Die Farbe Grün

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Beitragvon Elphaba » 19.12.2007, 00:32:13

Sehr schöner neuer Teil Sisi! Das mit dem Trinken hast du gut gelöst. Ich denke, solange es nur in ihrem Mund ist und nicht außerhalb, ist es realistisch, dass es ihr nichts tut. :)

Schön finde ich auch die Idee mit dem Großevater! Die Tatsache, dass er sie so genommen hat, wie sie ist, weil er blind war, hat was total Rührendes... :(

Also ich freu mich schon, auf einen neuen Teil! :D
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Beitragvon Sisi Silberträne » 20.12.2007, 14:39:25

Und weiter gehts mal wieder!

Elphaba> wie kommt Dorothy eigentlich nach Oz und wieder zurück? In Wicked müssten Elphie und Fiyero ja auf die gleiche Weise wegkommen...

Songtext "Großvater" by STS



Kapitel 5


„Geh hindurch! Rasch!“
Fiyeros Stimme war drängend, und Elphaba spürte eine Hand aus Stroh, die sie auf die dunklen Nebelschlieren zu schob, die direkt vor ihr hingen. Es war kein gewöhnlicher Nebel. Schemenhaft war dahinter eine Wiese zu erkennen, Bäume und einige Häuser. Doch diese waren sehr viel weiter entfernt als es den Anschein hatte. Sie gehörten nicht einmal dem Land Oz an.
Vorsichtig trat Elphaba einen Schritt in die dichten Schleier. Sie wurde in eine Welt aus puren Farben gehoben. Eine angenehme Wärme durchflutete sie. Dann stand sie auf der Wiese und konnte die Gebäude auf der anderen Seite sehen. Fiyeros Hand ruhte nicht mehr auf ihrer Hüfte, und sie wandte sich verwundert um.
Er stand da, direkt vor ihr, doch hinter den langsam verblassenden Nebeln. Er rührte sich nicht. In seinen blaugrünen Augen lag Traurigkeit.
„Fiyero, beeil dich, der Übergang schließt sich!“, rief Elphaba ihm zu.
Doch er wich einen Schritt zurück. „Ich kann nicht… du bist ohne mich viel besser dran. Leb wohl, mein Sonnenschein… ich liebe dich für immer.“
„Neeeeein, Fiyero!!!“ Ihre Stimme überschlug sich. Die Nebel und mit ihnen seine Gestalt verblassten zur Gänze. Sie blieb allein zurück in dieser fremden Welt. Es war kalt, sie fröstelte. Sie streckte die Hand aus, um ein magisches Feuer zu beschwören, das sie wärmen konnte, ließ sie aber gleich wieder sinken. Nie wieder würde sie ihre Kräfte gebrauchen, so lange sie lebte.
Im Nachhinein fragte sie sich oft, ob er bei ihr geblieben wäre, hätte er damals gewusst, dass sie ein Kind erwartete. Sie hatte es selbst erst ein paar Wochen später heraus gefunden. Im nächsten Sommer brachte sie einen kleinen Jungen auf die Welt. Sich von ihm zu trennen, fiel ihr nicht leicht, doch es erschien ihr das einzig Richtige. Fiyero Tiggulars Sohn hatte etwas Besseres verdient.

Fast drei Jahre zog Elphaba inzwischen mit dem Wanderzirkus umher, ließ sich vorführen wie ein seltenes Tier. Eine andere Wahl hatte sie nicht. Jetzt war sie erneut schwanger, doch Hank schien es gleich zu sein, er behandelte sie wie er es immer getan hatte. Sie war nun im siebten Monat, langes Stehen fiel ihr mit jedem Tag schwerer, und sie schaffte es kaum noch alle Arbeiten zu erledigen, die Hank von ihr verlangte.
Wie jeden Morgen versorgte sie die Tiere, brachte ihnen frisches Wasser. Mit einem vollen schweren Kübel in jeder Hand ging sie über den Platz zum Stallzelt. Ein plötzlicher Krampf erfasste sie, eines der beiden Behältnisse entglitt ihrem Griff und sein Inhalt ergoss sich über den Boden.
„Dummes Ding, kannst du eigentlich nichts richtig machen?“ schrie da Hanks wütende Stimme. Er stapfte zu ihr hinüber.
Der Schmerz verebbte rasch, und sie bückte sich, um den Kübel aufzuheben. Wahrscheinlich war es ein Hinweis, dass ihr Körper in seinem derzeitigen Zustand die Grenzen seiner Belastbarkeit längst erreicht hatte.
„Auf die Beine mit dir, oder willst du dich hier ausruhen, du faules Stück!“ schimpfe er sie, und zog sie an den Haaren hoch, weil sie es mit dem hinderlichen Bauch nicht schnell genug schaffte, aufzustehen.
Sie funkelte ihn kalt an. Weil sie für eine Frau groß war, befanden sie sich fast in gleicher Augenhöhe. Ohne auch nur ein Wort setzte sie sich in Bewegung, um den Kübel wieder anzufüllen. Nie würde sie zugeben, dass ihr die Arbeiten, die er ihr auftrug, im Moment einfach zu viel waren.
„Ein bisschen schneller!“ Er stieß sie heftig vorwärts. Es kam wie es kommen musste, sie fiel. Mit einem dumpfen Geräusch landete das Gefäß erneut auf dem Boden. Noch ehe Elphaba sich aufzurichten vermochte, trat Hanks Stiefel sie in die Seite. Wieder und wieder.
Zwei Stunden später war ihr ungeborenes Kind tot. Hank interessierte es nicht. Vielleicht hatte er es auch nie als sein eigen Fleisch und Blut betrachtet, das es nun einmal war. Das Funkeln im Elphabas Augen verlischte an diesem Tag. Mit dem Kind war auch all ihre Hoffnung gestorben.

