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Beitragvon Sisi Silberträne » 15.06.2007, 20:12:38

Und was für einer. Das heißt übrigens so viel wie Idiot, ist schönstes Wienerisch ;)
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Beitragvon MiladydeWinter » 15.06.2007, 21:08:06

Der Teil ist wieder sehr schön.. muss Sisi zustimmen der kardinal ist echt ein totaler Fiesling..
@Sisi: das wort ist ja witzig :)

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Beitragvon Marie Antoinette » 15.06.2007, 21:30:58

Dir auch danke! :D

Dachte ich mir doch, dass das Wort so was bedeutet... jetzt weiß ich wie ich meine Kollegin die mich nervt das nächste Mal nennen kann - das Wort kennt sie bestimmt nicht :wink:

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Beitragvon ChristineDaae » 16.06.2007, 15:18:35

Sisi Silberträne hat geschrieben:Ist das ein Fetzenschädel!!! Mistkerl elender, möge ihn doch der Blitz treffen -.-


*mich vorbehaltlos anschließ*

Und super geschrieben, freu mich schon auf die Fortsetzung! *knuffel*
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Beitragvon Marie Antoinette » 17.06.2007, 11:40:33

Danke, Christine! :D

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Beitragvon Kitti » 17.06.2007, 13:06:29

Wieder toll geworden, Elektra!! :D Und dem Fetzenschädel (wirklich geniales Wort ^^) schließe ich mich natürlich auch an.

Ich würde noch mal überprüfen, ob du auch überall "Euer", also die Anreden groß geschrieben hast. :)

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Beitragvon Marie Antoinette » 17.06.2007, 13:41:23

Danke, Kitti! :D

Und was die Anrede angeht - ich habs gemerkt... :oops:

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Beitragvon Marie Antoinette » 19.06.2007, 18:19:40

Die Kutsche hielt auf dem großen Platz vor der Kathedrale, auf dem es von Menschen nur so wimmelte. Man konnte eigentlich keinen Schritt mehr machen, ohne einem anderen auf die Füße zu treten.
„Ich sage es Euch jetzt zum letzten Mal, Ihr solltet gestehen“, wiederholte Richelieu noch einmal.
Die Wolken hatten sich noch etwas verdichtet und ein kühler Wind wehte über den Platz. Trotzdem hatte der Prozess wieder unzählige Leute angelockt. Es war genauso ein fürchterliches Gedränge wie immer.
„Platz für Seine Eminenz, den Kardinal Richelieu!“
riefen die schwarzrot Uniformierten und die Menschen wichen respektvoll zur Seite.
In der Mitte des Platzes war ein großes Podest aufgebaut worden, auf dem die Verhandlung stattfinden sollte. Drei schwarz gekleidete Männer standen schon dort und hatten auf den Kardinal gewartet. Es waren dieselben Männer, die in der Bastille die „Vorermittlungen“ zum Prozess Anne de Breuil geführt hatten.
„Guten Morgen, Eminenz.“ – „Guten Tag, Messieurs.“ grüßte Richelieu zufrieden zurück. Der Morgen war schon bald vorbei.
Und ob der Tag wirklich so gut war… darüber würde sich wahrscheinlich streiten lassen.
„Mesdames, Messieurs, der heutige Gerichtstag beginnt!“ rief einer der Männer mit so lauter Stimme, dass es über den ganzen Platz hinweg zu hören war. Als nächstes sprach Gaston D’Arque.
„Der erste Fall heute“, kündigte er an. „Angeklagt des Diebstahls und der Hurerei in einem besonders schweren Fall, nämlich der Verführung eines Mannes der Kirche, ist die fünfzehnjährige Anne de Breuil aus Saint Germain.“
Anne war bislang immer noch wie betäubt in der Kutsche sitzen geblieben, aber kaum hatte der Richter auf dem Platz ihren Namen ausgerufen, wurde sie von zwei der Uniformierten regelrecht aus der Kutsche herausgezerrt.
„Ich kann alleine gehen!“
fauchte sie die Uniformierten an.
Keine Furcht zeigen. Ruhig bleiben. Würde bewahren, ermahnte sich Anne selbst. Sie wollte sich nichts anmerken lassen. Auch wenn die ganze Stadt jetzt wusste, was sie angeblich getan hatte. Noch hatte sie ihre Menschenwürde. Und bis zuletzt wollte sie diese auch behalten.
„Platz für die Angeklagte!“ riefen die Uniformierten und führten Anne durch die Menschenmenge. Hocherhobenen Hauptes schritt sie von den Uniformierten eskortiert zum Richtplatz.
Die ersten Leute begannen aufgeregt zu flüstern, als Anne an ihnen vorbei schritt.
Jede einzelne Bemerkung, die sie mitbekam, versetzte ihr einen Stich, aber sie versuchte weiter, sich nichts anmerken zu lassen.
„Ist sie das?! Anne de Breuil?! Die soll den Kardinal verführt haben?“ – „Sieht eigentlich gar nicht danach aus.“ – „Stimmt, aber es sind immer diese unschuldig wirkenden Gesichter, die so etwas schaffen.“ – „Stille Wasser sind tief, da hast du wohl recht.“ – „Also ich glaube sie ist wirklich unschuldig. Nur das Opfer irgendeiner Intrige. Vielleicht hat ihre Familie es sich irgendwie mit Seiner Eminenz verscherzt und sie muss jetzt dafür büssen...“ bemerkte eine Frau, die ziemlich weit vorne stand.
„Frau, hast du etwas auf den Augen?!“ Ihr Mann schüttelte vor Fassungslosigkeit nur den Kopf. „Na warum soll ich denn nicht Recht haben? Es gibt doch genügend Fälle. Verscherze es dir mit den Richelieus, sei es nur durch eine Kleinigkeit oder ein Missverständnis und dein Leben ist ruiniert. Schau dir das Mädchen doch mal genau an! Sie ist doch noch ein Kind!“
Ihr Mann konnte es immer noch nicht fassen. Dann musste er seiner begriffsstutzigen Frau halt erklären, warum Anne de Breuil schuldig war.
„Also wirklich. Sie ist mit dem Kardinal hergekommen! Und nach ein paar Tagen wurde sie schon auf Anweisung Seiner Eminenz aus der Bastille entlassen. Sie war wohl die ganze Zeit bei ihm. Und schau dir nur ihr Kleid an! Rot – golden! Wie die Robe des Kardinals… Ihre offenen Haare… trägt denn ein anständiges Mädchen ihre Haare offen?! Die ist schuldig. Eindeutig. Die ganzen Anzeichen sprechen gegen sie.“


