Deutsches Musical Forum

Was haltet ihr von Musicalproduktionen an Stadt- oder Staatstheatern? Welche Musicals haltet ihr für geeignet? Welche Inszenierungen fandet ihr gut/schlecht?

Generell finde ich klassisch orientierte Musicals sehr geeignet. PdO, Sweeney Todd, My Fair Lady, Les Miz. Musicals, bei denen große, klassische Orchester und eher klassische Stimmen im Vordergrund stehen, welche man ja typischerweise an Stadttheatern findet - wobei ich bei Les Miz dann doch auch einige "Promis" vorziehe (Klagenfurt, ich komme^^) Klassiker eben. Moderne Stücke, wie z.B. TdV, wären in solch einem Rahmen unvorstellbar.

Wie wär's eigentlich mal mit dem Phantom der Oper an einem Stadttheater? Les Miz wird ja schon seit längerer Zeit von solchen Theatern aufgeführt, ich finde, beim Phantom wird's jetzt auch mal Zeit, denn die Stage scheint das Stück momentan nicht auf die Bühne zu bringen. Musikalisch fände ich es jedenfalls mehr als passend, da es sehr klassisch instrumentiert ist und auch klassische Sänger gut passen! Aber ohne die Originalplaybacks von der Ouvertüre und von "Das Phantom der Oper" wär das ganze natürlich witzlos. Ich frag mich auch, ob die technische Umsetzung dem Original gerecht werden könnte.

Ich hab ein paar Musicals im Stadttheater Baden gesehen. Evita, High Society und Scarlet Pimpernel. Und den Horrorladen hier in meiner Nähe im Gloria, ich hab keine Ahnung wie dieses Theater zu bezeichnen ist, jedenfalls ist es eine sehr kleine Bühne. Evita in Baden hat mir sooooo gefallen und das nicht nur wegen Maya (und Boris). Die Inszenierung war sehr schlicht, aber doch wirkungsvoll. Es gab zum Beispiel keinen Balkon für das berühmte "Ruf nicht nach mir...", sondern Maya stand einfach auf einem Steg vor dem Orchestergraben. Hat aber nichts gefehlt, es war sehr eindrucksvoll.
Seit "Kat and the Kings" im Vienna English Theatre bin ich sowieso der Meinung, dass es nicht immer eine beeindruckende Ausstattung mit allem Pipapo braucht. Das ist eins meiner Lieblingsmusicals und das English Theatre ist auch ein kleines Theater. Bühnenbild ist bei dem Stück eigentlich kaum vorhanden, der Hintergrund wechselt nicht. Ausstattung, Requistiten, Kostüme sind wenige, aber sehr wirkungsvolle. Sechs Darsteller spielen dieses Musical. Das Geheimnis des Stücks ist zum einen natürlich die Musik, die Geschichte spielt in Südafrika, daher ist alles natürlich sehr afrikanisch beeinflusst. Und zum anderen die Handlung selbst, weil sie alles hat, Charme, Humor, aber auch Tiefgang, trotz vieler Gags ist es alles andere als eine seichte Komödie.

Die Zutaten und Gewürze müssen richtig aufeinander abgestimmt sein, dann wird auch ein sehr einfaches Rezept zum Fest für die Sinne

Ich find es gut, wenn Stadt-, Staats- oder Landestheater Musicals auffüühren. Die Inszernierungen sind oft sehr anders, aber teilweise auch echt gut. Fasszinierend wie mit einfachen Mitteln komplexe Szenen umgesetzt werden. Allerdings sollte man es mit der Inszernierung nicht übertreiben. Das Staatstheater in Kassel z.B. kriegt meines Erachtens immer wieder Inszenierungen hin, bei denen ich nach der Show die Hälfte nicht verstanden habe. Ist auch nicht so das wahre...
Ein Aspekt ist sicherlich auch, dass immer mehr Darsteller, die früher bei der Stage gespielt haben, in Stadttheater wechseln und (oder auch) kleinere Produktionen spielen. Einige Beispiele hierfür wären Chris Murray, Patrick Stanke oder Maricel. Man findet allgemein sehr viele bekannte Darsteller in kleineren Produktionen wieder, was auch die Qualität zeigt.
Außerdem gefällt mir das Preis-Leistungs-Verhältnis in den Stadttheaterproduktionen. Die Stage verlangt immer höhere Preise, da sind ebenfalls tolle Produktionen in den gemütlichen kleineren Theatern eine tolle Alternative.
Les Mis gefiehl mir im Landestheater Detmold am besten und auch die Bielefelder Umsetzung von Jekyll war toll.

