erweiterte Dezemberlieder

Eure musicalischen Stories oder Fanfictions könnt ihr hier posten.

Moderatoren: Sisi Silberträne, Elphaba

Benutzeravatar
Heldin
Musical-Lexikon
Musical-Lexikon
Beiträge: 11601
Registriert: 03.11.2007, 11:42:34
Wohnort: München
Kontaktdaten:

erweiterte Dezemberlieder

Beitragvon Heldin » 23.05.2008, 00:57:28

So, i-wie hab ich heute einen Tag voller Lust zu schrieben und so fing ich mal was Neues an, ich hoffe, ihr könnt damit etwas anfangen :wink:


Bei dieser FF halte ich mich so ein wenig an die Dezemberlieder, werde aber auch viele eigene Elemente und selbsterfundene Szenen und Erweiterungend er Liedszenen dazufügen, deswegen "erweiterte Dezemberlieder"

Ich habe nun einfach mal Pia als die Person, die das erlebt hergenommen, weil es mir so am leichtesten fällt, mir die Person lebhaft vorzustellen, da ich die Lieder und Handlung ja mit ihrer Stimme kenne :oops:
Ausser Pia sind alle Personen in meiner Geschichte erfunden und wer die Rechte an den Handlungen, die den Dezemberliedern ähnlich sind hat, wisst ihr denke ich größtenteils auch, die restliche und wahrschenlich meiste Handlung stammt aus meiner eigenen Werkstatt in meinem Kopf.

So hier ist nun mal der Anfang, würde mich über Kommentare freuen, dass ich sehe, ob ich überhaupt noch weiterschreiben soll :D :wink:

--------------------------------------------------------------------------------------

Schleichend lief ich den verdunkelten Weg am See entlang.
Es war bereits so dunkel, dass ich kaum noch etwas in der Ferne sehen konnte, es wehte ein kalter Wind und der See rauschte, als würde er für mich ein Schlaflied singen.
Ich zog meine Jacke weiter zu und legte einen Zahn zu, es herrschte totenstille um mich herum, die nur ab und zu unterbrochen wurde, wenn die Luft von einem leisen Schluchzer von mir erfüllt wurde.
Ich erblickte eine Parkbank und lies mich darauf sinken und auf einmal brach es aus mir heraus, ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten. So saß ich auf der Parkbank und weinte, weinte, als würde es kein Morgen geben. Zum Glück hatte ich heute Spielfrei, sonst hätte es eine Katastrophe gegeben.
Ich wollte mich gar nicht mehr beruhigen, für was auch? Nun war eh alles vorbei und die kühlen Tränen taten gut auf meinen überhitzten Wangen. Wie konnte er mir bloß so etwas antun. Ich zog meine Beine an den Körper, lies meinen Kopf zwischen meine Knie fallen und weinte nur noch stärker.

Heute morgen war ich noch so glücklich, ich war einer der glücklichsten Menschen auf der Welt.
Gut gelaunt richtete ich mir mein Frühstück und brühte Kaffee, wie jeden Morgen. Als das Telefon klingelte und die Nummer meines Freundes auf dem Display angezeigt wurde, verbesserte sich meine Laune sogar noch und ich nahm erwartungsvoll ab. Er müsse mit mir reden, ich sollte doch heute Mittag bei ihm vorbei kommen, verkündete er.
Schon da beschlich mich ein ungutes Gefühl, wenn ein Mann sagt, wir müssen reden, kann das nichts gutes bedeuten. Doch ich versuchte positiv zu denken, vielleicht musste er ja nur einige Zeit ins Ausland, vielleicht hatte er ein Angebot bekommen, dort in einem neuen Musical oder so mitzuwirken und wolle deswegen mit mir reden.
Er öffnete gleich nachdem ich geklingelt hatte, so als hätte er schon auf mich gewartet, als ich ihn wie immer mit einem Kuss begrüßen wollte, zog er sich ein wenig zurück und fragte nur, ob ich etwas trinken wollte.
„Was ist los?“ Ich ging gleich in Frontalangriff über, ich wollte keine langen Ausschweifungen hören, ich wollte einfach nur wissen, was er mir zu sagen hatte.
„Nunja,“ begann er seinen Satz und lief nervös und auf seiner Unterlippe kauend durchs Zimmer.
„Ich muss dir etwas sagen.“
„Deswegen bin ich hier.“
„Ich weiß nicht, wie ich nun damit beginnen soll, ich möchte dich nicht verletzen, dazu bist du mir zu wichtig.“
In meinem Magen krampfte sich alles zusammen.
„Schatz? Sag schon, was ist los?“ so langsam beschlich mich Angst.
„Hm, du weißt doch, dass da vorletzte Woche diese Musicalgala war, auf die du leider nicht mitkonntest, weil du für eine kranke Kollegin einspringen musstest?“
Ich nickte.
„Dort lernte ich Katharina kennen, sie ist neu in der Szene, hat gerade erst ihre Musicalausbildung beendet. Wir haben uns noch mal verabredet, weil ich ihr ein paar wichtige Tipps geben wollte, wie sie am besten Aufträge bekommt, wie sie bei Castings am besten rüber kommt..“
„Willst du mir das nun sagen, um dich zu entschuldigen, weil du es mir verschwiegen hast? Du solltest mich doch besser kennen, Schatz, ich bin nicht eifersüchtig.“ Hoffnungsvoll schaute ich ihn an.
„Na gerade das ist es ja,“ blaffte er mich an.
Erschrocken schaute ich ihn an.
„Wenn du dich mal etwas mehr für mich interessieren würdest und auch nur den kleinsten Anteil gesunder Eifersucht zeigen würdest, dann hättest du vielleicht auch endlich einmal mitbekommen, dass ich dir schon seit ein paar Tagen etwas verschweige.“ Er beendete erpruppt seinen Satz und schaute mich prüfend an, als wollte er in meinem Gesicht ablesen, was ich nun dachte.
So langsam wurde mir richtig übel und mich packte die Wut.
„Was machst du mir nun Vorwürfe?“ giftete ich ihn an. „Wäre es dir lieber, ich würde dich auf Schritt und tritt verfolgen? Ich liebe dich, ich vertraue dir, also was soll das Theater?“
Nun verlor seine Miene wieder die Strenge und er sah wieder besorgt aus.
„Was mache ich hier?“ fragte er, eher zu sich selbst und schüttelte den Kopf.
„Es tut mir so Leid!“
„Was tut dir Leid?“ fragend schaute ich ihn an.
„Diese Katharina, wir haben uns noch ein paar Mal getroffen..“
Er schwieg und schaute betroffen auf den Boden.
So langsam ahnte ich, was er mir zu sagen hatte, mir wurde schwindlig, aber ich spielte die Ahnungslose. Noch war es nicht ausgesprochen, noch gab es den Funken einer Hoffnung, dass er mir doch etwas anderes sagen wollte, doch schon im nächsten Moment wurde mir das bisschen Hoffnung, an dass ich mich klammerte, genommen.
„Wir haben uns also getroffen, Katharina und ich, und so kam es, dass wir uns ineinander verliebt haben.“
Er schaute mich an und wartete meine Reaktion ab.
„Schatz..“ begann ich einen neuen Satz, brach dann aber ab.
Ich stand auf und ging auf ihn zu.
„Sag dass das nicht wahr ist,“ flüsterte ich ihm zu.
Er verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln und schaute mich mitleidig an.
„Sag dass das nicht wahr ist,“ sagte ich diesmal lauter und als er immer noch keine Antwort gab, schrie ich es.
„Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht verletzen,“ entschuldigte er sich.
„So, du wolltest mich nicht verletzen?“ Ich atmete hörbar aus.
„Und was machst du nun?“
„Ich kann doch auch nichts dafür, dass es so gekommen ist, Katharina und ich, wir haben uns einfach ineinander verliebt, ich wollte es doch auch nicht.“
„Katharina und ich,“ äffte ich ihn nach. „Ich fasse es nicht,“ murmelte ich vor mich hin.
Er kam mir näher und wollte mich in dem Arm nehmen.
Aufgebracht ging ich ein paar Schritte zurück. „Fass mich ja nicht an!“
„Hey, ich weiß, dass du nun sauer bist, aber glaub mir, ich wollte dich niemals so verletzen, du bedeutest mir echt viel.“
„Dein Gesülze kannst du dir sparen,“ fuhr ich ihn an und packte meine Tasche zusammen.
„Wo willst du nun hin?“
„Weg,“ erklärte ich knapp und ging in Richtung Tür.
„Warte,“ schrie er und hielt mich am Handgelenk fest.
„Lass mich los!“ schrie ich zurück und wollte mich befreien, doch er war stärker.
„Bitte, verzeihe mir, es tut mir so Leid und ich werde trotzdem für dich da sein, nur eben nicht mehr so wie früher.“
Ich fühlte eine unglaubliche Wut in mir. Was dachte dieser Kerl sich eigentlich? Mich einfach so absolvieren und dann auch noch behaupten, er wäre für mich da.
„Darauf kann ich verzichten.“ Am liebsten hätte ich ihm vor die Füße gespuckt, so ein aufgeblasener Fasan.
„Ich habe dich geliebt, nein, ich liebe dich immer noch,“. Ich schaute zu ihm hoch und versuchte mit aller Macht, die Tränen zurückzuhalten, die meine Augen loswerden wollten.
So saß ich nun auf der Parkbank und verfluchte mein Leben, verfluchte es, dass ich diesem Mann jemals meine Liebe gegeben hatte, dass ich ihm mein Herz anvertraut hatte. Er hatte es mit Füßen getreten und nun fühlte es sich an, als wollte es zerbersten. Ich schlang meine Arme um meine Brust, um sie zusammen zu halten. Meine einzige große Liebe hatte mich verlassen. Einfach weggeschmissen hat er unser lang aufgebautes Glück, für so eine Tussi, die vielleicht ein paar Jahre jünger war. Wieso hatte er das getan?