Es schlug 12 und der Prozess wurde eröffnet.
Anne stand auf der linken Seite umzingelt von den ehemaligen Musketieren, die jetzt zum Schutz des Kardinals abkommandiert waren, die Männer in Schwarz in der Mitte und der Kardinal ebenfalls von seinen Wachen geschützt auf der gegenüberliegenden Seite. Einer der schwarz gekleideten Männer erklärte die Verhandlung noch einmal offiziell für eröffnet und verlas die Anklageschrift.
Nun wusste es auch der letzte, der vielleicht nur aus Neugier zu der Verhandlung gegangen war, was Anne vorgeworfen wurde.
„Bevor wir mit der Befragung unseres ersten Zeugen fortfahren“, bemerkte der zweite Mann in Schwarz, „sei einmal klargestellt, welche Strafe die Angeklagte für den in diesem Fall schwerer wiegenden Anklagevorwurf erwartet. Vielleicht besinnt sie sich dann eines besseren und gesteht ihre Schuld ein.“
In ihrem Unterbewusstsein sah sich Anne wieder in der Bastille.
Gesteht Eure Schuld ein, hörte sie mehrere Stimmen gleichzeitig. Gehörte eine etwa dem Kardinal?! Hatte er das ganze etwa beobachtet?! Eine flüchtige Erinnerung huschte ihr durch den Kopf, ließ sich aber nicht festhalten.
Monsieur D’Arque sprach von den Strafen, die ihr möglicherweise bevorstanden.
„… außer einer möglicherweise auf Lebenszeit festgesetzten Verbannung, die allerdings nicht von Seiner Eminenz alleine ausgesprochen werden kann, sondern erst von Seiner Majestät bestätigt werden muss, könnte der Angeklagten auch eine Brandmarkung drohen.“
Ein Raunen ging durch die Menschenmenge.
„Ich glaube es immer noch nicht, dass sie es getan hat“, ließ sich die Frau ganz vorne nicht beirren. „Die werden doch wohl keine Unschuldige brandmarken.“ – „Nein, nur Verurteilte.“
Ihr Mann grinste hämisch und konzentrierte sich dann wieder auf das was passierte.
„Unser erster Zeuge ist der Verlobte der Angeklagten, der Vicomte Julien de Chagny. Kommt bitte zu uns nach oben, Vicomte.“
Julien?!wunderte sich Anne. Bis jetzt war doch lediglich Richelieus eigene Aussage Tagesordnungspunkt gewesen. Sonst nichts. Was hatte denn jetzt Julien hier zu suchen?!
Sie suchte die vorderen Reihen nach jemandem ab, den sie kannte. Ihre Schwester. Ihre Eltern. Irgendjemand… es musste doch jemand da sein… Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen.
Niemand zu sehen. War denn niemand von ihrer Familie zu dem Prozess gekommen? Hatten sie die Lügen des Kardinals möglicherweise ohne weiteres geglaubt und meinten sie, sich für ihre jüngste Tochter schämen zu müssen?[/i]

