Durch das Dunkel der Welt

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Beitragvon Gaefa » 14.06.2008, 14:02:28

Kann mich nur anschließen, wieder ein toler, spannender Teil!
Ich bin ebenfalls sehr auf Felix' Reaktion gespannt, lass und nicht all zu lange warten!
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Beitragvon Marie Antoinette » 14.06.2008, 15:05:04

Ich kann mich den anderen nur anschließen, wieder ein sehr schöner Teil!

Bin auch schon gespannt, wie Felix reagiert... schnell weiter :)

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Beitragvon Sabi » 15.06.2008, 13:00:58

Was für eine gemeine Stelle zum aufhören!! xD :D :shock:

wieder ein sehr schöner Teil... na da bin ich ja mal gespannt wie Felix reagiert :shock:
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Beitragvon Sisi Silberträne » 20.06.2008, 14:49:34

Na dann will ich euch mal nicht länger auf die Folter spannen, hier kommt die Reaktion...


„Und wie lange habt ihr es versucht, bevor es geklappt hat?“ fragte der Wiener trocken nach beinahe endlosen Momenten der eisigen Stille.
„Wir haben nichts miteinander, wenn du darauf hinaus willst. Ich schwöre es dir! Es war ein einziges Mal, und dass es tatsächlich funktioniert hat, grenzt an ein kleines Wunder“, erwiderte Konstantin mit einem hilflosen Blick in Lilys Richtung.
Diese legte ihm kurz in einer beschwichtigenden Geste die Hand auf den Arm, dann sah sie Felix an. „Bitte versuch ihm nicht böse zu sein, ich habe ihm so oft die Ohren damit voll gejammert, wie sehr ich mir ein Baby wünsche. Er wollte mir nur helfen, ohne Hintergedanken, davon bin ich völlig überzeugt.“
„Nun, er hatte dabei sicher seinen Spaß.“ Felix warf bei dieser Aussage einen Blick auf seinen Freund, der das nicht abstritt, weil alles andere eine Lüge gewesen wäre.
„Ich habe ihn auch darum gebeten, dir reinen Wein einzuschenken, weil ich nicht möchte, dass er sein Kind vor dir verstecken muss“, fuhr Lily fort.
Der Wiener gab ein unverständliches Brummen von sich, sagte jedoch kein Wort mehr. Konstantin wünschte sich, er würde endlich wütend werden, das Schweigen war für ihn die schlimmste Reaktion, weil es undeutbar war.
„Felix…“, begann er fast verzweifelt.
Doch dieser wehrte ab und erhob sich ruckartig. „Ich muss nachdenken.“
Sein Freund hielt ihn abrupt am Arm zurück, als er sich zum Gehen wandte. „Ich werde nie wirklich der Vater dieses Kindes sein, aber wir beide wären so etwas wie seine Onkels…“
„Lass mich bitte los…“ zischte dieser nur, woraufhin der Bayer irritiert über die Schärfe des Tones Folge leistete. Traurig sah er ihm nach, bis er hinter den Hecken verschwunden war, die diesen Bereich des Gartens abgrenzten.
Lily wollte ihm erneut die Hand auf den Arm legen, um ihn ein wenig zu trösten doch er wich ihr aus. „Nicht…“ Niedergeschlagen sah er sie an. „Ich möchte jetzt allein sein, entschuldige.“ Damit stand auch er auf und verschwand auf dem gleichen Weg, den zuvor Felix genommen hatte.

