Kein Pardon, 15.4.2012 nachnittags

Wie gefiel euch eine Vorstellung und was würdet ihr kritisieren?

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serena
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Kein Pardon, 15.4.2012 nachnittags

Beitragvon serena » 15.04.2012, 22:48:24

Kein Pardon
Capitol Düsseldorf – Sonntag, 15.4.2012, 14.00 Uhr

Witzischkeit kennt keine Grenzen... *sing* Also, mit ´nem Ohrwurm kommt man garantiert aus diesem Stück. Über mangelnde Eingängigkeit der Musik kann man sich wirklich nicht beklagen. Als Zugabe gab es nach dem Spendenaufruf noch ein Medley aus 3 Songs. Spätestens dann beibt entweder „Witzischkeit...“ oder „Das ganze Leben ist ein Quiz“ hängen, auch wenn das nicht unbedingt die stärksten Nummern sind. Letzteres wird eh´ nur als Finalsong geboten.

Die Geschichte ist leicht zu verfolgen, auch wenn man den Film nicht kennt. Einige Kenntnisse über das Fernsehzeitalter der 80er dürften zwar helfen, alle Anspielungen in dieser Persiflage zu verstehen, allerdings gibt es auch so genug zu lachen. Der Regie mangelte es wirklich nicht an lustigen Einfällen und Anspielungen.
Die Geschichte spielt in einer Klischee-Ruhrgebiets-Gegend, die optisch und sprachlich absolut passend dargestellt wird, besonders von Opa Schlönzke. Für Überraschungslacher sorgten bei Opa Schlönzkes Solo am Ende des zweiten Aktes die „Kumpel“ (Bergarbeiter), die plötzlich die Köpfe aus dem Boden steckten. Dass laut Opa Schlönzke im Ruhrpott alle mit den zugezogenen Italienern, Griechen, Türken und Polen verwandt seien, stieß da doch deutlich weniger auf Gegenliebe.

Schön war die Einblendung nach Peter Schlönzkes Wutanfall: Wegen einer technischen Störung müsse man die Sendung leider unterbrechen. Nach einer kurzen Pause gehe es weiter. Na, und was kommt dann? Natürlich die Pause!
Und wie im Fernsehen so üblich gibt es einen Anheizer, der das (echte im Theater sitzende) Publikum zum Applaudieren bewegen muss. Das klappte mit seiner hampeligen Art auch sehr erfolgreich. Und natürlich darf in Düsseldorf eine Anspielung auf die „verfeindeten“ Städte Köln und Düsseldorf nicht fehlen...
Einige Runnig Gags gibt es auch. Opa Schlönzke erwähnt ständig „den Henne“, den man nie zu Gesicht bekommt. Und das Gequatsche seiner Damen des Hauses könne er trotz Alterserscheinungen immer noch zu gut hören, wie er mehrfach genervt bestätigt. Laut ihm interessiert sich auch keiner für Kochshows im Fernsehen. Da lag er wohl nicht ganz richtig.
Heinz Wäscher hat stets „nicht viel Zeit“, woraus im Gegenzug Peter Schlönzke später „er habe sehr viel Zeit“ macht.
Es wird immer wieder von verschiedenen Personen vorgehalten, dass die Oma Schlönzke damals nachts mit dem Bollerwagen los ziehen musste. Dies veranlasste einen Besucher, beim Verlassen des Theaters die Spenden sammelnde „Uschi Blum“ zu fragen, was die Oma denn da nachts gemacht habe, etwas Kohlen geklaut? Das wusste der betreffende Darsteller allerdings auch nicht und wollte es mal in Erfahrung bringen...

Die Besetzung:

Peter Schlönzke: Enrico de Pieri
Na, wenn der nicht die passende Besetzung ist, dann weiß ich auch nicht weiter. Herrlich, wie er den durchschnittlichen Verlierertypen spielt. Seinen zweiten Wutausbruch später bei der Talkshow finde ich sehr verständlich und weniger „abgehoben“, als seine Familie es auffasst. Mir würde dessen Situation auch nicht gefallen!