Ich bin öfters in Stadttheatern bei Musical. In Baden hab ich "High Society" angeschaut (saß leider in der allerallerletzten Reihe in der Galerie, aber selbst da hat man noch schön hingesehen). In Ingolstadt (wo ich eh am öftestens bin und einmal pro Jahr sogar selber auftrete ) "Evita", "Jesus Christ Superstar", "The Räuber" und am 27.3.2009 "Shockheaded Peter". Wobei in Ingolstadt nur 2-3 Musicals pro Jahr aufgeführt werden und dann auch meistens mit dem hauseigenen - jedoch hervorragenden- Ensemble. Nur bei JCS waren Aleks di Capri und Tobias Weis dabei. Aber in der Audi-Stadt bin ich imme wieder gerne. Außerdem war ich zweimal im Stadttheater Bielefeld bei "Me and my Girl", wo das Preis-Leistungs-Verhältnis der absolute Hammer ist. Die teuersten Karten kosten 36 €, wobei Schüler und Studenten generell 50% Rabatt bekommen. In Ingolstadt sind es 40 %, wobei es dann immer ein ziemlicher Stress ist zum Karten-bestellen, weil man denen, bevor man sie bekommt, die Schülerausweise einscannen und mailen muss. Dafür wird der dann aber später auch nimmer kontrolliert.
Was ich noch toll finde: die Preise für die Programmhefte! Bielefeld 1,50 €, Ingolstadt 1-2 €

Und in Bühnentechnischen Sachen mögen die Satdttheater etwas benachteiligt sein, dafür werden Stücke gezeigt, die die Stage wohl keines Blickes würdigen würden und die Stimmung ist keineswegs schlechter, als bei den "Großen"

Gaefa hat geschrieben:Les Mis gefiehl mir im Landestheater Detmold am besten

Wo hast du es noch gesehen?

Piano hat geschrieben:(saß leider in der allerallerletzten Reihe in der Galerie, aber selbst da hat man noch schön hingesehen).

Das ist eigentlich auch nur ein Vorteil. Die meisten Theater sind etwas kleiner und man ist nie wirklich weit von der Bühne weg.

Piano hat geschrieben:Und in Bühnentechnischen Sachen mögen die Satdttheater etwas benachteiligt sein, dafür werden Stücke gezeigt, die die Stage wohl keines Blickes würdigen würden und die Stimmung ist keineswegs schlechter, als bei den "Großen"

Im Staatstheater am Gärtnerplatz war die Technik bei Sweeney Todd sehr gut, das hat mich wirklich beindruckt. Drehbühne, Versenkungen, Räume, die von der Decke hingen und herumgefahren wurden, und der Italiener kam vom Himmel hereingeflogen. Das Programmheft hat auch nur 2 Euro gekostet, allerdings enthält es leider nichts über die Darsteller und das Orchester und ist nicht sehr umfangreich. Die Darsteller waren auch sehr gut.
Was mich allerdings gestört hat, war die Regie. Manche Szenen wurden etwas spärlich dargestellt (andere dafür wieder sehr opulent!) und beim Ende hat sich der Regisseur zu viele Freiheiten genommen. Wäre die Inszenierung näher am Original, hätte die Produktion durchaus das Niveau von Großproduktionen, nur im kleinen Rahmen.

Von*Krolock hat geschrieben:

Gaefa hat geschrieben:Les Mis gefiehl mir im Landestheater Detmold am besten

Wo hast du es noch gesehen?

Ich habs noch in Tecklenburg und Bad Hersfeld gesehen. Ersteres war ebenfalls sehr toll (wenn man vom Enjolras und seinem "Schrei" absieht) und das zweite war von der Inszenierungen sowie dem Hauptdarsteller her absolut nicht überzeugend.
Also alles drei kleinere Produktionen. Freilichtbühnen sind übrigends auch echt total toll!!

Ich persönlich habe noch keine Musicalproduktionen in Stadttheatern gesehen, gut liegt auch daran, dass ich generell noch nicht viele Musicals gesehen habe. Bin aber immer offen für alles, "prominente" Darsteller würden mich da natürlich noch mehr reizen. Das einzige wonach ich mich da wirklich richten würde, sind eben die Preise. Also 140 Euro für einen Samstagabend in PK1 muss man nun wirklich nicht haben.

PdO ist momentan auf Deutschland Tour, wenn mich nicht alles täuscht. Kann dir aber nicht sagen, welche Qualität diese Produktion hat.

Du meinst bestimmt diese fiese Verarsche, die nichts mit dem Original zu tun hat!

http://musicalzentrale.de/index.php?ser ... etails=361

Sowas sollte man verbieten!

Bin mir nicht ganz sicher, ob das diese Produktion war

Eine andere Version ist mir nicht bekannt.
Eine Freundin von mir hat auch die PdO-Tourversion gesehen und war gar nicht begeistert, ich denke, dass es diese Produktion war.