Die dunkelhaarige Frau konnte nicht verhindern, dass ihr stumme Tränen über die Wangen liefen. Sie war so egoistisch gewesen, als sie in diesen dummen Vorschlag eingewilligt hatte. Das Kind, das sie in sich trug, bedeutete das Ende der Beziehung ihres besten Freundes, die bereits fast zehn Jahre gehalten hatte. Plötzlich verspürte sie ebenfalls das dringende Verlangen diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Das zeitlose steinerne Gesicht der Statue schien höhnisch auf sie herab zu blicken. Sie bemerkte erst, dass sich der Himmel zusammen gezogen hatte, als sie die ersten Tropfen im Gesicht spürte, einer der für diese Jahreszeit typischen Wetterumschwünge. Doch der beginnende Regen war nicht der Grund, dass sie fluchtartig zum Ausgang des Parks rannte.
Sie schaute nicht nach links oder rechts, als sie das große schmiedeiserne Tor passierte. Ein durchdringendes Klingeln holte sie in die Realität zurück, sie sah den Radfahrer auf sich zukommen, doch es war bereits zu spät. Es knallte. Etwas rammte sie in die Hüfte, sie wurde zu Boden geworfen und prallte mit der Schulter hart auf dem Asphalt auf. Höllische Pein durchzuckte sie.
„Oh Gott, sind Sie verletzt?“ Der Radfahrer hatte sich glücklicherweise gleich wieder aufgerappelt und bot ihr die Hand an, um ihr aufzuhelfen.
„Nein, alles doch dran. Bei Ihnen auch? Es war meine Schuld, ich habe nicht aufgepasst, wohin ich gehe…“, stammelte sie unter Schock, ihre Knie waren weich wie Butter.
Ihr Gegenüber ergriff sie vorsichtig an den Schultern. „Es ist ja nichts weiter passiert, bitte beruhigen Sie sich.“ Er bemühte sich um ein Lächeln. „Darf ich Sie auf eine Tasse Kaffee einladen, um den Schreck zu verdauen?“
Lily starrte den ungefähr gleichaltrigen Mann mit den strubbeligen hellbraunen Haaren überrascht an, nickte dann aber. „Gern, wenn das für Tee ebenfalls gilt.“
Er lachte leise. „Natürlich, was Sie wollen. Ich bin übrigens Wolfgang.“
„Freut mich. Mein Name ist Lily.“ Sie hielt inne, als er sein Fahrrad aufrichtete, denn erst jetzt bemerkte sie, dass hinter dem Sattel ein bunter Kindersitz angebracht war. „Wartet Ihre Frau noch nicht?“ Bei seinem verwirrten Blick wies sie auf ihre Entdeckung.
„Meine Frau? Ach so, der Sitz…“ Ein kleines Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Ich gehöre der seltenen Gattung der allein erziehenden Väter an.“
Mit einer solchen Antwort hatte Lily beileibe nicht gerechnet. Sie wartete, bis er sein Rad überprüft hatte, dann schlenderten die beiden zu einem kleinen Café in einer Seitengasse. Obwohl Lily lieber einen kleinen Braunen getrunken hätte, entschied sie sich für Tee mit Zitrone, ihr Frauenarzt hatte sie nachdrücklich darauf hingewiesen, dass sie von dem koffeinhaltigen Laster nicht mehr als eine Tasse am Tag trinken sollte, und das tat sie immer zum Frühstück.

Sie spürte wie Wolfgang sie neugierig musterte und sah ihn fragend an. Er lächelte ein wenig verlegen. „Entschuldigung, ich wollte nicht starren. Ich habe mich nur gefragt, warum Sie wohl vorhin so durch den Wind waren, dass Sie mich und meinen Drahtesel ganz übersehen haben.“
Lily zuckte kaum merklich mit den Schultern. „Ich glaube ich habe meinem besten Freund sehr weh getan…“ Sie stockte.
„Schon gut, es geht mich ja nichts an. Ein Lächeln würde diesem Gesicht jedenfalls besser stehen.“
Die dunkelhaarige Frau lachte tatsächlich für einen Moment leise. Sie fühlte sich in Wolfgangs Gegenwart wohl, er war ihr sofort sympathisch und sie führten schnell eine ungezwungene Unterhaltung. Sie bedauerte es, als er die Getränke bezahlte.
„Es tut mir leid, dass ich nur so wenig Zeit habe“, murmelte er. „Ich muss meine Mutter von meinem kleinen Monster erlösen.“ Er sprach die scherzhafte Bezeichnung so liebevoll aus. „Ich habe unser Gespräch sehr genossen. Vielleicht sehen wir uns ja wieder, das fände ich schön.“ Rasch lieh er sich von der Kellnerin einen Stift und schrieb seine Handynummer auf eine Serviette. „Hier.“
Lily nahm das dünne Papier entgegen, sie folgte ihm hinaus und sah ihm nach, als er auf seinem Rad davon fuhr. Dann fiel ihr Blick auf die Nummernfolge, die auf der Serviette stand, und sie steckte diese ein.

