Danke euch allen! Und schon gehts weiter. Die schreckliche Fortsetzung...
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„Ich hatte es Euch an jenem Abend schon gesagt. Ihr hattet etwas anderes verdient als diesen Julien de Chagny zu heiraten.“
„Ach ja?! Ich hatte etwas anderes verdient?!“ Miladys Stimme überschlug sich und jetzt brach sie sogar ohne dass sie es wollte, in Tränen aus. „Ich hatte es verdient, vergewaltigt, beleidigt, verhaftet, gefoltert, einem ungerechten Gerichtsverfahren unterzogen und gebrandmarkt zu werden?!“ Sie hielt kurz inne. „Das und noch so vieles anderes, über das Ihr genau Bescheid wisst, soll ich alles verdient haben?! Aber warum?! Was habe ich getan, dass mir das alles zustoßen musste?! Was habe ich Euch getan?! Ich war noch nicht einmal 16 Jahre alt…“
Sie verfluchte sich selbst für diesen Ausbruch, aber auf einmal war ihr alles zuviel. Der Wein, den er sie abgehalten hatte zu trinken… vielleicht war da Gift drin… das war die Lösung aller Probleme…
Was ist nur los mit mir? fragte sich Milady.
Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie nahm das Weinglas und sah es erstmal nur eine Weile an. Ein Lied ging ihr durch den Kopf… das etwas abgeändert nur zu gut passte…
Ihre erste große Liebe hatte ihr das Lied beigebracht.
Wo ist der Sommer hieß es. Es war allerdings kein fröhliches Lied. Immer wenn sie es gehört hatte, hatte sie nur Traurigkeit gefühlt… eine tiefe Traurigkeit, genau wie in diesem Moment.
„
Die Wunden, die mir zugefügt wurden, haben sich nie ganz geschlossen… Ich habe gedacht, wie kann ich nur mit diesen Schatten der Vergangenheit leben… Auch wenn die Zeit verging und die Tage und Jahre verstrichen, auch wenn jeder Sommer verblich… allein die Erinnerung daran lässt heute noch mein Herz erbeben. Werden wir je die Lügen ganz verwinden?! Werdet Ihr mich je verstehen? Ich habe damals gefleht, nur gehofft, dass es endet – doch nichts ist geschehen… nichts ist geschehen…“
Richelieu hatte das ganze mit wachsendem Entsetzen beobachtet. Würde sie etwa wirklich gleich von dem Wein trinken? Das durfte nicht passieren. Er stand ebenfalls auf und schlug ihr das Glas aus der Hand, dass es auf dem Boden landete und zersplitterte.
„Nehmt Vernunft an, Milady!“
befahl er.
Die schien jedoch auf einmal in einer Traumwelt gefangen. Sie sang leise das Lied vor sich hin und ihre Stimme klang verändert.
„
Nichts ist geschehen… Kehrt je der Sommer zurück, kann mir niemand das Glück das ich hatte, wiedergeben? Kann die Sonne uns noch wärmen? Sagt es mir… Sagt es mir…“
Der Kardinal erschrak.
Ist das etwa auch meine Schuld?! Alles eine Folge von damals?!
Er war wirklich erschüttert. Es war richtig gewesen, sich Sorgen um sie zu machen.
„Natürlich kehrt der Sommer wieder zurück, Milady.“ Sie reagierte nicht, summte weiter die Melodie des Liedes vor sich und sah auf die Glassplitter. In ihrer Benommenheit merkte sie nicht einmal, dass der Kardinal sie auf einmal vorsichtig umarmte „Alles wird wieder gut. Ich kann Euch wirklich verstehen. Es ist so viel Schlimmes passiert und alles war meine Schuld. Es… tut mir leid.“
„Warum musste das alles passieren?“
fragte Milady ein zweites Mal.
Sie glaubte, nicht richtig zu hören. Hatte er sich etwa gerade bei ihr entschuldigt?! Er, der Kardinal… nein… Fiesling in Rot…. von dem sie gedacht hatte, er hätte kein Gewissen?
Nein, das musste ein Traum sein.