Eine Hand bewegte sich vor ihren Augen auf und ab, sie sah auf und blickte in das fragende Gesicht ihres Sohnes.
„Ich wollte wissen, woran du gerade denkst“, wiederholte er. Sie waren bis zu Mittag unterwegs gewesen, und hielten jetzt Rast, um etwas zu essen, und sich auszuruhen. Auch das Pferd brauchte eine Pause.
Elphaba seufzte leicht. „Ach, nur an früher…“ Sie würde dem Jungen nichts von dem erzählen, was Hank ihr angetan hatte. Was er mitbekommen hatte, war schon zu viel. Deutlich erinnerte sie sich noch an die erste Nacht, in der der Jahrmarktbesitzer zu ihr ins Bett gekommen war. Danach hatte es viele weitere gegeben.
„Liir… ich meine Alex, vergib mir bitte. Du wirst für mich immer Liir bleiben…“ Sie suchte den Kontakt mit seinen dunklen Augen, die er von ihr hatte. „Ich weiß nicht, ob es überhaupt noch möglich ist, aber wenn es geht, dann möchte ich gerne in meine Heimat zurück kehren. Wenn du lieber zu deinen Eltern willst, um weiter bei ihnen zu leben, verstehe ich das natürlich…“
Alex sah seine Mutter nachdenklich an. Er war zwiegespalten. „Ich würde schon gerne nach Hause zurück, ich vermisse Ma und Pa. Aber ich möchte auch mit dir gehen, ich will wissen woher du kommst, wie es dort aussieht. Kann ich nicht später wieder heimkommen zu meinen Eltern?“
„Ich glaube nicht, dass ich die Pforte danach noch einmal öffnen kann… es tut mir leid.“ Der Gedanke ihren Sohn, den sie erst wieder gefunden hatte, bald schon erneut und für immer zu verlieren, breitete sich wie pure Dunkelheit in ihrem Inneren aus.
„Die Pforte?“ Erstaunen lag im Gesichtsausdruck des Jungen.
Sie erzählte ihm in knappen Worten wie sie damals hierher in diese Welt gekommen war. So viele Fragen sprudelten aus ihm heraus, sodass sie ihm von Oz erzählte, und von ihrer Familie, als sie noch ein Kind gewesen war.

Das dreijährige Mädchen kletterte auf den Schoß des alten Mannes, der mit seinen getrübten Augen entspannt in dem bequemen Sessel am Kamin saß. Er strich dem Kind liebevoll über die dunklen Haare. Sein Blick ging durch es hindurch, er konnte die grüne Haut nicht sehen, die jeden abschreckte, und sogar den eigenen Vater davon abhielt, das Mädchen lieb zu haben. Denn er war blind.
„Opa… bitte eine Geschichte“, piepste das Kind und blickte ihn hoffnungsvoll mit großen dunklen Augen an.
Er lächelte sanft und begann mit seiner angenehmen tiefen Stimme zu erzählen. Die kleine Elphaba liebte seine Geschichten über alles. Die Zeit, in der das neue Baby bereits in der Wiege schlief, und sie noch nicht ins Bett musste, gehörte ganz ihrem Großvater und ihr.
„Noch eine…“, bettelte das Mädchen schläfrig, als er schließlich zum Ende kam.
„Hmm, ich denke das geht“, sagte er leise. „Meine Elphie ist jetzt schon ein großes Mädchen, nicht wahr?“
Das Kind grinste, als er erneut mit einer Erzählung begann. Bald darauf war es glücklich in seinen Armen eingeschlafen. Er gab ihm einen Kuss auf die Stirn, ehe das Kindermädchen kam, um es ins Bett zu bringen.
Elphaba war erst fünf als ihr über alles geliebter Großvater starb. Nach dem Tod der Mutter war es der zweite schwere Verlust in ihrem jungen Leben. Doch um ihn weinte sie mehr, weil er es war, bei dem sie die schönsten Stunden ihrer ersten Jahre erlebt hatte. Ihre Mutter hatte sich nie viel um sie gekümmert, sie war immer zu sehr mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt gewesen.

„Großvater,
du warst mein erster Freund,
und das vergess i nie.“
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Beitragvon ChristineDaae » 20.12.2007, 15:58:23

Das neue Kapitel ist wieder sehr schön... *snief* Und so traurig... :cry:
Die Rückblicke in die Vergangenheit gefallen mir sehr gut! :)

Und: Ich bin zwar nicht Elphie, aber ich kann trotzdem mal versuche, deine Frage zu beantworten :wink:
Also im "Zauberer von Oz" ist es so, dass Dorothy als Einzige noch im Haus ist, alle anderen sind schon im Sturmkeller, weil ein Wirbelsturm kommt, und dieser Wirbelsturm trägt das Haus durch die Luft nach Oz. Deshalb ist ja das Haus auf Nessarose gefallen.
Und zurück kommt sie durch Nessas bzw. Elphies verzauberte Schuhe, die sie hintragen wohin sie will, aber das findet sie erst gegen Ende heraus.
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon Elphaba » 21.12.2007, 01:57:06

Wieder sehr schön, der neue Teil Sisi! Wenn auch wieder herzzerreißend traurig!
Besonders gut gefällt mir, wie du die Vorgeschichte mit eingearbeitet hast. Also wie Elphie damals in unsere Welt gekommen ist. Und auch die Sache mit dem Großvater! :)

Ich kann nur nicht ganz den Beweggrund verstehen, warum Fiyero sie damals allein hat gehen lassen. :(
Aber vielleicht klärt sich das ja noch auf!

