Danke ihr drei... endlich mal wieder ein Kommentar mehr... *freu*
So, jetzt gehts auch weiter... hat länger gedauert als beabsichtigt...
Widmung dieses Teils: Für die Forums-Milady Liz zu ihrem Ferienbeginn ^^ sag mal, kommt dir da zufällig jemand bekannt vor?
Hab den Vergangenheitsteil extra etwas nach hinten verschoben, damit wir die letzte Person auch noch in dem Teil antreffen... und den langen Kommentar nicht vergessen
20: Neue Gesichter im Kardinalspalast
Am nächsten Morgen wollte sich Milady bei Anbruch der Dämmerung aus alter Gewohnheit in den Westflügel zurückschleichen, kam allerdings nicht weit. Sie war gerade ein paar Schritte gelaufen, da versperrte ihr Rochefort den Weg.
„Guten Morgen, Milady de Winter“ grüßte er und hörte sich dabei gar nicht mal so besonders schlecht gelaunt an.
Ihre Laune hingegen sank auf den Gefrierpunkt, als sie ihn sah. Musste er ihr ausgerechnet jetzt wieder begegnen, um diese Zeit ausgerechnet auf dem Gang vor dem Zimmer des Kardinals – und sie mal wieder mit offenen Haaren und im Nachthemd und Morgenmantel…
„Was wollt Ihr denn jetzt, Rochefort?! Was habt Ihr denn zu der Zeit schon hier zu suchen?! Fast glaube ich, dass Ihr die ganze Nacht gewartet habt…“
Rochefort murmelte etwas, das sie nicht verstand. Dann machte er einen Schritt auf sie zu. „Mir wäre es ja am liebsten, wenn jeder wüsste, was vor zehn Jahren passiert ist… dann könntet Ihr zu Eurer großen Liebe zurückkehren … besser Ihr verschwindet heute als morgen aus dem Kardinalspalast…“
„Warum das denn?“ Milady verstand die Welt nicht mehr. Rochefort benahm sich ja auch sehr merkwürdig… Der Rat der ehemaligen Kardinalswache ging ihr durch den Kopf
Wundert Euch über nichts…
Aber das sagte sich so leicht…
Instinktiv trat sie einen Schritt zurück. Wer wusste schon, was der Hauptmann der Kardinalswachen vorhatte… eigentlich hatte er ja den Befehl erhalten, ihr nichts mehr zu tun, aber sie wusste ganz genau, wozu er in der Lage war…
„Seitdem Ihr hier seid, … nein, schon lange vor Eurem ersten Auftauchen im Frühjahr … denkt Seine Eminenz doch an nichts anderes mehr als an Euch. Und das macht mich bald wahnsinnig…“ erwiderte Rochefort ungehalten.
„Weswegen?“ fragte Milady weiter. Sie lächelte ihn an, als ihr etwas einfiel. Das war zwar unwahrscheinlich, aber eine Möglichkeit. „Das hört sich fast so an, als wärt Ihr eifersüchtig…“
„Und damit habt Ihr auch Recht!“ platzte Rochefort heraus.
- „Eifersüchtig auf den Kardinal?!“ Milady konnte es nicht fassen. Sie hätte am liebsten losgelacht. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Der Hauptmann der Wachen war auch in sie verliebt gewesen? Hatte er vielleicht im Sommer das getan, was er getan hatte? Aus gekränktem Stolz?!
„Nein“, erwiderte Rochefort ungehalten, „das nicht… ich war eifersüchtig auf Euch… Jahrelang war ich an der Seite Seiner Eminenz und habe alles getan, und jetzt taucht Ihr auf und er hat nur noch Augen für Euch… er verteidigt Euch sogar ständig und ich muss jetzt sogar mit Euch zusammenarbeiten, um diesen Engländer zu verhaften…“
„Ach der arme Rochefort fühlt sich vernachlässigt?“ vermutete Milady und ihre Worte trieften geradezu vor Ironie. „Eine Runde Mitleid… wenn ich Zeit habe, werde ich Euch mal bedauern…“
„Ihr versteht überhaupt nichts…“ erwiderte Rochefort. Fast hörte es sich jetzt so an, als ob sie ihn wirklich gekränkt hatte und er schrecklich beleidigt war. Seine Wut schien auf einmal verraucht.
„Das mag sein… Seit ich zurückgekommen bin versteh ich einiges nicht mehr… ich frag mich, wo ich nur hingeraten bin“, hielt Milady dagegen.