Heinz Wäscher: H. P. Lengkeit
Laut inzwischen von der Homepage entfernten Spielplan hätte Dirk Bach spielen sollen. Ganz ehrlich: Ich habe ihn nicht vermisst. H. P: Lengkeit spielt die Rolle dermaßen gut, dass ich mich frage, wozu es einen Promi benötigt. Den alten Choleriker gibt er dermaßen überzeugend, dass man ihm als Moderator am liebsten kündigen möchte. Sogar seine recht steifen Bewegungen passen dazu. Sein hessischer Akzent klingt auch gut. Was will man mehr?

Hilde Schlönzke: Iris Schumacher
Schnittchen sind ihre Welt. Und dass ihr Sohn ins Fernsehen muss, ist ihr auch klar. In welcher Welt ihr Sohn dort landet, versteht sie erst, als er schon wieder dort raus geflogen ist. Für das Kleinbürgertum denkt sie gerne „zu groß“. Immerhin ist ihr Schnittchen-Laden ja ein „mittelständisches Unternehmen“. Nun ja...

Oma Schlönzke: Petra Welteroth
Sie und der Bollerwagen. Ein prägendes Erlebnis. Groß kann der Altersunterschied zu ihrer Tochter allerdings nicht gewesen sein. Zumindest sahen sich beide recht ähnlich. Und von ihrem Mann, „unser Oppa“, scheint sie nicht (mehr) viel zu halten.

Opa Schlönzke: Frank Bahrenberg
Bei seiner Rolle habe ich erst gedacht, dass es eine reine Schauspiel-Rolle ist. Aber nein, am Ende des zweiten Aktes darf er auch noch ein Lied singen. In seiner Rolle darf er viele Familienverhältnisse durcheinander bringen und seinen Damen mit Sprüchen kontern. Herrlich, wie er den Heinz Wäscher als „Busengrabscher“ beschimpft und sich später selber als so jemand entpuppt.

Karin: Claudia Dilay Hauf
Was für eine stimmlich aufdringliche Nervensäge! Herrlich! Ein perfektes blondes „Dummchen“ mit dem „Käffchen“. Zu ihr passt auch die quietschige Talkshow-Moderatorin bestens!

Bertram: Reinhard Brussmann
Der Chef backstage und schleimender Handlanger von Heinz Wäscher gleichzeitig.

Doris: Susanna Panzner
Eine Frau, bei der man nicht weiß, was zuerst passiert: Wird sie endgültig wahnsinnig oder macht sie die Leute um sich herum zuerst wahnsinnig? Aber im Notfall gibt’s ja „Käffchen“. Schön!

Walter: Tobias Bode
Groß, schlacksig, herrlich aufgedreht, er hat „studiert“ und ist immer wieder damit beschäftigt, in allem noch was Positives zu finden, und wenn die Casting-Talente noch so mies sind. Zu schön, wie er Peter Schlönzke erst anguckte und dann doch auf den Mund küsste.

Ulla: Roberta Valentini
Sie singt die zwei fetzigsten Lieder des Stücks. Optisch sieht sie passend gestylt aus, stimmlich abrocken kann sie super und die Rolle „voll cool“ gestalten. Umwerfend groß ist die Rolle nicht, aber eine, die im Kopf bleibt. Sie holt wirklich alles raus, was nur geht!

Tante Irmgard / Comedian: Heike Schmitz
Als Tante hat sie einen Auftritt, in dem sie bestens in die schrullige Familie passt. Allerdings frage ich mich, wer diese(r) „Comedian“ sein soll. Das ist mir entgangen.

Hardy Loppmann: Wolfgang Schwingler
Was für ein „Hampelmann“! Der schlackert als Anheizer förmlich über die Bühne. Und als bei Applaus-Stufe 1 („Willkommen in Köln!“) einige Leute vorne lauter wurden, hat er sie prompt persönlich begrüßt: „Willkommen in der verbotenen Stadt! Hat man Sie reingelassen? Da haben Sie aber Glück gehabt!“ Die Leute vorne in der Mitte bekamen den Kommentar zu hören, dass sie den Ablauf schon kennen würden, also schon mal da gewesen wären. Jaja, erwischt.

