Fortsetzung
Dazu: Nicht alles ist, wie es scheint und nicht alles scheint, wie es ist und keine Ahnung, ob die zwei letzten Wörter so grammatikalisch richtig sind oder doch anders gehören, aber hey, erst zum Schluss beurteilen, nciht schummeln
-------------------------------------------------------------------------------------
Ich blieb noch eine Weile in dem Cafe sitzen, um meinen Kaffee auszutrinken und machte mich dann auf den Heimweg, unterwegs entscheid ich mich dann aber doch noch mal um und lief wieder durch den Park, wie ich es nun all die Monate gemacht hatte. Es schneite zwar nicht mehr, aber es herrschte doch noch ein eisiger Wind, der sich durch meine Kleider fraß und mich zum zittern brachte. Als ich so meine alt bekannten Wege durchwanderte, musste ich wieder an die letzten Monate denken, an alles was passiert war, seitdem Kevin mich verlassen hatte. Ich fühlte immer noch die Verzweiflung und die Trauer in mir, doch war es nun anders, ich nahm meine Umwelt wieder bewusster wahr, nicht mehr wie eine Marionette, die neben sich stand und in diesem Moment wurde mir klar, dass es weiter gehen würde, auch ohne Kevin, auch mit dem Verlust meines Kindes, ich wusste noch nicht wie, aber ich spürte, dass es weiter gehen würde, dass ich wieder lernen würde zu leben. Ich atmete die eisige Luft um mich herum tief ein und behielt sie ein wenig in meiner Lunge, bis ich sie wieder ausatmete und sie einen Dunst in der Luft bildete, der wie Zigarettenrauch zum Himmel stieg. Ich lächelte, auch wenn ich mich im Moment ziemlich einsam fühlte und ich dachte an Marc und wieder fragte ich mich, ob es richtig war, ihm alles zu erzählen. Was, wenn ich ihn nun so sehr verschreckt hatte, dass ich ihn nie wieder sah, wenn er mit der Situation nicht klar kam oder wenn er mir nie verzeihen würde, dass ich nicht weiß, ob es sein Kind war, auch wenn er mir sagte, er sei nicht böse? Ich wünschte mir, ich wüsste eine Antwort auf all meine Fragen.
Ich kam bei der Bank vorbei, auf der ich am Anfang saß, an dem Tag, an dem Kevin mich verlassen hatte und die schließlich auch den Tod meines Kindes mit verursachte, als ich beim Sturz gegen sie fiel, auch der Baum fiel mir auf, gegen den ich zuerst gestoßen war. Ich blieb ein paar Minuten stehen und starrte beides an, in meinem Hals bildete sich ein Klos. Ich fragte mich, was geschehen wäre, wenn ich an diesem Tag nicht gestürzt wäre, würde ich dann nun schwanger und glücklich hier auf der Bank sitzen, vielleicht sogar zusammen mit Marc?
Ich schloss meine Augen und schüttelte den Kopf, wie um meine Gedanken damit zu verjagen und wieder rannte ich los, ich rannte und rannte bis ich vor meiner Wohnungstüre angekommen war. Dort blieb ich ein paar Sekunden atemlos stehen und schnappte nach Luft, bis ich sie endlich betrat.
Ich trat ein, legte meine Jacke und meine Tasche ab und lief in das Wohnzimmer, wo ich sofort auf das Blinken meines Anrufbeantworters aufmerksam wurde, ein Anruf in Abwesenheit. In mir breitete sich Nervosität aus, ich hoffe, dass die Nachricht von Marc kam. Schnell lief ich zum Anrufbeantwortet und drückte den Knopf, der mir die Nachricht offenbaren würde, noch einmal betete ich, es wäre doch bitte Marcs Stimme, die gleich zu mir sprach, doch ich wurde enttäuscht, es war nur das Theater, dass wissen wollte, ob ich ab morgen wieder spielen konnte.
Piep machte es und die Nachricht war beendet.
