Ich bin es nicht

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Ich bin es nicht

Beitragvon Elphaba » 05.01.2008, 01:59:31

Hier mal eine Kurzgeschichte von mir, die nur am Rande etwas mit Musicals zu tun hat, aber trotzdem irgendwie zum Thema gehört, denn: Auch die großen Musical-Stars, die wir alle so bewundern, haben vielleicht Geschwister. :wink:

Es ist eine kleine Geschichte, aus der Sicht einer Familienangehörigen einer (Fast-)Musicaldarstellerin. Ich weiß nicht, besonders gelungen ist sie vielleicht nicht, aber vielleicht gefällt sie euch ja trotzdem. :oops:



Ich bin es nicht


Eigentlich wollte ich am liebsten gar nicht mitgehen. Es würde ja doch wieder auf das Gleiche wie immer hinauslaufen: Jede menge Menschen, die dich nicht kennen und denen als einzige Frage einfällt: „Was machen Sie denn so? Studieren sie? Oder machen sie etwas anderes?“
Darauf kann ich eigentlich nur mit „nichts“ antworten, denn ich mache ja auch nichts. Ich bin als Mitglied dieser Gesellschaft - das muss ich leider zugeben - ziemlich nutzlos. Ich hangele mich von einer Therapie zur nächsten und versuche mein Leben in den Griff zu kriegen. Aber das kann ich natürlich nicht sagen. Statt dessen schiebe ich - wie immer- mein „Pseudo-Studium“ vor und dass ich noch nicht weiß, was ich danach mal machen will. Nicht aufregend, aber immerhin nichts Verwerfliches. Mit meiner Schwester, dem angehenden Musical-Star, kann ich mich natürlich nicht messen. Nicht nur, dass sie überall, vor allem in ihrer Ausbildung, nur Lorbeeren erntet und offenbar schon jetzt der „Star“ an ihrer Schule ist (zugegeben, sie ist auch wirklich gut!), nein, sie ist auch noch wunderschön! Schlank und grazil mit kastanienbraunen Haaren und großen blauen Augen mit langen Wimpern.
Ich dagegen bin pummelig, klein mit undefinierbarer Augen- und Haarfarbe um nicht zu sagen: Ein kleines fettes Schweinchen.
Naja, man hat mich schon immer versucht mit den Worten zu trösten: „Dafür hast du die Intelligenz deines Vaters geerbt!“ Na toll!!! Ehrlich gesagt hätte ich darauf gut verzichten können, wobei ich noch nicht mal finde, dass meine Schwester weniger intelligent ist. Was hätte ich (soweit ich mich erinnern kann schon immer) dafür gegeben, einmal so zu sein wie meine Schwester! Aber es war eben schon immer so: Sie kommt nach meiner Mutter und ich nach meinem Vater, was leider auch das Äußerliche mit einschließt. Nicht dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht! Ich liebe meinen Vater. Wirklich! Aber so zu sein wie er… Das ist noch was anderes. Besonders in einer Welt wo eben mehr auf die Äußeren Werte geachtet wird. Da möchte man doch als junge Frau nicht unbedingt nach einem ziemlich korpulenten Mann mit Vollbart geraten sein…
Eine Zeit lang war ich auch mal schlank, um nicht zu sagen dünn. Da habe ich mir eingebildet, auf diese Weise an meine schöne Schwester herankommen zu können. Aber das ging auch nach hinten los. Und schön war ich da weiß Gott auch nicht! Aber lassen wir das besser…
Also, ich gehe natürlich doch mit. Das könnte ich meinem Vater ja auch nicht antun, bei seiner Pensionierungsfeier nicht anwesend zu sein. Also lächle ich gequält, ziehe einen unförmigen schwarzen Hosenanzug an (Wer hat mal behauptet, dass Schwarz schlank macht?! Naja, bei mir hilft das wohl auch schon nix mehr…) und mache mich zusammen mit meiner Familie auf den Weg zur Schule, an der mein Vater bisher unterrichtet hat.
Er hat sich schon so lange auf seinen „großen Tag“ gefreut und alles genau geplant. Das will ich ihm natürlich auf keinen Fall verderben. Meine Schwester soll, als ein Höhepunkt des Abends, ein paar Lieder singen. Klar, ihre Stimme ist, seit sie ihre Ausbildung macht, noch um einiges besser geworden als sie ohnehin schon war. Ich finde sie großartig! Ganz ehrlich! Mir hat mein Vater (wohl als „Trost“ damit ich auch was machen darf) die Aufgabe zugedacht, ich solle die Veranstaltung mit seiner Kamera filmen. Eigentlich bin ich ganz froh darüber. So kann ich mich wenigstens vor den unangenehmen Fragen nach meiner jetzigen Tätigkeit hinter meiner Kamera verstecken. Plötzlich muss ich an Mark Cohen aus „RENT“ denken, der sich auch hinter seiner Kamera verschanzt, um ja niemanden merken zu lassen, was in ihm wirklich vorgeht. Ein kurzes Lächeln huscht über mein Gesicht.