Auf dem Heimweg war die Salzburgerin ganz in der Welt ihrer Gedanken. Die ganze Zeit hatte sie sich nicht um die grässlichen Schmerzen in ihrer Schulter gekümmert, jetzt spürte sie diese umso mehr. Bei dem Zusammenstoß schien sie sich eine ordentliche Prellung zugezogen zu haben. Sie wollte Wolfgang gerne wieder sehen, sie dachte an seine aufmerksamen nussbraunen Augen.
Nicht nur sie war in Gedanken versunken, ihm erging es ähnlich. Als er an einer Ampel wartete, fiel sein Blick zufällig auf ein Plakat an der gegenüberliegenden Seite, das für ein Musical namens Elisabeth warb. Das hatte er schon öfter bemerkt, aber jetzt konnte er sich kaum von der abgebildeten dunkel gekleideten Frau mit dem weißen Schirm losreißen. Sie hatte ein markantes ernstes Gesicht, doch was ihn so fesselte, waren ihre traurigen graublauen Augen. Es waren dieselben Augen, in die er erst vor Kurzem geblickt hatte.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 20.06.2008, 23:31:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Gaefa » 20.06.2008, 15:45:25

Wieder ein toller Teil.
Traurig wie sich alle in die verschiedensten Richtungen zerstreuen. Ich bin gespannt, wie es damit weiter geht.
Wolfgang ist mir sehr sympathisch. Ich hoffe allerdings, dass der Sturz für Lily ohne weitere Folgen bleibt...
Schön der letzte Satz, in dem er erkennt, wem er da gegenübergestanden hat. Bin sehr gespannt was er noch so für eine Rolle spielen wird.
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Beitragvon Heldin » 20.06.2008, 15:47:16

Wow, eine tolle Weiterführung!!
Aber immer diese bekannten Namen wie Wolfgang, wo man gleich ne ganz andere Person im Kopf hat (UU)^^
Naja, ich hoffe du schreibst diesmal schneller weiter, bin echt gespannt *g*

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Beitragvon Coco » 20.06.2008, 16:19:48

Warum kommt mir im letzten Kapitel der Teil mit Wolfgang nur so bekannt vor? :lol:

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Beitragvon Kitti » 20.06.2008, 16:57:29

Coco hat geschrieben:Warum kommt mir im letzten Kapitel der Teil mit Wolfgang nur so bekannt vor? :lol:


Oh ja, warum nur? Nein, mal im Ernst. Eine tolle Fortsetzung. Mir gefällt besonders der Teil, wo es zu regnen beginnt. Ich kann mir diese Szene dank deines Stils bildlich vorstellen und bin sehr gespannt, wie es weitergeht. Ach ja und unter uns Drama-Queens gesagt: Bei mir hätte sie wohl einen schlimmernen Zusammenstoß gehabt und ihr Baby verloren... 8)
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Beitragvon Coco » 20.06.2008, 17:54:51

Kitti, du bist einfach zu grausam für diese Welt :P

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Beitragvon Gaefa » 20.06.2008, 19:04:39

Kitti hat geschrieben: Ach ja und unter uns Drama-Queens gesagt: Bei mir hätte sie wohl einen schlimmernen Zusammenstoß gehabt und ihr Baby verloren... 8)


Daran hab ich aber auch gleich gedacht 8)
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Beitragvon Sabi » 20.06.2008, 21:14:20

Toller Teil!! Dein Schreibstil ist wirklich klasse und man kann so gut mit den Figuren mitfühlen. Ich mag sowas! Weiter so ;)

Bin schon gespannt wie es mit Felix und Konstantin weiter geht..

oh ein alleinerziehender Vater, das ist doch jetzt genau das richtige für Lily, dann können die beiden sich zusammen tun :D
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Beitragvon Marie Antoinette » 20.06.2008, 22:26:04

Das ist ja wirklich wieder ein sehr schöner Teil... :D

Bin mal neugierig was aus Lily und Wolfgang wird.. hoffentlich gehts bald weiter.