Ich ließ mich neben dem Anrufbeantwortet auf mein Sofa nieder starrte die Decke an, nun war es also so weit, nun sollte ich wieder in mein altes Leben zurückkehren. Es war nicht so, dass ich mich nicht freute, wieder auf der Bühne stehen zu können, doch ich hatte auch etwas Angst, ich wollte mich nicht gleich wieder überanstrengen, ich wollte mir etwas Ruhe gönnen, um mir klar zu werden, was ich nun überhaupt wollte, wie es weiter gehen sollte.
Aber ich beschloss am nächsten Tag zu spielen, schließlich dauerte mein Engagement nur noch eine Woche und ich hatte meine Fans nun schon viel zu lange warten lassen, außerdem wusste ich, dass morgen Uwe mit mir spielte und so freute ich mich schon auf die Show.
Die Show lief fantastisch, aber was mich etwas beunruhigte war, dass ich seit unserem Treffen im Cafe nichts mehr von Marc gehört hatte. Als ich nach der Show wieder in meiner Wohnung auf dem Sofa saß, hielt ich mein Handy in der Hand und überlegte, ob ich Marc anrufen sollte, entschied mich dann aber doch dagegen, schließlich wollte ich ihm seine Zeit geben, die er brauchte. Ich rang mich aber dazu durch ihm eine kurze Sms zu schreiben, in dem ich ihn nach seinem Empfinden fragte und ihm schrieb, dass ich mich freuen würde, mal wieder etwas von ihm zu hören. Ich beendete die Sms mit „Lg, Pia“ und schickte sie ab. Langsam legte ich mein Handy zurück auf den Tisch vor mir und versuchte mich auf das Fernsehprogramm zu konzentrieren, aber es wollte mir einfach nicht gelingen, andauernd ertappte ich mich dabei, wie meine Blicke zu meinem Handy wanderten und wie ich hoffte, dass dieses Klingeln würde und mir somit eine eingegangene Sms hervorsagen würde, aber nichts geschah, mein Handy blieb ruhig und so ging ich kurz nach Mitternacht etwas enttäuscht ins Bett.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schaute ich auch als erstes gleich auf mein Handy, doch immer noch war keine Nachricht eingetroffen. Er hat es wohl doch nicht so gut aufgenommen, wie er tat, dachte ich mir und ging traurig ins Bad, um mich für den Tag fertig zu machen. Bald darauf wurde ich auch schon von Uwe abgeholt, der mich heute zum Shoppen in die Stadt schleppen wollte, er tat echt alles dafür, um mich so gut wie nur möglich abzulenken. Er schleppte mich von einem Geschäft ins andere und wartete in jedem geduldig, bis ich auch wirklich alles anprobiert hatte, was mir auch nur ein klein wenig gefiel. Natürlich wollte er danach auch jedes Tel sehen, um mit zu entscheiden, ob es schön sei oder nicht.
Immer wieder trat ich also mit meinen neu anprobierten Sachen aus der Umkleidekabine und präsentierte mich ihm. Als letztes probierte ich eine Rock und Oberteilkombi, die mir wirklich sehr gefiel. Ich verließ die Umkleidekabine und positionierte mich vor Uwe. „Tata,“ sagte ich und drehte mich einmal um meine eigene Achse, wobei sich der Zipfelrock, den ich anhatte schwungvoll mitdrehte. Uwe schaute mich mit großen Augen an.
„Was ist?“ fragte ich ihn und musste lachen, er sah aus, als hätte er gerade ein Gespenst gesehen.
„Nichts,“ stammelte Uwe und stand auf.
Er stellte sich vor mich und legte mir seine Hände auf die Schulter.
„Du siehst nur wundervoll aus,“ erklärte er mit einem staunenden Gesicht und umarmte mich.
Wieder musste ich lachen. „Dankeschön.“
Als er mich wieder losgelassen hatte, meinte er noch, ich müsse mir diese Kombi unbedingt kaufen, bevor ich wieder zurück in die Kabine ging, um mich wieder umzuziehen.
Als ich mit meinen alten Klamotten wieder heraus kam, gingen wir zur Kasse, um diese Kombi und noch eine Jacke, die ich mir ausgesucht hatte zu zahlen und betraten danach wieder die kalte, immer noch winterliche Luft.