„Zurück nach Paris“, erwiderte Rochefort besserwisserisch, „in den Palais de Cardinal…“
- „Das weiß ich auch!“ versetzte Milady.
„Na warum fragt Ihr dann?“
- „Unglaublich… wollt Ihr denn schon wieder zu streiten anfangen? Lasst doch Eure schlechte Laune an Seiner Eminenz aus…“
„Wenn er denn endlich mal wieder Zeit hat, mir zuzuhören anstelle Euch…“
- „Ach das schon wieder…" stichelte Milady unbeirrt weiter, "der arme Hauptmann Rochefort…“
Ohne dass sie es eigentlich wollte hatte sie sich wieder einmal angefangen mit ihm zu streiten.
Im gleichen Moment bog jemand um die Ecke und wäre fast mit Rochefort zusammengestoßen.
Es handelte sich um eine junge Frau, die Milady noch nie in ihrem Leben gesehen hatte – mit dunkelbraunen, schulterlangen Haaren, die etwas pummelig war und zudem noch so blass, dass man fast glauben konnte, dass sie schon einmal gestorben war.
„Habt Ihr keine Augen im Kopf?!“ entlud sich Rocheforts Wut auf Milady jetzt auf die andere.
„Ihr? Doch, eines…“ mischte sich Milady ein und lachte. „Außerdem seid Ihr ja wohl der Mademoiselle im Weg gestanden, Rochefort.“
Die Unbekannte verkniff sich ebenfalls ein Grinsen, wurde dann jedoch schnell wieder ernst. Umständlich verbeugte sie sich vor Rochefort. „Ich bitte tausend Mal um Verzeihung, Hauptmann…“
„Ich verzeihe überhaupt nichts“, erwiderte Rochefort unwirsch. „Ich werde mir wohl noch eine Strafe für Euch ausdenken…“ – „Lasst sie gefälligst in Ruhe“, ging Milady dazwischen. „Sie hat doch wirklich nichts Schlimmes getan.“
- „Wenn Ihr wüsstet… die macht doch nur Ärger seit sie hier ist…“
Bei diesen Worten des Kommandanten der Schwarzroten machte die andere sofort ein sehr trauriges Gesicht und es schimmerten sogar ein paar Tränen in ihren Augen.
„Und wer ist sie überhaupt?“ fiel Milady etwas ein.
- „Diese Frage kann ich Euch auch beantworten, …
Lilie meines Herzens.“ erwiderte der Kardinal, der inzwischen auch dazugekommen war.
Als Rochefort diese drei Worte hörte, schaute er erst wieder beleidigt, dann konnte er sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Dann besann er sich eines Besseren und nahm Haltung an.
„Guten Morgen, Eure Eminenz“, grüßte er und salutierte.
Die blasse Unbekannte war bei den drei Worten zusammengefahren als hätte ihr jemand einen Schlag versetzt.
Das ist sie also, ging es ihr durch den Kopf,
Milady de Winter… und er hatte Recht… ich werde es nie mit ihr aufnehmen können…
„Gute Morgen, Eure Eminenz“, schloss sie sich dann schnell Rocheforts Gruß an und versank in eine zeremonielle Reverenz.
„Was ist das denn schon für eine Versammlung zu dieser frühen Zeit?“ wollte Richelieu wissen und sah zwischen Milady, Rochefort und der anderen hin und her – in genau dieser Reihenfolge, wie Rochefort missmutig feststellte. Als erstes hatte der Kardinal wieder Milady angeschaut.
„Eine zufällige“, war es auch Milady, die als erstes antwortete. Es war ihr klar, dass sie alle zusammen schon einen merkwürdigen Anblick abgaben – der Hauptmann der Wachen in seiner Uniform mit dem Degen an der Seite, die eine in ihrem dunkelblauen Kleid mit roten Linien an Saum, Kragen und um die Ärmel und sie und der Kardinal… „Ich wollte eigentlich nur in den Westflügel in mein Zimmer zurückgehen, da steht Rochefort hier herum wie bestellt und nicht abgeholt und dann taucht auch noch … die … auf…“ fuhr sie mit der Erklärung fort.
„Ich hatte Euch doch gesagt, Ihr müsst nicht mehr in den Westflügel zurückgehen… Lilie meines Herzens…“ Richelieu schüttelte verständnislos den Kopf und sah dann auf die dunkelhaarige, die immer noch nicht wieder aufgestanden war.
„Ihr dürft Euch erheben, Mademoiselle“, gebot er ihr und sie gehorchte.