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Beitragvon ChristineDaae » 20.06.2007, 14:27:29

Super, der neue Teil! Jetzt wirds richtig spannend... Bitte schnell weiter! *knuffel*
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Beitragvon MiladydeWinter » 20.06.2007, 16:38:41

Ja ist echt wieder ein super Teil...
Schade das nicht alle so wie die Frau sind und an Anns Unschuld glauben... bitte schnell weiter :)

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Beitragvon Marie Antoinette » 20.06.2007, 18:55:15

Danke, ihr zwei! :D

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Beitragvon Kitti » 20.06.2007, 19:07:16

Genau, die Frau, die an Annes Unschuld glaubt, finde ich auch toll! Irgendwer muss doch noch daran glauben, dass sie das Opfer ist und nicht der Kardinal! Wie die Anderen schon sagten, sehr spannend und toll geschrieben! Nur weiter so!! :)

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Beitragvon Marie Antoinette » 21.06.2007, 16:52:55

Danke, Kitti!

Und schon gehts weiter mit der Verhandlung. Inoffiziell könnte man den Teil jetzt als "Aufmarsch der Fetzenschädel" bezeichnen, da kommen nämlich so ziemlich alle Idioten vor... :wink:


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Julien trat vor.
„Ihr seid der Vicomte de Chagny, Verlobter der Angeklagten. Ihr habt als solcher ein Zeugnisverweigerungsrecht, das bedeutet, Ihr braucht überhaupt nichts zu den Vorwürfen zu sagen, aber wenn Ihr euch zu einer Aussage entschließt, muss sie der Wahrheit entsprechen.“
Annes Verlobter brauchte nicht lange nachzudenken.
„Dem Zeugnisverweigerungsrecht bin ich mir bewusst, aber ich sage aus.“
Richtig so, dachte Anne erleichtert. Sag ihnen, was ich über den Kardinal gedacht habe. Sag ihnen, dass ich mich von Anfang an davor gefürchtet habe, mich mit ihm alleine zu unterhalten.
„Und was könnt Ihr zu dem ganzen sagen? Soweit ich informiert bin, seit Ihr einige Stunden vor dem Anklagevorwurf mit Eurer Verlobten in die Kathedrale von Paris gefahren.“
- „Ja, wir hatten eine Vorbesprechung mit Seiner Eminenz betreffend unserer anstehenden Hochzeit. Das ganze ist aber sehr merkwürdig gelaufen. Anne hat sich ziemlich unpassend benommen.“
Na schön, ich bin nicht stillgesessen und einfach weggelaufen, sogar zwei Mal, aber nur weil ich es mit diesem Menschen nicht in einem Raum ausgehalten habe, weil er mich zum einen so gelangweilt und zum anderen so verunsichert hat. SAG ES! SAG DIE WAHRHEIT!
„Unpassend inwiefern?“
- „Na ja, sie hat ständig mit den Haarsträhnen gespielt, die sich aus ihrem Zopf gelöst haben. Ich habe ihr vor der Abfahrt tausend Mal gesagt, sie muss ordentlich und anständig aussehen, aber irgendwie war ihr das vollkommen gleichgültig. Und dann hat sie Seine Eminenz dauernd so merkwürdig angesehen. Ich habe diesen Blick noch nie vorher bei ihr gesehen, das war ungewöhnlich…“
Julien hielt inne.
Merkwürdig?! wunderte sich Anne. Ängstlich vielleicht. Verunsichert. Gelangweilt. Alles das. Aber nicht merkwürdig und ungewöhnlich. Und meine widerspenstigen Haarsträhnen gehen mir selbst auf die Nerven… wie jetzt… Natürlich halten die mich für schuldig mit den offenen Haaren und diesem Kleid aber ich bin ja nicht freiwillig so wie ich bin hierher gekommen… Und dass er den Gesichtsausdruck, wie ich Richelieu angesehen habe, angeblich noch nie gesehen hat, glaube ich aufs Wort. Wir kennen uns ja noch gar nicht so lange… und er interessiert sich ja gar nicht für mich, für ihn ist das ganze doch nur eine Pflicht…
„Fahrt nur fort, Vicomte. War noch etwas?“
- „Ja. Sie ist auf einmal aufgesprungen und weggelaufen. Zwei Mal sogar. Als ich ihr dann gefolgt bin um zu fragen was das ganze soll, hat sie gemeint, sie könnte sich nicht auf das konzentrieren was besprochen wird, weil sie ständig über den Kardinal nachdenken muss… Sie wollte wissen, ob es auch Ausnahmen betreffend des Gelübdes gibt, dass Kardinäle und andere Kirchenmänner ablegen müssen.“
„Hört, hört.“ bemerkte der Kardinal so laut, dass es auch Anne verstehen konnte.
Einige Leute, die in der Nähe standen, lachten.
Was soll ich gesagt haben?! wunderte sich Anne. Er lügt! Er ist zur Wahrheit verpflichtet und lügt dem Gericht hier etwas vor… Wieso tut er das?
In der Menschenmenge entstand wieder eine kurze Aufregung, bis D’Arque mit einem Stab mehrmals auf den Boden schlug. „Ruhe, sonst lass ich den Platz räumen!“
„Mir kam die Frage zwar seltsam vor“, bemerkte Julien, als wieder etwas Ruhe eingekehrt war, „aber ich hatte ihr dann vorgeschlagen, dass sie sich einmal allein mit Seiner Eminenz unterhält… Ich wusste ja nicht, was sie vorhat.“
„Was meint Ihr, Vicomte?“
stellte einer der Männer in Schwarz eine Zwischenfrage.
„Dass sie beabsichtigte, den Kardinal zu verführen…“


