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Beitragvon Sisi Silberträne » 11.09.2007, 23:00:06

Awwwww, weiter mit den Rückblenden in die Vergangenheit! Ich steh doch so auf Romantik, auch wenn ich eine Drama-Queen bin :mrgreen:

Der Gegenwartsteil ist aber auch sehr interessant. Wie die Entscheidung ausgefallen ist, kann man sich ja denken.

Übrigens heißt er bei Dumas wirklich Olivier, das ist nicht auf meinen Mist gewachsen ;)

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Beitragvon ChristineDaae » 12.09.2007, 15:04:05

Da kann ich mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen, wirklich ein toller neuer Teil! :D Bitte schreib bald weiter. :)
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Beitragvon Marie Antoinette » 16.09.2007, 11:38:03

Danke für eure Kommentare! *freu* :D

Fortsetzung folgt...

--------------------------------------------------------------------


- - - 10 Jahre vorher - - -



„Athos… Ihr seid… der Vicomte de la Fère?!“
Anne konnte es immer noch nicht glauben. Der Musketier, der sie gerettet hatte, war ein Vicomte?! Sofort musste sie an Julien denken. Nein, Athos war bestimmt nicht so wie Julien. Er war ein guter Mensch.
„Darum habt Ihr es vorhin auf einmal so eilig gehabt. Ihr wolltet möglichst schnell nach Hause.“ fiel ihr dann etwas ein. Seine Flucht auf dem Rückweg machte auf einmal Sinn.
„Ja, genau so war es. Freut mich, Euch bereits jetzt wieder zu sehen, Mademoiselle. Und entschuldigt meinen plötzlichen Aufbruch. Er muss Euch wie eine Flucht vorgekommen sein.“
„Vergeben und vergessen“, erwiderte Anne und lächelte ihn an.
Jetzt verstand sie wenigstens, was der Aufbruch zu bedeuten hatte. Sie hatte richtig vermutet.
- „Ihr kennt euch?“ wunderten sich Charlotte und die Gräfin. Sie stellten die Frage fast gleichzeitig
Anne wollte antworten, aber die Gräfin ließ ihr keine Gelegenheit, etwas zu sagen. „Das ist ja wunderbar, dass ihr euch wohl schon einmal begegnet seid! Dann ist schon die Frage beantwortet, wer gleich beim Abendessen zur Rechten meines Sohnes sitzt. Das ist immer eine sehr schwierige Frage, nachdem er sich so auf seine Karriere bei den Musketieren konzentriert und sich nicht darum kümmert, sich endlich wieder eine Verlobte zu suchen… Er will einfach nichts davon hören, seit seine erste Verlobte Isabelle Lacroix so tragisch ums Leben gekommen ist…. Dabei ist er schon 23 Jahre alt. Im besten Alter also, sich zu verloben… aber er hört ja nicht auf mich…“
„Also Maman, das interessiert doch gar niemanden“, fiel Athos seiner Mutter entnervt ins Wort. Er war auch etwas blass geworden. „Und warum musst du jetzt vor Mademoiselle de Breuil und ihren Großeltern mit dieser alten Geschichte anfangen… Ich wollte da doch nicht mehr daran denken oder daran erinnert werden…"
Die Gräfin verzichtete auf eine Antwort. Sie hatte wieder jemanden entdeckt, den sie unbedingt höchstpersönlich begrüßen wollte, und ließ Anne, ihren Sohn und Charlotte einfach stehen.
Anne sah Athos… nein, das war falsch, sie sollte von ihm wohl besser als Marc de la Fère denken… fragend an. Sie war vor lauter Verlegenheit errötet.
„Das hast sie doch nicht ernst gemeint, dass Ihr Euch verloben sollt, oder?“
- „Natürlich meint sie das ernst. Jedes Mal, wenn ich auf Urlaub bin und nach Hause komme, meint sie, sie müsste trotz allem was passiert ist, damit wieder anfangen… Aber lasst Euch davon nicht verunsichern.“