Peter als Kind: Bennett Pappe
Der Junge hat die wohl „längste und schwerste“ Kinderrolle, die man sich vorstellen kann. Er darf mit seinem Spielzeug ums Sofa laufen, den Fernseher umschubsen und von der Mutter begleitet ins Bett gehen. Sein Text besteht aus „Flipper“ und „Ich hab´ dich lieb, Mama.“. Nach ungefähr 2 Minuten ist sein Teil beendet. Zum Schlussapplaus durfte er dennoch wieder auf die Bühne kommen, auf der er gut gelaunt die Zugaben mitsang. Er durfte mit „Ulla“ am Ausgang Spenden sammeln.

Bettina: Mara Alexandra ? (habe leider vergessen, den Nachnamen aufzuschreiben)
Ihre Rolle taucht mehrfach auf der Bühne auf, aber bis auf den Satz, dass sie Friseuse werden möchte, sagt sie nichts. Dafür guckt sie exzellent genervt, was bei der „Mutter“ sehr verständlich ist. Leider tat sie das beim Schlussapplaus immer noch. Beim Sammeln mit „Uschi Blum“ wirkte sie lockerer.

Ensemble:
u.a. Esther Mink, Kim-D. Tomaszewski, Thomas Hohler, Luciano Mercoli
Wenn etwas sehr schön wäre, dann ist es eine ausgehängte Castliste oder zumindest eine längere Verweildauer der Cast auf den Monitoren. So schnell, wie die Seite wieder weg geblendet wird, kann man gerade mal 3 Namen lesen, geschweige denn abschreiben. Wer da keine Kamera zur Hand hat, hat echt ein Problem.
Und nachdem ich in X Durchläufen so ungefähr die Hauptdarsteller notiert hatte, fehlten mir am Ende der Pause schlicht die Nerven dazu, das Ensemble auch aufzuschreiben. Sorry! Das ist nicht gegen das tolle (!) Ensemble gerichtet, das echt super gespielt hat.
Nett wäre auch zu wissen, wer sonst im Hasenkostüm steckt, wenn dieser nicht von Peter Schlönzke gespielt wird. Aber diese Fragen dürften sich wohl nur die eingefleischten Musical-Fans stellen, weniger die „Durchschnitts-Zuschauer“.
Wie dem auch sei, wer mal Lust auf lustige Unterhaltung hat, kann mit dem Stück nichts falsch machen. :)

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Re: Kein Pardon, 15.4.2012 nachnittags

Beitragvon Kitti » 16.04.2012, 11:02:51

Danke für den schönen Bericht! :)
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Re: Kein Pardon, 15.4.2012 nachnittags

Beitragvon smaragdgrün » 16.04.2012, 18:38:02

Danke für den Bericht!

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Re: Kein Pardon, 15.4.2012 nachnittags

Beitragvon midnight » 16.04.2012, 18:50:24

Danke für den Bericht :D
Im Dunkeln sind wir alle gleich

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Re: Kein Pardon, 15.4.2012 nachnittags

Beitragvon Eclipse » 16.04.2012, 22:01:27

Danke für den schönen Bericht :3

Ich hör immer wieder was anderes von der Show. Manche sagen sie ist vollkommen bescheuert und gehört nich auf die Bühne, andere sagen es ist pures Entertainment.
Tanz der Vampire Berlin
10.01.2012 (Florian Soyka, Amélie Dobler, Veit Schäfermeier, Anton Zetterholm)
25.07.2012 (Thomas Borchert, Amélie Dobler, Veit Schäfermeier, Michael Heller)
07.11.2012 (Thomas Borchert, Amélie Dobler, Veit Schäfermeier, Michael Heller)

Cabaret Bad Hersfeld
18.07.2015 (Rasmus Borkowski, Bettina Mönch, Judy Winter, Jessica Kessler)
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serena
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Re: Kein Pardon, 15.4.2012 nachnittags

Beitragvon serena » 16.04.2012, 22:34:09

Bitteschön! :)
Das Stück dürfte die Bevölkerung wirklich in 2 Lager spalten. Entweder man kann mit dem Humor was anfangen, oder man ist dort eben fehl am Platz.


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