In der Schule angekommen bereiten wir alles vor, ich installiere meine Kamera und dann kommen auch schon die ersten Gäste und die Feier beginnt. Es wird gegessen, Reden werden gehalten und ich halte alles auf Band fest.
Die Strategie, sich hinter dem Objektiv zu verstecken, klappt eigentlich ganz gut, aber zwischendurch muss ich doch mal Pause machen, weil ja nicht immer etwas Interessantes passiert und ich mir auch irgendwann etwas zu Essen holen muss. Sonst wäre mein Vater enttäuscht. Also werde ich doch angesprochen…
Es ist fast schon grotesk, dass meine Gespräche mit den Gästen meines Vaters (zumeist seine Kollegen) fast alle gleich ablaufen: „Ach und Sie sind die Tochter? Sind Sie das, die etwas mit Musical macht?“ „Nein, das ist meine Schwester. Die steht da drüben.“ – „Ach, und Sie sind die angehende Musicaldarstellerin?“ „Nein, nein. Das ist meine Schwester. Da vorne ist sie!“ – „ Und Sie werden uns nachher noch etwas vorsingen?“ „Nein ich bin die Andere. Meine Schwester…“ – „Sind Sie das, die Musical stu…“ „Nein, das bin ich nicht. Sie meinen meine Schwester…“ …Und immer schön lächeln!... Danach erkundigen sie sich dann noch höflich nach meiner Tätigkeit (also eigentlich nichts) um anschließend schnell in Richtung meiner schönen Schwester zu steuern.
Schnell wieder zurück hinter meine Kamera! Puh! Ich entspanne mich wieder etwas. Ich überlege, wann wohl der richtige Zeitpunkt wäre, meinem Vater mein Bild zu überreichen, das ich im Nebenraum versteckt habe. Ich hatte mir das so gedacht: Wenn ich schon nicht singen oder sonst etwas tolles kann, so wollte ich doch wenigstens etwas vorbringen können und hatte mit viel mühe ein Portrait von meinem Vater mit Aquarellfarben gemalt (naja, es war nur von einem Foto abgeguckt, aber ich war einigermaßen zufrieden damit und fand, dass es in dem silbernen Rahmen schon etwas hermachte). Ich wollte ein paar Worte dazu sagen und es vor allen Leuten meinem Vater überreichen. Quasi als „Gegengewicht“ zur Darbietung meiner Schwester. Ja, so hatte ich mir das gedacht.
Da unterbricht mein Vater meine Überlegungen und kündigt stolz an, dass seine jüngere Tochter, die ja zur Zeit fern der Heimat eine Musicaldarsteller-Ausbildung mache und extra eingeflogen wäre, nun ein paar Lieder vortragen werde.
Und da steht sie, meine kleine, große Schwester (sie überragt mich um fast 20 Zentimeter!) in einem schicken, figurbetonten schwarzen Kleid mit ihren langen Beinen, auf hohen schicken Schuhen und nimmt das Mikrophon in die Hand. Und dann singt sie. Und wie sie singt! Wirklich toll! Ich bin richtig stolz auf meine kleine, große Schwester.
Und wirklich: Auch wenn es vielleicht nicht so scheint: Ich liebe sie von ganzem Herzen! Sie kann ja nichts dafür, dass ich so eifersüchtig auf sie bin!
Zuerst ein paar Musical-Songs und schließlich noch „One Moment in Time“ welches sie, wie sie vorher sagt, ganz allein ihrem lieben Papa widmet… Tosender Beifall. Meine Eltern haben Tränen der Rührung in den Augen. Ich halte natürlich alles auf Band fest!
Die Feier geht weiter und meine Schwester wird von allen Seiten zu ihrem tollen Auftritt beglückwünscht. Auch ich schließe mich da natürlich nicht aus.
Später, als es wieder etwas ruhiger ist, spreche ich mit ihr und sage, dass ich vor hätte, vielleicht noch mein Bild für meinen Vater zu überreichen. „Super!“ sagt sie. Dann kann ich ja gleich mein Bild mit überreichen!“
Ich schaue sie einen Moment lang verdutzt an. „Welches Bild denn?“ frage ich. „Naja, ich hab da so eine Collage aus Fotos gemacht und eingerahmt.“
„Ja, ähm, mal sehen, ob sich nachher eine Gelegenheit ergibt… Vielleicht gebe ich es ihm auch doch erst später…Mal sehen…“ Plötzlich hatte ich irgendwie keine Lust mehr, mein Bild öffentlich zu überreichen…
Etwas geknickt gehe ich zurück zu meiner Kamera. Na gut, denke ich, was musst du auch einen eigenen „Auftritt“ haben? Gibst du ihm eben dein Bild in Ruhe nach der Feier. Zu deiner Schwester kannst du ja sagen, es hat sich eben keine passende Gelegenheit ergeben…

