Wer in die Büsche macht, kommt nach Pinkelstadt: Der Abschlussjahrgang der Folkwang Hochschule spielt die bissige Sozialsatire über Bürokratie, Kleinkariertheit und die Willkür der Mächtigen.
(Text: dv)
Musik und Liedtexte: Mark Hollmann
Buch und Liedtexte: Greg Kotis
Deutsch von Wolfgang Adenberg und Ruth Deny
Musikalische Leitung: Patricia Martin
Regie: Gil Mehmert
Besetzung: Studierende der Studiengänge Musical und Jazz
(Text: Veranstalter)
Es ist nicht ganz so einfach, den Inhalt von Pinkelstadt in kurzen Worten wiederzugeben, aber ich war begeistert was die Studierenden der Folkwang-Hochschule auf die Beine gestellt hat! Man hatte den Eindruck, da stehen langjährige Profis auf der Bühne!
Die Besetzung sah wie folgt aus!
Jonny Stark Tim Hünning
Er war wie die anderen auch in seiner Rolle sehr überzeugend, nur stimmlich fiel er gegenüber den anderen ein wenig ab, lag aber eventuell auch seinem schlecht eingestellten Mikrofon! Ich gehe jetzt an dieser Stelle nicht weiter auf alle anderen Darsteller einzeln ein, sie waren alle stimmlich und darstellerisch hervorragend! Aber Markus Schneider als Werdmehr von Mehrwerth möchte ich doch noch besonders hervorheben, er war doch besonders bestechend in seiner Rolle!
Freya von Mehrwerth Anais Lueken
Werdmehr von Mehrwerth Markus Schneider
Wachtmeister Kloppstock Stefan Igeler
Klein-Erna Nicole Gütling
Wachtmeister Wampe/der alte Stark Fehmi Göklu
Herr Kaiser/Wetzstein Willi Tim Ludwig
Abgeordneter Schmier Jonas Hein
Johanna Stark Natalya Bogdanis
Gretchen Merle Hoch
Zum Inhalt des Stückes : In einer Stadt der Zukunft herrscht infolge einer ökologischen Katastrophe dringlicher Wassermangel. Um das noch verbleibende flüssige Nass zu rationieren, verbietet die Regierung private WCs. Erlaubt ist fortan ausschließlich die Benutzung öffentlicher Bedürfnisanstalten, die allesamt von der GmbHarn & Klo AG betrieben werden. Dass die skrupellose Betreiberfirma des Herrn von Mehrwert von ihren Kunden eine saftige Gebühr für das tägliche Geschäft verlangt, versteht sich dabei von selbst. Und wer einfach in die Büsche geht, wird von den rigorosen Staatspolizisten Kloppstock und Wampe nach Pinkelstadt deportiert. So ächzt die verarmte Bevölkerung unter der Last der ständig steigenden Gebühren und unter dem Regime der unbarmherzigen Toilettenaufseherin Elfriede Fennichfux, bis sich eines Tages der junge Jonny Stark dazu berufen fühlt, die Unterdrückten in die Freiheit zu führen!
Es wurde in Pinkelstadt nicht direkt darauf eingegangen, aber es ging meiner Meinung nach schon irgendwie um das dunkle Kapitel in unserer deutschen Geschichte! Das wurde schon dadurch deutlich, dass die beiden Wachtmeister lange dunkle Mäntel und Stiefel trugen! Wer gegen die geltenden Gesetze verstieß, wurde unbarmherzig nach Pinkelstadt transportiert, nur angedeutet durch eine Skyline auf dem Bühnenhintergrund! Ein HappyEnd gibt es in Pinkelstadt in dem Sinne nicht, weil Jonny Stark nicht nur ebenfalls nach Pinkelstadt verfrachtet wird, sondern am Ende des Stückes auch stirbt! Es gibt also durchaus Momente in diesem Stück, in dem einen das Lachen im Hals stecken bleibt, aber auch durchaus witzige Szenen!
Es wurde natürlich auch gesungen und die Texte sind für diese Aufführung ins Deutsche übersetzt worden, aber es gibt auch viele gesprochene Dialoge in diesem Stück! Das wertet dieses Musical nicht herab, sondern ist durchaus sinnvoll, aber ich würde sagen, Pinkelstadt verbindet gekonnt Sprechtheater und Musical! Manches erinnerte ein wenig an Les Mis, war aber wahrscheinlich durchaus so beabsichtigt! Ferner wurde das Musical an sich durch Klein-Erna und Wachtmeister Kloppstock ironisch ein wenig auf die Schippe genommen!
Ich würde diese Inszenierung in dieser Besetzung jederzeit gerne wiedersehen!