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Beitragvon Marie Antoinette » 28.05.2007, 17:15:23

Danke euch! :D

@Christine: Morgen oder übermorgen, mal sehen...

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Beitragvon Sisi Silberträne » 28.05.2007, 20:40:37

Kardinal --> Bild <-- myself :twisted:

Super geschrieben, wie immer! Bin gespannt wie es nun mit Anne und Julien weiter gehen wird...

Nadine ist ein sehr schöner Name, find ich :)
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 29.05.2007, 21:34:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Marie Antoinette » 29.05.2007, 19:29:12

Danke, Sisi! :D

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Beitragvon Marie Antoinette » 30.05.2007, 18:00:35

So, weiter gehts.

Und immer schön die Mordwaffen bereithalten, in dem Teil vielleicht nicht, aber im nächsten... :D

---------------------------------------------------------------


- - Gegenwart - -




„Ihr schuldet mir eine Antwort, Milady de Winter. Weshalb habt Ihr das entschieden?“
fragte Richelieu ein zweites Mal.
„Stellt Euch nicht unwissend!“ rief Milady verärgert. Ihr war es vollkommen egal, dass überall die Wachposten standen. Dieses Mal würde sie sich nicht einschüchtern lassen.
„Wenigstens ein Mal nicht! Gebt einmal zu, was Ihr getan habt! Warum ist Eure Nichte wohl so lang nicht mehr hier gewesen?! Sie hatte nach dem letzten Vorfall Angst vor Euch! Vor Euch und dem Anführer der Wachtruppe. Wie habt Ihr das nur tun können?! Das ist verabscheuenswürdig, Eminenz, einfach nur verabscheuungswürdig!“
Genau wie das, was vor zehn Jahren passiert ist, dachte sie noch, sagte es aber nicht.
Im gleichen Augenblick trat der Mann mit der Augenklappe vor und packte Miladys Arm so wie zuvor der Wachposten.
„Was untersteht Ihr euch, so mit Seiner Eminenz zu reden?“
donnerte er.
Und dann, zu Richelieu: „Soll ich sie für diese Unverschämtheiten abführen lassen?“
„Nein, ist schon in Ordnung“ erwiderte der Kardinal zur Verwunderung aller. „Lasst sie auf der Stelle los, Rochefort. Ich werde mich mit Milady de Winter einmal unter vier Augen unterhalten.“
„Zu Befehl, Eminenz“, sagte der Angesprochene.
Milady lächelte triumphierend. Diese Auseinandersetzung hatte sie wohl gewonnen.
Rochefort?! fiel ihr dann auf. Dann ist das wohl der Anführer der Kardinalswache, von dem mir Nadine erzählt hat. Wirklich ein unangenehmer Zeitgenosse.
„Was ist mit mir?“
fragte Nadine ängstlich.
„Du gehst mit Rochefort mit und wirst warten, bis ich zurückkomme.“
- „Aber…“
„Keine Widerrede.“
Nadine fügte sich ihrem Schicksal und folgte dem Hauptmann mit gesenktem Kopf in eine Richtung den Gang hinunter, während Milady Richelieu hinterher ging. Im Weggehen hatte Milady noch gedacht, dass Nadine aussah als ginge sie zu ihrer eigenen Hinrichtung, und sie hoffte, dass dem Mädchen nicht wieder irgendetwas zustoßen würde….
Der Kardinal blieb schließlich vor einer Tür stehen, vor der wieder zwei Wachposten standen, die Milady verwundert ansahen.
„Das hat schon seine Richtigkeit. Und sorgt dafür, dass wir nicht gestört werden.“
- „Zu Befehl, Eminenz.“
sagten die beiden Wachen fast gleichzeitig.
Richelieu machte einen Schritt zur Seite. „Also, dann nach Euch, Milady de Winter.“



