichte, Sisi!
Ich hab sie von Anfang an verfolgt, nur irgendwie bin ich nie zum kommentieren gekommen...
Mir gefällt deine Art die Situationen zu beschreiben sehr gut, kommt oft malerisch vor, so dass man sich alles genau vorstellen kann und sich in die Geschichte hineinversetzt fühlt, was ich toll finde.
Ich bin sehr gespannt wie es mit den beiden weitergeht und was du dir noch so alles einfallen lässt. Wenn man vom Anfang richtig schließt, dann kann das alles nicht mehr lange gut gehen, aber ich bin sehr gespannt drauf, wie sich die Beziehung der beiden entwickeln wird und welche Rolle das Baby, sowie die Meinung ihrer Familie und des besten Freundes spielen werden.
Mach weiter so, wirklich ne klasse Story!
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 17.09.2008, 17:22:09

Nein, wir sind der Romantik nicht überdrüssig, denn dir ist natürlich wieder ein wunderschönes, neues Kapitel gelungen und dass du die Ruhe vor dem Sturm ankündigst, macht alles nur noch spannender. Da du ja eigentlich zu den Drama-Queens gehörst, gehe ich mal davon aus, dass das Glück nicht mehr lange anhalten wird. Mal sehen, ob ich recht behalte. Also bitte schnell weiter!
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 20.09.2008, 01:38:16

Danke für eure Kommis =)
Gaefa> ja, da hast du (leider) recht.

Hier kommt der Auftakt zum Drama...


Genau am Frühlingsbeginn und eine Woche nach dem errechneten Geburtstermin entschloss sich mein Baby nicht mehr länger zu warten. Den ganzen Tag über begleitete mich ein nach und nach stärker werdendes Ziehen im Rücken. Während sie am Abend wieder auf der Bühne stand, wanderte ich lange zwischen den nahen Häuserblocks umher. Mittlerweile war der Schnee geschmolzen, auf den Bäumen zeigte sich das erste frische Grün, und irgendwo sang eine Amsel ihr Lied. Das Ziel war die Bewegung selbst, sie verschaffte mir Linderung, ich konnte einfach nicht still in meiner Wohnung sitzen, oder mich gar hinlegen.
Als sie spätabends aus dem Theater kam, kauerte ich auf dem Sofa. Aus dem unangenehmen Ziehen waren inzwischen Krämpfe geworden. Sie verfrachtete mich sofort auf den Beifahrersitz ihres Autos, um mich ins Krankenhaus zu bringen.
„Nervös?“ fragte sie mit einem Seitenblick in meine Richtung, als sie an einer Ampel anhalten musste.
Ich nickte nur leicht, weiterhin starr geradeaus starrend. Und wie ich nervös war, schließlich hatte ich keine Ahnung was da auf mich zukam.
Für einen Moment legte sie die Hand auf meinen Arm. „Du schaffst das schon. Bald hältst du dein Baby in den Armen.“
Auch dieses Mal antwortete ich nicht. Kurz darauf lenkte sie den Wagen auf den Parkplatz vor dem Krankenhaus. Ich machte einen ungeschickten Schritt, blieb dann unschlüssig neben dem Auto stehen, woraufhin sie mich irritiert ansah. Warme Feuchtigkeit breitete sich zwischen meinen Beinen aus.

Sie wich nicht von meiner Seite, erst als ich in den Kreißsaal gebracht wurde, war sie auf einmal nicht mehr neben mir. Verwundert hob ich den Kopf, sah mich nach ihr um. Einen Augenblick später entdeckte ich sie an der noch geöffneten Tür, sie debattierte hingebungsvoll mit einer Krankenschwester, die sie offenbar nicht zu mir lassen wollte. Ich konnte freilich nicht verstehen was gesprochen wurde, an ihrem Gesichtsausdruck vermochte ich jedoch genau zu erkennen, dass sie der älteren Frau vor sich am liebsten an den Hals springen wollte. Dann schloss die Schwester die Tür vor ihrer Nase. Ich versuchte nach ihr zu rufen, wollte sie bei mir haben, doch ihr Name kam nur leise und tonlos über meine Lippen.