Immer wieder sehe ich das Bild vor mir, wie wir vor der Eingangstür stehen, die für uns früher immer ein Zeichen für unser Zuhause war und für unsere Liebe, schließlich erlebten wir hier unseren ersten Kuss und hier endete auch alles.
„Was soll ich nun tun? Was erwartest du von mir?“ fragte er.
Hatte er mich das nun allen ernstes gefragt? Am liebsten hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst.
„Du sollst mich in Ruhe lassen. Werde doch mit deiner Katharina glücklich, was quälst du mich nun so?“ Wütend schlug ich auf seine Brust ein.
Er umklammerte meine Handgelenke und zog sie ohne weiteres weg.
Wäre ich doch nur etwas stärker, ich verspürte das Verlangen, ihm auch weh zu tun.
„Ich will dich nicht als Freundin verlieren,“ erklärte er schließlich resigniert und schaute mir tief in die Augen.
Ein Stich durchfuhr mein Herz, so als hätte es jemand mit einem Dolch durchstoßen.
„Wie lange willst du mich noch quälen, lass mich gehen..“ meine Stimme brach, ich konnte einfach nicht mehr.
Als er merkte, dass es hoffnungslos war, lies er mich los.
„Du kannst es dir ja noch mal überlegen, melde dich einfach, ich würde mich freuen. Ich werde immer für dich da sein.“ Versprach er.
Das kannst du dir sparen, wieso sollte ich nun ausgerechnet deine Hilfe brauchen, fuhr es mir durch den Kopf. Ausgerechnet deine, du bist doch derjenige, der mir das angetan hat, wie kannst du dann noch ernsthaft von mir verlangen, dass ich deine Hilfe will.
Ich schob mich an ihm vorbei und knallte die Türe hinter mir zu.
Kurz darauf öffnete sie sich noch einmal.
Für einen allerletzten Moment erfüllte mich ein winziger Hoffnungsschimmer, vielleicht hatte er es sich ja doch anders überlegt, doch er hielt mir nur meine Tasche entgegen, die ich vergessen hatte.
Ich riss sie ihm aus der Hand und nun liefen doch ein paar Tränen meine Wangen entlang.
Ich drehte mich schnell um, dass er es nicht sah und rannte davon, rannte so schnell ich konnte.
Ich hörte noch, wie er mir nachrief: „Pia!!!“
Nun saß ich hier auf dieser Bank und wusste nicht, wie es weitergehen soll.

Benutzeravatar
Sisi Silberträne
Admin
Admin
Beiträge: 12644
Registriert: 01.04.2006, 23:03:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Re: erweiterte Dezemberlieder

Beitragvon Sisi Silberträne » 23.05.2008, 01:24:41

Piaisthebest. hat geschrieben:Schon da beschlich mich ein ungutes Gefühl, wenn ein Mann sagt, wir müssen reden, kann das nichts gutes bedeuten.

Ich fühle mich gerade an Mayas "Margerita" erinnert.. vielleicht sollte ich dazu ja mal ne Songfic schreiben, hmm.