Der Beantwortung der Frage durch Christine hab ich nix hinzuzufügen! :D

Hab hier noch ein kleines Detail aus dem Buch, was mir so durch den Kopf ging, als ich die Stelle mit der dreijährigen Elphie gelesen habe:

In dem Alter hatte Klein-Elphie nämlich noch ein "Reißzahn-Gebiss". Sie wurde mit messerscharfen Zähnen geboren (und hat der Hebamme auch gleich erstmal einen Finger abgebissen). Erst ihr "zweites" Gebiss, also nachdem die Milchzähne ausgefallen waren, war dann normal wie bei jedem Mensch.
Vielleicht, kannst du das ja nochmal brauchen. :wink:
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Beitragvon Marie Antoinette » 21.12.2007, 13:58:20

[quote="ChristineDaae"]Das neue Kapitel ist wieder sehr schön... *snief* Und so traurig... :cry:
Die Rückblicke in die Vergangenheit gefallen mir sehr gut! :)

/quote]

Dem kann ich mich nur anschließen... ein schöner Teil, wenn auch wieder traurig...

Ich frag mich auch, warum Fiyero sie einfach stehenlassen hat... hoffentlich wird die Frage noch beantwortet. Schnell weiter, bin schon gespannt wie es weitergeht.

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Beitragvon Sisi Silberträne » 22.12.2007, 00:23:47

Danke für eure Antworten und Tipps =)

Elphaba> das mit den spitzen Zähnen hab ich schon gelesen gehabt, danke für den Hinweis - kommt das etwa auch von dem komischen Grüntrank? :shock:
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Beitragvon Elphaba » 23.12.2007, 02:13:12

Keine Ahnung. Aber vermutlich ja. :(

Wer weiß, was da drin gewesen ist! :roll:
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Beitragvon Sisi Silberträne » 23.12.2007, 02:17:25

Huh, da kann Glinda ja nur froh sein, nichts davon getrunken zu haben...

Bin mitten in Kap 6, hoffentlich werd ich morgen fertig.

Hab allerdings schon mal keine Ideen, wie sich der Weg nach Oz wieder öffnen sollte :?
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Beitragvon Sisi Silberträne » 24.12.2007, 02:38:44

Etwas kurz, aber besser als nichts. Viel Spaß mit der Weihnachtsfortsetzung!


Kapitel 6


Im Lauf des Nachmittags kamen die beiden durch ein Waldstück, und Alex entschied, dass sie weit genug gekommen waren. Fast die ganze Zeit über waren sie dem Fluss gefolgt, der Junge hatte nur vorgeschützt zu wissen, wohin es ging. Ihm war immer mehr bewusst geworden, dass er keine Ahnung hatte. Sie hatten sich mitten im Nirgendwo verlaufen.
„Viel ist es leider nicht mehr, aber erst einmal muss es reichen“, meinte er, als er in seinem Beutel nach dem Proviant suchte. Er beförderte etwas Brot und getrocknetes Fleisch zutage, und bot es Elphaba an.
„Danke“, sagte sie, während sie ein kleines Stück vom Brot abbrach. Es waren kaum drei Bissen.
Alex runzelte die Stirn. „Ein bisschen mehr kannst du schon essen.“ Er hielt ihr das Fleisch hin. „Willst du nichts davon?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe keinen Hunger…“ Fleisch lehnte sie grundsätzlich ab, doch sie nahm auch nichts mehr vom Brot, und der Junge musterte sie besorgt. Als nach und nach die Hoffnung in ihr erloschen war, hatte sie einfach aufgehört zu essen. Oft nahm sie Tage lang nichts zu sich, und wenn dann schaffte sie es immer nur wenige Bissen hinunter zu würgen.
Während Alex noch damit beschäftigt war einen Apfel zu verzehren, sah er immer wieder mit gemischten Gefühlen zu seiner Mutter. Ihr Blick schien sich in weiter Ferne zu verlieren, irgendwo in der Vergangenheit ihres bewegten Lebens. Er bezweifelte nicht, dass auch vor seiner Geburt und den Jahren beim Wanderzirkus ihr Schicksal ein so ungewöhnliches wie die Farbe ihrer Haut gewesen war.