07 Schatten der Vergangenheit
Angeklagt und verurteilt



Anne fuhr zusammen und merkte, dass sie zitterte.
Die Erinnerung war fürchterlich real gewesen, dass sie für einen Moment geglaubt hatte, es wäre gar keine Zeit vergangen und es war immer noch 24 Stunden früher und sie in den Fängen des Kardinals.
Im gleichen Moment fiel ihr etwas anderes ein. Irgendetwas stimmte nicht und hatte ihr ebenfalls einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Der Grund, warum sie so schnell wieder in die Wirklichkeit zurückgekehrt war. Sie steckte den Ring wieder in die Schürzentasche, obwohl sie ihn eigentlich am allerliebsten zerstört hätte, wenn sie gewusst hätte wie, schlich zur Tür, schloß auf, öffnete die Tür einen Spalt und lauschte. Von unten waren Geräusche zu hören. Lautstarkes Poltern, leise, ängstliche Stimmen und schließlich brüllte eine Stimme auf dem Flur
„Wo ist sie? Wo hält sie sich versteckt?!“
- „Sie hält sich nicht versteckt, Exzellenz. Sie ist in ihrem Zimmer.“
Die Stimme ihrer Mutter. Hatte sie jetzt Exzellenz oder Eminenz gesagt? Anne war sich nicht sicher. War etwa der Kardinal aufgetaucht?! Nein, es war nicht seine Stimme gewesen.
„Wahrscheinlich schläft Anne allerdings schon. Gewährt mir bitte die Erlaubnis, selbst hinaufzugehen und nachzusehen.“
Wer auch immer das war, der da unten so einen Krach veranstaltete, er war ganz offensichtlich auf der Suche nach ihr. Anne schauderte. Die Wirklichkeit war genauso schrecklich wie die Erinnerung. Aber sie wollte ihre Furcht nicht zeigen. Langsam ging sie den Flur hinunter und die Treppe hinunter.
„Was gibt es?“
- „Anne, …“ Die Stimme ihrer Mutter war schwach und voller Furcht.
„Anne de Breuil?“
wandte sich der Unbekannte an sie. Er trug eine schwarzrote Uniform.
„Ja, das bin ich. Was wünscht Ihr?“
- „Ich bin Hauptmann Dumarchais von der Leibgarde seiner Eminenz des Kardinals Richelieu. Es liegt eine Anklage gegen Euch vor. Ich wurde im Namen Seiner Majestät des Königs und Seiner Eminenz des Kardinals beauftragt, Euch zu verhaften.“
„Anklage?!“
wiederholte Anne perplex. Garde des Kardinals?! Eine Verhaftung?! Sie sollte verhaftet werden?! Was hatte sie sich denn zuschulden kommen lassen?
Sie verstand die Welt nicht mehr.
Der Hauptmann zog ein Schriftstück hervor, das er Anne entgegenhielt. Als sie es jedoch lesen wollte, steckte er es schnell wieder ein.
„Ihr braucht nichts zu sagen, denn alles was Ihr sagt, kann gegen Euch verwendet werden. Ihr habt das Recht, die Aussage zu verweigern, denn es wird alles vor Prozessbeginn in einem Beweisverfahren untersucht werden, ob die Vorwürfe zutreffen.“
„Was wird denn meiner Tochter vorgeworfen?!“
erkundigte sich Annes Vater, der jetzt auch dazukam.
„Ich habe keine Berechtigung, dies vor Beginn der Untersuchung jemand anderen als der Angeklagten zu sagen.“ Der Hauptmann grinste. „Also folgt mir bitte, Mademoiselle. Die Verhaftungsanordnung ist sofort zu vollziehen. Und macht mir keine Schwierigkeiten.“
„Wo bringt Ihr sie hin, Hauptmann?“
fragte Madame de Breuil aufgeregt.
- „In die Bastille“, erwiderte Dumarchais vollkommen gelassen. „Nehmt sie mit.“ Zwei der Soldaten, die in seiner Begleitung waren, traten vor und sahen Anne auffordernd an „Mademoiselle?“
Keine Furcht zeigen, ermahnte sich Anne zum wiederholten Mal. Und da ich sowieso nicht mehr reden wollte, werde ich auch nichts sagen. Es muss sich um einen Irrtum handeln. Die haben bestimmt die falsche Anne erwischt.
„Wir besorgen dir einen guten Anwalt, Anne. Mach dir keine Sorgen, Chérie! Das ist bestimmt ein ganz schrecklicher Irrtum!“ rief ihre Mutter ihr hinterher, als sie von den Soldaten abgeführt wurde.
Wortlos folgte Anne dem Hauptmann und den Soldaten in die Kutsche, die auf der Einfahrt wartete. Nachdem sie zwischen den beiden Soldaten saß gab der Hauptmann das Zeichen loszufahren. Langsam verschwand ihr Elternhaus aus der Sichtweite.
Anne überlegte, ob sie den Hauptmann fragen sollte, ob sie jetzt Einsicht in das Dokument bekommen konnte, nachdem ihre Eltern angeblich ja nichts von den Vorwürfen, die erhoben worden war, wissen durften. Dann fiel ihr wieder der Ring in ihrer Tasche ein. Und auf einmal machte alles Sinn.
Richelieu hatte etwas zu ihr gesagt, bevor sie mit Julien weggefahren war. Er war zu Recht verärgert über ihre Äußerung gewesen, es wäre noch nicht sicher, ob sie sich im Himmel oder in der Hölle wiedersehen würden. Als sie gehen wollte, hatte er ihren Arm gepackt und sie angeschrieen.
„Das wirst du noch bereuen!“
War das jetzt seine Rache? Sie einsperren zu lassen? Die Frage war nur – warum?!
Eine Beleidigung alleine rechtfertigte noch keine Anklage, … das glaubte sie zumindest.
Zuletzt geändert von Marie Antoinette am 31.05.2007, 18:18:34, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon MiladydeWinter » 30.05.2007, 18:26:49