Die Idee zu deiner Geschichte find ich schon mal sehr sehr gut, ich liebe die Dezemberlieder! Arme Pia :( Der Grundgedanke erinnert mich ein wenig an Kittis Geschichte, muss ich sagen.
Zwei Wochen finde ich vielleicht ein wenig sehr schnell, um sich neu zu verlieben, also so richtig, sodass die alte Liebe wirklich abgeschrieben ist. Er hätte ihr ja erst ma auch gestehen können, dass er mit der geschlafen hat und jetzt unsicher ist, wie es nun weiter gehen soll, so irgendwie.

Stilmäßig komm ich mal wieder nicht ganz ohne Anmerkung aus, versuch nicht umgangssprachlich zu werden - "echt viel".

„Du kannst es dir ja noch mal überlegen, melde dich einfach, ich würde mich freuen. Ich werde immer für dich da sein.“ Versprach er.

... für dich da sein.", versprach er.
Das ist ein zusammenhängender Satz.

Ansonsten nur weiter so!!!
Administratorin und Moderatorin
technik@musical-forum.net
http://www.musical-forum.net

Bild

You will see those better days!
Wirklich frei macht wahrscheinlich nur der Wahnsinn!

Benutzeravatar
Heldin
Musical-Lexikon
Musical-Lexikon
Beiträge: 11601
Registriert: 03.11.2007, 11:42:34
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitragvon Heldin » 23.05.2008, 01:28:10

Danke auch hier für dein Kommentar und die Kritik :wink:

Echt? Was hat Kitti denn geschrieben? Ich muss gestehen, ich lese so selten andere Fanfics :lol: :oops:

Benutzeravatar
Sisi Silberträne
Admin
Admin
Beiträge: 12644
Registriert: 01.04.2006, 23:03:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitragvon Sisi Silberträne » 23.05.2008, 02:02:15

Sie schreibt über eine Darstellerin, deren Ehemann sich von ihr wegen seiner jungen Geliebten trennt, die ein Kind von ihm bekommt und die er auch heiraten will. Solltest "Wo ist der Sommer?" wirklich lesen, ist eine ganz tolle Geschichte. Und ich würd mich freuen, wenn du meine "Durch das Dunkel der Welt" liest ;)
Administratorin und Moderatorin
technik@musical-forum.net
http://www.musical-forum.net

Bild

You will see those better days!
Wirklich frei macht wahrscheinlich nur der Wahnsinn!

Benutzeravatar
Heldin
Musical-Lexikon
Musical-Lexikon
Beiträge: 11601
Registriert: 03.11.2007, 11:42:34
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitragvon Heldin » 23.05.2008, 02:09:38

Sisi Silberträne hat geschrieben:Sie schreibt über eine Darstellerin, deren Ehemann sich von ihr wegen seiner jungen Geliebten trennt, die ein Kind von ihm bekommt und die er auch heiraten will. Solltest "Wo ist der Sommer?" wirklich lesen, ist eine ganz tolle Geschichte. Und ich würd mich freuen, wenn du meine "Durch das Dunkel der Welt" liest ;)



Ok, werd ich bei Gelegenheit mal tun :D

Benutzeravatar
ChristineDaae
Musical-Narr
Musical-Narr
Beiträge: 8911
Registriert: 10.03.2007, 16:11:56
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitragvon ChristineDaae » 23.05.2008, 10:02:24

Eine schöne Geschichte, ich würde mich über eine Fortsetzung sehr freuen :) Die arme Pia... :( Ein Glück, dass das bei ihr in Wirklichkeit nicht so ist :D

Er beendete erpruppt seinen Satz und schaute mich prüfend an, als wollte er in meinem Gesicht ablesen, was ich nun dachte.


Ich glaube, du meinst "abrupt" ;)

Schreib bald weiter :)
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
(Karl Valentin)


Bild
http://www.razyboard.com/system/user_christinedaae.html

Benutzeravatar
Heldin
Musical-Lexikon
Musical-Lexikon
Beiträge: 11601
Registriert: 03.11.2007, 11:42:34
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitragvon Heldin » 25.05.2008, 03:46:22

So hier der nächste Teil, gerade damit fertig geworden :wink:

Iwie bin ich wohl die letzen Nächte schlaflos gewesen *seufz*
(muss sich änern, wenn ich ab Übermorgen wieder Schule habe^^)

-------------------------------------------------------------------------------------