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Beitragvon uccello nero » 20.06.2008, 23:10:33

Find auch, dass es ein ganz toller Teil ist!!!

Mir tut ja konstatin ur leid, aber die Reaktion von Felix war auch irgendwie klar. Er ist ja auch nur ein mensch und denkt sich natürlich seinen teil, wenn sein Freund aufeinmal Vater wird.

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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Sisi Silberträne » 09.09.2008, 13:00:03

Whee, ich habs geschafft auch hier mal weiter zu tippen! Enjoy :^^:


Am nächsten Abend hatte Konstantin spielfrei, Lily war dankbar noch zwei Tage Aufschub zu haben, bis sie wieder gemeinsam auf der Bühne standen. Es tat ihr weh, dass sie die Schuld an seinen Problemen mit Felix trug, die ganze Sache war von Anfang an eine dumme Idee gewesen. Die Schwangerschaft machte sie unglaublich glücklich, aber zu einem hohen Preis, den ihr bester Freund nun zahlen musste. Im Augenblick fiel es ihr schwer sich selbst im Spiegel anzusehen. Weil sie so in Gedanken war, erschrak sie heftig, als die Tür geöffnet wurde, und ihre Kollegin Nicole eintrat, mit der sie sich die Garderobe teilte.
„Entschuldigung“, ich wollte dich nicht erschrecken“, meinte die quirlige Kärntnerin sofort. „Du schaust drein wie siebzig Tage Regenwetter. Was ist los?“
Lily setzte ein halbherziges Lächeln auf. „Ach nichts, alles bestens. Ich habe nur ein wenig nachgedacht.“ Normalerweise unterhielt sie sich gerne mit der jüngeren Frau, doch im Moment war ihr eher nach Schweigen.

Ihre Kollegin machte sich nun ebenfalls daran, sich für den ersten Auftritt vorzubereiten. Lily hatte sich inzwischen aus Pulli und Jeans geschält, um in das blaue Kleid ihrer ersten Szene zu schlüpfen. Sie spürte Nicoles Blick auf sich ruhen und blickte diese fragend an. Die blonde Frau musterte besorgt die ansehnliche Blauverfärbung auf Lilys Schulter.
„Ich hatte gestern einen kleinen Zusammenstoß mit einem Fahrrad“, erklärte die Salzburgerin rasch. „Der Lenker war übrigens sehr nett.“ Sie dachte an Wolfgang zurück, in dessen Gegenwart sie sich wirklich wohl gefühlt hatte. In wenigen Worten erzählte sie ihrer überaus neugierigen Kollegin von der Begegnung mit ihm, das lenkte sie ein wenig von den Gedanken an Konstantin und Felix ab.
„Ruf ihn unbedingt an!“ empfahl Nicole enthusiastisch, als Lily ihren Bericht beendet hatte. „Vielleicht war das ja sogar Schicksal, wer weiß.“
Die ältere Frau lachte leise. Wie immer war die Fröhlichkeit der lebhaften Kärntnerin überaus ansteckend. Und sehr wahrscheinlich hatte sie recht, was sollte schon passieren, wenn sie Wolfgang einfach anrief? Entweder freute er sich, oder er hatte bereits vergessen wer sie war.

Nach der Vorstellung erwartete sie Jonas bereits vor dem Theater, sie hatten kurzfristig per Kurzmitteilungen ausgemacht etwas trinken zu gehen. Er hielt sich geduldig im Hintergrund, während sie den Fans Autogramme gab und sich fotografieren ließ. Obwohl sie sich inzwischen wieder sehr gut verstanden, und auch dieses Mal einen netten Abend miteinander verbrachten, war Lily wachsam. Sie wollte keine Hoffungen in ihm wecken, die sie nicht erfüllen konnte.

