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Inhalt: Eine junge Frau will Selbstmord begehen und ein Mann, der sie zufällig sieht, kann sie gerade noch davon abhalten. Sie erzählt ihm, warum sie das tun wollte...
Genre: Wie immer: von allem etwas, hauptsächlich Drama
Disclaimer: Alles meins. Nur Liedtexte, die manchmal vorkommen, gehören den Autoren des jeweiligen Musicals.
Author´s Note: Hier mal der Prolog. Wenn euch die Geschichte interessiert, schreib ich gerne mehr. Kommentare sind wie immer erwünscht!
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Ich hab geträumt vor langer Zeit...
Prolog
Ich gehe die Straße entlang zur U-Bahn. Endlich fertig in der Arbeit; ich musste heute wieder einmal Überstunden machen. Der Berufsverkehr ist schon vorbei und die Straßen sind leer.
Es ist kein schönes Wetter heute. Der Wind ist stärker als gewöhnlich und fegt die letzten Blätter von den Bäumen. Regen peitscht mir ins Gesicht und lässt mich blinzeln.
Erst sieben Uhr abends, aber es ist schon dunkel. Das mag ich nicht an dieser Jahreszeit. Es kann wirklich deprimierend sein, wenn man im Dunkeln zur Arbeit geht und im Dunkeln wieder nach Hause kommt.
Vor allem wenn dieses Zuhause eine chaotische Junggesellenwohnung ist und nur ein alter, fetter Kater auf einen wartet, damit man sich als Dosenöffner betätigen kann.
Plötzlich höre ich Schritte hinter mir. Das ist doppelt ungewöhnlich: Erstens kommt um diese Uhrzeit fast nie jemand durch diese Straßen. Zweitens kommen die Schritte schnell näher. Es klingt wie eine laufende Frau.
Das ist seltsam. Warum sollte eine Frau durch diese Gassen joggen gehen? Noch dazu bei diesem Wetter und im Dunkeln.
Es klingt aber auch nicht, als würde sie verfolgt.
Ich drehe mich um und in diesem Moment läuft eine junge Frau an mir vorbei. Sie trägt nur eine leichte Jacke, was bei dem Wetter unpassend ist. Der Wind zerrt an ihren langen, braunen Haaren und ihre Kleider sind nass vom Regen. Für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich ihr Gesicht und erschrecke.
Sie ist schön; schöner als alle Frauen, die ich bisher gesehen habe – und das waren viele. Und gleichzeitig spiegelt sich in ihren dunklen Augen eine Mischung aus Hysterie und Entschlossenheit. Wasser läuft über ihre Wangen und ich bin mir fast sicher, dass es nicht nur der Regen ist.
Während ich ihr noch perplex nachschaue, ist sie schon um die Ecke verschwunden. Nichts in dieser Straße erinnert daran, dass sie noch vor einer halben Minute an mir vorbeigelaufen ist.
Einem plötzlichen Impuls folgend, setze ich mich ebenfalls in Bewegung und folge ihr. Ich weiß nicht, warum ich das tue – war es ihre Schönheit, die mich dazu brachte? Oder ihr Gesichtsausdruck? Vermutlich eine Mischung aus beidem.
Ich hatte schon immer eine gute Intuition, und ich spüre, dass Gefahr in der Luft liegt. Keine offensichtliche Gefahr, niemand, der ihr etwas antun will. Aber dennoch spüre ich ein starkes Unbehagen. Ich laufe schneller.
Da sehe ich sie vor mir; gerade biegt sie um die nächste Straßenecke. Ich laufe ihr nach und hole auf. Es kann nicht mehr lange dauern, bis ich sie eingeholt habe. Ich biege um die Ecke – und bleibe abrupt stehen.
Wir stehen an der Themse, sie ist auf einer kleinen Brücke. Wie im Schock sehe ich zu, wie sie über das Brückengeländer steigt. Sie wird doch nicht...? Ich wage nicht, den Gedanken zu Ende zu denken.
»Tun Sie das nicht«, bitte ich leise und gehe vorsichtig einen Schritt auf sie zu. Sie fährt erschrocken herum und starrt mich aus aufgerissenen Augen an.
Sie ist vollkommen hysterisch; die Haare hängen ihr in nassen Strähnen ins Gesicht und ihre Augen wirken wie die einer Wahnsinnigen, weit aufgerissen im Licht einer kleinen Straßenlampe.
Und trotzdem erscheint sie mir noch schöner als vorher.
»Bitte«, füge ich hinzu und trete noch näher.
»Bleiben Sie, wo sie sind«, fährt sie mich an. »Kommen Sie nicht näher, gehen Sie doch einfach!«
Ich lache. Es ist kein echtes Lachen, ungläubig und erschrocken.
»Sie glauben doch nicht ernsthaft, ich gehe jetzt und lasse Sie in den Tod springen?«
»Das wäre sehr nett von Ihnen.«
Ich sehe sie einige Sekunden an und versuche, herauszufinden, ob das ein Scherz war. Aber sie scheint es wirklich ernst zu meinen.
»Bitte, tun Sie es nicht«, wiederhole ich. Ich ignoriere ihre Warnung und gehe noch einen Schritt näher. Zwei Schritte weiter, dann kann ich sie vielleicht zurückziehen...
»Gehen Sie!«, fordert sie wütend. »Sie wissen nichts über mich, Sie haben keine Ahnung, warum ich das tue! Gehen Sie! Verschwinden Sie einfach und lassen mir mein Unglück.«
Es ist riskant, aber ich spüre, wenn ich jetzt nichts tue, wird sie springen, egal, ob ich da bin oder nicht.
Mit zwei schnellen Schritten bin ich bei ihr und halte sie fest. Sie wehrt sich erschrocken gegen meinen Griff, aber ich habe sie überrascht und diese Sekunde Vorteil nutze ich und ziehe sie übers Geländer zurück, bevor sie sich aus meinem Zugriff befreien kann.
Erst dann antworte ich ihr.
»Stimmt, ich weiß nichts über Sie. Kommen Sie mit zu mir nach Hause und erzählen Sie mir, warum sie sich
umbringen wollen.«
Wir beide schaudern bei dem Wort, aber ich fahre unbeirrt fort.
»Wenn ich Sie dann verstehe, können Sie meinetwegen hierher zurückgehen und springen. Aber denken Sie nicht, dass ich das zulasse, bevor ich nicht weiß, warum.«
»Was geht sie das an?«, entgegnet sie wütend, und versucht, mir ihre Handgelenke zu entwinden. Aber ich bin stärker und halte sie eisern fest.
»Vielleicht nichts. Aber ich war schon immer ein neugieriger Mensch. Und ich will wissen, warum Sie zu so einer Tat fähig sind.«
Sie zögert einen Moment.
»Unter einer Bedingung, Mr...?«
»Nennen Sie mich Michael.«
»Gut. Unter einer Bedingung, Michael – Nein, eigentlich unter zwei.«
»Und die wären?«
»Erstens – Wenn ich mit zu Ihnen nach Hause komme, dann
ausschließlich, um Ihnen meine Motive zu erklären.«
»Natürlich. Und zweitens?«
»Zweitens«, sie zögerte einen Moment, »Sie müssen mir versprechen, dass sie mich zurückgehen lassen, wenn ich Ihnen alles erklärt habe.«
Ich antworte zunächst nicht. Aber vielleicht kann ich sie umstimmen; auf jeden Fall habe ich jetzt etwas Zeit gewonnen... Ich atme tief durch.
»Einverstanden.«