Kurz darauf hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren, es erschien mir wie eine Ewigkeit, die ich bereits hier lag. Ohne sie, aber natürlich nicht allein. Jene Schwester, die sie nicht zu mir gelassen hatte, bedachte ich mit giftigen Blicken. So lange bis Schmerz meine Gedanken auseinander wirbelte wie Blätter im Wind.
„Pressen!“
Ich tat es mit all meiner Kraft. Einmal. Zweimal. Der Druck wurde immer stärker, es fühlte sich an, als würde mein Körper in den nächsten Sekunden bersten.
„Da ist schon das Köpfchen!“ rief die Schwester.
Aber warum wirkte sie so besorgt? Pein und Anstrengung vernebelten meine Sinne so sehr, dass ich kaum noch wahrnahm, was um mich herum geschah. Und dann verschwand der ungeheure Druck in meinem Unterleib plötzlich, erleichtert schnappte ich nach Luft. Ich nahm meine verbliebene Kraft zusammen, um den Kopf zu heben, und als ich das leblose Bündel, dessen Farbe erschreckend einer reifen Pflaume glich, in den Händen der Schwester sah, krampfte sich etwas in mir erneut zusammen. Ich wehrte mich nicht länger gegen die Dunkelheit, die mich wie ein lauerndes Raubtier umschlich, sie würde die Schmerzen auslöschen.
„Verdammt, wir verlieren sie auch!“ hörte ich weit entfernt eine Stimme gehetzt rufen, dann wurde es schwarz um mich herum. Endlich.
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 20.09.2008, 02:13:13

Oh ha! Ja, Drama, allerdings! :shock:

Na hoffentlich geht das gut! :(

Du hast es aber auch so an dir, die Spannung bis an die Grenzen zu treiben! :o
Jetzt muss ich aber unbedingt schnell wissen, wie es weitergeht! Wenn es denn weitergeht... :(

Aber eines versteh ich wirklich nicht: Warum die Schwester die Freundin nicht zu ihr gelassen hat (blöde Kuh). :roll:
Es kommt heute doch gar nicht mehr so selten vor, dass die beste Freundin mit ins Krankenhaus kommt, um bei der Geburt Händchen zu halten, wenn der Mann sich verdünnisiert hat... Ich mein, das muss doch gar nicht immer mit einer lesbischen Beziehung zu tun haben.
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Re: Was war das?

Beitragvon Nörri » 20.09.2008, 06:33:41

och ne, beim Wort Drama ist mir zwar schon so etwas durch den Kopf gegangen, hätte aber nie damit gerechnet, dass es tatsächlich eine Todgeburt wird, oh man, das zu lesen tut richtig weh, hoffentlich hat sie die Kraft und kommt dadurch ...
Gruß Nörri

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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 20.09.2008, 13:22:04

Ja ja, es wurde auch mal wieder Zeit für Drama, das hab ich mir doch schon gedacht. ;) Du kannst es eben doch nicht lassen, ein sehr ergreifender und dramatischer Teil. Bitte ganz schnell weiter!!
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Re: Was war das?

Beitragvon Gaefa » 20.09.2008, 14:22:07

Die erwartete Tragik ist tatsächlich eingetroffen.
Ein schön geschriebener Teil, sehr tragische Wendung. Ich hoffe sie erholt sich schnell von diesem Schicksalsschlag. Also lass uns nicht zu lange zappeln, immer weiter so!
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 22.09.2008, 23:54:41

Na schön, ich bin nett und lass euch nicht länger zappeln... vorerst ;)

Elphaba> die Schwester ist eben äußerst konservativ ^^



Dunkelheit. Nicht jene bedrohliche drückende Schwärze, der ich nachts auf dem Heimweg durch einsame Gassen manchmal anheim fiel, sondern eine warme tröstliche Finsternis, wie unter der Bettdecke, die ich mir als Kind nach einem Alptraum über den Kopf gezogen hatte, um mich vor den Ungeheuern zu verstecken, die sich in den Winkeln meines Zimmers verbargen.
Ich mochte nicht wieder zurück ins Licht. Es war kein Untier, dem ich um jeden Preis entrinnen wollte, sondern die Wahrheit. Die kalte nackte grausame Wahrheit. Etwas war mit mir in der Dunkelheit. Eine lockende Stimme rief mich zu sich. Sie sang zärtlich von einer besseren Wirklichkeit, in der Dinge wie Schmerz und Angst keinen Platz hatten. Jede Faser meines Selbst sehnte sich nach diesem Ort, ich dürstete ihn zu erreichen und alles hinter mir zu lassen.
Doch dann erklang eine andere Melodie. Schwach, aber rein und ehrlich. Sie bat mich zurück zu kommen. Zurück in die Helligkeit, in die ich immer noch gehörte, und die Leben hieß. Die Finsternis begann sich zu heben.