Es werden noch so einige Reden gehalten an diesem Abend und es wird viel gelacht. Ich selbst kann mir nicht wirklich erklären, warum ich die ganze Zeit einen Kloß im Hals habe…
Weit nach Mitternacht sind schließlich auch die letzten Gäste gegangen und wir räumen das „zweckentfremdete“ Lehrerzimmer wieder auf.
Nachdem wir damit fertig sind, atme ich einmal tief durch, und gehe in den Nebenraum, um das Bild zu holen. Meine Schwester folgt mir. Auch sie hat, wie ich erst jetzt bemerke, eine Plastiktüte im Nebenraum deponiert. Aus dieser holt sie nun einen riesengroßen Bilderrahmen (etwa die vierfache Größe von meinem) heraus. Neugierig gucke ich, was sie da wohl gebastelt hat… Wow! Das Bild ist echt der Hammer! Eine Zusammenstellung von unzähligen Fotos, die das große Bild bis in die kleinste Lücke ausfüllen. Alle zeigen sie meine Schwester in einem schicken schwarzen Tanz-Dress, in den verschiedensten Ballett- und anderen anmutigen Haltungen. Sie „schwebt“ durch den Raum, sie verbiegt ihre grazilen Glieder, ihr schönes Haar wirbelt herum, sie schaut keck in den Spiegel, sie singt, sie tanzt, sie…
Oh Mann, sie ist wirklich wunderhübsch!
Staunend betrachte ich ihr Werk. Sie lächelt. „Die Fotos hat Michael alle neulich mit mir bei uns im Ballettsaal gemacht!“
„Toll!“ Mehr bringe ich in dem Moment nicht heraus.
„Kommst du?“ fragt sie mich und steuert zur Tür.
„Ja…ich komm gleich…geh schon mal vor…“ sage ich.
Sie geht zurück ins Lehrerzimmer zu unseren Eltern. Ich hole meinen Rahmen aus der Plastiktüte, öffne ihn und nehme das Bild heraus.
Dann zerreiße ich es.


- ENDE -
Zuletzt geändert von Elphaba am 05.01.2008, 04:18:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Sisi Silberträne » 05.01.2008, 02:14:18

Eine schöne Geschichte... aber auch sehr melancholisch. Es wirkt autobiographisch (kann das sein?) und wahrscheinlich gerade dadurch sehr lebendig, schön geschrieben!

Stilmäßig ist mir aufgefallen, dass du recht oft umgangssprachliche Formulierungen gebrauchst, ist das denn Absicht? Wenn nicht, wirkt es in solchen Texten grundsätzlich besser, Wörter wie etwas oder einmal nicht zu was und mal werden zu lassen...