Die Aussage zog sich noch eine ganze Weile in dieser Weise hin, aber Anne hörte nur noch halb hin. Alles hatte sich gegen sie verschworen. Wahrscheinlich hatte man Julien zu dieser Aussage angestiftet, um sie in ein noch schlimmeres Licht zu stellen… Sie schaute zu Boden und versuchte, an glücklichere Zeiten zurückzudenken… die Zeit, bevor sie ihm zum ersten Mal begegnet war.
„Vielen Dank, Vicomte, dass Ihr dem Gericht bei der Wahrheitsfindung geholfen habt. Wir haben keine weiteren Fragen. Ihr könnt wieder gehen.“ bemerkte Gaston D’Arque schließlich.
Julien verbeugte sich kurz und ging dann seines Weges, ohne Anne noch einmal anzusehen.
Er interessiert sich nicht mehr für das, was mit mir passiert, war ihr vollkommen klar. Sie glaubte auch nicht daran, dass es überhaupt irgend jemanden gab, der sich für ihr Schicksal interessierte. Dafür, was wirklich passiert war. Sie war bereits vorverurteilt.
Von der Menschenmenge aufgrund der „Aussage“ des Zeugen und dem hinterhältigen Plan, den sich Seine Eminenz für den Verhandlungstag zurechtgelegt hatte, von den drei Männern in Schwarz, von Julien…
Mein Leben ist doch bis vor zwei Wochen so schön gewesen, dachte Anne. Werde ich irgendwann noch einmal glücklich werden?
„Habt Ihr uns vielleicht irgendetwas zu sagen, Angeklagte de Breuil?“
wandte sich einer der Männer in Schwarz an sie und riss sie aus ihren Gedanken zurück in die Wirklichkeit.
Anne antwortete nicht.
„Ihr habt doch die Aussage Eures Verlobten gerade gehört.“ drängte der Mann in Schwarz weiter. „Ist Euch klar, was das bedeutet?! Muss es denn wirklich so weit kommen, dass aufgrund Eurer Sturheit auch noch Seine Eminenz Kardinal Richelieu darüber aussagen muss, was an diesem Abend vor vierzehn Tagen passiert ist?“
Ich denke nicht, dass ihm das etwas ausmachen wird, … nur, wenn es um die WIRKLICHE Wahrheit gehen würde, wäre die Aussage für ihn wesentlich unangenehmer…-
„Nun gesteht endlich, Angeklagte de Breuil.“ - „Es ist hoffnungslos“, bemerkte der Mann in Schwarz zu einem anderen. „Sie ist stur wie ein Esel.“
„Lasst sie doch weiter schweigen, wenn sie nicht aussagen will“, bemerkte der Kardinal plötzlich und trat ein paar Schritte nach vorne. Anne trat im Gegenteil instinktiv ein paar Schritte zurück.
Kommt bloß nicht näher, dachte sie. Wagt es nicht!
Besonders weit konnte sie allerdings aufgrund der Wachen nicht zurückgehen.
„Dann muss ebendie Folterung angeordnet werden. Denn der besondere Schutz, unter den ich die Angeklagte gestellt habe, wurde nur bis zum heutigen Verhandlungstag beschränkt. Es können also alle Maßnahmen ergriffen werden, die Ihr für notwendig erachtet, um sie zum Reden zu bringen.“ fuhr Richelieu unbeirrt fort.
Natürlich. Es war vorauszusehen gewesen, dass das passierte. Wenn sie weiter schwieg oder ihre Unschuld beteuern würde, dann würde sie vor aller Augen gequält und gedemütigt werden.
Sie fasste einen verzweifelten Entschluss.
„Das ist nicht nötig“, bemerkte sie leise.
- „Habt Ihr gerade etwas gesagt, Angeklagte de Breuil?“ fragte Richelieu. Nicht einmal die Gerichtsmenschen waren es, die ihr diese Frage stellten. Warum musste es immer er sein?!
Anne merkte, dass sie auf einmal den Tränen nahe war. Nein, sie durfte jetzt nicht weinen. Sie musste stark bleiben. Sie schluckte einmal, dann holte sie tief Luft. Bevor sie der Mut noch ganz verließ, sah sie wieder auf, direkt in die Richtung des Kardinals und sagte langsam klar und deutlich, dass es auch der letzte verstehen konnte:
„Ich gestehe. Ich … gestehe … alles.“
Zuletzt geändert von Marie Antoinette am 23.06.2007, 12:30:11, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon MiladydeWinter » 21.06.2007, 17:12:54

