Inhalt: Phantom der Oper. Die Handlung setzt gegen Ende der (Film-) Geschichte ein und geht dann noch darüber hinaus. Das ganze hat ein paar künstlerische Freiheiten, aber es basiert auf der Originalgeschichte.
Genre: Drama, Romantik
Disclaimer: Andrew Lloyd Webber, Gaston Leroux
Dedication: für alle, die es lesen und kommentieren!
Author´s Note: Und schon wieder eine Geschichte von mir... Die Idee kam mir grade, als ich den Phantom der Oper-Film gesehen habe. Danke fürs Lesen und viel Spaß!
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1. Kapitel
Nebel lag über der Stadt. Nichts war zu hören in den Straßen von Paris, bis auf die üblichen Geräusche aus Bars und Kneipen. Wer genau hinhörte, konnte Gesang aus der Opéra Populaire vernehmen.
Dort fand die Uraufführung eines Stückes statt. Die Presse hatte es groß bekannt gemacht: Die Aufführung des Stückes „Der Triumph des Don Juan“.
Das Besondere an dieser Oper war, dass die Operndirektoren den Autor nicht bekannt gegeben hatten, dafür aber angekündigt hatten: Die Titelrolle würde nicht von der legendären La Carlotta gespielt werden, sondern von der noch relativ unbekannten Christine Daaé, der Tochter des berühmten Geigers Gustave Daaé, der vor 15 Jahren in Folge einer schweren Krankheit verstorben war.
Die Geräuschkulisse in der Oper wandelte sich. Der Gesang verstummte. Und plötzlich erklangen Schreie, entsetzte Schreie vieler hunderter Menschen. Durch die großen Fenster des berühmten Theaters flackerte Licht – im Inneren brannte es!
Die Türen des mächtigen Gebäudes flogen mit einem Knall auf und heraus barst eine hysterische Menge. Alle rannten nach draußen, blieben in sicherer Entfernung stehen und betrachteten das Spektakel oder hielten entsetzte Frauen davon ab, zurückzulaufen und ihre Männer zu suchen. Es war ein Fiasko.
Im Inneren der Oper sah es für den jungen Vicomte de Chagny noch schlimmer aus.
»Nun sagen Sie mir doch, wo hat er sie hingebracht?«, drängte er Madame Giry, eine Dame mittleren Alters, die das Ballett des Theaters leitete. Er sprach von Christine Daaé.
Er glaubte seinen eigenen Augen nicht zu trauen, als Christine mitten in der Szene ihrem Gegenüber die durch das Kostüm vorgeschriebene Maske abgenommen hatte und dahinter die hässlichste Fratze erschien, die er je in seinem Leben zu Gesicht bekommen hatte.
Dieses Monster hatte kurzum den Kronleuchter gekappt, der ins Publikum fiel und einen Brand auslöste – Raoul de Chagny hatte Glück, in der Loge zu sitzen –, packte Christine um die Taille und verschwand mit ihr. Raoul war sicher, dass die Ballettleiterin wusste, wo Christine jetzt war.
Sie war wie eine Mutter für Christine und wusste mehr über den sogenannten Operngeist als alle anderen. Ja, der Operngeist!
»Der Operngeist war es, nicht wahr?«, fragte Raoul und kam sich dabei im Eifer des Gefechts nicht einmal dumm vor. »Das Phantom der Oper! Er hat sie entführt!«
Madame Giry sah ihn an, als zweifle sie an seiner geistigen Gesundheit. »Der Operngeist?«
»Der Engel der Muse«, flüsterte Raoul. Ihm wurde plötzlich alles klar – was Christine die letzten Wochen immer wieder gesagt hatte: „Wir müssen unsere Verlobung geheim halten, bitte. Ich weiß, du verstehst nicht, warum ich das möchte, aber ich bitte dich, vertrau mir. Eines Tages wirst du wissen, warum ich es so wollte.“
Jetzt war dieser Tag gekommen. Christine hatte ihm oft von dem „Engel der Muse“ erzählt, der ihr Gesangsunterricht gab. Sie habe ihn gesehen, er habe ein schrecklich entstelltes Gesicht, sei aber ein Genie, und er liebe sie...
Raoul hatte das oft für eine Spinnerei Christines gehalten. Jetzt fragte er sich im Gegenteil, wie er so dumm gewesen sein konnte.
Madame Girys Augen weiteten sich überrascht, as Raoul den Engel erwähnte.
»Sie wissen....?«, flüsterte sie kaum hörbar und warf einen erschrockenen Blick über die Schulter, als fürchte sie, belauscht zu werden. Raoul nickte entschlossen.
»Ich bitte Sie, helfen Sie mir, Christine zu finden. Ich muss zu ihr, koste es, was es wolle!«
Madame Giry sah ihn an und zögerte. »Mit dem Engel ist nicht zu spaßen, Monsieur de Chagny. Ich bitte Sie, lassen Sie es bleiben und gehen Sie nach Hause!« Wild schüttelte Raoul den Kopf.
»Das kann ich nicht! Er hat sie, er ist mit ihr irgendwo in der Oper, und da sind diese Leute, die den Operngeist töten wollen... Bitte, helfen Sie mir!«
Madame Giry seufzte und senkte den Kopf. Dann, plötzlich, sah sie Raoul entschlossen an.
»Folgen Sie mir.«