Danke!
So, und weil ich heute schon ein Jahr hier bin wird die Wochenendfortsetzung mal vorverlegt (oder vielleicht gibts noch eine, mal sehen)
@Kitti: Das mit den dunklen Wolken ist Absicht gewesen.
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„Seid Ihr fertig, Mademoiselle de Breuil?“
- „Guten Morgen, Eminenz“, grüßte Anne mit aller Freundlichkeit, die sie aufbringen konnte. Immerhin hatte sie es ihm zu verdanken, dass sie nicht in der Bastille den durch die Folterung bedingten Verletzungen erlegen war.
„Ihr seht sehr hübsch aus in dem Kleid, das ich ausgesucht habe.“ bemerkte Richelieu und lächelte sie schon wieder verschlagen an.
„Danke, Eminenz…“ murmelte Anne, und im gleichen Moment fiel es ihr wie Schuppen vor den Augen. Sie trug ein rotes Kleid mit einer goldenen Stickerei. Rot – golden, wie die Robe des Kardinals. Wieder war sie in eine seiner Fallen getreten ohne es zu wollen.
Verdammt, dachte sie. Etwas anderes fiel ihr nicht ein.
„Also, dann können wir ja zum Gerichtsplatz fahren. Ich bedaure die Unannehmlichkeiten in der Bastille.“
Das glaube ich Euch aufs Wort… Kardinal, dachte Anne gehässig.
„Aber Ihr hättet nur gestehen brauchen. Denn was habe ich Euch gesagt? Wer nicht redet, wird gefoltert. Ich hatte es tatsächlich gut gemeint.“
Anne senkte den Kopf. Sie wollte ihn nicht ansehen. Sie wollte nichts mehr sagen. Ihre alte Furcht und Unsicherheit war zurückgekehrt. Er hatte die Macht. Sie war verloren.
„Abführen.“
sagte Richelieu zu den beiden Uniformierten. Diese nahmen Anne in die Mitte und führten sie nach draußen. Vor der Kutsche des Kardinals blieben sie stehen. „Los, einsteigen!“ befahl einer der beiden.
Anne folgte der Aufforderung, ohne Widerstand zu leisten. Warum auch. Es war eh alles sinnlos. „Meint Ihr, Ihr könnt Euch benehmen, Mademoiselle?“ fragte der Kardinal. „Warum?“
Anne verstand die Frage nicht.
„In dem Fall müssten die Wachen nämlich nicht mit einsteigen, sondern könnten mit den anderen die Kutsche eskortieren. Ich muss es nur wissen. Werdet Ihr versuchen, Eure Tat zu wiederholen?“
Ich glaube ich höre nicht richtig! Anne wusste jetzt, was er meinte. Nicht, dass sie versuchen würde, ihm irgendwie während der Fahrt zu entkommen, falls die Wachen nicht da waren, … nein, es war als Andeutung auf den Anklagevorwurf gemeint. Die angebliche Verführung!
„Mit Sicherheit nicht!“
rief sie verärgert.
„Dann ist es ja gut. Verstanden, Wachen?“ – „Jawohl, Eminenz.“ Die Wachen traten zur Seite und Richelieu setzte sich direkt neben Anne.
Ich hätte eigentlich fragen sollen, ob Ihr daran denkt, EURE Tat zu wiederholen, ging es ihr durch den Kopf. Sie fühlte sich nämlich jetzt viel unsicherer als in Gegenwart der Wachen.
Sie fuhren los. Es ging auf den Weg zum Gerichtsplatz.
„Habt Ihr mir denn gar nichts zu sagen?“ wollte Richelieu plötzlich wissen.
Anne schüttelte den Kopf.
Er wollte bestimmt irgendetwas dazu hören, dass er sie aus dem Gefängnis herausgeholt hatte. Eigentlich hatte er das auch verdient… wenn er sich nicht diesen fiesen Plan mit dem rotgoldenen Kleid ausgedacht hatte. Jetzt konnte er ihrer Meinung nach auf ihre Dankesworte warten, bis er schwarz wurde.
„Wie undankbar Ihr doch seid. Ihr werdet schon sehen, wohin euch dieser Hochmut führt.“