wow mal wieder ein toller Teil.. also das mit den "fetztenschädeln" passt total :) dieser kardinal ist echt ein total wiederlicher mensch, aber Julien ist auch nicht grad viel besser.. hätte auch mal eine frage: ist mit Julien, Athos gemeint?....

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Beitragvon Marie Antoinette » 21.06.2007, 18:25:37

Danke dir!

Was Julien angeht - nein, er ist nicht Athos. Der kommt bei mir erst etwas später. :)

Julien ist nur irgend ein Bekannter eines Freundes ihres Vaters und die Verlobung ist eigentlich nur auf Veranlassung der Väter entstanden. Und warum er diese Falschaussage gemacht hat, das kommt auch noch ans Licht...

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Beitragvon Kitti » 21.06.2007, 19:22:14

Grr, darf ich Julien verhauen? *ggg* Wieder mal ein toller Teil, spannend, aber Aufmarsch der "Fetzenschädel" passt sehr gut!! :)

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Beitragvon Sisi Silberträne » 22.06.2007, 01:09:02

Oh, schon zwei neue Teile! Das ist ja spannend. Die arme Anne :( Julien möchte ich am Ende der Story bitte auch haben!!! *Holzprügel zück* So ein Fetzenschädel :evil: und der Kardinal sowieso :evil:

Elektra hat geschrieben:„Dann muss halt die Folterung angeordnet werden.

"halt" ist auch wieder sehr umgangsprachlich, würde stattdessen "eben" verwenden.

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Beitragvon ChristineDaae » 22.06.2007, 14:01:52

Sisi Silberträne hat geschrieben:Das ist ja spannend. Die arme Anne :( Julien möchte ich am Ende der Story bitte auch haben!!! *Holzprügel zück* So ein Fetzenschädel :evil: und der Kardinal sowieso :evil:


*mich vorbehaltlos anschließ*

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Beitragvon Marie Antoinette » 23.06.2007, 12:33:35

Danke für eure Kommentare! :)

@Sisi: Hast wieder einmal Recht, das Wort ist besser. Hab es schon abgeändert.

Und schon gehts weiter...