Diese neue Welt war fremd, und doch gab es viele Gemeinsamkeiten. Die Menschen waren genauso verbohrt und engstirnig wie in Oz. Auch nach drei oder vier Monaten hatte sich Elphaba noch nicht daran gewöhnt sich jeden Nachmittag vorführen zu lassen, wenn der Jahrmarkt seine Lager aufgeschlagen hatte. Es war immer das Gleiche. Die Leute glotzten sie erstaunt und amüsiert an, sie war eine *** in ihren Augen. Vielleicht eine Strafe ihres Gottes. An Götter hatte sie, Elphaba, nie viele Gedanken verschwendet. Die Zeit um Lurlinemas, die die meisten Kinder liebten, war ihr immer zuwider gewesen. Es waren Festtage, die ganz der Familie gehörten. Einer Familie, in der sie niemals willkommen gewesen war.
In Fiyeros Armen hatte sie zum ersten Mal im Leben Liebe und Geborgenheit gefunden. Sie dachte oft an ihn. Seine sanften Augen, die sie zärtlich ansahen, und seine warme Stimme, die ihr sagte, dass sie schön war, fehlten ihr am meisten. Doch er würde sie nie wieder berühren, weder ihren Körper, noch ihre Seele. Sie wusste, warum er nicht mit ihr gekommen war. Er schämte sich dafür, eine hässliche Vogelscheuche zu sein, und hatte ihr einen Neuanfang in dieser Welt nicht durch seine Anwesenheit erschweren wollen.
Wäre er bei ihr geblieben, läge sie jetzt mit Sicherheit nicht allein in dieser Koje in dem kleinen Wohnwagen, den Hank ihr freundlicherweise überlassen hatte. Sie strich mit der Hand über die fühlbare Rundung ihres Bauches. Bald würde sie die Schwangerschaft nicht mehr verstecken können. Wo Fiyero jetzt auch immer sein mochte, er hatte keine Ahnung, dass er Vater wurde. Er würde sein Kind niemals sehen.
Das Knarren der Tür ließ Elphaba aufschrecken. Es gab nur einen, der spätnachts zu ihr kam. Hanks Stiefel schabten über den Boden, als er den Wagen betrat. Sie rührte sich nicht, während er sich neben der Koje seiner Kleidung entledigte, um sich zu ihr zu legen.
„Lass uns ein bisschen Spaß haben, mein Täubchen“, sagte er mit rauer Stimme. Seine Hände glitten über ihren Körper. Sie waren nicht sanft wie Fiyeros, sondern gierig, sie erforschten nicht, sie nahmen in Besitz. Im nächsten Moment begrub er sie unter seinem Gewicht. Sie wehrte sich nicht, was hätte sie schon gegen ihn ausrichten können? Angewidert wartete sie darauf, dass es vorbei war. Solange sie ihm gab was er wollte, war er friedlich ihr und damit ihrem Ungeborenen gegenüber.
Ihm war es gleich, dass er ihr weh tat, dass er nicht nur ihren Körper missbrauchte, sondern ebenso ihre Seele verletzte. Er hatte sie von Anfang an als sein persönliches Eigentum betrachtet. Sie machte Fiyero trotz allem, was ihr vermutlich erspart geblieben wäre, keine Vorwürfe dafür, dass er sie allein gelassen hatte. Wahrscheinlich hatte sie nichts anderes verdient.

Ihr Kind kam in einer sternenklaren Sommernacht zur Welt. In der letzten Zeit hatte Hank sie in Ruhe gelassen, scheinbar hatte ihn ihr aufgeblähter Bauch fern gehalten. Sie saß mit Madame Marianka, der alten Wahrsagerin und einzig anderen Frau im Zirkus, noch draußen, weil diese zum wiederholten Male versuchte ihr beizubringen, wie man in den Sternen las.
Die Schmerzen, die sie schon seit Stunden im Rücken quälten, wurden stetig schlimmer und hatten sich mittlerweile auf ihren gesamten Unterleid ausgedehnt. Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen hielt sie davon ab, weiterhin Mariankas Erklärungen über den Nachthimmel zu folgen.
Die alte Frau hatte es bemerkt und lächelte. „Es wird Zeit deinen Wohnwagen aufzusuchen. Dein Kind will nicht mehr warten, Elphaba.“
Marianka behielt recht. Kaum eine halbe Stunde später bäumte sich Elphaba in ihrer Koje unter einer heftigen Presswehe auf. Anstrengung und Schmerz ließen sie immer wieder aufschreien.
„Du schaffst das, halt durch“, versuchte die Alte sie zu ermutigen.
Im nächsten Moment flog die Tür auf und Hank stapfte herein. „Was brüllst du hier so rum?? Sei gefälligst leiser!“ keifte er.
„Sie bekommt das Kind.“ Marianka machte eine beschwichtigende Geste. „Aber irgendetwas stimmt nicht. Sie braucht rasch Hilfe.“
„Unsinn, es wird schon so gehen. Du bist ja da“, antwortete Hank gleichgültig.
„Aber ich bin keine Hebamme!“ Die Wahrsagerin wandte sich besorgt der jungen Frau zu, als sie erneut aufschrie, und sah dann Hank ernst an. „Ich würde dir raten dafür zu sorgen, dass sie Hilfe erhält, wenn du deine Attraktion nicht verlieren willst.“
Das half. Der Jahrmarktbesitzer hob Elphaba hoch, um sie in die Stadt zu bringen. Die Hebamme, die die Frauen der Umgebung betreute, nahm sich ihrer auch gleich an. Elphaba selbst bekam von dem was um sie herum vorging, kaum etwas mit. Die Pein ließ sie keinen klaren Gedanken fassen. Dann endlich verschwand der Druck in ihrem Unterleib. Sie fühlte sich so ausgelaugt.
„Meinen Glückwunsch, Sie haben einen gesunden Jungen bekommen.“ Mit einem Lächeln legte die Hebamme ihr ein Bündel in die Arme. Der Anblick dieses winzigen rosigen Gesichtchens ließ sie alle Schmerzen vergessen.
„Liir…“, murmelte sie, und strich dem kleinen Wesen über das feine rabenschwarze Haar. Jetzt, da sie ihr Kind im Arm hielt, fiel es ihr umso schwerer ihr Vorhaben zu verwirklichen. Aber sie musste es tun, zum Wohle von Fiyeros Sohn. Er hatte es verdient fernab vom Zirkus und von Hank groß zu werden, bei einer Familie, die ihm alles geben zu geben vermochte, was er brauchte. Sie konnte nicht seine Mutter sein, auch wenn sie sich nichts mehr wünschte.
Und so legte sie ihren kleinen Sohn ein paar Tage nach seiner Geburt vor die Haustür der McKennas. Hank sagte sie nicht, wo sie ihn gelassen hatte. Er fragte ohnehin nicht danach, er hatte sich nur darüber aufgeregt, dass das Kind schrie, wenn es hungrig war. Einmal hatte er sogar versucht es Elphaba aus den Armen zu reißen, um es zum Schweigen zu bringen.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 31.12.2007, 02:46:03, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon Elphaba » 24.12.2007, 05:10:46