Erst am nächsten Nachmittag rang sie sich dazu durch Nicoles Empfehlung zu beherzigen und wählte die Nummer, die ihr Wolfgang auf die Serviette geschrieben hatte. Angespannt wartete sie ab, als das Freizeichen ertönte.
„Hallo, Wolfgang Marx“, meldete sich seine freundliche Stimme.
Die Salzburgerin lächelte leicht, weil sie sich freute ihn zu hören. „Hallo, hier ist Lily. Ich hoff Sie wissen noch wer ich bin?“
„Natürlich weiß ich das, zum Glück habe ich noch nicht oft jemanden umgefahren.“ Er lachte leise. „Es freut mich sehr, dass Sie anrufen. Wie geht es Ihrer Schulter?“
Ihre Hand schloss sich unwillkürlich fester um das Telefon. „Ein wenig blau ist sie noch, aber halb so wild. Ich hoffe ich störe nicht.“
„Nein, gar nicht, momentan bin ich ganz allein im Geschäft. Nun ja, abgesehen von der Kiste vor mir, an der ich gerade bastle.“ Er hielt inne. „Es ist sehr spontan, aber falls Sie heute Abend noch nichts vor haben, hätten Sie dann Lust mit mir ins Kino zu gehen? Mein Sohn schläft bei meiner Mutter, ich habe also frei…“
„Ja, sehr gerne“, hörte sie sich nur noch selbst sagen, bevor sie überhaupt darüber nachgedacht hatte. Es traf sich phantastisch, dass sie diesen Abend nicht ins Theater musste. Ein Treffpunkt war schnell abgemacht, und als sie aufgelegt hatte, grinste sie breit. Wolfgang war ihr sehr sympathisch, sie freute sich auf die Zeit mit ihm. Es war nicht so wie bei den Treffen mit Jonas.

Lily entschied sich für eine schwarze Jeans und einen Pullover, der weit genug war, um ihr schön langsam sichtbares Bäuchlein zu kaschieren. Wenn er gleich beim ersten Treffen etwas merkte, war es bestimmt auch das letzte. Weil sie sich fernab der Bühne nur wenig schminkte, betonte sie lediglich ihre graublauen Augen mit passendem Lidschatten. Mit sich zufrieden machte sie sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt, der auf der Mariahilfer Straße war. Pünktlich um sieben Uhr war sie da. Um viertel acht fehlte von Wolfgang immer noch jede Spur, und die Zeit floss weiter. Zwanzig nach, fünfundzwanzig. Wo steckte er? Hatte er sie versetzt? Ihr erst lächelndes Gesicht wurde mit jeder verstreichenden Minute enttäuschter. Mit gesenktem Kopf ging sie ein paar Schritte vor den Geschäften entlang, ohne einen Blick in die Auslagen zu werfen. Er würde nicht mehr kommen.

„Willst du ohne mich gehen?“ fragte da eine Stimme neben ihr, die tatsächlich Wolfgang gehörte, der sie zähneknirschend ansah. „Entschuldige bitte, meine Mutter hat mich am Telefon nieder geredet, und in der Eile habe ich mein Handy daheim liegen lassen, sonst hätte ich dir bescheid gesagt, dass es später wird. Du kannst mir ‚Hirsch’ an die Stirn schreiben.“
Die dunkelhaarige Frau brach plötzlich in ein helles Lachen aus. „Das macht nichts! Ich bin so erleichtert, dass du überhaupt noch gekommen bist.“ Ohne es zu merken, waren sie in ein vertrautes ‚du’ übergegangen.
„Oh… ich wollte nicht, dass du denkst, ich würde dich versetzen, ich bin so ein Esel.“ Wolfgang lächelte verlegen. „Möchtest du vor dem Kino noch etwas essen gehen? Ich hoffe ja, sonst würde dir mein knurrender Magen bald auf die Nerven gehen.“
„Neben meinem würde der schon nicht so auffallen.“ Sie grinste breit. Zu ihrer großen Freude schlug er ein japanisches Restaurant in der Nähe vor, er teilte ihre Vorliebe für die asiatische Küche.

Gesättigt und zufrieden machten sie sich auf den Weg zum Kino. Sie hatten keine Ahnung, was sie überhaupt sehen wollten, die Idee das gleich am Anfang zu entscheiden war ihnen nicht gekommen. So studierten sie aufmerksam den Spielplan des Tages und entschieden sich für eine Komödie, die in Kürze begann. Wolfgang kam jedoch nicht umhin einen Gruselfilm über Zombies vorzuschlagen, um sie ein wenig zu ärgern. Solche Streifen wollte sie unter keinen Umständen sehen, seit sie aufgrund einer verlorenen Wette Konstantin in einen hatte begleiten müssen.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 09.09.2008, 22:06:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Heldin » 09.09.2008, 13:12:58

Ui, endlich gehts weiter :D
Der neue Teil ist auch gleich wieder gut geworden!!
Dann bleibt nur noch zu hoffen, dass es wieder bald weiter geht :D :wink:

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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon armandine » 09.09.2008, 14:18:28

Schön, dass sich das so schön anlässt für die beiden. Schöner neuer Teil!