-------------------------------------------------------------------------------

Unter den Zuschauern des Prozesses gab es bei diesen Worten einige erstaunte Gesichter, darunter auch die Frau, die so von Annes Unschuld überzeugt und deren Vermutung eigentlich gar nicht mal so falsch gewesen war.
„Sie gesteht?“ wunderte sie sich.
- „Hab ichs nicht gesagt!“ triumphierte ihr Mann. „Ich habe es doch gewusst! Ich habe es ihr doch angesehen.“ – „Ich kann es nicht fassen…“ - „Was hast du denn geglaubt, wie es war? Dass es umgekehrt war und Richelieu ihr was angetan hat?“ „Ich weiß nicht, aber…“ – „Kein Aber. Vergiss nicht, er ist der Kardinal. Und jetzt sei still, Frau. Ich will hören, wie es weitergeht.“
Die Frau sagte nichts mehr. Trotz des Geständnisses schlich sich auf einmal der Gedanke in ihren Kopf, dass die Verhandlung nur eine Farce gewesen war. Das Urteil stand bestimmt schon längst fest. Und das Geständnis hatte das bedauernswerte Mädchen in Rot da oben nur abgegeben, weil sie etwas weit schlimmerem entgehen wollte…
„Was wollt Ihr damit sagen, wenn Ihr sagt, Ihr gesteht?“
fragte Monsieur D’Arque, der es natürlich möglichst genau wissen wollte.
„Es braucht keine Aussage Seiner Eminenz des Kardinals mehr. Ich gebe es zu. Es ist so gewesen, wie man es mir vorwirft. Sämtliche Vorwürfe sind zutreffend. Ich habe…“ Anne unterbrach sich. Sie hatte das gesagt, was man von ihr erwartet hatte. Mehr brauchte sie doch wirklich nicht zu wiederholen.
Dann erst fiel ihr auf, dass es in der Verhandlung bislang gar nicht um den Diebstahl des Rings gegangen war. Würde das vielleicht noch folgen und würde es die Strafe verschlimmern?
„Meint Ihr denn, wir können tatsächlich auf die Aussage verzichten?“ wandte sich D’Arque an seine beiden Kollegen. Nach kurzer Beratung waren diese auch damit einverstanden.
„Eure Eminenz“, sagte er dann zu Richelieu, „wir haben uns beraten und sind zu dem Schluss gekommen, dass es keiner weiteren Aussage Eurerseits bedarf. Die Angeklagte hat gestanden und ist somit schuldig zu sprechen. Und somit kann ins vereinfachte Verfahren übergegangen werden. Was denkt Ihr, was für eine Strafe die Angeklagte verdient hat?“
Das vereinfachte Verfahren.. heißt das etwa, er darf selbst ein Urteil fällen?!
Anne erschrak gewaltig. In der Bastille hatte sie schon einmal etwas von diesen vereinfachten Verfahren gehört, in denen es bei einem Geständnis gelegentlich sogar dem „Geschädigten“ des Verbrechens möglich war, das Urteil fast alleine zu bestimmen. Schrecklich war der bloße Gedanke daran. Alles nur das nicht…
Die drei Männer in Schwarz traten zu Richelieu hin und unterhielten sich flüsternd über die Strafe, die der Kardinal für richtig erachtete. Auf dem Platz in der Menschenmenge entstand ebenfalls eine gewisse Unruhe.
„Wir sind zu einem Urteil gekommen.“ bemerkte auf einmal Monsieur D’Arque. Die Männer in Schwarz traten wieder an ihre Plätze zurück. Dann wandte sich einer an den Kardinal:
„Eure Eminenz, wie lautet Euer Urteilsspruch?“
- „Es gibt nur eine einzige Strafe, die dieser Ungeheuerlichkeit, die sich die Angeklagte De Breuil schuldig gemacht hat, gerecht wird. Es gibt nicht einen einzigen Grund für ein milderes Urteil, da die Angeklagte nicht die geringste Reue zeigt und außer ihrem Geständnis nichts weiter gesagt hat. Ich verurteile sie vorläufig einmal zur…“
Richelieu machte eine dramatische Kunstpause. Dann trat er vor, streckte er seinen rechten Arm aus, deutete auf Anne und sprach nur ein einziges Wort aus:
„Brandmarkung.“

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Beitragvon Sisi Silberträne » 23.06.2007, 13:10:30

*Kardinal mal wieder mit dem Holzprügel quer durch Paris jag* :evil: :evil: waaaaaahhhhhh!!!

Die arme Anne, was sie nicht alles mitmachen muss :-( Hoffentlich wird es für sie irgendwann noch ein bissl rosiger (wenn Athos auftaucht?!). Hast du aber sehr schön geschrieben, gefällt mir, dass die Frau dem Geständnis nicht so recht glaubt!

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