Leichter gesagt als getan, dachte Anne bei sich, als das Abendessen begann und sie tatsächlich rechts neben Athos saß.
Das Essen war ohne Zweifel köstlich, aber wie auch sonst bekam sie auch dieses Mal fast keinen Bissen herunter. Als sie die Hälfte des zweiten Ganges gegessen hatte, stand sie von ihrem Platz auf. Ihre Großmutter, die rechts von ihr saß, sah sie verwundert an.
„Was ist los, Anne, Schätzchen?“ fragte sie.
- „Ich muss mal schnell nach draußen. Mir geht es nicht so besonders“, erwiderte Anne. „Ich bin gleich wieder zurück.“
Charlotte wollte noch etwas sagen, aber da war Anne auch schon gegangen.
Sie wusste nicht genau, wohin sie laufen sollte, aber letztendlich fand sie sich im Garten wieder. Es hatte inzwischen zu regnen begonnen, ein sommerlicher Wolkenbruch. Die Luft war deutlich abgekühlt und es fröstelte sie.
Sie konnte an gar nichts anderes denken als die Worte der Gräfin de la Fère. Wenn sie ihre Großmutter so gut kannte, dass sie sie sogar zu einem Fest einlud, dann würde sie bestimmt auch nicht davor zurückschrecken, sie einfach mit ihrem Sohn zu verloben.
Aber ging das denn überhaupt so einfach?
Was hatte Madeleine noch gleich gesagt, als sie das Kind verloren hatte? „Außerdem hätte Seine Eminenz ja die Hochzeit genehmigen müssen… das wäre äußerst fraglich gewesen, nachdem was …“ passiert ist, hätte der Satz weitergehen sollen. Madeleine hatte es anders gesagt.
Im gleichen Moment zerriss ein Blitz den schwarzen Himmel und gleich darauf gab es einen gewaltigen Donnerschlag. Es war wohl nicht nur ein Wolkenbruch, nein, ein Gewitter würde sich an diesem Abend über der Stadt Lille entladen.
Es war ausgeschlossen, dass sie Athos heiratete. Das wurde ihr jetzt schlagartig klar.
Es war einfach ausgeschlossen. Für immer und ewig würde ihr die Vergangenheit im Weg stehen, der Kardinal, das verfluchte Brandmal auf ihrer rechten Schulter… Es würde ihr nicht möglich sein, von vorne anzufangen… Anne merkte, dass in ihr erneut Tränen aufstiegen.
Warum macht mir das denn jetzt so zu schaffen?! fragte sie sich. Es wäre doch nur wieder eine arrangierte Ehe…
Nein, das stimmte nur zum Teil. Es kam ihr selbst unglaublich vor – aber sie glaubte, dass sie sich auf den ersten Blick in Athos verliebt hatte… Nicht erst jetzt, da sie wusste, wer er wirklich war, nein… das war schon so gewesen, als er ihr in der Kathedrale geholfen hatte…
„Mademoiselle de Breuil?“
fragte eine Stimme.
„Alles in Ordnung?“
Sie sah sich um und bemühte sich, ganz ruhig zu klingen.
„Ja, natürlich. Es war mir nur zu laut und zu warm da drin, darum bin ich in den Garten gegangen…“ – „Aber jetzt sieht es mir doch eher aus, dass es Euch kalt ist.“ Mit diesen Worten legte Athos ihr den blaugoldenen Mantel um die Schultern.
„Tut mir einen Gefallen, Vicomte de la Fère. Sagt nicht mehr Mademoiselle de Breuil zu mir“, bemerkte Anne jetzt. „Egal, ob sich das gehört oder nicht, ich bestehe darauf. Zu viele schlimme Erinnerungen sind mit dieser Anrede verbunden… Ich erschrecke mich jedes Mal zu Tode, wenn mich jemand so anspricht…“
„Zu viele schlimme Erinnerungen?“ wiederholte Athos verwundert. „Ihr meint…“ Er hielt einen Moment inne, dann stellte er die Frage, um sich zu vergewissern. „… den Kardinal?“
Anne nickte.
„Ihr seid vielleicht ein seltsames Mädchen, … Anne...“ bemerkte Athos als nächstes. „So vieles, was ich nicht von Euch weiß und so viele Andeutungen, die ich nicht richtig einzuordnen vermag…“ – „Nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine künftige Gräfin de la Fère, oder?“ versuchte Anne zu scherzen.
Etwas anderes ging ihr durch den Kopf. Er hatte wohl genauso Geheimnisse, die seine Vergangenheit betrafen. Das, was die Gräfin über seine erste Verlobte angedeutet hatte. Die wohl unter tragischen Umständen ums Leben gekommen war und an das er nicht mehr erinnert werden wollte.
Athos sah sie ernst an.
„Eigentlich habt Ihr da vollkommen Recht. Aber mir ist das gleichgültig. Ich würde Euch gerne von den dunklen Schatten der Erinnerung beschützen. Es liegt doch so viel bunte Wirklichkeit vor Euch… Denn Ihr braucht tatsächlich jemanden, der auf Euch aufpasst. Die Vergangenheit wird sich nicht wiederholen. Euch werde ich beschützen, es wird Euch nichts passieren, nicht so wie ihr… Ich werde nicht mehr versagen. Für mich seid Ihr … ein Engel aus Kristall…“
„Ein Engel aus Kristall?“
wiederholte Anne. Das klang wunderschön. Sie musste schnell auch einen Namen finde. Was war Athos für sie?
„Ja“, gab ihr der Musketier und Vicomte recht. „Das habe ich schon an jenem Tag gedacht, als ich euch das erste Mal gesehen habe. Ihr wart so blass und seit mir so zerbrechlich wie eine Kristallfigur vorgekommen.“
Anne freute sich. So etwas hatte noch niemand zu ihr gesagt.
„Und Ihr seid… mein Stern der Hoffnung.“
Das war ihr auf einmal eingefallen. Die Lage war nach ihrer Offenbarung aussichtslos gewesen, aber als er in das Zimmer gestürmt war, war auf einmal wieder Hoffnung dagewesen, dass nichts schlimmes passieren würde. Und für den Moment war es auch so gewesen.
„Aber darf ich Euch etwas fragen?“
- „Was immer Ihr wollt, Anne“, erwiderte Athos. „Was möchtet Ihr wissen?“
„Was habt Ihr gerade gemeint? Was wird mir nicht passieren? Wegen was werdet Ihr nicht mehr versagen? Und die Vergangenheit wird sich nicht wiederholen?! Welche Vergangenheit denn? Meine oder Eure?“
„In Eurer Vergangenheit sind sicher auch unschöne Dinge geschehen, das ist mir klar. Darum habt ihr Euch ja auch am Fluß so erschreckt und Angst vor dem Kardinal… Aber in diesem Fall rede ich von meiner Vergangenheit.“ Athos wich Annes fragendem Blick aus.
Diese war jetzt total verwirrt.
„Aber warum?“ Sie wollte unbedingt wissen, was passiert war. Andeutungen darüber, dass er in der Vergangeheit bei irgend etwas gravierendem versagt hatte, machten ihr Angst. Und das war nicht gut, nachdem sie sich doch in ihn verliebt hatte. Auf einmal fiel ihr etwas ein.
„Geht es etwa darum, was Eure Mutter gemeint hat? Was mit dieser Isabelle Lacroix passiert ist? … Eurer ersten Verlobten? Was ist denn nur geschehen, dass Ihr mich jetzt so unbedingt beschützen wollt?! Habe ich Euch etwa an sie erinnert?“
Athos antwortete nicht auf Anhieb. Dann murmelte er etwas vor sich hin, das Anne nicht verstand.
„Was?“
fragte sie.
„Ich habe gesagt, es ist damals etwas schreckliches passiert. Ich musste sofort daran denken, als ich Euch in der Kathedrale gerettet habe… Das ist allerdings schon ein paar Jahre her. Und ich möchte nicht mehr darüber reden.“ bemerkte er Isabelle konnte ich nicht helfen, aber wie gesagt – Euch werde ich beschützen. Und jetzt lasst uns nicht mehr darüber sprechen.“
Anne wollte noch etwas sagen, aber im gleichen Moment zog er sie plötzlich vorsichtig an sich..
„Sagt jetzt nicht, ich würde es übereilen, Anne, … aber ich muss Euch etwas fragen.“
Zuletzt geändert von Marie Antoinette am 16.09.2007, 19:47:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon MiladydeWinter » 16.09.2007, 11:50:44