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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Coco » 09.09.2008, 22:14:55

Hach, irgendwie kommt mir das alles so schrecklich bekannt vor :lachtot:

Bin gespannt, ob es auch ungefähr so weitergeht, wie ich es kenne :wink:

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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Sabi » 11.09.2008, 20:55:03

juhuuu endlich gehts weiter :)

wieder ein toller teil =)
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Kitti » 12.09.2008, 13:28:25

Coco hat geschrieben:Hach, irgendwie kommt mir das alles so schrecklich bekannt vor :lachtot:

Bin gespannt, ob es auch ungefähr so weitergeht, wie ich es kenne :wink:



Oh ja, da kann ich Coco nur zustimmen! :D Es ist aber sehr schön geschrieben, also bitte bald weiter. :wink:
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Re: Durch das Dunkel der Welt

Beitragvon Sisi Silberträne » 14.10.2008, 00:35:12

Hab hier auch mal wieder weiter geschrieben... enjoy, trotz vielleicht ein bisschen Bekanntheit ;)


Mit Getränken und Gummibärchen bewaffnet betraten die beiden schließlich den Kinosaal und nahmen ihre Plätze ein. Noch flimmerte Werbung über die Leinwand. Weil Lily am Buffet bezahlt hatte, suchte Wolfgang nun seine Geldbörse, wobei ein Foto von einem kleinen lächelnden Buben heraus fiel. Neugierig nahm die Salzburgerin es ihm aus der Hand, um es zu betrachten.
„Das ist also dein Sohn, er ist niedlich“, bemerkte sie mit einem verträumten Ausdruck, daran denkend, dass sie bald auch Fotos ihres eigenen Kindes in ihre Börse stecken können würde.
Wolfgang nickte. „Ja, das ist Benni, mein kleines Monster. Glaub mir, er sieht nur so brav aus, in Wirklichkeit hat er’s faustdick hinter den Ohren. Aber ich möchte keine einzige Minute mit ihm missen.“
„Wie alt ist er eigentlich?“ wollte Lily neugierig wissen, als sie ihm das Foto zurück gab. Sie war von dem Buben mit den hellbraunen Locken und den großen blauen Kinderaugen ganz angetan.
„Er ist vor zwei Monaten fünf geworden.“ Wolfgang betrachtete das Bild nachdenklich, ehe er es wieder einsteckte. „Es kommt mir vor, als ob es erst gestern gewesen wäre, dass ich ihn in den Armen gewiegt und ihm sein Fläschchen gegeben habe. Nächstes Jahr kommt er schon in die Schule.“
Lily nippte an ihrem Diätcola, während sie ihm zuhörte. In seiner Stimme schwang all die Liebe für seinen Sohn mit. „Es ist manchmal bestimmt schwer, sich allein um ein Kind kümmern zu müssen…“ Davor hatte sie selbst die größte Sorge, aber irgendwie würde sie es schon schaffen, das musste sie.
„Es ist nicht immer leicht, stimmt schon, aber dank meiner Mutter geht es. Sie hilft mir viel, holt Benni zum Beispiel vom Kindergarten ab, wenn ich länger im Geschäft bleiben muss, und sie kocht, wenn es sich bei mir nicht ausgeht. Ich lege großen Wert darauf, dass er sich gesund ernährt, und auch, dass er nicht dauernd vor dem Fernseher sitzt. Die Zeit mit ihm zu spielen, ihm vorzulesen und mit ihm hinaus zu gehen, nehme ich mir einfach. Er hat schließlich nur mich.“
Die Salzburgerin nickte leicht. „Darauf werde ich bei meinem Kind auch achten, egal wie schwierig es manchmal vielleicht wird…“
Vollkommen überrascht musterte der Mann mit den verstrubbelten braunen Haaren sie. „Dein Kind?“
Sie lief knallrot an, nun hatte sie es tatsächlich geschafft sich zu verplappern. Sie spürte seinen Blick über ihren Bauch wandern, als sie seine Frage kaum hörbar bestätigte. Weil der Film soeben begonnen hatte, und sich die auf der anderen Seite neben Wolfgang sitzende Frau über das Gerede beschwerte, schwiegen die beiden nun. Lily versuchte sich auf die Abläufe auf der Leinwand zu konzentrieren, doch das gelang nur mäßig. Sie fragte sich unablässig, was ihr Begleiter jetzt von ihr denken mochte.