Ja, das ist die gemeine Abklatsche da. Schade, dass man das nicht so leicht unterscheiden kann, weil man ja das Buch offiziell zum Musical verarbeiten darf, so oft man will
War bei uns in Ingolstadt auch und ich hab's mir nicht angesehen, da ich zum Glück rechtzeitig vorgewarnt wurde...

Gaefa hat geschrieben:Freilichtbühnen sind übrigends auch echt total toll!!

Kann ich nur zustimmen. War schon in Tecklenburg bei "Mozart!" und in Bad Vilbel bei "Jekyll & Hyde". War ja auch mit mehr oder weniger bekannten Darstellern. Vor allem hat mir die Athmosphäre bei beiden gefallen, wenn die Bäume rauschen, die Vögel zwitschern, es langsam dunkler wird. Und bei beiden fand ich das große (!) Ensemble klasse!!!

Wenn Thun nicht so weit weg wär, würd ich dieses Jahr bestimmt mal hinfahren und mir JSC angucken.

Also ich habe Cabaret an der WLB in Esslingen gesehen und ich finde es hat sich sehr gelohnt. Meiner Meinung nach könnten sie öfters Musicals auf die Bühne bringen!

Ich bin grad so angetan von Kiss me Kate in dem Mini-Theater nebenan
Könnten ruhig öfter mal Musicals bringen, die meisten Stücke, die sie sonst so spielen, interessieren mich weniger.

Was spielen die denn sonst so?

Hm... schwer zu beschreiben. Die haben ja da auch noch Varieté und Kabarett, also viel Humorvolles. Mannequinns. Haben auch mehrere Säle, zwei glaub ich (im alten Kino früher gabs drei), manchmal sind zwei Vorstellungen gleichzeitig. Weihnachten gibts den Christmas Carol mit dem Pichowetz als Scrooge. Das würd mich schon interessieren. Dreimäderlhaus (mit Caro damals) hängt ein Plakat drin. Der Bockerer lief mal, leider verpasst (der Film ist sehr berührend) ...

Ah OK. Also eher so österreichische Stücke?

Ja! Und ich vermute nicht weniges, das extra für dort geschrieben wird bzw. adaptiert. KmK haben sie auch adaptiert.

Also.. Wie ihr meinem Bericht schon entnehmen konntet, war ich von Les Misérables im Stadttheater Klagenfurt ganz überwältigt. Also das war echt eine hervorragende Stadttheaterproduktion, für mich ja eine heimliche, kleine Großproduktion Die haben ja auch überall das Originallogo mit Cosette drauf verwendet, z.B. die Plakate am Theater außen. Ich frag mich, wie das rechtlich abläuft und ob das jede Produktion darf. Hier noch mal ein Bild davon: http://img4.imageshack.us/img4/5006/dsc01572n.jpg
Ich hätt mir keine andere Inszenierung wünschen können, aber sicherlich liegt das auch am Stück. Es hat dort irgendwie einfach gepasst, und es waren lauter "echte" Musicaldarsteller dabei + Chor vom Stadttheater.

Aber jetzt mal was anderes, was ich mir absolut nicht vorstellen kann: AIDA im Landestheater Coburg!
War ganz überrascht, als ich auf der HP auf Aida geklickt hab - ich hab mit der Oper gerechnet.

Bei uns in Dortmund läuft diese Saison Evita im Stadttheater - mit Serkan Kaya, wenn mich nicht alles täuscht!
Ich vermute mal ich werde noch öfter da sein also sonst.

Aber unser Schauspielhaus ist wirklich auch phantastisch! Bis auf wenige Ausnahmen (worst case) war ich von so ziemlich allem begeistert. Was auf jeden Fall zu empfehlen ist und jetzt zum 2. oder 3. Mal wieder aufgenommen wird sind die Blues Brothers. Aber auch alle "kleineren" Produktionen haben mich voll überzeugt.

Einmal saßen wir bei "Wir sind nicht das Ende" mit 16 Zuschauern und 2 Darstellern in einem Baucontainer auf dem Theatervorplatz - da bekommt Platzangst eine ganz neue Dimension. Ich wusste vorher nicht wie laut es ist wenn man da drin von innen gegen die Wand schlägt. Abgesehen davon, das die Darsteller quasi auf unseren Füßen herum gelaufen sind.Wir saßen auf Bierbänken an den Wänden.

Und auch "Auszüge aus dem Verhörprotokollen des Massenmörders Haarmann" hat mir eine ganz neue Sicht in den Schauspieler/Rollenkonflikt gegeben. Ein Einpersonenstück - Haarmann halt. Wir saßen mit 30 Zuschauern in einem kleinem, fensterlosen Konferenzraum und "Haarmann" hat erzählt. Und uns allen hinterher die Hand geschüttelt - bevor er sich verbäugt hat.

Also wer mal die Gelegenheit hat - Haarmann läuft noch. http://www.theaterdo.de
auch experiment, prisoner....did a bad thing lohnt sich auf jeden Fall