Hast du da eben "kurz" geschrieben?! :shock: :lol:

Na, das nenn ich doch mal eine schöne Weihnachtsüberraschung! Danke für dieses starke (überhaupt nicht kurze) neue Kapitel! :)

Deine Geschichten lesen sich wirklich gut. Und sogar Lurlinemas hast du eingebaut! Sehr schön! :D

Schön, auch, dass man nach und nach die Hintergründe erfährt!

Also ich freu mich schon wieder auf den nächsten Teil! :D
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Beitragvon Marie Antoinette » 27.12.2007, 18:54:54

Da schreibst du auch ne Weihnachtsfortsetzung und ich überseh sie einfach.. :oops:

Hab das Lesen jetzt nachgeholt. Der neue Teil gefällt mir wieder sehr gut! :)

"Lurlinemas" ist in Oz das Weihnachtsfest, oder? (Ich kenn mich leider noch nicht ganz so gut aus mit Wicked)

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Beitragvon Elphaba » 28.12.2007, 02:13:45

Elektra hat geschrieben:"Lurlinemas" ist in Oz das Weihnachtsfest, oder? (Ich kenn mich leider noch nicht ganz so gut aus mit Wicked)


Ich denke, es ist ungefähr mit dem irdischen Weihnachtsfest vergleichbar, ja. :wink:

(Die Gottheit, an die manche in Oz glauben heißt "Lurlina" :wink: )
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Beitragvon Sisi Silberträne » 31.12.2007, 02:41:49

Heißt die nicht Lurline? o_O
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Beitragvon Elphaba » 31.12.2007, 02:50:12

Stimmt, hast Recht. Hab grad mal nachgeguckt. :oops:

"Lurlina" ist aber auch ganz hübsch! :lol:
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Beitragvon Sisi Silberträne » 04.01.2008, 01:59:29

Stimmt, Lurlina ist auch schön... ^^
Joa, viel Spaß mit der Fortsetzung!



Kapitel 7


Am nächsten Tag fanden Alex und seine Mutter tatsächlich eine Siedlung, der Fluss führte sie schließlich zu den Häusern. Der Junge hatte nicht mehr viel Geld übrig, doch es reichte um ein bisschen Obst beim Greißler zu erstehen und für einen Brief an seine Zieheltern. Elphaba sah ihm zu, während er schrieb, sie merkte, dass ihm die Worte wohl recht schwer fielen.
„Hast du dir das auch gut überlegt?“, fragte sie schließlich. „Ein Zurück gibt es dann wahrscheinlich nicht mehr…“
Er nickte nachdrücklich. „Ich habe dich doch erst gefunden, ich will dich nicht gleich wieder verlieren… aber ich werde Ma und Pa vermissen.“
„Alles andere wäre auch schlimm.“ Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wenn du mich wirklich begleiten willst, würde mich das glücklich machen. Aber ich würde es auch verstehen, wenn nicht…“
Mit einem schwungvollen Zug setzte er noch seine Unterschrift auf das Papier. „So, der Brief ist fertig. Und ich möchte mit dir gehen, wirklich!“ Er hatte seine Entscheidung getroffen. Diese Frau neben ihm, war zwar immer noch eine Fremde für ihn, doch er spürte die starke Verbindung zwischen ihnen. Er wollte mehr heraus finden, wollte wissen wohin er eigentlich gehörte, wer sein Vater war, einfach alles.