Vom Film bekamen beide nicht allzu viel mit, da sie ihren Gedanken nachhingen. Als es mit dem Abspann im Saal hell wurde und die Leute nach und nach zum Ausgang strömten, sah Lily ihren Begleiter unsicher an.
„Netter Streifen, oder?“ meinte Wolfgang schließlich, bei ihrem Blick lachte er leise. „Du hast recht, es war kompletter Blödsinn. Trotzdem habe ich den Abend mit dir genossen, lassen wir ihn mit einem Cocktail ausklingen?“
„Mit einem alkoholfreien gerne“, antwortete Lily verlegen und legte für einen Moment die Hand auf ihren Bauch.
Die Braue ihres Gegenübers wanderte in die Höhe. „Du bist also tatsächlich… Nun ja, hätte mich auch gewundert, wenn eine Frau wie du alleine in der Welt stünde.“ Er wirkte offen enttäuscht.
Bei diesen Worten schlich sich ein melancholischer Ausdruck in ihre Augen, sie seufzte leise. „Es ist aber so. Ich bin nicht vergeben, sonst wäre bestimmt nicht sofort mit einem anderen Mann ausgegangen, auch nicht wenn er so nett ist wie du.“ Sie zwinkerte ihm zu.
„Und der Vater deines Kindes?“ Er schalt sich im nächsten Moment selbst für die Frage, weil ihn das Thema überhaupt nichts anging. Dennoch interessierte es ihn brennend, er wollte wissen woran er bei ihr war.
„Er ist mein bester Freund, mehr war und wird es nie sein“, antwortete sie, und erzählte ihm offen und ehrlich in aller Kürze, wie es unter diesen Umständen dazu gekommen war, dass sie Konstantins Kind unter dem Herzen trug.

Während sie noch ein wenig durch die nächtlichen Straßen schlenderten, erfuhr Lily ihrerseits, dass Benjamins Mutter ein paar Wochen nach dessen Geburt ihre Sachen gepackt hatte und gegangen war. Sie hatte keine Beziehung zu dem Jungen aufgebaut, weil sie wohl nicht bereit für ihn gewesen war. Was letzten Endes der wirkliche Grund gewesen war, das wusste Wolfgang nicht, darüber hatte er schon sehr oft ergebnislos nachgedacht. Obwohl der Kleine sich an seine Mutter gar nicht bewusst erinnern konnte, fehlte sie ihm vor allem dann, wenn die anderen Kinder in seiner Kindergartengruppe jedes Jahr Muttertagsgeschenke bastelten. Dafür gab er sich bei seinem Vatertagsgeschenk immer umso größere Mühe. Wolfgang versuchte ihm das fehlende Elternteil so gut wie möglich zu ersetzen, doch in jeder Hinsicht gelang das natürlich nicht. In den vergangenen paar Jahren hatte er ab und zu neue weibliche Bekanntschaften geschlossen, doch sein Sohn wollte noch nie von einer dieser Frauen etwas wissen, setzte jedes Mal alles daran sie zu vertreiben. Er wollte seinen Vater mit niemandem teilen.
Auf den ersten Blick konnten sie kaum verschiedener sein, und doch gab es Ähnlichkeiten zwischen Wolfgang und ihr, fand Lily. Sie waren beide sehr oft einsam, obwohl sie ihre Tage selten allein verbrachten. Es fehlte der eine Mensch, der keine Worte brauchte, um zu verstehen, dessen Arme Trost und Geborgenheit versprachen.
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