Grease, Düsseldorf, 27.04.14 (Derniere)

Wie gefiel euch eine Vorstellung und was würdet ihr kritisieren?

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Ophelia
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Grease, Düsseldorf, 27.04.14 (Derniere)

Beitragvon Ophelia » 28.04.2014, 16:06:31

Grease

Gestern war es also endlich so weit, dass ich mein Geburtstagsgeschenk einlösen konnte, diesmal zusammen mit meiner Mutter.
Wir waren natürlich etwas zu früh da, aber das Capitol ist ein sehr nettes Theater, und weil ich diesmal nicht auf Autogrammjagd gehen wollte (obwohl der Bühneneingang quasi neben dem Haupteingang lag und voll von Darstellern war!), konnten wir uns in Ruhe umsehen, etwas trinken und die Fanartikel begutachten (ich kann nun eine nette Tasse mit dem Grease-Logo mein Eigen nennen). Irgendwann ging’s dann auch endlich rein.
Wir saßen Parkett links, Reihe 14, Platz 4 und 5. Da die Derniere war, habe ich damit gerechnet, dass es sehr voll sein würde und vor allem sehr stimmungsvoll.
Beides war nicht der Fall. Nach der Pause konnten wir uns sogar noch etwas mittiger setzen – wir waren die einzigen in unserer Reihe! Viele haben sich auch zu Beginn des Stückes noch schnell die besseren freien Plätze geschnappt – macht ja nichts, wenn eine gefühlte Million Köpfe im Bild ist :tja:
Ein paar Hardcorefans sind im 50s-Look gekommen, es war überraschend leer, und zu der Stimmung… komme ich gleich. Erstmal die Besetzung:

Danny – Daniel Rakasz
Sandy – Christine Retting
Kenickie – Stuart Sumner
Rizzo – Selvi Rothe
Roger – Matias Laval
Jan – Anouk Roolker
Sonny – Andreas Grabe
Marty – Lisa-Marie Selke
Frenchy – Kym Boyson :dance:
Eugene – Fabian Kaiser
Patty – Melanie Bohm
Vince/ Teen Angel – Stefan Reil
Ms. Lynch – Judith Peres
Cha Cha – Lauren Strigari
Female Ensemble: Lucy Harrison, Alina Wellbrock, Melanie Bohm, Natalie Crowter
Male Ensemble: Robin Koger, David Schuler, Daniel Wernecke, Austin T Garrett, Stephan Preuth