ach du meine Güte. die arme anne. wie kann der Kardinal nur so fies sein.
ist aber wieder sehr schön geschrieben. hoff es geht bald weiter.

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Beitragvon Sisi Silberträne » 30.05.2007, 20:27:46

Ohhhhhh.... das nächste Mal nehm ich statt dem Hammer eine scharfe Axt :evil: :evil:
So ein Mistkerl!!!
Wollen mal hoffen, dass wenigstens Rochefort Nadine in Ruhe lässt, sonst nehm ich mir den auch gleich vor :evil:

Elektra hat geschrieben:Keine Furcht zeigen, ermahnte sich Anne zum wiederholten Mal. Und da ich eh nicht mehr reden wollte, werde ich auch nichts sagen. Es muss sich um einen Irrtum handeln. Die haben bestimmt die falsche Anne erwischt.

Versuche umgangssprachliche Ausdrücke ("eh") zu vermeiden, das wirkt stilistisch besser.
Und Zahlen bis zu einer gewissen Höhe ausschreiben, auch das wirkt besser. Hat mir meine ehemalige Deutschprof eingebläut ;)
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Beitragvon Nadine0003 » 31.05.2007, 00:03:28

Ja, ich weiß, ich war lange nicht mehr hier, bin aber jetzt wieder regelmäßiger hier (Abitstress vorbei und Abi bestanden^^)

Oh mein Gott, wie fies und gemein ist dieser schlimme Mensch. Da hilft kein Vorschlaghammer, sondern eine dicke Axt oder sonst etwas, womit man ihn von seinen Weichteilen befreien kann... grausam

Aber sehr gut geschrieben, wie jedes Mal^^ Ich "freue" mich schon auf die Vortsetzung,

liebe Grüße,
Nadine :-)

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Beitragvon Kitti » 31.05.2007, 13:43:45

@ Nadine Glückwunsch! ;)

Ein schöner Teil, Elektra... Aber der Kardinal ist wirklich fies! Die arme Anne!
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Beitragvon Marie Antoinette » 31.05.2007, 18:19:43

@Nadine: Auch von mir herzlichen Glückwunsch! :D

Und an beide mal wieder ein Dankeschön! :D

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Beitragvon ChristineDaae » 01.06.2007, 16:27:05

Und immer schön die Mordwaffen bereithalten, in dem Teil vielleicht nicht, aber im nächsten...