Und "fettes Schweinchen" fettes klein ;)

Sonst wirklich eine tolle Geschichte! Schön was von dir zu lesen. Deine RENT-Geschichte habe ich nicht mitverfolgt, weil mit dem Thema weniger am Hut hab. Vielleicht, wenn ichs ENDLICH mal schaff die DVD anzusehen *g*
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Beitragvon Elphaba » 05.01.2008, 04:17:18

Danke Sisi für den lieben Kommentar! :)

Ja, ich muss zugeben, es ist ziemlich autobiographisch. :oops:
Es ist fast genau so passiert, nur der Schluss ist nicht so gewesen (obwohl ich mit dem Gedanken gespielt hab es zu zerreißen...).

Ja, das mit der Umgangssprache ist schon Absicht. Es sollte eben lebendig erzählt wirken. Ich sollte mir aber vielleicht überlegen, es demnächst anders zu machen, wenn das so unangenehm auffällt...Das will ich ja dann doch nicht... :oops: :)

Ups! Das mit dem "Fetten Schweinchen" ist mir wohl passiert, weil bei uns in den Kammerspielen gerade ein Stück gespielt wird, das "Fettes Schwein" heißt und da wird es eben groß geschrieben. :lol:
Aber hier muss es natürlich klein, da hast du Recht! Werd ich gleich mal ändern! :wink:

Ja, würde mich freuen, nachdem du mal den Film gesehen hast, wenn du dann mal meine RENT-Fiction lesen magst! Ich hab mir auch vorgenommen, jetzt bald endlich mal weiterzuschreiben! :D
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Beitragvon Gaefa » 05.01.2008, 12:27:02

Wirklich eine tolle Geschichte, Elphaba!
Gefällt mir gut und man kann sich sehr gut vorstellen, wie alles abgelaufen ist.
Das ganze lebendig zu beschreiben, hast du gut hinbekommen.
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Beitragvon Elphaba » 06.01.2008, 02:35:53

Dankeschön Gaefa! *freu* :)
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Beitragvon ChristineDaae » 06.01.2008, 12:59:20

Von mir auch mal ein ganz großes Kompliment zu der Story, die ist wirklich total schön geschrieben... Wenn auch sehr melancholisch.
Da tust du mir wirklich leid... Mach dich nicht so runter! :)
Die Geschichte ist aber wirklich super, großes Kompliment. :)
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Beitragvon Kitti » 06.01.2008, 13:38:57

Deine Story erinnert mich an ein Jugendbuch von Brigitte Blobel. Es heißt "Meine schöne Schwester". Da ist die ältere Schwester Baletttänzerin und die Kleine wird magersüchtig, weil sie sich ungeliebt fühlt. Deine Geschichte berührt mich genau so, wie dieses Buch es damals getan hat. Wirklich sehr lebendig und realistisch geschrieben. Ich kann mir gut vorstellen, was in dir vorgegangen sein muss, als du das geschrieben hast. Der Vergleich mit Mark ist wirklich toll und deine Rent-Story gefällt mir auch sehr. Ich hoffe, dass du bei Gelegenheit mal meine Kurzgeschichte "Alles, was das Leben lohnt, liegt in seinem Blick" liest? Ich war mir nicht sicher, ob du sie schon entdeckt hattest. :wink:

Edi: Den Titel finde ich übrigens auch schön ausgewählt. Passt super zu deiner Story und macht neugierig.
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Beitragvon Elphaba » 07.01.2008, 00:16:22

Danke euch beiden für die lieben Kommis. :)

@Christine: Die Geschichte hat sich im Februar 2007 ereignet. Seit dem hat sich viel in meinem Leben geändert (sehr viel!) und ich fühle mich jetzt nicht mehr ganz so minderwertig. :wink:

@Kitti: Danke für den Hinweis! Ich werde die Geschichte demnächst mal lesen! :)
Das Buch von Brigitte Blobel habe ich damals auch gelesen, als ich mitten in der Magersucht steckte. Ich hab mich wirklich verstanden gefühlt!
Meine Schwester hat es damals auch gelesen, fand es aber "unrealistisch"... :(
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Beitragvon Sisi Silberträne » 07.01.2008, 00:24:06

