Hier mal ein Kurzbericht (komme gerade nicht zum ausführlichen Schreiben):
Endlich mal ein Musical mit Tiefgang und einer Inszenierung, die den Inhalt unterstützt statt selber Show-Zweck zu sein! Dazu tolle Darsteller, gute Musiker und alles passt! Genial!
Wie passend in Dortmund bis ins kleinste Detail gearbeitet wurde, fällt manchmal erst auf dem zweiten Blick auf.
Das Bühnenbild sieht mit seinem Betonbau schön nüchtern, unfertig und herrlich "normal" aus. Es entpuppt sich als sehr effektiv, denn nur durch das Verschieben der hinteren oberen Raumhälften und wenigen Gegenständen (Toilette, Klavier, Kugelsessel) entstehen die verschiedensten Räume.
Die wenigen, hauptsächlich weißen Möbeln unten (nur der Kühlschrank ist knallrot) reichen, um unten Wohnzimmer und Küche darzustellen. Die Stühle vom Tisch werden einfach mal etwas weiter nach vorne gestellt und so zur Arztpraxis. Das wirkt absolut selbstverständlich.
Das Design der Möbel passt zu den Kostümen (Diana trägt Knallrot), denn Diana ist anfangs auch die "Herrin" über den Kühlschrank. Gabe trägt passenderweise überwiegend weiß, Dan ist schlicht und "gutbürgerlich" gekleidet, Natalie je nach Anlass spießig bis flippig (passend für einen Teeny), der im Vergleich zu den Goodmans unscheinbarere Henry ist tarnfarben gekleidet, die Ärzte medizinisch/forschend (Dr Fine) bzw. bürokratisch/seriös (Dr Madden).
Die Band ist meistens hinter dem Bühnenbild zu sehen. In völlig dunklen Situationen ist sie aber durchaus hinter einem schwarzen Prospekt verborgen. Da geht einem pgleich wörtlich der Durchblick verloren. Oder sie sitzt hinter den projizierten Bergen. Also auch da wurde alles in die Inszenierung eingebunden.
Sehr faszinierend fand ich auch die Musik. Für jede Gefühlslage gibt es den passenden Musikstil. Wenn Diana ihre Verzweiflung aus sich heraus rockt, singt im nächsten Moment Dan ruhig und gefühlvoll seinen Beruhigungsversuch. Der Wechsel zum völlig andern Lied geschieht fließend und wenn beide danach parallel singen, funktionieren beide Lieder auch als ein Song. Klasse! Sowas nennt sich für mich eine geniale Musical-Komposition!
Die Darsteller kann ich auch nur durchweg loben. Alle haben ihre Rollen sehr beeindruckend gespielt und gesungen, und einen auf dieser enmotionalen Achterbahnfahrt regelrecht mitgerissen.
Einziger Wehrmutstropfen: Wenn 3 oder mehr Leute gleichzeitig sangen, war die Textverständlichkeit kaum noch gegeben.
Das Publikum (ca. 2/3 des Parketts war belegt) hielt es am Ende nicht mehr in den Sitzen. Der Applaus setzte schon während des letzten Tons ein und die ersten Leute standen, bevor das Licht wieder an ging!
Mein Fazit: Wer das verpasst, ist selber Schuld! Die Produktion ist einfach genial! 3 Spieltermine gibt es noch, und ich glaube, einen werde ich sehen...