„Ja, das mag sein, aber warum?“ wollte Milady von Richelieu wissen. Dasselbe hatte er schon am vergangenen Abend zu ihr gesagt, aber sie wusste immer noch nicht den Grund dafür. Und warum nannte er sie eigentlich immer noch so? Sie waren doch nicht alleine…
- „Weil diese ehemalige Verbannte neue Gemächer bekommt“, platzte Rochefort heraus. „Hier irgendwo in der Nähe… ich frag mich bloß wie sie zu dieser zweifelhaften Ehre kommt…“
„Hat Euch jemand gefragt?!“ wandte sich Milady an Rochefort. „Ihr sollt die Klappe halten!“
Die in dem blauroten Kleid hielt sich eine Hand vor den Mund, damit niemand sah dass sie grinsen musste.
„Lacht Ihr mich etwa aus?! Na wartet…“ Rochefort machte einen Schritt auf sie zu und holte aus. Milady trat jedoch geistesgegenwärtig ebenfalls einen Schritt vor und packte Rocheforts Hand so fest sie konnte, um den Schlag abzufangen.
„Aber ich hab doch Recht“, blieb Milady ganz ruhig, „Besser Klappe halten… sonst verrat ich dem Kardinal noch was Ihr mir vorhin gesagt habt…“ Rochefort ließ die Hand schnell wieder sinken. Das was er eigentlich sagen wollte, schluckte er schnell hinunter. Warum hatte er sich vorhin nur nicht zusammenreißen können… jetzt war sie ihm überlegen… auch wenn er es nicht zugeben wollte, aber sie hatte jetzt etwas, mit was sie ihm schaden konnte… Milady ging wieder auf den Kardinal zu.
„Und das wäre?“ fragte Richelieu auch sofort.
- „Nichts, Eminenz…“ erwiderte sie mit einem unschuldigen Lächeln in Rocheforts Richtung. „Angefangen zu streiten hat er sich vorhin wieder… da dachte ich doch es wäre ihm klar gewesen, dass er mich in Ruhe lassen soll…“ Sie beschloss, das Thema zu wechseln. „Also wie war das? Ich wohne nicht mehr im Westflügel?“
- „Genau, das sollte eigentlich eine Überraschung sein, aber Rochefort verdirbt wieder einmal alles…“ Er wandte sich an die andere. „Wie weit sind denn die Vorbereitungen für den Umzug?“
„Die dürften im Laufe des Vormittags abgeschlossen sein, Eure Eminenz“, antwortete sie und knickste erneut.
„Gut“, erwiderte der Kardinal. „Sehr gut…“ Er bedeutete Rochefort, sich zu entfernen. „Wir unterhalten uns später.“ – „Jawohl, Eure Eminenz.“ Der Hauptmann salutierte und ging schnell den Gang hinunter.
„Und Ihr dürft Euch ebenfalls entfernen… seht zu dass Ihr Eure Aufgabe bald erfüllt…“ befahl Richelieu jetzt der anderen.
„Jawohl, Eure Eminenz, wie Ihr befehlt.“ Sie knickste erneut und ging dann ebenfalls, allerdings in eine andere Richtung wie Rochefort.
„Könntet Ihr mir vielleicht sagen, wer diese Person eigentlich war“, wandte sich Milady an den Kardinal. „Das frage ich mich schon seit sie vorhin mit Rochefort zusammengestoßen ist…“
„Constances Nachfolgerin“, erwiderte der Kardinal. „Ihre Majestät die Königin hatte es ja verboten, dass Constance Bonacieux weiter hier arbeitet… es hat deshalb eine gewaltige Auseinandersetzung gegeben… das ist jedenfalls ihre Nachfolgerin und Eure Zofe Maura Savoise…“
„Maura…“ wiederholte Milady nachdenklich.
- „So heißt sie, richtig“, pflichtet ihr Richelieu bei, „und sie ist nicht das einzige neue Gesicht im Palais de Cardinal. Ihr werdet beim Frühstück mindestens noch zwei weitere kennen lernen. Es hat sich einiges geändert…“
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Tatsächlich traf Milady etwas später beim Frühstück zwei weitere Menschen, die sie noch nie gesehen hatte. Eine schlanke Frau etwa in ihrem Alter, mit rotbraunen Haaren die ihr etwas über die Schulter reichten und braunen Augen mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck, was Milady allerdings nicht darauf zurückführte, dass die Frau sie nicht leiden konnte… sondern es vielmehr mit dem Mann an ihrer Seite zusammenhing. Das zweite neue Gesicht gehörte nämlich einer Kardinalswache mit blauen Augen und blonden Haaren, die etwa Mitte Dreißig sein musste, aber viel älter aussah – und es an Hässlichkeit beinahe mit Rochefort aufnehmen konnte. Sicherlich war es für die Frau nicht leicht, an der Seite von so einem fürchterlichen Menschen zu sein.