So saß ich noch eine ganze Weile da und schaute in den See.
Ein Radfahrer fuhr an mir vorbei, er schaute mich verdutzt an, radelte dann aber schnell weiter, als ich zu ihm aufsah.
Sah ich denn so schrecklich aus?
Mühsam richtete ich mich auf und setzte meinen Weg fort, stundenlang lief ich noch den See entlang und hörte meinem eigenen Schluchzen zu.
Irgendwann überfiel mich dann doch die Müdigkeit und ich machte mich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen zog ich mich gleich um und legte mich schlafen, was mir letztendlich auch gelang.
Am nächsten Morgen wurde ich früh wach und ich fühlte mich miserabel, so als hätte ich einen dicken Kater. Ich quälte mich aus dem Bett, ging auf die Toilette und lies erst einmal Wasser in die Badewanne ein.
Während sich die Wanne mehr und mehr mit heißem Wasser füllte, brühte ich mir einen Kaffee, diesmal extra stark, goss ihn in eine Tasse und stellte diese auf den Wannenrand.
Ich entkleidete mich und legte mich in Wärme und war überrascht, wie gut das tat.
Für einen kurzen Moment vergaß ich, was mir in den letzen Stunden mein Leben ruiniert hatte und ich legte einfach meinen Kopf zurück und entspannte mich. Doch dann blitzte ein Bild in mir auf und der Schmerz, der mein Herz zerdrückte, war wieder da. Auf einmal erinnerte ich mich, wie wir mal zusammen in dieser Badewanne waren.
Kaum merklich schüttelte ich den Kopf, wie um diese Erinnerung zu vertreiben. Ich konnte es immer noch kaum fassen, dass es aus sein sollte, es kam mir so unwirklich vor, das ganze Leben kam mir in diesem Moment so unwirklich vor, so als wäre ich eine Marionette, die gesteuert wird, um überhaupt noch zu funktionieren. Bei den Gedanken, dass ich heute Abend noch spielen musste, vor allem auch noch mit ihm zusammen, wurde mir ganz übel, aber es half ja nichts, ich konnte ja nicht einfach für die restlichen Monate, in denen unser Musical lief, krank machen.
Nachdem ich mein Bad beendet hatte und mich in meinem Jogginganzug gequetscht hatte, legte ich mich vor den Fernseher auf die Couch. Lustlos zappte ich herum und ärgerte mich, dass mal wieder nichts gescheites lief.
Ich beschloss, wieder ein wenig spazieren zu gehen.
Als ich die Haustüre öffnete, begrüßte mich eine weiße Landschaft.
Mein Atem bildete Wolken in der Luft, die hochzogen und schließlich verpufften, es war schließlich auch schon Dezember, da musste man mit Schnee rechnen.
Jede Sekunde dachte ich an ihn, während ich durch den Dezemberschnee lief, wie alles anfing, wie glücklich wir waren und wie es nun weiter gehen sollte, ohne ihn. Wie ich es überstehen sollte jeden Abend mit ihm zu spielen und zu wissen, dass nach der Show seine neue Geliebte auf ihn wartete.
Ich lachte bitter auf. Seine neue Geliebte. Bisher war das doch immer ich. Vor zwei Jahren erst, da sprach er sogar davon, dass er es sich vorstellen kann, mich zu heiraten. Ja, damals war die Welt noch sorgenfrei. Und nun? Nun ist er bei seiner Katharina und plant sicherlich bald ihre Hochzeit, sie werden die Träume verwirklichen, die wir einmal hatten.
Ich fragte mich die ganze Zeit, was ich denn falsch gemacht hatte, woran es liegen könnte, oder ob ich keine Vorzeichen hätte sehen können. Ich hätte doch merken müssen, dass er sich verändert hat, hallte es in meinem Kopf. Aber wie sagt man oft? Liebe macht Blind und ich liebte ihn, selbst jetzt, wo er weg war und unser Glück verloren, liebte ich ihn, mehr, als ich jemals einen Mensch zuvor geliebt hatte.
Während ich wieder den See, der nun vom Schnee bedeckt war, entlang lief, wünschte ich mir so sehr, ich würde träumen, so dass ich bald in seinen Armen aus diesem Alptraum aufwachen würde, aber ich träumte nicht, Ich zwickte mich in den Arm, um ganz sicher zu gehen, doch es ziepte nur, mehr nicht. Ich war immer noch in dieser trostlosen Wirklichkeit, die von meinem Leben übrig geblieben war.

So verging die Zeit, Stunde um Stunde, bis es so langsam Abend wurde und ich los musste, um mit ihm unser Musical zu spielen. Ich packte in meiner Wohnung extra langsam mein Zeug zusammen und schlich mich betrübt Richtung Theater. Ich schwor mir, dass ich stark bleibe, dass ich ihm nicht zeigen würde, wie dreckig es mir geht, wenigstens meinen Stolz besaß ich noch.
Am Bühneneingang empfingen mich ein paar Fans, die schon auf mich warteten, ich gab ihnen ein paar Autogramme, lies mich mit ihnen fotografieren, wobei ich all meine Beherrschung aufbrachte, nett zu lächeln, und betrat das Theater.
„Hallo, Pia, auch endlich da?“ begrüßte mich einer meiner Kollegen.
„Ja, hast du mich vermisst?“ erwiderte ich.
„Aber immer doch, wir vermissen dich doch immer.“
Na, wenigstens gibt es noch ein paar Leute, die mich vermissen, dachte ich mir und lief den Gang entlang und auf einmal stand er vor mir, als wäre er gerade aus dem Nichts aufgetaucht.
„Hallo Pia, wie geht es dir?“ prüfend sah er mich an.
„Gut,“ erwiderte ich knapp und setzte meinen Weg in Richtung meiner Garderobe fort.
„Fühlst du dich denn bereit heute zu spielen?“ fragte er mit besorgter Miene.
„Das Leben muss weiter gehen,“ warf ich ihm zu und fügte in Gedanken noch hinzu: Habe ich denn eine andere Wahl?
Ich ging in meine Garderobe, schloss die Türe hinter mir und hoffte, dass er mich endlich in Ruhe lassen würde und er tat es, leise hörte man von draußen, wie seine Schritte sich langsam entfernten.
Ich lies mich auf einen Stuhl nieder und fing an, meine Kostüme zusammenzusuchen, die man mir bereit gelegt hatte.
Als ich das Kleid, das über dem Stuhl hing, wegzog, flog dabei ein Foto zu Boden. Ich hob es auf und es traf mich wie der Blitz. Das Foto zeigte mich zusammen mit ihm, wie wir uns umarmend dastehen unter einem großen Bau, im Park in der Nähe des Theaters und uns verliebt anschauen. Meine Hände begannen zu zittern, ich biss mir auf die Lippe.
Dieses blöde Bild, verfluchte ich es, konnte aber nicht aufhören es anzustarren.
Ich musste wieder weinen und bekam es gar nicht mit, wie jemand meine Türe öffnete.
„Pia, was ist denn los?“ Einer meiner Kollegen betrat meine Umkleide und schaute mich entsetzt an.
„Nichts,“ log ich und musste selber lachen, als ich hörte wie meine verweinte Stimme versuchte ihm klar zu machen, dass es mir gut ginge.
Ich knüllte das Bild zusammen und warf es in den Papierkorb neben mir.
Mein Kollege starrte mich irritiert an, sein Blick wechselte immer wieder von mir zum Mülleimer.
„Wie darf ich denn das verstehen?“ fragte er.
„Verstehe es als ein Anfang von etwas Neuem,“ wollte ich enthusiastisch klingen, merkte aber selbst, wie meine Stimme abermals versagte.
„Mensch Pia, ich bin nicht nur deine Kollege, sondern auch dein bester Freund, jetzt mal raus mit der Sprache. Ich habe Kevin vorhin getroffen, der war genauso komisch wie du.“
Bei Kevins Namen zuckte mein Körper zusammen.
„Ach Uwe,“ fing ich den Satz an und starrte dann aber zu Boden.
„Es ist vorbei, er hat eine Neue.“ Erklärte ich ihm schließlich.
„Was?“ er klang echt geschockt.
„Seit wann denn das, ich meine, vorgestern wart ihr doch noch ein glückliches Paar, ihr, ihr, ihr wart doch schon dabei euren nächsten Urlaub zu planen.“
Schnaufend lachte ich.
„Ja, das schien so..aber kaum einen tag später hat er mir erzählt, er habe sich neu verliebt, in so eine Musicalanfängerin, ist wohl etwas jünger als ich,“ höhnte ich und schnappte mir mein Kleid.
„Wenn du mich nun alleine lassen würdest, ich möchte mich umziehen.“
„Das stört mich nicht, du weißt, ich stehe nicht auf Frauen,“ erwiderte er.
„Aber mich stört es,“ sagte ich und schob ihn aus meiner Umkleide raus.

