Eine Story über das Leben einer jungen Frau. Sie blickt zurück und erinnert sich an alles. Die Geschichte ist völlig frei erfunden, nur verwendete Zitate und Lieder gehören den jeweiligen Autoren.
Viel Spaß beim Lesen. Würd mich über Kommis freuen
Jeder irrt durch das Dunkel der Welt
Folgt der Pflicht, verrät das Herz
Ich lag schon seit einiger Zeit wach und konnte einfach nicht einschlafen. Es war einer dieser Tage gewesen, die sehr anstrengend waren, aber an denen man abends oder besser gesagt nachts einfach nicht zur Ruhe kam. Meine Gedanken kreisten umher und ich dachte nach.
Es kamen, aus welchem Grund auch immer, unzählige Erinnerungen hoch und alles wirbelte durcheinander. So konnte das nicht bleiben. Ich gab es nun auf krampfhaft zu versuchen einzuschlafen und begann meine Gedanken zu ordnen.
Ich dachte an mein Leben hier in New York und plötzlich musste ich mich fragen: Wie genau war es eigentlich dazu gekommen? Ich versank in der Vergangenheit.
Alles hatte damit angefangen, dass ich von frühester Kindheit an Musik sehr liebte und dazu noch aus einer recht musikalischen Familie kam. Meine Mutter war Musikdozentin mit klassischer Gesangsausbildung. Außerdem spielte sie eine Menge Instrumente. Oft wurde gefragt welches Instrument es denn gäbe, was sie nicht spielen könnte, so gut ist sie.
Auch mein Vater war der Musik nicht abgeneigt, weshalb meine Eltern oft Opern oder Musicals besuchten. So wuchs ich in diesem musikalischen Umfeld auf. Meine beiden großen Schwestern waren für mich ein Vorbild. Beide begannen Instrumente zu spielen, was ihnen natürlich meine Mutter beigebracht hatte und auch ich durfte Klavier, Flöte und Geige lernen. Doch das war mir nicht genug, ich wollte singen.
Schon in der Schule besuchte ich den Chor und sang in meiner Freizeit Tag ein und Tag aus. Meine Mutter erkannte mein Talent und ich bekam endlich Gesangsstunden, natürlich wurden auch diese von meiner Mutter geleitet. So ging es einige Jahre, bis ich 15 war. Meine Schwestern hatten schon längst die musikalische Laufbahn abgebrochen und begannen etwas ordentliches, wie es mein Opa nannte, zu studieren.
Ich als Nesthäkchen war allerdings davon überzeugt: Ich will die Musik zu meinem Leben machen. So bekam ich ab meinem 15. Lebensjahr Gesangsunterricht von einer ehemaligen Musicaldarstellerin an einer richtigen Musikschule. Ich war mächtig stolz darauf.
Wieder verging die Zeit so, bis ich 17 war. Immer noch bekam ich Gesangunterricht, doch dann kam der Tag, an dem meine Gesanglehrerin zu mir sagte: „Hast du eigentlich schon mal darüber nachgedacht auch etwas in die Richtung Schauspiel zu machen? Ich meine, naja, so in die Richtung Musical? Deine Stimme ist perfekt dazu und du hast eine herzliche und warme Ausstrahlung, die ist wie geschaffen für die Showbühne.“
Ich mochte Musicals tatsächlich sehr gerne und ich hatte auch schon viele Musicallieder gesungen, da meine Lehrerin ja selbst in solchen gespielt hatte, doch ging meine Vorstellung bis dahin noch nicht so weit, dass ich einmal eine so vielfältige Rolle spielen könnte. „Also, eigentlich find ich Schauspielerei total klasse“, gestand ich ein. „Die Kombination von Gesang und Schauspiel habe ich schon immer bewundert. Doch bin ich mir nicht so sicher, ob ich das auch wirklich kann.“ – „Na, wenn du es nicht probierst, dann weißt du es auch nicht.“, entgegnete sie. „Ich habe zufällig mitbekommen, dass für eine kleine Stadttheater Produktion hier in der Nähe neue Stimmen gesucht werden. Es sind kleinere Solorollen, die an junge Frauen zu vergeben sind“, erklärte sie mir.
