Die Farbe Grün

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Beitragvon Kitti » 10.02.2008, 17:45:44

Juhu, es geht weiter und ich kann meinen Vorrednerinnen mal wieder nur zustimmen. Es ist schön, dass du immer wieder Rückblenden einbaust, so dass man nach und nach versteht, wie es zu den Ereignissen in der Gegenwart kommt. Gleichzeitig wird die Handlung dadurch sehr spannend. Nur weiter so!! :D Übrigens würde ich mich freuen, wenn du "Schenk mir den Neubeginn" wirklich bald fortsetzen würdest.
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Beitragvon Sisi Silberträne » 10.02.2008, 18:05:24

Elphaba> ups, bei dem unvollständigen Satz wollte ich an und für sich noch dazu schreiben, wie das Spiel in Oz heißt, aber mir ist nichts Gscheites eingefallen :oops:
Und wegen Boq, na Herz hatte er als Blechmann natürlich keins mehr, aber ich nehme mal an, sein Hirn wird er nicht an der Garderobe abgegeben haben, und somit erinnert er sich natürlich an seine Gefühle...
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Beitragvon Elphaba » 11.02.2008, 01:01:54

Da hast du Recht! :D

Ich bin gerade die ganze Zeit am überlegen, wie denn das Spiel mal in Oz heißen könnte! :lol:
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Beitragvon Sisi Silberträne » 26.02.2008, 14:55:29

Mir wäre nur "Lauf, Munchkin, lauf", eingefallen, aber frag mich net wieso :lol:

Uuund weiter gehts...



Kapitel 13


Die alten Seiten der Grimmerie raschelten, als Glinda vorsichtig in dem Buch blätterte. Mittlerweile konnte sie eine Anzahl der Zaubersprüche lesen, sie hütete sich jedoch davor auch nur einen zu benutzen, außer jenem, der Boq seinen Körper aus Fleisch und Blut wieder geben sollte. Es war nicht das erste Mal, dass sie dachte ihn endlich gefunden zu haben, und sich irrte. Sechs Jahre lang hatte sie inzwischen das Buch studiert, ihre Hoffnung erfolgreich zu sein, schwand mit jedem Tag, doch noch wollte sie nicht aufgeben. Das Geräusch der Tür hinter sich ließ sie aufsehen. Boqs mechanische Schritte näherten sich.
„Da bist du ja…“, sagte sie leise. „Bereit es wieder zu versuchen?“
Er nickte leicht. „Du weißt, dass ich Enttäuschung genauso wenig fühlen kann wie alles andere. Ich erinnere mich nur daran, mehr nicht.“
„Ich habe es nicht vergessen.“ Vielleicht war es die stoische Ruhe, mit der er alle bisherigen Fehlschläge hingenommen hatte, die sie so belastete. Sie wartete bis er sich auf den Stuhl ihr gegenüber gesetzt hatte. „Wenn ich es richtig verstanden habe, soll dieser Spruch etwas für immer verloren Geglaubtes erneut erstehen lassen. Vielleicht klappt es auch mit deinem Körper.“
„Versuchen wir es, dann werden wir es wissen. Ich glaube an dich, Glinda, denk daran.“ Boq berührte ihre warme Hand mit seiner kühlen aus Metall.
Ein unsicheres Lächeln fand den Weg auf ihr Gesicht, sie atmete tief ein und beugte sich über das Buch. Ihre Stimme war ein langsamer Singsang, als sie begann die Zeilen zu lesen.
Illie ut deamen alekh deamen. Marah sel ennis ut. Illie ut deamen…
Glinda versank in Trance, während sie den Spruch wieder und wieder aufsagte. Dieses Mal musste es einfach der richtige sein! Boq mochten die Enttäuschungen unberührt lassen, doch sie nicht. Ihr Gesang wurde höher, bis sie das letzte Wort fast heraus schrie. Dann wich die Kraft, die sich ihrer bemächtigt hatte, und sie öffnete die Augen. Sie fühlte sich so erschöpft, dass sie auf der Stelle einschlafen konnte.
„Du hast es geschafft!“ rief da eine weiche männliche Stimme. Es war Boqs, doch der gewohnte metallische Klang fehlte. Erstaunt sah sie ihn an. Vor ihr stand kein Blechmann mehr, sondern Mann aus Fleisch und Blut. Strähnen des unordentlichen braunen Haars fielen ihm ins Gesicht und seine grauen Augen strahlten vor Glück, sie waren nicht länger ohne Gefühl.
Ungläubig streckte Glinda eine Hand aus, um Boqs Wange zu berühren. Seine Haut fühlte sich weich an, warm und lebendig. Im nächsten Moment hob er sie in die Höhe, dass sie ein überraschtes Quietschen von sich gab, und wirbelte mit ihr im Kreis durch den Raum.
„Du hast es tatsächlich geschafft!“ wiederholte er. „Ich wusste, dass du es kannst, Glinda, ich wusste es!“ Er nahm sie in die Arme und küsste sie innig. Über die Jahre hatte er seine Liebe für sie niemals vergessen. Die Gillikinesin war noch unfähig etwas zu erwidern, sie dachte jäh an ihre gute alte Freundin Elphaba zurück, sie wäre jetzt bestimmt stolz auf sie.