*Mordwaffe jetzt schon bereithalt*
Oohh, dieser Kardinal!!!!! :evil: :evil: :evil: :evil: :evil:
Anne tut mir so leid... :(

Suupertoll geschrieben alles, außer dem, was Sisi schon gesagt hat, mit dem "eh"...
Bitte mach schnell weiter! :)
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon Marie Antoinette » 02.06.2007, 06:43:54

Danke, Christine! :D

Wieder mal eine Wochenendfortsetzung...


---------------------------------------------------------------

Die Bastille. Das gefürchtete Pariser Gefängnis.
Ohne ein Wort der Erklärung wurde Anne von den beiden Soldaten durch die dunklen Gänge gezerrt, die durch den Schein vieler Fackeln in ein unwirkliches Licht getaucht waren.
Der Hauptmann ging voraus.
Vor einer Zellentür in einem Untergeschoss des Gefängnisses blieben sie stehen.
„Da ist sie, die Angeklagte Anne de Breuil, Eminenz. Verhaftungsbefehl ausgeführt.“
- „Gut, gut.“ erwiderte eine Stimme. „Wegtreten, Soldaten. Ihr bleibt aber hier, Dumarchais.“
Die Soldaten ließen Anne los und gingen in die Richtung, aus der sie eben noch auf die Zelle zugelaufen waren, während der Hauptmann ihre Aufgabe übernahm, Anne am Weglaufen zu hindern.
Anne traute ihren Augen nicht. Vor ihr stand der Kardinal, als hätte er auf sie gewartet.
Im flackernden Schein der Fackeln sah er in der roten Robe aus wie der Teufel höchstpersönlich.
Er lächelte doch tatsächlich bei ihrem Anblick und sah hochzufrieden aus.
„So sieht man sich wieder, Mademoiselle. Es freut mich, Euch zu sehen. Die Umstände sind zwar nicht ganz so erfreulich, aber das lässt sich nicht ändern.“ – „Eminenz“, sagte Anne kalt. Nicht mehr und nicht weniger. Bloß kein überflüssiges Wort.
„Ach, auf einmal nennt Ihr mich wieder Eminenz? Nicht mehr Kardinal Richelieu? Oder vielleicht…“ Richelieu unterbrach sich selbst und wandte sich dem Hauptmann zu. „Habt Ihr der Angeklagten eigentlich schon gesagt, was ihr vorgeworfen wird?“
Dumarchais schüttelte den Kopf.
„Nein, Eminenz.“
- „Dann holt das doch bitte nach. Und gebt ihr die Anklageschrift zu lesen, sonst glaubt sie es ja doch nicht. Und dann sperrt sie ein.“ Der Kardinal trat zur Seite.
Der Hauptmann reagierte nicht.
„Was ist? Gibt’s Unklarheiten mit dem Befehl?“
- „Nein. Aber um die Zellentür aufzuschließen müsste ich die Angeklagte loslassen.“
„Dann macht das!“ Der Kardinal ärgerte sich. Manchmal stellte sich der Hauptmann so ungeschickt an… das war nicht zu glauben. „Ich werde mich inzwischen darum kümmern, dass sie nicht weglaufen kann.“
„Wie Ihr befehlt, Eminenz.“
Dumarchais ließ Anne los wie vorher die Soldaten, aber an Weglaufen war dank Richelieu gar nicht zu denken. Es war ähnlich wie am vergangenen Vormittag, als er sie festgehalten hatte als sie mit Julien gehen wollte.
„Also, die Anklage.“ begann der Hauptmann, während er die Zellentür aufsperrte. In einem gleichgültigen Tonfall fuhr er fort.
„Anne de Breuil, Ihr seid angeklagt des Diebstahls.“
Diebstahl? Warum das denn?! Und deswegen machen die sich solche Mühe? Ach, ich glaube ich verstehe. Der Ring, den mir der Kardinal untergeschoben hat. Dieser abscheuliche Ring. Er hat behauptet, ich hätte ihn gestohlen…
Dumarchais hatte die Tür aufgeschlossen. Er ging kurz selbst in die Zelle und legte das Dokument, das Anne vorhin nur einen kurzen Moment gesehen hatte, achtlos auf den Boden. „Außerdem gibt es noch einen weiteren Anklagepunkt.“ bemerkte Richelieu.