Du darfst dich gar nicht minderwertig fühlen -.-

Ich glaube aufs Wort ist, dass es nicht leicht ist im Schatten so einer Schwester zu stehen, aber dafür kannst du andere Dinge sehr gut. Zum Beispiel schreiben =)

Und weißt du was du am besten kannst? Du selbst sein! Das macht dich nämlich einzigartig und etwas Besonderes!
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Beitragvon Elphaba » 07.01.2008, 02:54:09

Danke Sisi! *schnüff* :oops:
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Beitragvon FunkyLion » 07.01.2008, 09:23:53

Elphaba hat geschrieben:Es ist fast genau so passiert, nur der Schluss ist nicht so gewesen (obwohl ich mit dem Gedanken gespielt hab es zu zerreißen...).

Gott sei Dank, denn das wäre dann noch trauriger gewesen!

Man kann in der Geschichte sehr gut mitfühlen und sich in die Rolle hineinversetzen - Kompliment!

Leider dauert es im Leben manchmal einige Zeit, um herauszufinden was man gut kann oder wie man das überhaupt umsetzen kann. Meine erfolgreiche, mitten im Leben stehende Schwester hat letztens auch melancholisch zu mir gemeint "Du weißt wenigstens, was du kannst." Das hat mich dann doch sehr verwundert. Ich wusste gar nicht, dass sie persönlich irgendwie unzufrieden ist. Ich nehme an, sie spielte auf meine Kreativität an und dachte aber nur "Ja, ich weiß zwar, was ich kann, aber ich weiß noch immer nicht, wie ich es gescheit umsetzen kann um auch mal finanziell auf der sicheren Seite zu sein." Es hat einfach alles im Leben Vor- und Nachteile, perfekt gibt es nicht.

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Beitragvon Kitti » 07.01.2008, 17:13:56

@ Elphaba Ich fand das Buch auf seine Art toll und da wir Essstörungen auch in Pädagogik behandelt haben, halte ich die Probleme schon für realistisch, besonders, was die große Schwester angeht. Nur die Mutter find ich ein bisschen fies. Irgendwie ist es allzu deutlich, dass sie Beate Dana vorzieht oder was meinst du?

Lass dich nicht unterkriegen, wir sind sehr froh, dich als Moderatorin gewonnen zu haben!!
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Beitragvon Elphaba » 08.01.2008, 02:02:56

@FunkyLion: Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Du hast vermutlich Recht. Die meisten Leute haben irgendetwas, womit sie nicht zufrieden sind, obwohl man es bei ihnen gar nicht vermuten würde...


@Kitti: Danke! :oops:
Ich muss auch sagen, dass ich die Mutter schon etwas sehr krass finde. So ist es sicher in den meisten Fällen eher nicht (bei uns auch nicht!). Aber die Geschichte an sich finde ich auch durchaus realistisch! Und obwohl ich wirklich glaube, dass meine Eltern versucht haben, uns beide gleich zu behandeln, ich habe oft den Eindruck gehabt, dass sie doch glücklicher über meine Schwester sind und sich doch vielleicht wirklich im Stillen manchmal gedacht haben, dass es gut ist, dass wenigstens SIE nicht so viele Probleme bereitet und dass wenigstens aus IHR etwas geworden ist... :(
Diese Wahrnehmung ist aber wohl auch in Verbindung mit meinem ohnehin angeknacksten bis gar nicht vorhandenen Selbstbewusstsein entstanden.
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Re: Ich bin es nicht