Elphaba tastete beschämt nach ihrer Wange, als sie den Blick der blonden Frau auf der Verletzung ruhen spürte. Der Bluterguss schmerzte kaum noch und sie hatte sein Vorhandensein einfach vergessen. Glinda griff nach ihrer Hand, drückte sie sanft. In den Augen der Munchkin nahm sie für einen Moment einen Ausdruck wahr, den sie bei ihr niemals gesehen hatte, und der sie zutiefst erschreckte. Sie begriff plötzlich, dass von der früheren Stärke Elphabas nicht mehr viel übrig war. Er immer für die Verletzung verantwortlich war, hatte mehr als das getan, hatte sie gebrochen.
„Du musst dich nicht schämen“, murmelte Glinda. „Sag, wer hat dir das angetan? Warum hast du es zugelassen?“ Ihr Blick streifte erneut den Bluterguss.
Zunächst antwortete die grünhäutige Frau nicht, aber dann begann sie zu erzählen, was unmittelbar nach ihrem vermeintlichen Tod geschehen war, und wie Fiyero ihr zur Flucht aus Oz verholfen hatte. Die Gillikinesin versuchte sie nicht zu sehr dazu zu drängen weiter zu sprechen, sie merkte, dass es Elphaba sichtlich schwer fiel darüber zu reden, was sie in dieser anderen Welt erlebt hatte.

„Ich habe versucht irgendwie weiter zu machen. Die Menschen sahen mich beinahe noch seltsamer an, als sie es hier schon tun, und niemand wollte mir Arbeit geben. Was ich verdienen konnte, reichte kaum für mich zum Leben, geschweige denn dafür, ein Kind zu versorgen. Da begegnete ich Hank, dem ein Wanderzirkus gehörte, und er bot mir an, zu seiner Truppe zu stoßen. Es klang nicht schlecht, immerhin hatte ich nun einen Ort, an den ich gehörte. Mich den Leuten vorzuführen war anfangs nicht einfach, aber ich gewöhnte mich mit der Zeit daran, so wie ich auch zu merken begann, wie Hank wirklich war.
Er war gewalttätig und gemein, für ihn war ich sein Eigentum, weil er mich völlig mittellos aufgegabelt hatte, wofür ich ihm die Füße zu küssen hatte. Nachdem er mich ein paar Mal übel verprügelt hatte, versuchte ich es zu vermeiden, mich mit ihm anzulegen, um meines Kindes willen. Aus dem Weg gehen konnte ich ihm nicht. Eines Nachts kam er zu mir in den Wohnwagen, oh seine Nähe war widerlich, ekelerregend, doch welche Wahl hatte ich? Das war nur das erste Mal von vielen. Natürlich habe ich mich mit dem Gedanken getragen zu fliehen, ich wusste nur nicht wohin, und Hank hat darauf aufgepasst, dass ich mir kein Geld für eine Flucht ansparen kann.
Als mein Sohn dann zur Welt kam, ließ ich ihn bei einem kinderlosen Ehepaar, wo ich hoffte, er würde es gut haben. Ich wollte nicht, dass er im Wanderzirkus aufwächst, in Hanks Nähe, alles miterlebt. Nein, Liir hat etwas Besseres verdient. Ich habe ihn so vermisst, auch wenn ich wusste, dass er in Sicherheit ist. Dann wurde ich wieder schwanger, aber Hank war es egal, er hat sich um sein Kind nicht gekümmert. Ich hatte eine Fehlgeburt, und im Laufe der Jahre noch zwei weitere. Das eine oder andere Mal habe ich mit dem Gedanken gespielt, es ein für alle Mal zu beenden, doch ich konnte es nicht, vielleicht weil ich insgeheim darauf gehofft habe, dass Liir… Alex eines Tages vor mir steht. So ist es auch tatsächlich geschehen, er wollte mich unbedingt nach Oz zurück begleiten, und den Rest weißt du ja.“