Ohh wie süß. Die beiden sind einfach ein süßes Paar. Hoffen wir das das Glück diesmal etwas länger hält.
Der Teil ist wieder sehr toll.

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Beitragvon ChristineDaae » 16.09.2007, 18:01:33

Der Schluss ist ja super! :) Wenn das mal kein Heiratsantrag wird... :wink:

Ich wollte da doch nicht mehr dran denken…


Da fehlt ein Satzzeichen :wink: Und das "dran" klingt so umgangssprachlich, vielleicht fällt dir da noch was besseres. Sonst finde ich den neuen Teil aber wieder super! *knuffel*
Bitte schnell weiter! :)
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Beitragvon Marie Antoinette » 16.09.2007, 19:48:24

Danke, ihr zwei! :)

@Christine: Hab es geändert... gut dass es dir aufgefallen ist...

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Beitragvon Sisi Silberträne » 16.09.2007, 21:30:40

Ohhh so ein langer Teil *freu* und seeeeeehr romantisch :D Wunderschön geschrieben!!!

Elektra hat geschrieben:Anne sah Athos… nein, das war falsch, sie sollte von ihm wohl besser als Marc de la Fère denken…

Marcel, oder?

Versuch umgangssprachliche Ausdrücke und Formulierungen möglichst zu vermeiden. "Wegen was" zum Beispiel. Besser ist "Weswegen".

Ansonsten wie immer ganz toll!