„Milady de Winter“, stellte der Kardinal die beiden vor, „das sind Jeanne Étoile und ihr Verlobter Marcel Rimbaud, seit einiger Zeit stellvertretender Kommandant meiner Leibgarde…“
„Genau“, begann Rochefort, der zur linken des Kardinals saß, wieder zu nörgeln, „aber wozu brauch ich nen Stellvertreter, Eure Eminenz? Das würde ich jetzt doch gerne einmal wissen…“ – „Ihr seid jetzt endlich einmal still“, unterbrach ihn Richelieu ungehalten. Fast hätte er sogar anfangen zu fluchen, so sehr ging ihm Rochefort in letzter Zeit wieder auf die Nerven. „Erst lasst Ihr Milady de Winter in Calais einfach stehen und jetzt seid Ihr wieder dauernd dabei, Euch zu beschweren… Ihr habt gar keinen Grund, Euch über etwas zu ärgern.“ Er hielt kurz inne. „Oder vielleicht doch… denn Rimbaud wird nachher die Vereidigung der neuen Leibgardisten übernehmen.“
„WAS?!“
Rochefort glaubte sich verhört zu haben und verschüttete seine Milch über die Uniform.
„Das ist eine große Ehre für mich, Eure Eminenz“, bemerkte die neue Kardinalswache, stand auf und verbeugte sich. „Ich werde die Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen. Auf mich könnt Ihr Euch verlassen…
„Die Vereidigungszeremonie war schon immer meine Aufgabe!“ Rochefort war empört.
- „Achtung, Rochefort!“ warnte Milady, die rechts neben Richelieu saß, mit gespieltem Ernst. „Befehle des Kardinals anzuzweifeln, könnte leicht ins Auge gehen“, fuhr sie fort, „darum haltet lieber die Klappe.“
„Welch weise Worte“, bemerkte Marcel Rimbaud und lachte, während er sich wieder setzte. Jeanne versuchte gar nichtmal, ihr Lachen zurückzuhalten, Milady grinste in Rocheforts Richtung und der Kardinal verkniff sich ebenfalls ein Grinsen. Und Maura, die gerade dabei war, Milady einen Tee einzuschenken, verschüttete alles, so sehr musste sie lachen.
Dem Hauptmann der Kardinalswachen passte es natürlich gar nicht, dass er zur Zielscheibe des Spotts geworden war.
„Wollt Ihr den Tisch denn überschwemmen?“ schimpfte Rochefort. „Passt gefälligst besser auf…“
„Schon zu spät“, erwiderte Milady und sah sich die Bescherung an. „Aber das macht nichts.“
Maura stellte die Teekanne ab. „Ich bring das sofort wieder in Ordnung…“ murmelte sie mit einem ängstlichen Blick in Rocheforts Richtung und machte sich schnell auf den Weg, etwas zum Aufwischen zu holen.
„Ich krieg keinen Bissen herunter“, klagte Jeanne. „Versprich mir eines“, wandte sie sich dann an ihren Verlobten. „Fang bei dieser Vereidigungszeremonie bloß nicht an zu singen, sondern halt dich an das Zeremoniell... sonst war es das erste und das letzte Mal, dass dir der Kardinal diese Aufgabe übertragen hat….“ Sie sah in Miladys Richtung. „Wisst Ihr, er wollte eigentlich mal zum Theater, aber da fehlt ihm eindeutig das Talent…“
„Na vielen Dank auch“, gab Marcel Rimbaud zurück und hörte sich jetzt auch etwas beleidigt an. „Du hast doch keine Ahnung, Jeanne.“ Und zu Milady: „Lasst Euch von ihr nicht beeinflussen, die ist nur sauer, weil das mit unserer Verlobung über ihren Kopf hinweg entschieden wurde.“
- „Und von wem?“ erkundigte sich Milady. Im gleichen Augenblick traf ihr Blick jedoch den des Kardinals und die Frage war beantwortet.
„Ich erkläre Euch das irgendwann mal genauer“, bemerkte Jeanne in einem verschwörerischen Tonfall.