Anne sah ihn nur fragend an.
Sie vermutete, dass er vielleicht doch die Beleidigung meinte.
Der Kardinal lächelte aber nur spöttisch und verzichtete auf weitere Erklärungen zu den Anklagevorwürfen.
„Habt Ihr etwa entschieden, nichts zu sagen? Vielleicht ein weiser Entschluss, aber vielleicht ist das auch der größte Fehler, den Ihr machen könnt. Denn dann werdet Ihr wahrscheinlich gefoltert. Wer nicht redet, wird gefoltert. Aber das sollen Euch morgen die Untersuchungsrichter erklären. Dann sehe ich allerdings auch keine Veranlassung, Euch über den zweiten Vorwurf aufzuklären. Wenn Ihr nicht mit mir sprecht, spreche ich auch nicht mehr mit Euch.“
Wie schade, dachte Anne sarkastisch, wo ich mich doch so gerne mit Euch unterhalte…
Dumarchais ergriff das Wort.
„Ich bitte einzutreten, Angeklagte de Breuil. Es ist bedauerlicherweise nicht ganz so luxuriös wie Euer Zuhause, aber zweckmäßig. Mehr braucht es hier nicht. Ihr bekommt sogar einen Wein anstelle nur Wasser wie die übrigen Gefangenen.“
Wahrscheinlich auf allerhöchste Anordnung des Kardinals mit Schlafmittel versetzt, war sich Anne sicher, aber das soll mir recht sein. Dann schlafe ich wenigstens schnell ein. Sonst würde ich in diesem Verlies sicher keine Ruhe finden…
Ach, da hätten wir doch fast etwas vergessen. Der zweite Anklagepunkt.“ bemerkte der Hauptmann jetzt eher beiläufig. „Ihr seid beschuldigt, einen Mann der Kirche verführt zu haben.“
Verführt?!
Anne hätte am liebsten geschrieen. Es war nicht von ihr aus gegangen. Im Gegenteil.
Eine Vergewaltigung war es gewesen. Nichts anderes.
Gewehrt habe ich mich. Gehofft, dass er endlich aufhört.
Bei dem bloßen Gedanken daran wurde es ihr schon wieder eiskalt.
Anne sah an sich herunter und ihr fiel erst jetzt wieder auf, dass sie immer noch das gleiche Kleid wie am Vortag trug. Auch nicht gerade etwas, das sie von dem ganzen ablenkte.
„Ein sehr schweres Verbrechen.“
sagte Richelieu und hatte wieder denselben verschlagenen Gesichtsausdruck wie am Abend zuvor.
Das sagt Ihr so gleichgültig, Eminenz?! Ihr tut so unbeteiligt, dabei war es Euer Verbrechen! Ich war das Opfer! Selbst wenn ein irdisches Gericht Euch wahrscheinlich nicht verurteilen wird, weil mir niemand glaubt, … der Herr oben im Himmel hat es gesehen, wie Ihr gegen das zehnte Gebot verstoßen habt. Spätestens das jüngste Gericht wird ein gerechtes Urteil über Euch fällen, … Richelieu.
Anne betrat die Gefängniszelle, um seinem Blick nicht weiter standhalten zu müssen. Endlich hatte er sie wieder losgelassen. In der Hoffnung, dass in dem Wein, der am Boden stand, tatsächlich Schlafmittel war, trank sie sofort einen Schluck aus dem bereitstehenden Glas.
Dann nahm sie das Anklagedokument, um es zu lesen, aber sie bemerkte, dass der Hauptmann offensichtlich gegen die Kanne mit dem Wein getreten war, diese umgekippt hatte und der Wein das Schriftstück durchweicht hatte. Bestimmt war das kein Zufall gewesen…
„Nehmt meinen gut gemeinten Rat an, Mademoiselle. Legt ein Geständnis ab.“
bemerkte der Kardinal, dann schloss er die Zelle höchstpersönlich ab bevor er sich zusammen mit dem Hauptmann abwandte, langsam davonging und sie mit ihrem ungewissen Schicksal alleine ließ…