Bis auf Kym sagte mir niemand was, was aber auch nicht verwunderlich war: ich habe mich diesmal so gar nicht auf dieses Musical vorbereitet, kannte kein einziges Lied (bis auf You’re the one that I want – aber wer kennt das nicht?) und noch eines, aber dazu später.
Die Show hat mir alles in allem ganz gut gefallen – für meinen Geschmack zu wenig Drama, was aber zu erwarten war. Da ich die 50er total mag, war ich nicht am falschesten Ort der Welt. Es gab viele Songs, die zum einen Ohr rein und zum anderen raus gingen, aber auch einige, die echt hängen bleiben – zum Besipiel Greased Lightnin’, welches ich doch schon kannte, weil es in einer Tool-Time Folge gesungen wird (meine Mum und ich sind passionierte Tool-Time-Fans und haben uns halb tot gelacht, weil wir uns so gefreut haben). Die Handlung fand ich auch sehr schön, konnte aber trotzdem einige Kritikpunkte finden. So blieben z.B. einige Charaktere sehr blass, wobei ich nicht immer weiß, ob es am Stück oder den Darstellern lag. Christine Retting als Sandy kam mir z.B. recht langweilig vor, obwohl sie ja die Hauptperson ist. Auch aus einer schüchternen Rolle kann man mehr rausholen. Sie hat eine sehr sanfte, schöne Stimme, der ein oder andere Schluchzer war zu viel des Guten, aber vom Spiel her konnte sie mich nicht überzeugen.
Daniel Rakasz als Danny blieb mir stattdessen im Gedächtnis, auch wenn seine Stimme nicht den größten Wiedererkennungswert hat: er war voll in der Rolle und hat zwischen den verschiedenen Emotionen, besonders vom Macho zum Verliebten und zurück zum Macho beim ersten Wiedersehen mit Sandy, schnell und überzeugend gewechselt. Außerdem hat er ein cooles Tattoo.
Ich schreibe nicht mehr zu jedem Darsteller was, nur noch zu denen, die mich am meisten beeindruckt haben.
Da wäre ganz oben ausgerechnet der, dessen Namen ich nicht weiß (es ist der, der mit Rizzo zusammenkommt, Kenickie glaub’ ich). Er war recht klein im Gegensatz zu den anderen, aber er hatte eine tolle Stimme mit einem sehr starken Vibrato, deutlich klassischer als die anderen, was aber trotzdem ganz toll zu den Songs passte. Der hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Danach ist Kym Boyson erwähnenswert. Sie war einfach total niedlich mit ihrem Akzent, manchmal konnte man sie gar nicht richtig verstehen. Aber das passte irgendwie zu Frenchy – die, neben Rizzo, der einzige Charakter ist, der ausdrucksstark gezeichnet war, wie ich finde. (Ich glaube, Frenchy hat das Potential zu einem neuen Lieblingscharakter...)
Rizzo (von der ich erst dachte, sie würde von einem Mann gespielt, und dachte: Wow, toller Gag :oops:) hat toll gespielt und eine sehr markante, tiefe Stimme (aber es ist definitiv eine Frau! :lol:) Besonders diese unterdrückte Verzweiflung, als sie dachte, sie sei schwanger, hat sie gut gespielt.
Alle anderen haben natürlich auch einen guten Job gemacht, aber, wie gesagt – die allebesten habe ich beschrieben, weil die einfach hängen bleiben.
So, und jetzt zu den Gags: nachdem sich für mich rausstellte, dass Rizzo doch von einer Frau gespielt wurde, war ich etwas enttäuscht. Aber der erste Gag ließ nicht auf sich warten: Als nach Grease Lightnin’ der Black kam, ging das Licht doch noch einmal an und die Burger Palace Boys spielten eine Zugabe, nach der Danny rief „Düsseldorf, ich liebe euch!“
Reaktion: vier statt drei Händeklatscher. Zwei Lacher in den hinteren Reihen.
Als nächstes machte der Moderator Vince, bzw. in dieser Szene der Teen-Angel, Horst Schlemmer nach: er sah Frenchy an und sagte „Schääätzeleiiin!“, und dann hat er total laut gegrunzt (und das im Song mehrmals wiederholt :lol:) Da wurden sogar nochmal vier Lacher mehr abgedrückt.
Der letzte Gag kam ebenfalls von Vince, der bei der Anmoderation zu dem Tanzwettbewerb auch das Ruhrgebiet grüßte. Ging total unter.
Am Ende kam er dann noch mal auf die Bühne (nachdem sich auch die letzten mühevoll erhoben hatten und gequält in die Hände klatschten) und meinte: „So, da ihr ja eh schon steht, können wir ja ein bisschen Stimmung machen“, und dann kamen noch mal alle Darsteller auf die Bühne und haben getanzt. Das Publikum… klatschte.
Am Schluss hielt Danny Sandy im Arm und wollte sie küssen, aber er schaute immer fragend ins Publikum, bis einige sich dazu herabließen, lauter zu klatschen und zu pfeifen und so weiter. Dann hat er sie noch mal geküsst.
Ja, und… das war’s.
Ihr ahnt es sicher schon – die Stimmung war, insbesondere für eine Derniere, sch***e. Grease ist ein Musical, in dem man, so meine ich, ruhig mal in den Songs mitklatschen kann. Einige Schlusstöne hätten wirklich Jubel verdient, ganz zu schweigen von den Düsseldorf-Anspielungen. Wo waren sie, die ganzen „Meine Heimat, meine Seele“- Menschen? Offenbar noch im Urlaub. Ich fand’s sehr schade, auch für die Darsteller. Sie haben wirklich alles gegeben, und während es auf der Bühne total abging, war es im Publikum kaum besser als auf einer Beerdigung. Sogar bei der Päpstin war bessere Stimmung (und der Stoff ist wirklich nicht so lustig).
Zum Schluss ist noch zu sagen, dass die Musik toll war – Orchester kann man die sechs Spieler ja kaum nennen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, sie haben nur das Playback unterstützt…? Vielleicht weiß ja jemand mehr.
So, das war’s. Wäre die Stimmung etwas besser gewesen, wäre der Abend sicherlich noch viel besser gewesen, aber auch so hat es mir sehr gut gefallen. Ich war bestimmt nicht zum letzten Mal bei Grease – aber das sag ich ja immer ;)
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Re: Grease, Düsseldorf, 27.04.14 (Derniere)

Beitragvon Gaefa » 28.04.2014, 19:43:23

Danke für den schönen Bericht.
Schade, dass die Stimmung nicht so gut war. Schön, dass es dir trotzdem gefallen hat.
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