Nur weiter so, und das möglichst bald :mrgreen:
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Beitragvon Marie Antoinette » 18.09.2007, 19:32:32

@Sisi: Ja, das müsste Marcel heißen... an wen hab ich da nur wieder gedacht...? :wink:

Fortsetzung folgt. Viel passiert da nicht wirklich, aber ich finde das Lied hat irgendwie gepasst...

Und eine Frage an alle - soll ich im nächsten Teil mit der Vergangenheit weitermachen oder mit der Gegenwart? Das Lied geht ja noch weiter... :wink:

------------------------------------------------------------------------


12 Im Westflügel – oder:

„Hilf mir durch die Nacht…“



Im Westflügel des Kardinalspalastes saß Milady auf ihrem Bett und schaute gedankenverloren nach draußen. An diesem Abend, als sie sich ihrer Gefühle für Athos klar geworden war, hatte es ein Gewitter gegeben, in dieser Nacht, nachdem sie sich entschlossen hatte, den Vorschlag des Kardinals anzunehmen, herrschten die selben Wetterverhältnisse, allerdings um einiges schlimmer. Fast hatte es den Anschein, die Welt würde untergehen.
Auf einmal musste sie an den Beginn eines Liedes denken:

Vorm Fenster der samtene Vorhang, der im Wind weht, das Mondlicht, das die Schatten tanzen lässt…“


Nur war es in dem Fall des heutigen Wetters nicht das Mondlicht, sondern eindeutig das Zwielicht der Blitzschläge. Und so ganz alleine in dem ihr noch fremden Zimmer, … nein, in dem ganzen Haus… war ihr nicht nur etwas unheimlich. Schatten schienen Gespenstern aus der Vergangenheit zu gleichen.


Und die Geräusche in dem großen fremden Haus, verzerrte Schatten scheinen mir wie Gespenster…“


Milady stand auf, um das Fenster zu schließen.
Ja, da war sie nun. Es gab kein Zurück mehr. Sie hatte ihre Wahl getroffen, während sie Nadine über ihr Wiedersehen mit Athos in Lille berichtet hatte. In ihre Erzählung und die Erinnerungen versunken war ihr gar nicht aufgefallen, dass plötzlich der Kardinal aufgetaucht war.
„Habt Ihr eine Entscheidung getroffen, was meinen Vorschlag angeht?“
wollte er wissen.
Und sie war auf ihn zugegangen.
„Ja, ich habe mich entschieden.“ hatte sie gesagt. „Ich bin auf Eurer Seite, Eure Eminenz. Ich werde Euch helfen. Auch um meinetwillen. Dieses Mal soll wirklich das passieren, was Ihr wollt. Denn wie Ihr selbst gesagt habt: Wenn die Zeiten schon so unruhig sind, sollte wenigstens zwischen uns alles friedlich verlaufen.“
Und nach dem Entschluss war alles schnell gegangen – der Kardinal hatte einen Wachposten gerufen und ihn dazu abkommandiert, sie in den Westflügel zu bringen, wo es zu ihrer großen Verwunderung bereits so aussah, als hätte alles nur auf sie gewartet. Keine leeren ungemütlichen Zimmer, sondern das genaue Gegenteil, so dass Milady sich sofort Gedanken darüber gemacht hatte, welchen Zweck früher die Räume gehabt hatten. Oder um die Frage anders zu stellen: Wer hatte darin gewohnt? Eine Verwandte des Kardinals? Eine unwissende, die vielleicht später auch zu seinem Opfer geworden war, wie sie selbst oder Nadine? Oder jemand ganz anderes?
Sie sah sich immer wieder in dem ihr noch so fremden Zimmer um. Es war schon spät, aber sie konnte keine Ruhe finden. Ständig gingen ihr neue Gedanken durch den Kopf, über das was geschehen war, aber auch über das, was möglicherweise noch alles vor ihr lag.
Hatte Richelieu ihr den Vorschlag sie sicherheitshalber hier unterzubringen wirklich nur gut gemeint und ging es ihm darum, das sie ihm mit seinen Plänen helfen sollte? Wie sollte sie das eigentlich anstellen, wenn sie den Kardinalspalast doch nicht verlassen durfte?
Irgendwie war sie sich sicher, dass es doch noch um etwas anderes ging.
Früher oder später würde er sicherlich wieder mit den Gegenleistungen anfangen. Und davor schauderte sie es schon jetzt.


„Es ist schon spät, doch ich komm nicht zur Ruh’ – in mir tausend Fragen:
Wie kann ich schlafen, wenn er irgendwo in der Nähe ist…?“



Nein, sie musste aufhören, darüber nachzudenken. Sie musste stark sein, das alles durchstehen… und der Gedanke daran, dass irgendwann ihre Ehre wieder hergestellt sein würde und sie zu Athos zurückkehren konnte… würde ihr Mut machen.
Und so lange musste sie sich einfach vorstellen, er wäre ganz in ihrer Nähe.
Nur für dich werde ich das alles durchstehen, Athos, dachte Milady. Nur für dich.