„Das ist gerade angenehm, nach all der herumprobiererei,“ stellte ich fest und atmete wieder tief ein.
„Hmhm,“ machte Uwe und hakte sich bei mir ein, so liefen wir die Straße weiter, bis wir das nächste Geschäft erreichte, in dem sich wieder alles ähnlich abspielte.
Als sich Uwe endlich zufrieden gab und wir unsere Shoppingtour beendet hatten, kam ich mit mindestens fünf verschiedenen Tüten Zuhause an.
„Boah, so viel auf einmal habe ich schon lange nicht mehr gekauft,“ stellte ich lachend fest, während Uwe mir noch durch die Wohnungstüre folgte und diese hinter sich schloss.
„Nunja, du hast ja auch den besten Berater an deiner Seite gehabt.“
„Das stimmt! Will mein Berater zur Belohnung einen Kaffee?“ fragte ich und stellte mich hinter ihn, um seine Schultern zu massieren.
„Hmmm, das ist gut,“ war seine Reaktion darauf.
„Das hast du dir wahrlich verdient,“ sagte ich und begab mich in die Küche, um uns einen Kaffee zu kochen.
Kurz darauf kam ich mit zwei Tassen in der Hand zurück, wovon ich eine vor Uwe stellte, der es sich bereits auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte und eine auf den Platz neben ihm, wo ich mich hinsetzte.
Geschafft legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und jammerte. „Puh, bin ich fertig, meine ganzen Beine tun mir weh.“
Zum Glück war heute Montag und so hatten wir Spielfrei, meine schmerzenden Beine hätten die Show heute wohl nicht ausgehalten.
Uwe lachte aus Spaß über mich und stichelte, dass ich so langsam wohl doch eine alte Frau wurde.
„Na warte,“ schimpfte ich und schon hatte er eines meiner Couchkissen im Gesicht.
Er lachte und schmiss es mir zurück, dann mussten wir beide lachen, bis uns ein Schluck unseres Kaffees wieder Ruhig stellte.
„Zieh doch noch einmal deine Kombi an,“ schlug Uwe plötzlich vor.
„Wieso denn?“ fragte ich.
„Einfach so, ich will noch mal beurteilen, ob es auch wirklich der richtige Kauf war.“
„Du Spinner,“ erwiderte ich, ging dann aber doch in mein Schlafzimmer, um die Kombi noch einmal anzuziehen. Kaum war ich in meinem Schlafzimmer angekommen, hörte ich, wie sich mein Handy meldete. Aufgeregt rannte ich zurück ins Wohnzimmer und öffnete die gerade angekommene Sms.
„Hallo mein Schatz, haben schon so lange nichts mehr von dir gehört, wie geht es dir denn? Ruf uns doch bitte bald wieder an. Kuss, deine Eltern.“
Nicht von Marc, stellte ich etwas enttäuscht fest, legte mein Handy zur Seite und ging wieder zurück ins Schlafzimmer.
Dort zog ich die Kombi wieder an und kam erneut zurück ins Wohnzimmer, wo ein ungeduldiger Uwe schon auf mich wartete.
„Na, war es der richtige Kauf?“ fragte ich.
Er zog eine Augenbraue hoch und machte, als würde er noch immer zweifeln.
„Naaa, ich weiß nicht, dreh dich doch mal.“
Ich drehte mich noch einmal um meine eigene Asche.
„Und gleich noch mal,“ sagte Uwe.
„Jetzt reicht es aber,“ meinte ich und lachte, drehte mich aber trotzdem noch einmal.
Als ich aus der Drehung wieder auf die andere Seite sah, stand Uwe auf einmal vor mir, er hatte wieder dieses seltsame Grinsen im Gesicht, welches schon in dem einen Kaufhaus vor der Umkleidekabine dar war.
„Dieses Kombi steht dir wirklich fantastisch, du bist wunderschön,“ sagte er und bevor ich auch nur den Hauch einer Chance hatte etwas zu erwidern, pressten sich seine Lippen auch schon auf die meinen.