Glinda sah ihre Freundin schockiert an, sie verstand nicht, dass diese so gleichgültig über all jene Dinge sprechen konnte. Sie war dankbar dafür. Behutsam schloss sie Elphaba für einen Moment in die Arme, ehe sie ihren Blick suchte. Sie wusste nicht, was sie ihr nun sagen konnte. Diese Entscheidung wurde ihr jäh abgenommen, als die Zimmertür aufgerissen wurde und Boq den Raum betrat. Er war sichtlich aufgeregt, sah seine Frau an, ohne Elphaba überhaupt zu beachten.
„Ich kann Nessie nirgendwo finden! Als ich sie ins Bett bringen wollte, sah ich, dass sie nicht in ihrem Zimmer ist“, erklärte er besorgt. Erst als beide Frauen sofort aufsprangen, wandte er sich Elphaba zu, bedachte sie mit einem kühlen Blick, der so viel hieß, dass er auf ihre Hilfe verzichtete. Glinda jedoch zog, sich nicht im Boqs Reaktion kümmernd, ihre Freundin mit sich aus dem Raum.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 26.02.2008, 15:38:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon ChristineDaae » 26.02.2008, 15:05:58

Schön, eine Fortsetzung! :D
Ich finde den neuen Teil sehr gut :) Der Zauberspruch ist toll, hast du dir den ausgedacht?
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Beitragvon Elphaba » 27.02.2008, 00:51:31

Ja, wirklich wieder ein sehr schöner neuer Teil! :)

Der Zauberspruch gefällt mir auch!
Schön, dass du mit der Rückblende angefangen hast. Ich mag es, wenn ich mich als Leser erstmal orientieren muss! :D

Ich bin sowieso immer wieder begeistert, wie gut du immer formulierst! Großes Lob mal wieder! :)
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Beitragvon Kitti » 27.02.2008, 10:10:33

Ja, das mit der Rückblende ist wirklich eine gute Idee und regt den Leser zum Nachdenken an, wie Elphaba ja schon sagte. Ein sehr schöner neuer Teil! Ich hoffe, dass der kleinen Nessarose nichts passiert ist?!
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Beitragvon Sisi Silberträne » 19.03.2008, 16:54:39

Na gut, ich hoff ich hab euch nicht zu sehr irritiert... Jetzt gehts weiter, viel Spaß!


Kapitel 14


Die drei Erwachsenen durchkämmten den ganzen Wohntrakt Glindas und Boqs, selbst in den Schränken sahen sie nach, doch sie waren erfolglos. Das achtjährige Mädchen war nirgendwo zu finden. Den Affendienern war der Befehl erteilt worden, in den anderen Teilen des Schlosses nach dem Kind zu suchen. Nessarose schien wie vom Erdboden verschluckt.
Während Glinda mit Boq etwas besprach, ging Elphaba nach nebenan zum Gästezimmer, um nach ihrem Sohn zu sehen. Was sie entdeckte, als sie leise die Tür öffnete, ließ ein Lächeln auf ihrem Gesicht erscheinen. Schnell begab sie sich zurück zu ihrer Freundin, nahm sie bei der Hand und zog sie hinter sich her. Boq folgte den beiden Frauen mürrisch.
„Da schau“, sagte Elphaba leise, als sie vor der offenen Zimmertür stehen blieb, und wies auf das große Bett.