„Aber muss man dafür nicht schon 18 sein?“, wollte ich wissen, da ich doch vor einem knappen Monat erst meinen 17. Geburtstag gefeiert hatte. „Nein, davon ist nirgends die Rede. Deine Eltern müssen nur damit einverstanden sein und ich glaube da werden wir kein Problem bekommen, oder?“ Bei diesem Satz lächelte sie mir aufmunternd zu. Ich nickte.
Meine Mutter wäre die letzte, die dem im Wege stehen würde. „Also falls du Lust hast, bereite ich dich auf das Vorsingen vor. Das ist übrigens in 5 Wochen“, fuhr sie fort.
Zu Hause angekommen, berichtete ich natürlich sofort meiner Mutter von diesen Neuigkeiten und wie ich es vermutet hatte, sie willigte ein. Noch mehr, sie freute sich sehr mit mir und fragte sogar, ob ich mehr Unterricht brauche oder ob sie mir helfen könne. Ich wusste genau, dass ich von ihr alle Unterstützung, die ich nur bekommen konnte, auch bekam.
Mein Vater war weniger enthusiastisch, aber auch er schien keinen guten Grund zu haben, der mir dieses Vorsingen verbieten könnte. „Solange du nicht die Schule hinschmeißt, sondern dein Abitur machst, soll es mir recht sein“, war sein Kommentar. Natürlich wollte ich mein Abitur machen, denn wollte ich nach der Schule etwas im Bereich Musik machen, würde mir es auch helfen, denn Musik musste man auch studieren, wovon mein Opa allerdings immer noch nicht so ganz überzeugt war.
Die nächsten 5 Wochen waren eine sehr spannende Zeit, meine erste Auditionvorbereitung. Ich sollte „Ich gehör nur mir“ aus Elisabeth vorsingen. Dieses Lied passte sehr gut zu meiner Stimme und zeigte auch eine ziemliche Bandbreite. Jedoch hatte ich immer wieder ein paar Probleme den letzten hohen Ton bei „mir“ zu bekommen.
„Denk einfach nicht daran, du musst diesen Ton fühlen und nicht durch Technik herausquetschen. Lass dich von deinem Gefühl mehr leiten.“ So war die Anweisung in der 3. Woche vor dem Vorsingen. Ich versuchte und versuchte mehr Gefühl in diesen Ton zu bringen, doch es wollte mir in dieser Stunde einfach nicht gelingen.
Die nächste Stunde begann anders als gewöhnlich. Nach dem Einsingen, sollte ich meine Augen schließen und beginnen mein Lied zu singen. Dabei sollte ich an etwas schönes, beispielsweise den letzten Sommerurlaub, denken. Ich schloss also meine Augen und träumte mich ans Meer von Spanien. Die Wellen rauschten vor meinem inneren Auge und ich begann zu singen. Es fiel mir unglaublich leicht, denn mit den Worten: „Es ist nur ein Versuch, lass dich leiten und versuche mal nicht auf die Technik und Töne zu achten.“ im Hinterkopf und dem Meer in meinen Gedanken war das Lied beinahe ein Kinderspiel gewesen. Ich sang wie in Trance, bekam es zwar mit, aber es schien so unwirklich, da ich ja weit weg zu sein schien.
Dann kam er, der gefürchtete letzte, hohe Ton. Automatisch ging ich in die Knie, aber in den Gedanken blieb ich im Urlaub und entspannte mich vollkommen. Ich sang: „Denn ich gehört nur mir, nur mi-i-i-i-i-i-ir“ Wie von Zauberhand oder besser Zauberstimme kam dieser Ton glockenklar und sauber aus meinem Mund heraus. So sauber hatte ich ihn noch nie bekommen. Ich endete und stand einen Moment mit geschlossenen Augen dar, als fürchtete ich, dass ich es wirklich nur geträumt hatte. Langsam öffnete ich die Augen und blickte meine Lehrerin an. „Super gemacht! Jetzt hast du dich das erste Mal von deinem Gefühl lenken lassen und nur von deinem Gefühl.“
Ich war genauso begeistert wie sie und von da an schloss ich für diesen letzten Ton immer meine Augen.
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~