Ich blinzelte benommen, jähes grelles Licht schmerzte in meinen Augen, es dauerte einen Moment bis ich mich daran gewöhnt hatte und begriff, dass es die Sonne war, die durchs Fenster herein fiel. Ein unangenehmer beißender Geruch, den ich zunächst nicht zuordnen konnte, stieg mir in die Nase. Das kleine fremde Zimmer mit den weiß getünchten Wänden wirkte kühl, trotz eines Blumenstraußes auf dem Nachtkästchen neben dem metallenen Bettgestell, in dem ich lag. Was in der Luft lag, waren Anspannung und Erschöpfung geballt mit medikamentösen Dämpfen, wie es für gewöhnlich in einem Krankenhaus roch.
Neben dem Bett saß sie auf einem Stuhl, ihre ganze Haltung war verkrampft, der Kopf nach vorne gesunken. Die Müdigkeit hatte letztlich ihren Tribut gefordert. Doch als ich mich vorsichtig aufrichtete, wurde sie wach, war sofort bei mir.
„Da bist du ja wieder“, entfuhr es ihr mit bodenloser Erleichterung. „Endlich! Ich hatte solche Angst um dich.“
Dumpfer Schmerz pochte in meinem Unterleib, als ich mich zu schnell bewegte. Mit einem Schlag kehrten die Erinnerungen an die Geschehnisse zurück, nachdem sie mich hierher ins Krankenhaus gebracht hatte. Ich weigerte mich schlicht zu glauben was ich vor meinem inneren Auge sah.
„Was… was ist passiert?“ murmelte ich schwach. Ich fühlte mich so erschöpft, als wäre all meine Kraft aufgebraucht.
Sie antwortete nicht sofort. Erst jetzt bemerkte ich, dass ihre Augen ein wenig gerötet waren, sie hatte geweint. Behutsam drückte sie meine Hand. „Es tut mir so leid, Süße…“
„Was? Wo ist mein Baby?“ Meine Stimme überschlug sich fast.
Die nächsten Worte fielen ihr schwer, sie zögerte. „Die Nabelschnur hatte sich um seinen Hals geschlungen, es… es wurde schon tot geboren.“

Mein Kind lebte nicht mehr? Nein, das konnte nicht sein! Es durfte einfach nicht sein! Ungläubig legte ich die Hand auf meinen Bauch. Noch am Vortag hatte ich es in mir gespürt, es hatte gelebt. Und nun sollte es tot sein? Ich begann unkontrolliert zu zittern, erst als sie mich vorsichtig in die Arme schloss, wurde ich wieder ruhiger. Ich wolle alle Tränen weinen, die ich hatte, doch es ging nicht. Ein Gefühl der unendlichen Leere überkam mich.

Dass die Tür geöffnet wurde und ein Arzt das Zimmer betrat, nahm ich kaum zur Kenntnis. Erst als er neben dem Bett angelangt war, blickte ich auf. Sie machte Anstalten das Zimmer zu verlassen, doch bevor sie auch nur einen Schritt zur Tür tun konnte, schloss ich meine Hand fester um ihre. Sie durfte mich nicht erneut alleine lassen!
„Sie sind wach, das ist schön. Wie fühlen Sie sich?“ fragte er freundlich, während er den Tropf kontrollierte, der meinem Blutkreislauf gleichmäßig eine klare Flüssigkeit zuführte.
„Erschöpft…“, antwortete ich mit brüchiger Stimme. Ich wollte nicht mit ihm reden, hoffte er würde wieder gehen, wenn ich schwieg.
Er bedachte mich mit einem Lächeln, das mich aufmuntern sollte, aber nichts würde das jemals wieder schaffen. „Das ist kein Wunder. Sie brauchen jetzt viel Ruhe, dann geht es Ihnen bald besser. Versuchen Sie zu schlafen.“
Ein erleichtertes Seufzen entkam mir, als er sich zum Gehen wandte. Zuvor gab er ihr jedoch ein Zeichen ihn für einen Moment hinaus zu begleiten und ich musste sie loslassen. Eine irrationale Angst, dass sie nicht zurück kehrte, überschwemmte mich jäh, und mein Herz klopfte.
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Re: Was war das?