Alex saß dort aufrecht, mit dem Rücken an das Vorderbrett gelehnt, auf dem Schoß ein aufgeschlagenes Buch und den Kopf vornüber gekippt. Neben ihm lag zusammen gerollt die kleine Nessarose, deren goldblondes Haar ihr entspanntes Gesicht wie ein Schleier umfloss. Beide schliefen tief und fest.
„Oh, wie süß“, flüsterte Glinda. „Wie Bruder und Schwester.“
Boq war erleichtert, doch der Umstand seine Tochter bei Elphabas Sohn zu finden, trübte seine Begeisterung merklich. Er verkündete nur grummelnd Chistery gleich mitzuteilen, dass die Suche eingestellt werden konnte. Als er weg war, betraten die beiden Frauen das Zimmer, und Glinda hob das Mädchen vorsichtig hoch. Nessarose wachte dabei dennoch auf, sie blickte sich verwirrt blinzelnd um.
„Jetzt geht’s ins Bett, meine Maus“, sagte die blonde Frau leise. „Du hast deinem Vater und mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, weißt du das?“ Das Kind war jedoch zu verschlafen, um eine Antwort zu geben, ihm fielen schon wieder die Augen zu. „Gute Nacht, Elphie.“ Glinda bedachte sie noch mit einem matten Lächeln.

Als Mutter und Tochter den Raum verlassen hatten, setzte sich Elphaba aufs Bett zu ihrem Sohn und strich ihm über das dichte dunkle Haar, das genauso wirr wuchs wie Fiyeros. Alex war immer noch ein Junge, doch stand er bereits an der Schwelle zum Mannesalter. Seine Kinderzeit hatte sie verpasst, sie war nicht bei ihm gewesen, als er den ersten Schritt machte und das erste Wort sprach, so wie es eine Mutter sein sollte. Er hatte als Baby eine andere Frau angelacht, gelernt sie Mama zu nennen. Sie weckte ihn vorsichtig, damit er nicht in dieser unbequemen Haltung weiter schlief, die am nächsten Tag sicher üble Nackenschmerzen verschuldet hätte.
Wie sie Glinda darum beneidete, dass diese ihr Kind aufwachsen sehen und es dabei begleiten konnte. Die einzige Erinnerung, die sie an Alex noch hatte, waren die an das winzige Baby seiner ersten Lebenstage. Damals hatte sie sich gewünscht zu wissen, wie man Zeit in eine Flasche füllt. Immer wieder drängte sich ihr die Frage auf, was wohl gewesen wäre, hätte Fiyero sie in diese andere Welt begleitet, doch sie vermied es in ihrem Inneren nach einer Antwort zu suchen, denn was geschehen war, ließ sich nicht ändern. Gestohlene Zeit blieb verloren.