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Beitragvon Kitti » 02.06.2007, 12:19:43

*grr* Dieser fiese Kardinal!! Die arme Anne, aber toll geschrieben! Du beschreibst ihre Gefühle sehr schön und der Kardinal ist jedes Mal so gut gelungen, dass wir wirklich die Mordwaffen rausholen wollen. ;)

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Beitragvon ChristineDaae » 02.06.2007, 12:23:25

Ich hol auch wieder die Mordwaffen raus... Hoffentlich brauchst du den Kardinal nicht mehr lang :wink:

Wieder super geschrieben, dickes Lob! *knuffel*
Wann gehts denn weiter? :)
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Beitragvon MiladydeWinter » 02.06.2007, 12:42:22

oh dieser Kardinal :evil: der wird ja echt immer fieser. die arme Anne tut mir richtig leid
ist aber wieder sehr schön geschrieben .. hoffe es geht bald weiter.

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Beitragvon Sisi Silberträne » 02.06.2007, 16:03:14

*Axt raushol* aaaaaahhhhh, dieser Mistkerl!!! :evil: :evil:
Die arme Anne :(
Wie immer sehr gut geschrieben, ist auch alles bisher schön schlüssig und zusammen passend.

Schnell weiter!!!
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Beitragvon Marie Antoinette » 03.06.2007, 15:13:33

Einmal ein Tag weg und schon habt ihr alle den Teil gelesen... Danke euch allen! :D

Alle mal *knuffel*

@Christine: Am Dienstag gehts weiter.

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Beitragvon Marie Antoinette » 05.06.2007, 18:55:13

So, zu dem Teil sag ich mal was anderes als sonst :

Mordwaffen bitte mal bis zum Feiertag am Donnerstag zur Seite legen... :wink:

----------------------------------------------------------------

- - Gegenwart - -




„Gut, dass Ihr hier seid, sonst hätte ich Euch bestimmt in den nächsten Tagen hergebeten. Nehmt doch Platz.“ bemerkte Richelieu, als er hinter Milady in das Zimmer getreten war und die Tür wieder geschlossen hatte.
„Mich hergebeten?“ wiederholte Milady. „Oder besser abkommandiert, herzukommen?“
Sie setzte sich, während der Kardinal zwei Gläser Wein einschenkte.
- „Nein, nicht abkommandiert. Ihr lasst Euch doch von mir nichts befehlen, das habe ich inzwischen verstanden.“ Er stellte ein Glas Wein vor Milady auf den Tisch. „Ein Glas Wein gefällig?“
„Meint Ihr, ich falle auf den alten Trick mit dem Wein herein, Eminenz? Wenn Ihr das glaubt, dann enttäuscht Ihr mich.“ – „Au contraire, Milady. Ihr enttäuscht mich, wenn Ihr mir immer noch misstraut.“
„Warum sollte ich das nicht? Euch misstrauen, meine ich?“
Der Kardinal nahm das Glas, das er vor Milady hingestellt hatte und trank selbst daraus. Dann suchte er wortlos in den Dokumenten auf dem Schreibtisch herum.
„Sucht Ihr etwas bestimmtes?“
„Nein, ich habe es schon gefunden. Schaut Euch das mal an.“
Richelieu legte das Schriftstück, das er gemeint hatte, so hin, dass Milady es lesen konnte.
Gnadenbeschluss in Sachen der Verurteilten Anne de Breuil, jetzt Milady de Winter“, lautete die erste Zeile.
Milady verstand die Welt nicht mehr. Ein Gnadenbeschluss?! Ungläubig las sie weiter:

Ich, Erster Minister Seiner Majestät König Ludwig XIII, Kardinal Armand Jean Duplessis de Richelieu, verfüge hiermit, dass sämtliche Urteile und Beschlüsse in der Anklagesache Anne de Breuil betreffend des Gerichtsverfahrens von vor zehn Jahren, Aktenzeichen 0605-2007-14, mit sofortiger Wirkung aufgehoben werden… Die ehemalige Angeklagte und Verurteilte wird von allen Vorwürfen freigesprochen. Die ausgesprochen Verbannung über zwanzig Jahre wird aufgehoben. Die erfolgte Brandmarkung wird für gegenstandslos und unberechtigt erklärt.“

Es folgte noch eine ganze Seite Geschriebenes, aber das wichtigste war schon erwähnt worden.
„Was hat das zu bedeuten?!“
fragte Milady verständnislos und sah von dem Dokument auf.
Irgendetwas ganz merkwürdiges schien vorzugehen. Gestern hatte er noch Gegenleistungen gefordert, damit er sie endlich von den Schatten der Vergangenheit befreite und jetzt lag das rettende Schriftstück bereits ausgefertigt auf dem Arbeitstisch des Kardinals…ohne dass sie etwas dafür tun musste?!
Und den Wein, den er ihr angeboten hatte, schien auch nicht mehr mit Schlafmittel versetzt zu sein – er hatte aus „ihrem“ Glas getrunken und er war noch ganz normal…
Eigentlich war sie hergekommen, um ihn zur Rede zu stellen und Nadine vor ihm und den Wachen zu beschützen, aber auf einmal war ihre ganze Wut wie verraucht.
„Das, was dort steht. Ich beabsichtige, den Gnadenbeschluss noch von Seiner Majestät genehmigen zu lassen und dann habt Ihr das erreicht, weshalb Ihr zurückgekommen seid.“
„Aber… warum?!“
Hatte er etwa ein schlechtes Gewissen bekommen über die Jahre hinweg? Oder hatte er doch noch etwas vor?
„Ich will ehrlich zu Euch sein, Milady de Winter.“ bemerkte Richelieu. „Als Ihr gestern auf einmal aufgetaucht seid, habe ich mir schon Gedanken darüber gemacht, Euch begnadigen zu lassen. Ihr habt meinetwegen sehr viel durchstehen müssen. Vielleicht bin ich zu weit gegangen.“
„Vielleicht?!“ rief Milady fassungslos. „Ich würde mal sagen, das seid Ihr auf jeden Fall!“

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Beitragvon MiladydeWinter » 05.06.2007, 19:24:36

wow warum is der kardinal auf einmal so nett?.. naja da kommt bestimmt noch irgendwas fieses. bei dem weis man ja nie..
wieder sehr schön.. freu mich schon auf den nächsten teil

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Beitragvon Kitti » 05.06.2007, 19:26:18

OH, sehr spannend!!! :D Und wie immer toll geschrieben!! Bald weiter!

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Beitragvon Marie Antoinette » 05.06.2007, 20:38:45

MiladydeWinter hat geschrieben:wow warum is der kardinal auf einmal so nett?.. naja da kommt bestimmt noch irgendwas fieses. bei dem weis man ja nie..


Da könntest du natürlich Recht haben... :wink:

Danke, ihr zwei! :D


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