Beitragvon Duckly » 05.08.2009, 13:53:33

@Elphaba Nun habe ich deine Geschichte auch endlich lesen können. Sie ist sehr traurig, zugleich aber emotional mitreißend und bringt gut die Situation zum Ausdruck in der du dich innerhalb deiner Familie befindest. Einerseits gibst du die Situation durch deinen Schreibstil sehr gut von Außen wieder und andererseits spiegelt sie auch dein inneres Befinden wieder.
Ich habe mich auch mal versucht in die Rolle deiner Schwester zu versetzen. Mir persönlich wäre es an ihrer Stelle sehr unangenehm gewesen mich auf so einer Feier derart in den Mittelpunkt zu drängen. Ich weiß nicht, ob ihr das selbst bewusst ist und vielleicht war es ja auch die Idee deines Vaters, dass sie ein paar Lieder singen soll, aber spätestens mit der Collage, die sie deinem Vater überreicht hat, auf der sie in unzähligen Posen abfotografiert ist, wurde mein Gefühl bestätigt.
Ich schließe mich den anderen an. Vielleicht ist deine Schwester der "tolle" Musicalstar, aber du hast die Bescheidenheit, die Zurückhaltung, das Taktgefühl und vor allem die Einfühlsamkeit die notwendig sind, um eine ehrliche und charakterstarke Persönlichkeit zu sein. Dadurch zeichnet sich wahre Größe aus. Die Größe, die deine Schwester nur auf der Bühne zeigen kann, besitzt du im wahren Leben. Wenn ich dein Vater gewesen wäre, so hätte mir dein Bild mehr imponiert. Es war ja die Pensionsfeier deines Vaters. Eigentlich hätte er im Mittelpunkt stehen müssen. Dies hättest du mit deinem Bild zum Ausdruck gebracht. Du hättest deinem Vater das Gefühl gegeben, dass er wichtig ist. Deine Schwester hat mir ihrem Bild nur gezeigt, dass sie wichtig ist und das alle Welt sie bewundern soll. Daraus folgt aber schon beinahe zwangsläufig eine sehr egoistische Einstellung.
Darum, behalte deine Werte bei. Sie verleihen dir Charakter und sie machen dich zu einem liebenswerten Menschen.

Etwas anderes beschreibt deine Geschichte aber auch sehr anschaulich. Werden Menschen gefragt, welcher Tätigkeit sie nachgehen und sie können nur mit "Keiner" antworten, dann verlieren sie direkt in den Augen anderer an Wert. Keiner fragt aber nach dem "Warum". So gibt es viele, die durch unglückliche Umstände in Arbeitslosigkeit geraten sind oder ihre Ausbildung abbrechen mussten. Wenn diese Menschen sich aber wieder nach oben kämpfen, dann haben sie Respekt und Achtung verdient. Mehr noch, als all jene, denen der Erfolg in die Wiege gelegt wurde und die ohne ihren Erfolg viel schneller an Wert verlieren würden. Es ist ein Unterschied, ob ich meine Selbstbestätigung nur von der Meinung und dem Zuspruch anderer Menschen abhängig mache oder ob ich so gefestigt bin, dass ich behaupten kann mit mir selbst im Reinen zu sein. :) Selbstbestätigung bei anderen Menschen zu suchen bedeutet angreifbar zu sein und schnell tief fallen zu können. Gefestigt zu sein bedeutet jedoch innerlich stark zu sein und vielleicht mal stolpern zu können, aber ebenso schnell wieder aufzustehen. Behalte dir diese Eigenschaften bei. Dann wird aus jedem Stolpern irgendwann eine Erfahrung, die dir Selbstbestätigung verschafft und zwar unabhängig von der Meinung anderer Menschen.

Denke immer daran: Du bist jemand, nicht etwas !

*wink*

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Re: Ich bin es nicht

Beitragvon Elphaba » 06.08.2009, 02:04:31

Vielen dank für deinen langen und ausführlichen Kommentar Andy! *knuffel*

Ich war eben richtig gerührt. *schnüff*

Vieles von dem, was du schreibst ist vermutlich wirklich so.

Ich war auch etwas, nun sagen wir mal verwundert, als meine Schwester mit dieser "Ich-Collage" ankam, aber ich denke nicht, dass sie nur egoistisch ist. Naja, vielelicht ein bisschen... Aber das muss ein Schauspieler in gewisser Weise wohl auch sein... :wink:

Jedenfalls die Idee, dass sie auf der Feier singen soll, war von meinem Vater und auch sein Wunsch. Und ich hab mich auch gefreut, dass es ihm so eine Freude gemacht hat. :)
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