Hilf mir durch die Nacht, gib auf mich Acht, lass mich nicht den Mut verliern’
halt mich ganz fest, wenn mir kalt ist im Dunkeln… und hast du die Zweifel mir fortgeküsst, dann zeig mir, was Liebe ist…“

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Beitragvon MiladydeWinter » 18.09.2007, 19:40:38

Der Teil ist ganz ganz Toll und das Lied passt total gut dazu. Ich hoff so sehr das Milady und Athos wenigstens bei dir wieder zusammen finden.

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Beitragvon Sisi Silberträne » 18.09.2007, 21:12:57

Mit der Vergangenheit!!!!!!!!
Will doch wissen wie es mit ihr und Athos weiter geht *hupf*

Wie immer sehr schön geschrieben, das Lied ist wirklich passend :) So tolles Lied, hach ich freu mich auf die Gesamtaufnahme *gg*

Ja, das wär schon schön, wenn den beiden mal ein glücklicheres Ende beschieden wäre. Aber leider nicht passend... na ja, du wirst schon was Tolles draus machen, wie immer du es enden lässt!

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Beitragvon ChristineDaae » 19.09.2007, 20:57:30

Ich finde den neuen Teil wieder super geschrieben, großes Lob! :D

Ich will auch wissen, wie es mit Athzos weitergeht... Bitte schnell weiter! :)
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Beitragvon Marie Antoinette » 22.09.2007, 08:10:37

Danke euch dreien! :D

Dann eben zurück in die Vergangenheit... wieder mit etwas "Rebecca" (will die Gesamtaufnahme haben :cry: ). Und vielleicht geht es bald gar nicht mehr so erfreulich weiter... :wink:

----------------------------------------------

- 10 Jahre vorher - -




Am Morgen nach dem Fest bei den de la Fères und dem Unwetter saß Anne wieder einmal in ihrem Zimmer und lehnte es ab, zu frühstücken. Da sie aber die Tür nicht abgeschlossen hatte, dauerte es nicht lange, bis ihre Großmutter den Kopf ins Zimmer steckte.
„Was ist denn los, Anne?“
fragte sie.
Anne sah nachdenklich aus dem Fenster. Es regnete immer noch Bindfäden, aber wenigstens stürmte es nicht wie am Abend zuvor.
„Ich weiß auch nicht. Das Wetter macht mich richtig deprimiert… dabei sollte ich gar nicht traurig sein.“ – „Warum denn? Liegt das etwa daran, was du mit dem jungen de la Fère so wichtiges zu besprechen gehabt hast?“ wollte Charlotte wissen.
Das Verschwinden der beiden nach draußen trotz des Gewitters war eines der Gesprächsthemen im Verlauf des Festes geworden.
„Ich hab dir noch gar nicht erzählt, woher ich ihn kenne. Stell dir vor, Grandmère, Marcel de la Fère ist der Musketier, der mich damals in der Kathedrale gerettet hat. Du weißt schon. Als ich dem Kardinal erzählt habe, dass…“
Charlotte nickte.
„Und dieser Athos ist der Vicomte?!“ wundete sie sich. „Die Welt ist klein.“
„Ja. Und ich bin total durcheinander. Er hat mich allen ernstes gefragt, ob ich ihn heiraten würde.“
„Er hat dir einen Heiratsantrag gemacht?“
Charlotte konnte es gar nicht glauben.
„Ja“, Anne senkte niedergeschlagen den Kopf und hielt ihrer Großmutter einen Ring entgegen. Es war derjenige, den ihr Athos am Vorabend geschenkt hatte. „Leider. Was soll ich tun? Ich kann ihn nicht heiraten! Nicht um alles in der Welt!“
– „Weil du ihn nicht liebst?“ verstand Charlotte sie vollkommen falsch.
„Nein, das nicht. Im Gegenteil. Ich liebe ihn sogar sehr. Aber ich brauche nach meiner gelösten ersten Verlobung und nach meiner Verurteilung doch eine offizielle Genehmigung. Und die werde ich wahrscheinlich nicht bekommen… Ich hab schon überlegt, dass ich einfach mit ihm irgendwohin durchbrenne und wir heimlich heiraten, irgendwo wo uns keiner kennt.“
„Das ist aber nicht sehr weise, Schätzchen. Der Einfluss des Kardinals reicht weit… Willst du nicht versuchen, die Genehmigung vielleicht doch zu bekommen? Ich wollte mit deinem Großvater sowieso die nächsten Tage nach Paris fahren und deine Eltern besuchen. Und du könntest mitkommen und wir fahren auf dem Weg nach Saint Germain eben zunächst durch die Stadt und zur Kathedrale...“
„Das ist nicht dein Ernst, oder, Grandmère?“ Annes Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. „Ich soll wieder dahin zurück? Zu diesem unmöglichen…“ Sie hatte Menschen, Kardinal oder Teufel in Purpurrot sagen wollen, entscheid sich aber nach kurzem Überlegen doch für das Wort, das ihr Großvater letztens gebraucht hatte und das ihr gerade wieder eingefallen war „… Fetzenschädel?!“
„Ja, wenn du die Genehmigung möchtest. Aber alleine lassen wir dich da ohnehin nicht hingehen.“
Charlotte umarmte ihre Enkelin liebevoll.
„Wir passen schon auf dich auf, keine Sorge. Oder frag doch Marcel, ob er mit dir nach Paris fährt. Er wird den Kardinal schon zur Rede stellen, wenn er sich irgendwie unpassend benimmt. Bei deiner Vergangenheit ist ihm doch klar, dass du die besondere Heiratsgenehmigung des ersten Kirchenmannes in der Hauptstadt brauchst. Er wird sich doch nicht wundern… Was hat er eigentlich dazu gesagt?“
„Er weiß es nicht“, murmelte Anne vor sich hin.
- „Was sagst du?“
„Er weiß gar nicht von meiner Vergangenheit. Ich habe es nicht fertiggebracht, ihm etwas zu erzählen…“
„Hat er dir denn von seiner eigenen Vergangenheit erzählt? Ich glaube nicht, dass es gut ist, eine Beziehung auf Geheimnissen aufzubauen. Man kann doch, wenn man sich liebt, über alles reden.“
Anne schüttelte den Kopf.
„Ich habe versucht, ihn auf sein eigenes Schicksal und Isabelle anzusprechen. Er hat aber nur gesagt, er würde nicht mehr daran denken wollen. Und dann habe ich aufgegeben. Ich würde ja am liebsten selbst auch nicht an meine eigenen Schatten der Vergangenheit denken…“
„Ach, Anne…“
Charlotte sah sie tadelnd an, sagte aber nichts weiter. Sie wechselte das Thema. „Wenn es dich interessiert, dann kann ich dir auch etwas über Isabelle erzählen. Wir sind ja schon eine Weile mit der Gräfin de la Fère befreundet und sie hat mir diese tragische Geschichte erzählt… Das war, als der Vicomte mit seiner Militärgrundausbildung fertig war und sich entschieden hat, in den Musketierkorps einzutreten. Marcel, oder später Athos, war damals schon mit Isabelle Lacroix befreundet. Aber eines Tages kreuzte eine Person den Weg der beiden…“
„Hör auf!“
unterbrach Anne sie energisch.
„Aber warum denn?“
Charlotte wunderte sich über den Ausbruch. Sie hatte ihrer Enkelin doch eigentlich nur einen Gefallen tun wollen, indem sie ihr von der Vergangenheit des Vicomte Marcel de la Fère erzählte…
„Ich will das gar nicht von dir wissen.“ erklärte Anne. „Wenn er es mir selbst erzählt, ist es in Ordnung. Aber von Dritten möchte ich es nicht hören. Ich stell mir dann immer die Frage wie es wohl wäre, wenn er ebenfalls durch irgend jemanden etwas über mich erfährt…“




Anne ließ sich letztendlich doch noch von ihrer Großmutter dazu überreden, mit nach Paris zu fahren.
Als sie Athos davon erzählte, dass sie Lille für einige Tage verlassen würde, um „zu Hause einige Dinge zu klären“, wie sie sich ausdrückte, stellte er keine Fragen – bis auf die, warum er denn nicht mitfahren konnte, er wollte doch unbedingt seine zukünftigen Schwiegereltern kennenerlernen.
Denn eigentlich dachte er, dass Anne deshalb zurück nach Hause fuhr, um ihren Eltern von der Verlobung zu erzählen.
„Du wirst sie schon eines Tages kennen lernen, Athos“, hatte Anne ihm versichert. Nachdem sie den Heiratsantrag angenommen hatte, waren sie zum „Du“ übergegangen. „Und wenn ich wieder zurück bin, dann werden wir heiraten. Dann kann unserem Glück nichts mehr im Weg stehen. Das hoffe ich zumindest.“
Er nahm sie wieder vorsichtig in den Arm.
„Du wirst mir ganz schön fehlen, Anne.“
- „Ich komm ja bald zurück. Und dann geh ich nie mehr weg. Aber wenn ich irgendwann in den nächsten Tagen trauig sein sollte, denke ich an unsere glückliche Zeit hier zurück…

