Danke euch Ja, jetzt sind sie in Oz, aber lest selbst, was sie erleben ^^ 10.000 Wörter jay!
Kapitel 8
Begierig sog Alex alle neuen Eindrücke dieser fremden Stadt in sich ein, während Elphaba es mit jeder Faser ihres Körpers genoss wieder daheim zu sein. Es war ein schönes und doch eigenartiges Gefühl, sie fragte sich was aus den Leuten von damals geworden war. Damit sie nicht auffiel trug sie den Umhang ihres Sohnes, der mit seinen fünfzehn Jahren sie schon fast überragte. Die Kapuze hatte sie tief ins Gesicht gezogen, kein Schimmer ihrer grünen Haut war zu sehen.
Da stieß eine aus einer Quergasse kommende Gestalt mit Alex zusammen, zwei fellbedeckte Pfoten fingen ihn auf, ehe er aufs Hinterteil fiel. Vollkommen verblüfft starrte er den auf zwei Beinen gehenden proper gekleideten Hund an.
„Oh bitte entschuldige, mein Junge, ich habe nicht aufgepasst“, sagte dieser höflich. „Ein schönes Hexenfest morgen.“
„Hexenfest??“ wiederholte Elphaba nun ebenfalls überrascht.
Er nickte heftig. „Aber ja! Morgen jährt sich wieder der Tod der Hexe des Westens. Sie sind wohl nicht von hier, oder? In der Smaragdstadt feiert man dieses Fest zu Ehren Elphabas, der Schlauen. Glinda, die Gute, begründete es. Ich erinnere mich genau, es war in dem Jahr, in dem sie heiratete. Was für eine Hochzeit! Eine prächtigere hat Oz mit Sicherheit noch nie gesehen.“
Elphaba klappte die Kinnlade nach unten. „Man feiert ein Fest zu Ehren der bösen Hexe des Westens? Wie das denn?“
„Oh, Sie müssen wirklich von weit her kommen“, lachte der Hund. „Ja, lange dachte man nur schlecht über sie, doch durch unsere gute Glinda ist nun die Wahrheit bekannt. Die schlaue Elphaba trat für uns Tiere ein, als es niemand sonst tat… ja, sie erkannte zuerst die Bösigkeit des Zauberers. Es ist eine Ehre für mich zu meinen Studenten über ihren Mut zu sprechen. Aber ich schwafle und schwafle, bestimmt haben Sie Ihre eigenen Wege zu gehen.“ Er zog die Lefzen zu einem Lächeln hoch. „Genießen Sie das Fest und gedenken Sie der Hexe des Westens.“
Verdattert schaute Elphaba dem Hund hinterher. Sie konnte nicht glauben, dass sie all das wirklich gehört hatte. Die Ozianer feierten zu ihren Ehren ein Fest? Dieselben Ozianer, die sie als böse Hexe geschimpft hatten?
Alex fand erst jetzt seine Sprache wieder, er musterte seine Mutter immer noch vollkommen erstaunt. „Der Hund, also… gibt es hier öfter sprechende Tiere? Und was meintest du mir der bösen Hexe? Du bist doch gar nicht böse?“
„Nein, zumindest wollte ich es nie sein…“ antwortete sie mit einem Blick, der zurück in eine längst vergangene Zeit reichte. „Aber man kann es sich nicht aussuchen, wozu man gemacht wird. Man kann nur versuchen es zu ändern… man sollte es sogar versuchen, auch wenn es am Ende sinnlos ist…“
Er nickte nur, im Moment war er überschwemmt von all den neuen Dingen. Diese Frau, die er mehr tot als lebendig aus den Händen des gemeinen Jahrmarktsbesitzers geholt hatte, war hier bekannt?
„Erzähl mir mehr“, bat er. „Wer ist Glinda, die Gute?“
Lächelnd deutete Elphaba auf ein Plakat, das in der Nähe an einem Schaufenster klebe. Sie hatte eben erst entdeckt, es warb für die Rede Glindas, der Guten, anlässlich des Hexenfestes und zeigte eine hübsche… nein wunderschöne Frau Ende ihrer Dreißiger, deren porzellanhelles Gesicht von goldenen Locken umrahmt wurde. Ein paar leuchtend blauer Augen sah ihnen entgegen. Ja, das war eindeutig die Glinda, die sie kannte, doch sie wirkte anders. Reifer, weiser und noch viel strahlender.