„Das ganze bis zu Eurem Prozess und der Brandmarkung war von Anfang an geplant. Das, was danach war, dafür konnte ich nichts mehr… Der Grund, warum Ihr noch einmal zurückgekommen seid, hätte nicht eintreten müssen. Aber Ihr habt Recht. Ihr habt viel durchgemacht. Zu viel. Und alles nur…“
„Warum?“
unterbrach Milady.
Langsam beruhigte sie sich wieder, aber seltsamerweise machte ihr die Umarmung gerade in diesem Augenblick überhaupt nichts aus. Auf die Erklärung jedenfalls war sie gespannt. Was war der Grund für alles gewesen?
Richelieu dachte eine Weile nach, dann sah er sie ernst an.
„Ich wollte Euer Leben verändern.“
- „Das ist nicht wahr…“
Nur deswegen das alles?! Ich wäre zwar mit Julien nicht glücklich geworden, aber dass mein Leben so einen Verlauf nimmt ist doch auch nicht gerade die beste Möglichkeit…
„Ich dachte, irgendwann werdet Ihr die Schatten der Vergangenheit überwunden haben und wieder glücklich werden. Spätestens nach Ablauf der 20 Jahre. Ich habe Euch aber gewünscht, dass es früher schon passiert… Anne.“
„Das wird es.“
war sich Milady sicher.
Ihre Stimme klang zwar wieder einigermaßen gefasst, aber in ihr drin sah es etwas anders aus.
Sie war immer noch vollkommen durcheinander. Was sollte diese 360 Grad Wendung?! Gehörte das wieder zu irgendeinem seiner gemeinen Pläne? Vermutlich nicht… denn wenn er etwas gegen sie hatte… dann hätte er sie eigentlich von dem vergifteten Wein hätte trinken lassen können.
„Nehmt alles zurück. Bringt den Gnadenbeschluss zu Seiner Majestät und lasst ihn genehmigen. Dann gibt es keine Schatten mehr. Abgesehen von dem Brandmal, aber das wird durch den Beschluss ohnehin seine Bedeutung verlieren. Dann habt Ihr mein Leben noch einmal verändert. Dieses Mal dann eindeutig zum Positiven. Wenn das passiert, weiß ich, dass Ihr alles bedauert und es inzwischen gut mit mir meint. Vielleicht kann ich Euch dann auch alles verzeihen…“
„Das denke ich nicht, dass Ihr das könnt. Das alles ist unverzeihlich.“
sagte Richelieu.
Wie Recht er hat… das erste Mal muss ich ihm zustimmen…
„Und das was ich jetzt sage… ist wahrscheinlich auch unverzeihlich.“ Er sah sie ernst an. Konnte er das überhaupt schon sagen? Oder würde sie dann wieder anfangen, sich so seltsam zu verhalten?
Milady sah ihn mit großen Augen an.
„Was meint Ihr… Eminenz?“
- „So gerne ich den Beschluss genehmigen lassen wollte, … es geht einfach nicht. Seine Majestät stellt zwar wenig in Frage was ich mache, aber seit ich ihn versuche von einem Krieg zu überzeugen, begegnet er mir mit einer gewissen Vorsicht.“ erklärte der Kardinal. „Wenn ich ihm den Beschluss hinlegen würde, dann würde er anfangen, Fragen zu stellen. Wie ich dazu komme, unter allen Gerichtsurteilen die gefällt wurde, ausgerechnet diese Angeklagte… ich meinte… Euch, Milady… begnadigen zu wollen. Jedenfalls kann ich ihm wohl schlecht erzählen, was damals wirklich passiert ist. Ich würde mir selbst schaden.“
„Natürlich.“
Das leuchtete ihr ein.
„Deshalb hatte ich gestern gemeint, wenn Ihr mir einen Gefallen tun würdet, könntet Ihr die Sache möglicherweise beschleunigen. Euch ist doch auch an einem möglichst schnellen Erlass des Beschlusses gelegen, nicht wahr?“
Auch damit hat er Recht, überlegte Milady, besser der Beschluss wird heute als morgen erlassen… vielleicht muss ich doch irgend etwas dafür tun… war ziemlich leichtgläubig von mir, zu denken ich schaffe es so, ihn zu überzeugen alles zurückzunehmen…
„Und an was habt Ihr gedacht?“