Wie schön die Tage waren, was bleibt, ist die Erinnerung, ich wollt’ ich könnte sie aufbewahren, verschließen in einen Flakon… wie ein kostbares Parfum.“

Athos sah sie verwundert an.
„Erinnerungen in eine Flasche verschließen?“
- „So ungefähr. Ziemlich seltsamer Gedanke, nicht wahr?“ Anne war das auf einmal eingefallen. - „Keineswegs“, widersprach er entschieden. „Ist doch nur verständlich. Schöne Zeiten sollten am besten gar nicht vorübergehen oder es sollte eine Möglichkeit geben, dass man sie irgendwann zurückholen kann. Paß gut auf dich auf… mein Engel aus Kristall.“
„Das werde ich. Bis demnächst“, hatte sie geantwortet und war zurück zum Haus ihrer Großeltern gegangen.

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Beitragvon Sisi Silberträne » 22.09.2007, 15:26:03

Awwww... ich hab grad an gestern Abend denken müssen, mein achtes Mal Rebecca *gg* Das Lied passt mal wieder sehr toll in deine Geschichte.

Hmmm... wieso braucht sie eigentlich die Erlaubnis vom Kardinal? Kann dem doch wurscht sein, wenn sich einer findet, der sie trotz allem zur Frau nimmt. Na jedenfalls, wehe der stellt sich quer *mit Holzprügel droh* :twisted:

Weeeeeiter!!! *klatsch*
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Beitragvon ChristineDaae » 22.09.2007, 17:10:43

Da kann ich Sisi nur zustimmen! :D wirklich wieder ein super geschriebener neuer Teil. Bin gespannt, was der Kardinal sagt... *Sisi mal eben den Holzprügel aus der Hand nehm und mich selber bereitstell* :twisted:
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Beitragvon MiladydeWinter » 22.09.2007, 17:39:40

Wieder ein wunderschöner Teil.
Vorallem den Schluss find ich ganz toll. Fänds wirklich schön wenn man Erinnerungen in eine Flasche füllen könnte;)
Na dann hoffen wir mal das in Paris alles gut geht.

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Beitragvon Sisi Silberträne » 22.09.2007, 17:46:01

Hey, meiner -.- Hol dir einen eigenen! :evil:
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Beitragvon ChristineDaae » 22.09.2007, 18:09:31

Tschuldigung :mrgreen: *Sisi Holzprügel schnell zurückgeb und meinen eigenen raushol* :wink:
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Beitragvon Kitti » 24.09.2007, 12:29:54

Oh, da muss ich meinen Kommentar aber schnell nachholen!! :D Schön, dass du immer Songtexte einbaust. Passt immer sehr gut. Das mit den Erinnerungen in einer Flasche denke ich auch oft... Wie immer, schnell weiter!!! :)
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Beitragvon Marie Antoinette » 28.09.2007, 16:39:15

Danke euch! :D

Und Fortsetzung folgt...