Ich wartete von innen vor der Bühne, bis mein Einsatz kam, ich hörte die Menge schon jubeln, als mein Vorspieler seine Nummer beendet hatte. In dem Moment fragte ich mich, wieso Uwe heute überhaupt da war, er spielte doch den Tod gar nicht. Der Tod wurde ja heute von meinem Ex verkörpert, das muss ich ihn nachher noch fragen, nahm ich mir vor und rannte auf die Bühne. Hastig lies ich mich neben meinen Rollenvater fallen und begann zu singen.
„Mama hat heut Abend Gäste, das wird grauenhaft..“
Ich war froh, dass ich meine Stimme wieder gefunden hatte, das hätte ansonsten ein großes Problem gegeben, aber das Spielen lenkte mich auch ein wenig von meinen dunklen Gedanken ab.
Aber schon in meiner nächsten Szene gefiel es mir schon nicht mehr so gut, ich musste ja in seinen Armen liegen, während er mich zu dem Bett trug.
Behutsam legte er mich hin, während Lucheni verkündete, dass es Liebe sei.
Liebe, spottete mein Kopf mir selbst zu, es war Liebe, nun ist es nur noch Asche, weniger als kalte Asche.
Ich richtete mich auf und ergriff seine Hand, um den Tod am Gehen zu hindern. Ich sang, dass ich keine Angst vor ihm hatte, dass nur er mich verstehen kann, dabei war mir alles andere als sicher in seiner Gegenwart zu Mute. Ich hatte Angst, denn nur er konnte mich momentan so verletzen und verstehen konnte er mich schon gar nicht. Wie lächerlich mir dieses Musical, welches ich früher immer so gerne spielte, auf einmal vorkam. Es bestand aus nichts außer Lügen, Verrat und Verderben.
So schleppte sich die Show weiter, stimmlich und schauspielerisch gab ich mein bestes, schließlich wollte ich meine Fans und das Publikum, welches den Eintritt bezahlte, nicht enttäuschen, aber Spaß machte mir das Spielen nicht, ich hoffte in jeder Sekunde, dass es bald vorbei war.
Das einzigste Lied, das mir heute ein wenig Freude bereitete, war „Wenn ich tanzen will“; da konnte ich mir wenigstens mal ausmalen, welche Vorteile es haben konnte, frei zu sein.
Dann war es auch schon so weit, unser letztes Lied für heute kam dran, „der Schleier fällt“-
Ich bekam Panik, ich wollte ihm nicht wieder so nahe sein, dass tat mir nicht gut.
Ich brauchte meine gesamte schauspielerische Leistung, um mich aus meinem schwarzen Kleid zu befreien und mich von meinem Ex auf Armen tragen lassen, wie er es früher immer aus Spaß tat, wenn er mich zu unserem Bett trug.
Wir sangen das Finale und als sich gegen Ende seine Lippen auf meine Pressten, war es mir so schwindlig, dass ich beinahe die Leute um uns herum vergessen hätte.
Bainahe hätte ich ihn näher an mich heran gezogen und so geküsst, dass es nicht mehr Bühnentauglich wäre.
Nach dem Schlussapplaus, der sich diesmal ewig hinzog, verschwand ich gleich in meiner Umkleide, zog mich um und verlies das Theater. An Der Stagedoor warteten schon wieder die Fans, die mir mit glänzenden Augen ihre Stifte hin hoben und sich neben mich stellten, um Fotos zu schießen und so sehr ich meine Fans mochte, heute waren sie mir lästig. Ich wollte einfach nur heim, ich wünschte mir so sehr, sie würden mich alle in Ruhe lassen.
„Du hast toll gespielt, du und Kevin, ihr seid einfach DAS Dreamteam,“ versicherte mir einer meiner Fans.
Das waren wir mal, schoss es mir erneut durch den Kopf und nach zwei weiteren Autogrammen und 7 Fotos schaffte ich es endlich, mich loszueisen und lief in Richtung meiner Wohnung durch die immer weiser werdende Landschaft.
Ihr seid DAS Dreamteam, hallten die Worte meines Fans in mir wieder, ich seufzte und erinnerte mich an einen Ausschnitt aus einem Lied, das ich mal selbst gesungen hatte:
“unter dem Dezemberschnee, sieht man das nicht mehr..“
Zuletzt geändert von Heldin am 25.05.2008, 12:53:32, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
ChristineDaae
Musical-Narr
Musical-Narr
Beiträge: 8911
Registriert: 10.03.2007, 16:11:56
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitragvon ChristineDaae » 25.05.2008, 11:02:26

Eine schöne Fortsetzung :) Die arme Pia...
Aber das letzte Lied heißt "Der Schleier fällt" ;)
Und ich glaube, Uwe ist einer ihrer Kollegen und nicht eine ;)

Schreib bald weiter :D
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
(Karl Valentin)


Bild
http://www.razyboard.com/system/user_christinedaae.html

Benutzeravatar
armandine
Musical-Expert
Musical-Expert
Beiträge: 3209
Registriert: 17.10.2007, 01:07:09

Beitragvon armandine » 25.05.2008, 11:11:23

Gefällt mir sehr gut. Aber eine generelle Anmerkung, ist mir jetzt ein paar mal aufgefallen: wenn man "ließ" benutzt in dem Sinn, dass es von "lassen" kommt, dann schreibt man es immer mit "ß" am Ende. Sonst suche ich immer nach dem Buch, das gerade gelesen wird...

Benutzeravatar
Heldin
Musical-Lexikon
Musical-Lexikon
Beiträge: 11601
Registriert: 03.11.2007, 11:42:34
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitragvon Heldin » 25.05.2008, 11:40:10

Danke euch beiden erstmal!

@Christine :oops: Naja, um halb 4 Uhr Nachts kann man mal einen Liedtitel durcheinander bringen :lol:
und als erstes war es eine Kollegin, die bei Pia in die Umkleide kam, hatte ich dann hinterher umgeändert noch in Uwe, weils für meinen weiteren Verlauf mehr bringt und habe dann wohl vergessen überall die männliche Form zu korrigieren :lol:


@armandine: Danke für den Hinweis :wink:

Benutzeravatar
Sisi Silberträne
Admin
Admin
Beiträge: 12644
Registriert: 01.04.2006, 23:03:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitragvon Sisi Silberträne » 25.05.2008, 12:31:16

Oh, fein es geht weiter =)
Ein schöner Teil, gefällt mir gut. Arme Pia, dass sie mit dem nun auch noch spielen muss :( Aber wenigst hat sie ihren besten Freund!