Elphaba bemühte sich nach Kräften Alex’ viele Fragen zu beantworten, während sie nebeneinander her schritten. Ihr schien es, dass auf jede Antwort zwei neue folgten, dabei brannten ihr selbst einige auf dem Herzen. Sie musste Glinda treffen! Aber das würde mit Sicherheit, da ihre einstige Freundin offenbar eine Berühmtheit war, nicht so einfach sein. Vielleicht hatte sie ja beim Fest eine Chance, nachdem Glinda ihre Rede gehalten hatte.
Zunächst einmal stellte sich noch ein ganz anderes Problem. Sie hatte kein Geld, wo sollten Alex und sie also die Nacht verbringen? Ihr fiel nur eine Möglichkeit ein, und die behagte ihr wenig. So gingen die beiden bald darauf durch eine verlassende Gegend, bis sie vor einem großen dunklen Gebäude standen, das durch seine zum Teil geborstenen Fenster nicht sehr anziehend wirkte. Ihr Sohn schaute sie nur erstaunt an, folgte ihr aber ohne weitere Fragen durch eine knarrende Tür in einen Hof und weiter in eine große Halle. Die alten Fabriksgeräte waren schon lange still wie tot. Elphaba schlich weiter, eine Treppe empor und öffnete eine letzte Tür, die in einen Raum führte, von dem aus man durch ein hohes Fenster die ganze Halle überblicken konnte.
Hier hatte sie sich damals versteckt, während ihres Kampfes gegen den Zauberer. Ein bitteres Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Das war auch der Ort, an dem ihr geliebter Fiyero ihr oft Gesellschaft geleistet hatte. In glücklichen Stunden, die nur ihnen gehörten, zugedeckt vom Mondlicht. Hier in diesem herunter gekommenen Raum war aus ihrer Liebe dieses Kind entstanden, das nun als junger Mann vor ihr stand.
„Komm schnell, komm!“ Elphaba zog Fiyero an der Hand hinter sich her, und blieb erst in diesem Raum stehen, von dem aus einst der Vorarbeiter der Fabrik auf das Treiben in der Halle herab gesehen hatte. Der große Tisch war nun an die Wand geschoben, er war dreckig und morsch. Dafür lagen eine zerschlissene Matratze und eine Ansammlung von Decken auf dem Boden. Außerdem halbleere Keksverpackungen, Wasserflaschen und Kleidungsstücke.
Erstaunt betrachtete der junge Mann das Durcheinander. „Hier lebst du??“
Sie nickte leicht. „Ja, das ist mein Versteck. Im Keller würden sie zuerst nachsehen, und hier oben sehe ich sie, lange bevor sie mich entdecken.“ Sie wies auf das große Fenster.
„Clever, aber von dir hätte ich nichts anderes erwartet.“ Fiyero setzte sich auf die Matratze. „Ist sehr gemütlich, es lässt sich wohl aushalten.“
„Tjaaa so gut wie du in deinen Palästen hat man es als Volksfeindin nicht, weißt du“, kommentierte sie sarkastisch, und setzte sich neben ihn. Im nächsten Moment hing sie quer über ihn drüber, weil sie nach einer Kekspackung langte. Grinsend gab er ihr das Gewünschte und sah zu, wie sie das Gebäck heißhungrig verzehrte.
Er runzelte die Stirn. „Du bist ja noch dünner geworden, als ich dich in Erinnerung habe. Lebst du denn nur von den Dingern?“ Skeptisch drehte er ein Keks zwischen den Fingern, ehe sie es ihm aus der Hand nahm, um es zu essen. „So toll ist es in den Palästen übrigens auch nicht. Man muss jemand sein, der man nicht ist.“
„Ach, du armer Mann du, ich vergehe vor Mitleid.“ Elphaba schubste ihn um, und er musste lachen. Dieses Geplänkel unter sehr alten Freunden war der Beginn von etwas anderem. In dieser Nacht schlief Elphaba geborgen in Fiyeros Armen ein. Er liebte sie, und sie hatte ihn immer geliebt. Blaue Diamanten auf einem grünen Feld.