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Anne war auf dem Weg zurück in die Stadt, die ihr so verhasst geworden war, mit der so viele finsteren Ereignisse verknüpft waren. Die ganze Fahrt über saß sie jedoch ganz ruhig zwischen Charlotte und Bernard und sprach nicht viel. Sie blieb sogar noch ganz ruhig, als die Kathedrale von Paris in Sicht kam und die Kutsche schließlich auf dem großen Vorplatz zum Stehen kam.
„Vielleicht schaffe ich das auch allein. Es ist merkwürdig, aber dieses Mal fürchte ich mich gar nicht…“ bemerkte sie mit einem Blick auf ihren Verlobungsring. Einmal würde ihr der Gedanke an Athos Mut machen… aber andererseits brauchte sie wahrscheinlich auch gar keine Angst mehr zu haben. Er war ja freundlich zu ihr gewesen, nachdem er wusste, dass sie ein Kind erwartete. Und auch als sie es verloren hatte und er sie besucht hatte… dass er aber dabei eigentlich auf einmal so entschlossen gewesen war, dass Nathalie eine Strafe bekommen sollte, verdrängte sie dieses Mal.
„Das kann sich aber schnell ändern.“ bemerkte Bernard mit ernster Miene. „Denk immer daran, dieser Mensch hat doch zwei Gesichter…“ – „Aber der Kardinal…“ Anne wollte etwas sagen, aber ihr Großvater schnitt ihr das Wort ab.
„Wir gehen selbstverständlich mit dir. Dann werde ich Seiner Eminenz mal ein paar passende Worte sagen. Wenn dein Vater das schon nicht übernommen hat. Mal sehen, wie er sich herausredet, dieser…“
Er schluckte das Schimpfwort hinunter, stieg er als erstes aus und half seiner Frau und seiner Enkelin, dann nahmen sie Anne in die Mitte und machten sich auf den Weg zum Hauptportal. Das war aber immer noch von ein paar schwarzrot Uniformierten bewacht.
Und die passten wieder besonders gut auf. Nichts hatte sich im Vergleich zu dem Wintertag geändert.
„Halt, wohin des Weges?“
- „Ich bin Anne de Breuil und muss dringend mit Seiner Eminenz reden.“ erwiderte Anne, bevor Bernard oder Charlotte dazu kommen konnten, etwas zu sagen. „Und fragt mich jetzt nicht, worum es geht, das weiß der Kardinal nämlich genau.“
Der Wachposten sah sie nachdenklich an.
„So, so, … Anne de Breuil…“ wiederholte er. „Ihr wart vor ein paar Monaten schon einmal hier, richtig?“ fragte er dann zu ihrer großen Verwunderung.
„Ja, stimmt. Und wenn Ihr Euch an mich erinnert, könnt Ihr mich auch gleich vorbeilassen. Ist der Kardinal überhaupt gerade hier?“ fiel Anne die im Moment wichtigste Frage von allen ein.
Sagt jetzt bloß nicht, er ist nicht da… ein zweites Mal bringe ich den Mut zurückzukommen bestimmt nicht auf.
„Selbstverständlich! Ich lasse Euch sofort passieren, Mademoiselle!“ Der Wachposten schlug die Hacken zusammen und salutierte vor ihr. „Aber wer sind die beiden Personen in Eurer Begleitung?“ – „Meine Großeltern, Charlotte und Bernard de Thomé aus Lille. Sie handeln in Vertretung meiner Eltern. Es geht nämlich um eine Angelegenheit, die eigentlich Volljährigkeit erfordert.“
Anne wunderte sich über sich selbst, wie leicht es ihr fiel, so selbstsicher mit dem Wachposten zu reden.
„Gut, dann wünsche ich viel Erfolg. Ihr kennt den Weg?“ – „Ja.“ Mehr sagte Anne nicht.
Der Wachposten trat zur Seite und sein Kollege tat es ihm nach.
„Also dann gehen wir mal.“ bemerkte Charlotte. „Das hast du gut gemacht, Anne.“
Zu dritt betraten sie die Kathedrale und Anne ging voraus.
Langsam wich ihre Selbstsicherheit wieder, ganz wie es Bernard in der Kutsche noch befürchtet hatte. Auf einmal blieb sie wie erstarrt stehen.
„Ich … gehe keinen Schritt weiter…“ murmelte sie. Ihre Stimme war ganz schwach geworden und sie war erblaßt.
„Warum denn nicht? Wirst du jetzt schon aufgeben? Ganz ruhig, Schätzchen. Setz dich erstmal hin, tief durchatmen und dann gehen wir weiter.“
Charlotte zog Anne zu einer Kirchenbank und setze sich selbst hin. Anne ließ sich regelrecht auf die unbequeme Bank fallen. „Ich schaff es nicht…“ Charlotte klopfte ihrer Enkelin aufmunternd auf die Schulter. „Natürlich! Du bist ja nicht alleine… wir sind bei dir… und denk daran wie glücklich du wirst, wenn du die Genehmigung bekommst und Marcel de la Fère heriaten kannst.“ - „Nenn ihn nicht so. Ich habe ihn als Athos kennengelernt und für mich wird er das auch immer sein.“
Die Erwähnung seines Namens hatte Anne sofort wieder beruhigt und sie wollte aufstehen.
„Nur nichts überstürzen.“ hielt sie Charlotte zurück. Und Bernard schloss sich an: „Jetzt bleib doch erstmal in aller Ruhe eine Weile sitzen. Besser jetzt noch einen Moment warten als dass du nachher vielleicht vor lauter Aufregung einen Schwächeanfall bekommst. Da würde sich der Kardinal bestimmt wieder überlegen vorkommen…“
„Da könntest du Recht haben“, überlegte Anne und befolgte den Ratschlag.
Sie blieb ganz ruhig auf der Bank sitzen und ließ ihre Blicke durch die Kathedrale schweifen. Wenn alles anders, nämlich nach dem Plan ihrer Eltern, verlaufen wäre, wäre sie vielleicht inzwischen als Braut hier in diesem prächtigen Gebäude gestanden, mit der offiziellen Heiratserlaubnis trotz Minderjährigkeit und hätte Julien geheiratet. Aber ihr Leben hatte ja nicht diesem Plan folgen müssen, sondern einem anderen – dem des Kardinals.

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Beitragvon Kitti » 28.09.2007, 21:53:21

Wie schön, dass du wieder hier sein kannst und gleich einen neuen Teil gepostet hast!!! Wirklich wieder schön geschrieben. :)
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