Jetzt kommen noch ein paar stilistische/sprachliche Anmerkungen, ich hoffe du bist net bös, sind alles nur Vorschläge, die dir hoffentlich helfen...

Piaisthebest. hat geschrieben:Dort angekommen zog ich mich gleich um und legte mich schlafen, was mir letztendlich auch gelang.

Der Satz wirkt auf mich irgendwie seltsam. Statt dem "was mir letzlich auch gelang", könntest du kurz beschreiben wie sie schläft, sonderlich gut wird es ja nicht sein. Unruhig, oder vielleicht tief und traumlos, wer weiß ;)

Ich entkleidete mich und legte mich in Wärme und war überrascht, wie gut das tat

+ die

Auf einmal erinnerte ich mich, wie wir mal zusammen in dieser Badewanne waren.

mal... das ist umgangssprachlich, beim Schreiben wirkt einmal besser, aber in diesem Satz würde ich das Wort ganz weglassen.

Lustlos zappte ich herum und ärgerte mich, dass mal wieder nichts gescheites lief.

nichts Gescheites. Wenn ein Wort hauptwörtlich gebraucht wird, schreibt man es groß. Und hier auch wieder Umgangssprache "mal" und "statt nichts Gescheites" vielleicht nichts Interessantes...

„Was?“ er klang echt geschockt.

Wieder Umgangssprache "echt". Er klang sehr geschockt.

Das einzigste Lied, das mir heute ein wenig Freude bereitete, war „Wenn ich tanzen will“;

Das einzigste gibt es nicht, das einzige ist ja schon das einzige eben, da gibt es keine Steigerung mehr ;)

Das waren wir mal, schoss es mir erneut durch den Kopf und nach zwei weiteren Autogrammen und 7 Fotos schaffte ich es endlich, mich loszueisen und lief in Richtung meiner Wohnung durch die immer weiser werdende Landschaft.

Hatte ich beim letzten Teil schon angemerkt, Zahlen ausschreiben wirkt besser, flüssiger irgendwie.
Eine Landschaft wird nicht weiser, die wird wenn es schneit höchstens weißer ;)

Du meine Güte, das war einiges :oops:
Dass man um fast vier Uhr früh einiges übersieht, weiß ich ja aus eigener Erfahrung ;)

Schreib bald weiter!
Administratorin und Moderatorin
technik@musical-forum.net
http://www.musical-forum.net

Bild

You will see those better days!
Wirklich frei macht wahrscheinlich nur der Wahnsinn!

Benutzeravatar
Heldin
Musical-Lexikon
Musical-Lexikon
Beiträge: 11601
Registriert: 03.11.2007, 11:42:34
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitragvon Heldin » 25.05.2008, 12:51:28

Danke Sisi, für die vielen Hinweise und Tipps :wink:
Bei dem "in die Wärme" hatte ich das "die" einfach nur vergessen, aber ansonsten werde ich das nächste Mal darauf achten, dass ich weniger in Umgangssprache schreibe :wink:
Freut mich, dass es dir gefällt :D

Benutzeravatar
Heldin
Musical-Lexikon
Musical-Lexikon
Beiträge: 11601
Registriert: 03.11.2007, 11:42:34
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitragvon Heldin » 27.05.2008, 17:37:21

So auch hier noch eine Weiterführung, ich hoffe, sie gefällt euch :D

---------------------------------------------------------------------------------