Wenig später hatte er das Schreiben aufgegeben, und er war bereit. Sie ließen die Siedlung hinter sich, folgten erneut eine Weile dem Fluss, bis sie wieder eine Gegend erreichten, in die sich so schnell niemand verirren würde.
„Ich erinnere mich zwar noch an den Spruch, den ich damals benutzt habe, aber ich weiß nicht, ob meine Kräfte nach all der Zeit noch reichen“, sagte Elphaba leise. „Der Spruch soll uns an einen Ort, fern von hier bringen. Mich hat er vor über fünfzehn Jahren aus meiner Heimat hierher gebracht, jetzt sollte er uns wieder zurück bringen… zumindest hoffe ich es.“
Gespannt sah Alex ihr zu, während er in der einen Hand die Zügel des Pferdes, in der anderen seinen Beutel hielt. „Du schaffst es, ich glaube an dich.“
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, sie schloss die Augen und ihre Züge entspannten sich. Sie begann seltsame Wörter in einer Art Gesang zu murmeln, die er noch nie zuvor gehört hatte.
„Eleka iamen ehris ut, ehris ut. Iamen iamen vinyamar.“
Sie wiederholte die Worte einmal, zweimal, und schien dabei immer mehr in eine tiefe Trance zu fallen. Ihre Hände öffneten einen unsichtbaren Vorhang. Und tatsächlich nach einer schieren Ewigkeit geschah etwas. Nebel, dichter undurchdringlicher Nebel kam auf. Und dann fegte eine Sturmböe heran, die Alex beinahe von den Beinen blies, und mit einem Mal die dicken weißen Schleier auseinander riss. Ungläubig blickte er auf den die Lücke. Dahinter war nicht die Wiese zu sehen, die sich dort hätte eigentlich befinden müssen, sondern einige hohe Bäume.
Elphaba öffnete ruckartig die Augen und lächelte geheimnisvoll. „Alex, sie nur, es hat geklappt!“ rief sie leise aus. „Schnell jetzt, der Durchgang wird sich rasch schließen, wenn ich die Worte nicht weiter aufsage.“
Sie griff nach seiner Hand und nachdem er das Pferd mit einem Klaps in seine eigene Zukunft geschickt hatte, schritten sie gemeinsam durch die Nebel, die unmittelbar hinter ihnen in sich zusammen fielen. Elphabas Blick fiel sofort auf die Lichter einer Stadt, von deren ersten Häuser sie nicht weit entfernt waren. Ein grünlicher Schimmer ging davon aus. Sie waren zu Hause!

„Ist das deine Heimat?“ fragte Alex, der ebenfalls in Richtung der Stadt blickte. „So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich komme aus einem anderen Teil des Landes… aber dort habe ich mich nie richtig zu Hause gefühlt. Hier schon…“ Sie wies auf die Häuser. „Komm, gehen wir.“
Eine Weile ging er schweigend neben ihr her, fasziniert von der Stadt, die mit dem sie umgebenden mystischen Grünschimmer so unwirklich und doch wunderschön wirkte. Er brannte darauf ihre Geheimnisse zu ergründen.
„Sind hier eigentlich alle grün, so wie du?“ wollte er wissen, während er seine Mutter beobachtete, deren Bewegungen jetzt nicht mehr so müde wirkten, sondern voll frischer Energie. Auch ihr Gesicht wirkte glatter und weicher, er bekam eine Vorstellung davon, wie sie gewesen war, bevor der Jahrmarktsbesitzer sie gebrochen hatte. Wie kraftvoll und schön.
„Nein, die Menschen sehen hier auch nicht anders aus. Nur ich, ich bin schon so auf die Welt gekommen. Es hat wohl einfach so sein müssen“, sie seufzte leise.

Auf einem bunten Teppich am Boden eines hübsch eingerichteten Kinderzimmers saßen zwei kleine Mädchen. Das jüngere von etwa drei Jahren spielte mit einem Ball, doch wenn er wegrollte, konnte es ihn nicht holen, denn es spürte seine Beine nicht. So brachte die große Schwester ihm das Spielzeug immer wieder zurück, wenn es aus seiner Reichweite rollte.
Die sechsjährige Elphaba war damit beschäftigt die alte Puppe, die Nessarose nicht mehr haben wollte, weil ihr ein Arm fehlte, mit grüner Fingerfarbe anzumalen. Als der Ball wieder einmal davon hüpfte, schaute Nessa ihr neugierig zu.
„Warum malst du die Püppi an?“ wollte sie mit ihrer piepsigen Kinderstimme wissen.
„Damit sie so grün ist wie ich, dann bin ich nicht so allein.“ Kritisch betrachte Elphaba ihr Werk und legte die Puppe danach zum Trocknen zur Seite.
Nessa musterte sie interessiert aus großen blauen Augen. „Warum bist du eigentlich grün?“
„Weil…“ Das ältere Mädchen hatte keine Ahnung, wie es etwas erklären sollte, das es selbst nicht wusste. „Na ja… Lurline hat das gemacht. Sie hat mich angemalt, gleich als ich auf die Welt gekommen bin.“
Das Kindermädchen sprach oft von Lurline. Es regnete, wenn sie traurig war, und wenn sie wütend war, donnerte und blitzte es. Sie brachte im Winter den Schnee und ließ im Frühling die Blumen blühen.
„Ohh… hast du Lurline gesehen?“ fragte Nessarose neugierig weiter. „Warum hat sie dich angemalt?“
Elphaba strich ihrer kleinen Schwester liebevoll über das dunkelbraune lange Haar. „Nein… keine Ahnung. Aber weißt du, eines Tages wird sich das alles noch zeigen. Lurline ist klug, sie macht nichts ohne Sinn.“
„Hat sie auch gemacht, dass ich nicht gehen kann?“ Nessa blickte traurig auf ihre Beine herab, die sich einfach nicht bewegen wollten.
„Ja, das war bestimmt auch sie…“ Sie hob das kleinere fast federleichte Mädchen auf ihren Schoß. „Aber dafür hast du ja mich.“
Ein Grinsen erschien auf dem porzellanhellen Gesicht. „Jaah, ich habe dich… wir werden doch immer zusammen sein, oder Elphie?“
„Ja Nessa, immer. Ganz egal was kommt. Das verspreche ich dir. Du bist mir das Allerwichtigste auf der Welt.“ Sie lächelte ebenfalls. Ihre kleine Schwester legte daraufhin glücklich ihre Ärmchen um sie.
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Beitragvon Elphaba » 04.01.2008, 02:12:09