Glinda hob den Kopf, als die Tür des Arbeitszimmers geöffnet wurde und Boq herein kam. Sie lächelte, seine hochgezogene Augenbraue sagte mehr als jedes Wort, das über seine Lippen kommen konnte.
„Ich bin gleich fertig, Schatz, fünf Minuten noch.“ Sie wandte sich wieder dem Papier zu, das vor ihr auf dem Tisch lag. Der Entwurf ihrer Rede für das Hexenfest, sie nahm sich immer die Zeit sich ihre Worte selbst auszusuchen.
Boq seufzte hörbar. „Das sagst du schon seit zwei Stunden. Du solltest wirklich nicht mehr so viel arbeiten.“
Sie konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. „Ich sitze doch nur hier und schreibe, da kann man wohl kaum von Überanstrengung reden.“ Sie streckte sich auf ihrem Stuhl. Das Ziehen in ihrem Rücken war seit dem Aufstehen in der Früh immer stärker geworden.
„Ich nehme dich beim Wort, Liebling. Fünf Minuten und keine länger.“ Der Munchkin trat hinter sie, legte die Arme um sie und strich zärtlich mit der flachen Hand über ihren prallen Bauch.
„Schon gut, ich bin sowieso fertig.“ Glinda legte zufrieden das Papier beiseite, um sich zu ihrem Mann zu drehen und ihn zu küssen. Etwas mühsam rappelte sie sich danach auf die Beine. „Was bin ich froh, wenn das vorbei ist. Es fühlt sich an, als würde dieses Baby da drin zehn Kilo wiegen.“
Boq ließ seinen Blick langsam über ihren Körper schweifen. „Ich werd den Bauch vermissen, glaub ich. Du siehst damit ganz wundervoll aus.“ Mit einem Grinsen bot er ihr den Arm an, und das Paar verließ gemütlich das Arbeitszimmer. Die Rede war natürlich noch nicht ganz fertig, Glinda meinte etwas vergessen zu haben, sie war eben durch und durch eine Perfektionistin.
„Du, ich habe den Eindruck, dass das Spazierengehen jetzt vielleicht doch nicht so eine gute Idee ist“, meldete sich die blonde Frau, als die beiden schon fast draußen im Freien waren. Der Munchkin sah sie verständnislos an, was ihr ein nervöses Schmunzeln entlockte. „Ich sag es ja nur ungern, aber mein Wasser… unser Kind will wohl endlich zur Welt kommen.“
Sie sagte das in einem beiläufigen Ton, als ginge es um das Wetter, und Boq brauchte einige Augenblicke um die Tragweite ihrer Worte zu begreifen. Danach war er gerade noch dazu fähig Glinda ins Schlafzimmer zu bringen. Die Hebamme hatte schon Erfahrung mit werdenden Vätern am Rande des Nervenzusammenbruchs, und sie fand, dass der Munchkin sich ganz wacker schlug, sah man von seinen Selbstvorwürfen ab, die wirklich niemandem halfen, zuletzt der werdenden Mutter. Glinda zerquetschte ihm zum Dank dafür bei jeder Wehe beinahe die Hand, und sie bedachte ihn und die ganze Welt mit einer Reihe unschöner Verwünschungen, die man aus ihrem Munde gar nicht vermuten würde. Nicht wenige davon hatte sie in ihrer Studienzeit von Elphaba und Fiyero gelernt.
Etwa acht Stunden nach den ersten Wehen war das Baby endlich auf der Welt, und ein überglücklicher Boq saß bei seiner Frau am Bett, er schaffte es kaum den Blick von seiner Tochter zu lassen.
„Ist sie nicht wunderschön?“ murmelte Glinda müde, während sie dem kleinen Wesen vorsichtig über den Flaum heller Haare strich. „Weißt du, jetzt wo ich sie im Arm halte, bin ich mir ganz sicher, dass ich sie genauso lieben würde, wenn sie na ja… anders wäre. Können wir sie nicht doch Elph…?“
Boq seufzte theatralisch. „Nein, können wir nicht… Ich dachte wir hätten uns auf Nessarose geeinigt, oder irre ich mich da?“
„Schon gut, war nur ein Witz.“ Glinda wandte den Blick wieder ihrer Tochter zu, die sich inzwischen satt getrunken hatte. „Willkommen auf der Welt, kleine Nessie…“
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Beitragvon Kitti » 19.03.2008, 20:41:51

Oh, schön, dass es weitergeht... :) Es ist auch wieder ein sehr schöner Teil! Besonders gefällt mir die Art, wie du Rückblenden einbaust, da der Leser sich jedes Mal neu orientieren muss, um zu sehen, in welcher Zeit sich die Figuren befinden. Sehr geschickt gemacht! Nur weiter so! :)
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Beitragvon Elphaba » 20.03.2008, 00:39:24

Oh ja! Der Neue Teil gefällt mir auch wieder sehr gut! Danke dafür Sisi! :)

Du schreibst ja zeitweise richtig poetisch! Sehr schön!

Ich hab bei dem letzten Teil auch ganz bis zum Schluss gebraucht, um zu merken, dass es eine Rückblende ist, ich dachte schon, Glinda hätte jetzt noch eine zweite Tochter bekommen! :oops:

Sehr geschickt gemacht, da muss ich Kitti zustimmen! :D
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Beitragvon ChristineDaae » 22.03.2008, 18:08:50

Ich finde das neue Kapitel auch wieder sehr schön :) Wie schaffst du es nur, so zu schreiben? *neid*
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Beitragvon Marie Antoinette » 22.03.2008, 20:44:50

So jetzt hab ich auch endlich mal den alten Teil gelesen und den neuen auch noch... :D

Ich finde beide Teile wieder sehr schön, Sisi!


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