In meiner Wohnung war es richtig kalt geworden, schnell stellte ich die Heizung hoch und kochte mir einen Tee.
Ich wusste nicht, wie ich die Ereignisse und Gefühle von diesem Abend verarbeiten sollte, ich versuchte sie durch fernsehen zu vergessen, doch ich hörte nicht einmal richtig zu, was die Leute in dem Film sich erzählten.
In dieser Nacht schlief ich sehr unruhig, obwohl es in der Wohnung immer noch recht kühl war, wachte ich ein paar Mal schweißgebadet auf. Ich träumte von ihm, wie wir zusammen Elisabeth spielten und er mich in seinen Armen tragend zu dem Bett bringt und dabei fühlte ich mich im Traum sehr wohl. Doch anstatt mich auf das Bett zu legen, drückte er immer wieder zu, so sehr, dass ich fast keine Luft mehr bekam.
„Na, wie gefällt dir das?“ spottete mein Exfreund im Traum.
Ich versuchte mich zu befreien, ich schrie, zappelte und tobte, doch nichts passierte, nicht einmal die Leute um uns herum schienen es mitzubekommen, sie sahen uns alle erwartend an und paar öffneten und schlossen ihre Münder, so als würden sie mitsingen.
„Hilfe, helft mir doch endlich, ich ersticke,“ schrie ich verzweifelt zu dem Publikum, doch keiner reagierte, alle starrten sie mich nur freudig an.
Auf einmal lies mein Ex mich fallen, ich fiel unsanft zu Boden. Er trat mich, er trat mich immer wieder, in den Bauch, in den Rücken, es tat so weh.
Ich weinte, ich schrie und bettelte um Hilfe, doch keiner erhörte mich.
Als ich mich nicht mehr regte, als ich vor Schmerz nicht mehr schreien konnte, fingen die Leute an zu klatschen, zu pfeifen und zu toben.
Auf einmal stand Kevins Neue neben ihm, hielt ihn im Arm, küsste ihn, die Menge tobte weiter.
„Wieso tust du das, wieso tust du das, wieso tust du das?“ schrie ich den beiden immer wieder entgegen, doch er tat so, als würde es mich gar nicht mehr geben, er küsste mit seiner Neuen.
Dann endlich sah er wieder zu mir herunter.
„Ich liebe dich nicht mehr, ich liebe nun sie,“ warf er mir zu, das Publikum johlte immer noch.
Der Raum begann sich zu drehen, alles wurde schwarz, ich merkte noch, wie Kevin wieder nach mit trat, diesmal traf er genau mein Herz und dann war ich wach.
Ich richtete mich in meinem Bett auf, krallte meine Hände in die Decke vor mir und meine Tränen liefen ungehindert meine Wangen hinunter.
Als ich merkte, dass es nur ein Traum war, beruhigte ich mich etwas, hatte aber immer noch das Gefühl keine Luft zu bekommen und mein Herz schmerzte, als hätte es wirklich einen Tritt abbekommen.
Ich stand auf, schlafen konnte ich sowieso nicht mehr.
Ich schaute auf die Uhr, erst 5 Uhr morgens. Ich stöhnte und machte mir einen Kaffee, wieder extra stark.
Mit meiner Tasse bewaffnet setzte ich mich wieder vor den Fernseher und schaltete durch die Programme.
Bei einer Seifenoper blieb ich hängen.
Allmählich wurde es hell draußen, ich badete und hörte dazu die neue Cd, die mir einer meiner Freunde letztens geschenkt hatte, sie war beruhigend.
Als das Badewasser abgesickert war, ich meine Haare geföhnt hatte und die Tasse von heute morgen in der Spülmaschine verstaut war, zog ich mich an, ich musste raus, ich hielt es in der Wohnung nicht mehr aus.
Gerade als ich meine Jacke anziehen wollte, klingelte es an der Haustür.
Ich wunderte mich, wer mich denn um diese Uhrzeit schon besuchen kommt und drückte den Einlassknopf. Ich hörte, wie es unten brummte und dann jemand die Türe aufmachte, dann hörte ich Schritte auf der Treppe.
Wo Kevin jetzt wohl ist? schoss es mir durch den Kopf, doch ich verdrängt den Gedanken gleich wieder.
Wenige Sekunden später trat Uwe ein, er hatte eine Tüte vom Becker in der Hand.
„Der Frühstücksdienst ist da,“ verkündete er gut gelaunt und wartete meine Antwort erst gar nicht ab.
Er stürmte in der Küche, durchwühlte meine Schränke und deckte den Küchentisch.
„Was machst du da?“ wollte ich wissen.
„Frühstück, so wie ich dich kenne, hast du bestimmt seit Tagen nichts richtiges mehr gegessen.“
„Uwe, das ist nicht nötig,“ begann ich meinen Satz, wurde aber sofort von ihm unterbrochen.
„Ahahah, keine Widerrede, ich kenne meine beste Freundin doch!“ Er schenkte mir sein breitestes Lächeln.
Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger, aber um seine Mühen nicht kaputt zu machen und ihn nicht zu enttäuschen, schnitt ich mir lustlos einen der Wecken auf und beschmierte ihn mit meinen Lieblings Kräuteraufstrich, den er mit mitdenkend auch mitgebracht hatte.
Ich biss rein und kaute nachdenklich auf dem kleinen pappigen Stück herum.
„Na, wie hast du geschlafen?“ wollte Uwe wissen.
„Bescheiden,“ gab ich zu und schaute ihn an.
„Was du brauchst, ist nun Ablenkung!“ verkündete er und grinste mich an.
„Und wie soll diese Ablenkung aussehen?“ Ich musterte ihn misstrauisch.
„Überlasse das mir, ich habe da schon eine Idee,“ berichtete Uwe stolz.
„Ich habe kein gutes Gefühl dabei.“
„Vertraue mir,“ beruhigte er mich und stopfte genüsslich das letzte Stück seines Weckens in den Mund.
Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute ich ihn an, darauf hin lachte er wieder.
Ich war froh, wenigstens noch meinen besten Freund zu haben.
„Ach, da fällt mir noch etwas ein,“ warf ich ein.
„Was denn?“ fragte er und beschmierte sich einen weiteren Wecken.
„Wieso warst du eigentlich gestern Abend da? Du hattest doch gar nicht gespielt.“
„Achso, ich hatte meinen Zweitschlüssel im Theater vergessen und als ich mich dann gestern dummerweise ausgesperrt hatte, brauchte ich den.“ Theatralisch verdrehte er seine Augen.
Nun musste ich doch ein wenig kichern.

An diesem Abend spielten wir beide zusammen, nun machte mir das Spielen auch wieder Spaß.
Für den nächsten Tag hatte ich eine Off-Show.
Ich war ziemlich überrascht, als Uwe an diesem Abend wieder vor meiner Türe stand, eigentlich hätte er spielen müssen.
„Was machst du denn hier?“ wollte ich erstaunt wissen.
„Meinen Plan in die Tat umsetzen,“ erwiderte er.
Ich stutzte kurz. „Welchen Plan?“
„Na, dich abzulenken. Ich sagte doch, ich kenne meine beste Freundin, ich bin mir sicher, dass du heute Mittag wieder die ganze Zeit durch den Park gelaufen bist und nun vor dem Fernseher verschimmeln wolltest!“
Schuldbewusst gab ich ihm Recht.
„Und da ich das als dein bester Freund nicht zulassen kann, gehen wir beide Hübschen nun aus.“ Erklärte er seinen Plan.
„Ausgehen? Nein, lass mal,“ protestierte ich, doch wieder akzeptierte er kein Nein.
Er schnappte meine Tasche, reichte mir meine Jacke und zog mich aus meiner Wohnung.
„Hey, warte, ich bin ja noch nicht einmal geschminkt,“ protestierte ich wieder, aber darauf meinte er nur: „Du bist auch so schön genug,“ und zerrte mich weiter.
Wir setzten uns in sein Auto und er fuhr los, vor einer Bar stoppte er.
„Voilá, das Ziel unserer Expedition ist erreicht.“
„Was ist das hier?“ fragend schaute ich mich um, in dieser Gegend war ich noch nie.
„Die Bar, die uns heute einen Abend voller gute Laune schenkt,“ sagte er grinsend zu mir und lief in Richtung Eingang.
Zweifelnd lief ich ihm nach.
In der Bar war die Luft stickig, aber sie war nett. Die Wände waren mit Bildern und Kunstwerken verziert und im Hintergrund lief eine dezente tropische Musik.
Wir setzten uns an einen der freien Tische und bestellten zwei Cocktails, als der Kellner kam.
Nach dem zweiten Cocktail wurde die Stimmung schon ausgelassener, Uwe zog mich auf die Tanzfläche.
„So und nun zeig den Jungs hier mal, was du drauf hast,“ meinte er zu mir.
„Ich weiß nicht,“ sagte ich, tanzte aber trotzdem mit ihm.
So tanzten wir ewig, bis Uwe irgendwann verschwunden war.
Wo war er bloß hin? Suchend blickte ich mich um, doch ich konnte ihn in der Menschenmenge nirgends erkennen.
Auf einmal stand ein fremder Mann vor mir.
„Hallo,“ begrüßte er mich.
„Hallo,“ erwiderte ich und schaute mich immer noch nach Uwe um.
Ich sah einmal kurz sein silbernes Hemd in der Menge aufblitzen, dann war er wieder weg.
Na super, dachte ich mir und wollte zurück an unseren Tisch gehen.
„Nicht so schnell,“ sagte mein Gegenüber und hielt mich am Arm fest.
„Wir haben uns doch noch gar nicht kennen gelernt. Ich bin der Andy und du?“
Als ich ihn nur anstarrte und nicht antwortete meinte er: „Ach komm schon, ich bin ein ganz Lieber, ich beiße auch nicht – versprochen. Nur wenn du es willst!“ schleimig grinste er mich an.
Ich verdrehte die Augen und wollte mich an ihm vorbei quetschen, doch wieder stellte er sich mir in den Weg.
„Da ist wohl eine Schüchtern, was? Soll ich dir eine Starhilfe geben?“ Sein Grinsen wurde breiter.
Er stellte die Bierflasche, die er in der Hand hielt am nächst besten Tisch ab und schlang seine Hände um meine Hüften.
„Finger weg“ blaffte ich ihn an.
„Ich will doch nur tanzen,“ verteidigte er sich und schwang mich hin und her, seine Alkoholfahne roch ich nun sehr deutlich.
Ich drückte mit meinen Händen gegen seine Brust, um ihn weg zuschieben, doch er deutete es falsch, er versuchte mich zu küssen.
„Lass endlich deine schmutzigen Finger von mir,“ schrie ich ihn an und endlich gelang es mir, ihn weg zuschieben.
„Zicke,“ maulte er mich an und verzog sich zu der nächsten, die nichts ahnend vor sich hin tanzte.
Ich setzte mich an unseren Tisch und wartete, bis Uwe endlich fertig war sich zu amüsieren.
„Na, wie hat’s dir gefallen?“ fragte er mich, als wir wieder in seinem Auto saßen.
„Super,“ meinte ich, meine Ironie war deutlich hörbar,
Er seufzte. „Einen Versuch war es wert.“