Oh supi! Ein neuer Teil! Und so ein schöner! :D

Danke Sisi!

Der Zauberspruch gefällt mir! Und besonders schön formuliert, fand ich die Stelle, wo er das Pferd "in seine eigene Zukunft" schickt! Sehr hübsch!

Ich bin ja schonmal gespannt, wie es jetzt in Oz weitergeht! :)
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Beitragvon armandine » 04.01.2008, 02:18:24

Das wird spannend, ob sie Fiyero wiederfinden :lol:

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Beitragvon Marie Antoinette » 04.01.2008, 22:11:10

Der Teil gefällt mir auch wieder sehr gut, Sisi! :)

Jetzt sind sie also schonmal in der Smaragdstadt... bin gespannt, wie es weitergeht.

Und die Szene aus der Vergangenheit ist auch sehr schön... "Lurline hat mich grün angemalt" (jetzt hätte ich auch fast Lurlina geschrieben...) :oops:

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Beitragvon ChristineDaae » 05.01.2008, 14:37:07

Ja, der neue Teil ist wieder super! :) Die Szene aus der Vergangenheit ist auch toll... Nur schnell weiter :D
Freue dich, wenn es regnet – wenn du dich nicht freust, regnet es auch.
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Beitragvon Sisi Silberträne » 08.01.2008, 00:57:30

Danke euch :D Ja, jetzt sind sie in Oz, aber lest selbst, was sie erleben ^^ 10.000 Wörter jay!


Kapitel 8


Begierig sog Alex alle neuen Eindrücke dieser fremden Stadt in sich ein, während Elphaba es mit jeder Faser ihres Körpers genoss wieder daheim zu sein. Es war ein schönes und doch eigenartiges Gefühl, sie fragte sich was aus den Leuten von damals geworden war. Damit sie nicht auffiel trug sie den Umhang ihres Sohnes, der mit seinen fünfzehn Jahren sie schon fast überragte. Die Kapuze hatte sie tief ins Gesicht gezogen, kein Schimmer ihrer grünen Haut war zu sehen.
Da stieß eine aus einer Quergasse kommende Gestalt mit Alex zusammen, zwei fellbedeckte Pfoten fingen ihn auf, ehe er aufs Hinterteil fiel. Vollkommen verblüfft starrte er den auf zwei Beinen gehenden proper gekleideten Hund an.
„Oh bitte entschuldige, mein Junge, ich habe nicht aufgepasst“, sagte dieser höflich. „Ein schönes Hexenfest morgen.“
„Hexenfest??“ wiederholte Elphaba nun ebenfalls überrascht.
Er nickte heftig. „Aber ja! Morgen jährt sich wieder der Tod der Hexe des Westens. Sie sind wohl nicht von hier, oder? In der Smaragdstadt feiert man dieses Fest zu Ehren Elphabas, der Schlauen. Glinda, die Gute, begründete es. Ich erinnere mich genau, es war in dem Jahr, in dem sie heiratete. Was für eine Hochzeit! Eine prächtigere hat Oz mit Sicherheit noch nie gesehen.“
Elphaba klappte die Kinnlade nach unten. „Man feiert ein Fest zu Ehren der bösen Hexe des Westens? Wie das denn?“
„Oh, Sie müssen wirklich von weit her kommen“, lachte der Hund. „Ja, lange dachte man nur schlecht über sie, doch durch unsere gute Glinda ist nun die Wahrheit bekannt. Die schlaue Elphaba trat für uns Tiere ein, als es niemand sonst tat… ja, sie erkannte zuerst die Bösigkeit des Zauberers. Es ist eine Ehre für mich zu meinen Studenten über ihren Mut zu sprechen. Aber ich schwafle und schwafle, bestimmt haben Sie Ihre eigenen Wege zu gehen.“ Er zog die Lefzen zu einem Lächeln hoch. „Genießen Sie das Fest und gedenken Sie der Hexe des Westens.“
Verdattert schaute Elphaba dem Hund hinterher. Sie konnte nicht glauben, dass sie all das wirklich gehört hatte. Die Ozianer feierten zu ihren Ehren ein Fest? Dieselben Ozianer, die sie als böse Hexe geschimpft hatten?
Alex fand erst jetzt seine Sprache wieder, er musterte seine Mutter immer noch vollkommen erstaunt. „Der Hund, also… gibt es hier öfter sprechende Tiere? Und was meintest du mir der bösen Hexe? Du bist doch gar nicht böse?“
„Nein, zumindest wollte ich es nie sein…“ antwortete sie mit einem Blick, der zurück in eine längst vergangene Zeit reichte. „Aber man kann es sich nicht aussuchen, wozu man gemacht wird. Man kann nur versuchen es zu ändern… man sollte es sogar versuchen, auch wenn es am Ende sinnlos ist…“
Er nickte nur, im Moment war er überschwemmt von all den neuen Dingen. Diese Frau, die er mehr tot als lebendig aus den Händen des gemeinen Jahrmarktsbesitzers geholt hatte, war hier bekannt?
„Erzähl mir mehr“, bat er. „Wer ist Glinda, die Gute?“
Lächelnd deutete Elphaba auf ein Plakat, das in der Nähe an einem Schaufenster klebe. Sie hatte eben erst entdeckt, es warb für die Rede Glindas, der Guten, anlässlich des Hexenfestes und zeigte eine hübsche… nein wunderschöne Frau Ende ihrer Dreißiger, deren porzellanhelles Gesicht von goldenen Locken umrahmt wurde. Ein paar leuchtend blauer Augen sah ihnen entgegen. Ja, das war eindeutig die Glinda, die sie kannte, doch sie wirkte anders. Reifer, weiser und noch viel strahlender.