Beitragvon Elphaba » 23.09.2008, 02:35:19

Traurig, wirklich traurig. *schnief*

Aber wenigstens lebt Ich noch. Ja tatsächlich, du bist ne Drama-Queen und es ist wieder extrem gut geschrieben! Mehr kann man dazu nicht sagen! :)
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 23.09.2008, 17:34:52

Ich dachte mir schon, dass das Baby sterben würde, aber trotzdem ist es sehr traurig. Du hast die Szene sehr schön beschrieben, düster, aber ohne schmalzig zu werden. Das ist wirklich bewundernswert und ich bin natürlich sehr gespannt, ob ihre Angst begründet ist.
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Re: Was war das?

Beitragvon Gaefa » 23.09.2008, 19:20:36

Wieder ein sehr schöner Teil.
Ich hatte auch von Anfang an so ein Gefühl, dass das Kind nicht überleben würde. Ein wenig Trost für Ich ist vllt, dass sie nicht jedem davon berichten muss, da die meisten sowieso nichts von ihrer Schwangerschaft wussten...
Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht.
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Re: Was war das?

Beitragvon Sisi Silberträne » 26.09.2008, 23:30:02

Danke, ihr Lieben =) Hier kommt ein bissl ein auf die Tränendrüsen-Drücker *hust*


Nach ein paar Minuten kam sie zurück, setzte sich wieder auf den Stuhl neben dem Bett. Sie wirkte sehr ernst, hing ihren Gedanken nach.
„Was wollte er denn?“ fragte ich vorsichtig.
Sie seufzte leise, in ihrer Stirn hatte sich eine kleine Falte gebildet. „Er meint, dass dir vielleicht ein Psychologe helfen könnte, das alles zu verarbeiten.“
„Ein Seelendoktor? Ich bin doch nicht verrückt“, widersprach ich sofort. Es ging mir sogar ziemlich gut, fand ich.
„Natürlich nicht, aber du hast einen schweren Verlust gemacht. Deine Tochter ist tot… mehr als das, du kannst nie wieder ein Kind bekommen!“
„Meine Tochter?“ Erstaunt sah ich sie an, die gesamte Tragweite ihrer Aussage begriff ich noch nicht. Sie nickte leicht. Ich hatte ein Mädchen zur Welt gebracht, mein kleines Mädchen! Meine Tochter konnte unmöglich tot sein, ich weigerte mich schlicht, das zu akzeptieren. Als der Arzt später noch einmal nach mir sah, fragte ich ihn verzweifelt nach dem Verbleib meines Kindes. Seine nüchterne Antwort erkannte ich nicht an, ich wollte zu meinem Mädchen!

Sie wich die ganze Zeit über kaum von meiner Seite, nachdem sie es geschafft hatte, den Abend mit ihrer Zweitbesetzung zu tauschen. Ihre Versuche mich zu trösten und mich dazu zu bewegen etwas zu essen blieben erfolglos, ich ignorierte den längst kalten Milchreis auf meinem Nachtkästchen. Irgendwann fiel ich in einen unruhigen Schlaf, als ich erwachte, war es vor dem Fenster schon dunkel. Sie war immer noch bei mir, und als ihre jadegrünen Augen mich erfassten, ergriff mich eine jähe Sehnsucht, Hunger nach ihrer Nähe. Gierig presste ich meine Lippen auf ihre.
Ein Räuspern ließ uns den Kuss unterbrechen. Jene Schwester, die sie bei der Geburt meiner Tochter nicht zu mir gelassen hatte, stand mit dem Abendessen auf einem Tablett in der Tür. Sie mochte um die fünfzig sein, ihr grau meliertes Haar hatte sie zu einem strengen Knoten gebunden.
„Die Besuchszeit ist bereits zu Ende, gehen Sie jetzt. Ihre… Freundin braucht Ruhe“, sagte sie unwirsch.
„Am meisten braucht sie den Menschen, den sie liebt, in ihrer Nähe“, konterte sie kühl, ohne sich vom Fleck zu rühren.
Die Miene der Schwester offenbarte deutlich, dass ihr dieser Gedanke zutiefst widerstrebte. Missbilligend fiel ihr Blick auf den Teller mit dem Milchreis, den ich nach wie vor nicht angerührt hatte, stellte stattdessen das mitgebrachte Schinkenbrot auf das Nachtkästchen. Ich hatte nicht vor mit dieser Mahlzeit anders zu verfahren, als mit der letzten.
„Sie müssen etwas essen, damit Sie zu Kräften kommen“, wies sie mich an, ehe sie sich wieder ihr zuwandte. „Sie können morgen wieder zu ihr. Verlassen Sie nun das Zimmer.“
„Und wenn nicht?“ In ihren Augen blitzte es kampflustig.
Die Schwester schnaubte ärgerlich. „Wenn Sie nicht bereit sind, der Hausordnung zu folgen, sehe ich mich gezwungen Sie zum Wohl der Patientin entfernen zu lassen.“
„Schon gut, ich gehe“, wandte sie ein und küsste mich noch einmal liebevoll. „Bis morgen, Süße. Halt die Ohren steif.“