Am nächsten morgen wachte ich wieder sehr früh auf. Ich kochte mir einen Kaffee und dabei schossen mir wieder die Fragen durch den Kopf, wo Kevin nun wohl ist, was er gerade machte.
Ob er auch gerade aufgestanden ist, ob er gerade vor dem Herd steht oder ob er gerade seine Krawatte anzieht.
Wäre er doch nur hier bei mir.

Benutzeravatar
Sisi Silberträne
Admin
Admin
Beiträge: 12644
Registriert: 01.04.2006, 23:03:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitragvon Sisi Silberträne » 27.05.2008, 18:18:53

*sing* In allen Fenstern, an denen ich vorrüber geh, spiegeln sich zwei leere Augen in einem wächsernen Gesicht...

Arme Pia :( Der Traum war ja wirklich heftig. Und Uwes Versuch ging auch ganz schön in die Hose, sie hat ja nichts als Pech. Ich ahne Übrigens Schlimmes, wenn ich an ein bestimmtes Lied der Dezemberlieder denk...

Und Bäcker mt ä ;)

Schreib bald weiter! *anfeuer*
Administratorin und Moderatorin
technik@musical-forum.net
http://www.musical-forum.net

Bild

You will see those better days!
Wirklich frei macht wahrscheinlich nur der Wahnsinn!

Benutzeravatar
armandine
Musical-Expert
Musical-Expert
Beiträge: 3209
Registriert: 17.10.2007, 01:07:09

Beitragvon armandine » 27.05.2008, 19:35:29

den er mit mitdenkend auch mitgebracht hatte

Ich glaube, da ist ein "mit" zuviel :lol: .
Und "Wecken" würde ich vielleicht durch Brötchen ersetzen, in meinen Breitengraden würden dich drei Viertel der Leute fragen, was das ist, das ist nun einmal Dialekt...
Ansonsten eine schöne Fortsetzung, die Arme hat ja echt Pech im Moment.

Benutzeravatar
Sisi Silberträne
Admin
Admin
Beiträge: 12644
Registriert: 01.04.2006, 23:03:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitragvon Sisi Silberträne » 27.05.2008, 19:50:59

Ich würd ja niemals Brötchen schreiben *pfeif* Das Wort gibts bei uns einfach nicht.
Administratorin und Moderatorin
technik@musical-forum.net
http://www.musical-forum.net

Bild

You will see those better days!
Wirklich frei macht wahrscheinlich nur der Wahnsinn!

Benutzeravatar
armandine
Musical-Expert
Musical-Expert
Beiträge: 3209
Registriert: 17.10.2007, 01:07:09

Beitragvon armandine » 27.05.2008, 20:59:02

Das Wort ist aber hochdeutsch, das sind Wecken, Semmeln, Schrippen usw. eben nicht. Wenn ich in Wien ein Brötchen bestelle, bekomme ich eines. Wenn ich in Berlin ein Weck oder eine Semmel bestelle, bekomme ich höchstens eine verständnislose Nachfrage.

Benutzeravatar
Sisi Silberträne
Admin
Admin
Beiträge: 12644
Registriert: 01.04.2006, 23:03:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitragvon Sisi Silberträne » 27.05.2008, 21:53:21

Also Semmel ist ein ganz normales Wort, oder was kann man anderes statt Semmelknödel sagen, oder Semmelbrösel? Brötchenknödel ja wohl nicht, oder Brötchenbrösel :lol: Ich schreib im Übrigen auch nicht Kartoffel, sondern Erdapfel, und ebenso wenig Aprikose, sondern Marille. Das heißt bei uns eben so. Zugegeben, Paradeiser schreibe ich eher nicht, kommt auf die Art des Textes an.
Administratorin und Moderatorin
technik@musical-forum.net
http://www.musical-forum.net

Bild

You will see those better days!
Wirklich frei macht wahrscheinlich nur der Wahnsinn!

Benutzeravatar
armandine
Musical-Expert
Musical-Expert
Beiträge: 3209
Registriert: 17.10.2007, 01:07:09

Beitragvon armandine » 28.05.2008, 01:35:05

@Sisi: Es sei dir unbenommen, das zu schreiben, du bist ja Österreicherin. Aber Hochdeutsch ist das nun einmal nicht, und darum ging es mir bei dem Wort "Wecken".

Benutzeravatar
Heldin
Musical-Lexikon
Musical-Lexikon
Beiträge: 11601
Registriert: 03.11.2007, 11:42:34
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitragvon Heldin » 28.05.2008, 13:55:25

Könnt ihr das vllt wo anders besprechen?


Zurück zu „Fanfiction / Geschichten / Texte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 12 Gäste