Elphaba bemühte sich nach Kräften Alex’ viele Fragen zu beantworten, während sie nebeneinander her schritten. Ihr schien es, dass auf jede Antwort zwei neue folgten, dabei brannten ihr selbst einige auf dem Herzen. Sie musste Glinda treffen! Aber das würde mit Sicherheit, da ihre einstige Freundin offenbar eine Berühmtheit war, nicht so einfach sein. Vielleicht hatte sie ja beim Fest eine Chance, nachdem Glinda ihre Rede gehalten hatte.
Zunächst einmal stellte sich noch ein ganz anderes Problem. Sie hatte kein Geld, wo sollten Alex und sie also die Nacht verbringen? Ihr fiel nur eine Möglichkeit ein, und die behagte ihr wenig. So gingen die beiden bald darauf durch eine verlassende Gegend, bis sie vor einem großen dunklen Gebäude standen, das durch seine zum Teil geborstenen Fenster nicht sehr anziehend wirkte. Ihr Sohn schaute sie nur erstaunt an, folgte ihr aber ohne weitere Fragen durch eine knarrende Tür in einen Hof und weiter in eine große Halle. Die alten Fabriksgeräte waren schon lange still wie tot. Elphaba schlich weiter, eine Treppe empor und öffnete eine letzte Tür, die in einen Raum führte, von dem aus man durch ein hohes Fenster die ganze Halle überblicken konnte.
Hier hatte sie sich damals versteckt, während ihres Kampfes gegen den Zauberer. Ein bitteres Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Das war auch der Ort, an dem ihr geliebter Fiyero ihr oft Gesellschaft geleistet hatte. In glücklichen Stunden, die nur ihnen gehörten, zugedeckt vom Mondlicht. Hier in diesem herunter gekommenen Raum war aus ihrer Liebe dieses Kind entstanden, das nun als junger Mann vor ihr stand.

„Komm schnell, komm!“ Elphaba zog Fiyero an der Hand hinter sich her, und blieb erst in diesem Raum stehen, von dem aus einst der Vorarbeiter der Fabrik auf das Treiben in der Halle herab gesehen hatte. Der große Tisch war nun an die Wand geschoben, er war dreckig und morsch. Dafür lagen eine zerschlissene Matratze und eine Ansammlung von Decken auf dem Boden. Außerdem halbleere Keksverpackungen, Wasserflaschen und Kleidungsstücke.
Erstaunt betrachtete der junge Mann das Durcheinander. „Hier lebst du??“
Sie nickte leicht. „Ja, das ist mein Versteck. Im Keller würden sie zuerst nachsehen, und hier oben sehe ich sie, lange bevor sie mich entdecken.“ Sie wies auf das große Fenster.
„Clever, aber von dir hätte ich nichts anderes erwartet.“ Fiyero setzte sich auf die Matratze. „Ist sehr gemütlich, es lässt sich wohl aushalten.“
„Tjaaa so gut wie du in deinen Palästen hat man es als Volksfeindin nicht, weißt du“, kommentierte sie sarkastisch, und setzte sich neben ihn. Im nächsten Moment hing sie quer über ihn drüber, weil sie nach einer Kekspackung langte. Grinsend gab er ihr das Gewünschte und sah zu, wie sie das Gebäck heißhungrig verzehrte.
Er runzelte die Stirn. „Du bist ja noch dünner geworden, als ich dich in Erinnerung habe. Lebst du denn nur von den Dingern?“ Skeptisch drehte er ein Keks zwischen den Fingern, ehe sie es ihm aus der Hand nahm, um es zu essen. „So toll ist es in den Palästen übrigens auch nicht. Man muss jemand sein, der man nicht ist.“
„Ach, du armer Mann du, ich vergehe vor Mitleid.“ Elphaba schubste ihn um, und er musste lachen. Dieses Geplänkel unter sehr alten Freunden war der Beginn von etwas anderem. In dieser Nacht schlief Elphaba geborgen in Fiyeros Armen ein. Er liebte sie, und sie hatte ihn immer geliebt. Blaue Diamanten auf einem grünen Feld.
Zuletzt geändert von Sisi Silberträne am 15.01.2008, 00:28:48, insgesamt 4-mal geändert.
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