Diese Nacht fühlte ich mich so einsam in dem fremden Raum um mich herum, ich sehnte mich nach ihrer Gesellschaft, danach von ihr gehalten zu werden und ihrem gleichmäßigen Herzschlag zu lauschen. Ich träumte von meiner Tochter, sie war das schönste Geschöpf, das ich jemals gesehen hatte. Doch als ich erwachte, fühlte ich mich so leer. Körperlich begann ich mich schnell wieder zu erholen, sodass ich nach ein paar Tagen das Krankenhaus endlich verlassen durfte.

Der erste Moment in meiner eigenen Wohnung war merkwürdig, aber dann war ich erleichtert zu Hause zu sein. Mein Blick fiel auf die Rassel, die auf dem Tisch lag. Ihr Weihnachtsgeschenk für mein Kind. Eiseskälte legte sich plötzlich auf mich, gleich eines dunklen Schattens. Wie mechanisch setzte ich mich in Bewegung, ging in mein Schlafzimmer.
Dort neben dem Bett stand die Wiege, die ich erst kürzlich zusammen mit ihr ausgesucht hatte. Sie war aus hellem Holz mit einer orangefarbenen Decke, auf der kleine Vögel abgebildet waren, ich hatte mich für Farben entschieden, die sowohl zu einem Mädchen, als auch einem Jungen passten. Auf dem Kissen hockte ein weißes Plüschkaninchen, das ich vorsichtig ergriff und an mich drückte. Meine Knie versagten mir den Dienst, unkontrolliert zitternd sank ich neben der Wiege auf den Boden, während endlich all die Tränen meine Wangen hinab strömten, die ich bisher nicht hatte weinen können. Meine Tochter würde mich niemals anlächeln. Nie!
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Re: Was war das?

Beitragvon Nörri » 27.09.2008, 05:52:57

oh man, tut das weh ...was für ein schmerzlicher Verlust, aber zum Glück kann sie jetzt weinen, das ist so wichtig.
aber dieser Schwester könnte ich die Augen auskratzen (sorry, aber eine solche Gefühlskälte macht mich rasend), entweder die Schwester ist tatsächlich so ein Eisblock, oder sie schützt sich so vor Gefühlen, die sie nicht preis geben will

Sisi Silberträne:
wow, du ziehst einen immer mehr in den Bann, ich bin mittlerweile geradezu süchtig nach den neuen Teilen,
vielen lieben Dank, dass du dir dafür immer wieder die Zeit nimmst uns mit den Geschichten zu erfreuen, am liebsten würde ich am Ende die gesamte Geschicht mir ausdrucken können
Gruß Nörri

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Re: Was war das?

Beitragvon Gaefa » 27.09.2008, 11:52:33

Wirklich ein trauriger Teil. Aber wieder toll geschrieben, so dass man sich die Situation gut vorstellen kann.
Ich tut mir richtig leid, ich hoffe sie wird es irgendwann verkraften können.
Schreib bald weiter!
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Re: Was war das?

Beitragvon Kitti » 27.09.2008, 19:24:31

Ich kann mich meinen Vorrednern eigentlich nur anschließen. Der Teil ist zwar sehr traurig, aber auch toll geschrieben. Bitte ganz schnell weiter!!
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