Glam-Rock in Concert – Queen ANOTHER KIND OF MAGIC, 27.01.12

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Gaefa
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Glam-Rock in Concert – Queen ANOTHER KIND OF MAGIC, 27.01.12

Beitragvon Gaefa » 18.02.2012, 18:35:20

Glam-Rock in Concert – Queen ANOTHER KIND OF MAGIC, Kassel, 27.01.2012

Es ist nicht so ganz einfach noch drei Wochen nach der Show einen ausführlichen Bericht zu schreiben, aber ich werde mich nichtsdestotrotz daran versuchen.

Der Abend im Kasseler Opernhaus begann mit dem Aufziehen des Vorhangs, hinter dem das riesige Orchester zum Vorschein trat. Beinahe die ganze Bühne war voll mit Musikern. Vorne in der Mitte war noch eine Band integriert, die dem ganzen das nötige rockige Flair gegeben hat. Der Dirigent saß vorn an einem Klavier mit dem Rücken zum Publikum und spielte neben seiner Tätigkeit als Dirigent sogar noch darauf.
Es kamen innerhalb der Lieder immer wieder Soli der einzelnen Bandmitglieder, die allesamt umwerfend waren. Hierbei sei vor allem das Gitarrensolo bei der "Bohemian Rhapsody" genannt, das von beiden Gitarristen super gespielt wurde und man sah, dass sie mit Leib und Seele dabei sind, so wie sie sich am Ende auf den Boden geschmissen haben und dort weiterspielten, Hut ab.
Auffallend war, dass in den oberen Rängen die Leute von den Percussion immer hin und her gelaufen sind, wobei sie ihre Noten mitgenommen haben.
Hervorzuheben ist bei all den Stücken, die gespielt wurden, eindeutig das Intro zum zweiten Akt mit der Melodie von „Who wants to live forever“. Zuerst begann nur der Trommler immer lauter werdend, dann auch die Bläser, erst wenige, dann mehr, es folgte wieder der Trommler. Dann wendete sich der Dirigent zur anderen Seite und die Streicher waren an der Reihe. So ging es eine ganze Zeit, dass die verschiedenen Gruppen diese Melodie spielten, was sich unglaublich toll anhörte. Zudem bekam man auch mal den einzelnen Eindruck von jeder einzelnen Gruppe. Das war ein sehr eindrucksvolles Stück und großartig umgesetzt.
Insgesamt haben alle Musiker ihre Sache großartig gemacht und es war ein Hochgenuss ihnen zuzuhören!

Zur Musik kam natürlich noch der Gesang hinzu. Neben den vier Solisten, auf die ich gleich noch einzeln zu sprechen kommen werde, gab es noch die drei Damen für die Backgrund vocals. Allesamt optisch in Richtung 80er Jahre Stil angezogen, was auch ganz gut passte und einen deutlichen Kontrast zum Orchester bot. Sie standen und saßen die ganze Zeit rechts am Rand. Der einzige Kritikpunkt ist hierbei, dass sie alle drei kein sonderlich gutes Taktgefühl aufwiesen, zumindest nicht, wenn sie sich ein wenig zu den Liedern bewegen sollten. Gesanglich waren sie mit ihren dreistimmigen Backvocals allerdings überzeugend.
Weniger überzeugend hingegen war die Moderatorin Insa Pijanka, die den Ablauf des Abends immer wieder störte. Sie kam mit knallroten Haaren und einem schwarzen Anzug auf die Bühne und berichtete, begleitet von Filmeinspielern im Hintergrund, über Queen, wobei es recht kritisch, aber auch lobend war. Allerdings musste sie ihre Moderationen ablesen und größtenteils hatten ihre Erzählungen recht wenig mit dem Rest des Programms zu tun. Mir hat sie absolut nicht gefallen und ich hätte sehr gerne auf sie verzichtet, aber Kassel musste ja irgendetwas Seltsames hereinbringen, sonst hätte ich mich wohl auch ein wenig gewundert.

Nun zu den vier Solisten:

Kristin Hölck

Sie eröffnete die Show mit „Innuendo“, was im ersten Moment komisch war mit ihrer Stimme zu hören, aber sie hat es doch recht schön gesungen. Sie kam von oben hinter dem Orchester die Treppe hinunter in einem durchaus rockigen Outfit. Bei „Bicycle Race“ harmonierte sie sehr gut mit Alex und die beiden hatten offensichtlich Spaß daran zusammen auf der Bühne zu stehen. Ihre Parts bei „It’s a hard life“ und „The miracle“ waren okay. Stimmlich passte sie für mich allerdings nicht 100%ig zu den Queen-Stücken, da sie doch eine recht schrille Stimme hat an einigen Stellen. Im zweiten Akt war sie auch noch an einigen Stellen vertreten, besonders aber an einer, an der sie nicht aufgeführt war. Sie hat nämlich zusammen mit Alex „Headlong“ gesungen, wofür Judith im Programm stand, rätselhaft. Wie dem auch sei, das Lied hat Kristin klasse gesungen und richtig gerockt. Vor einem der letzten Stücke sah ich sie schon links auf die Bühne treten und hinter der Säule warten. Nachdem alle anderen auf der Bühne waren, kam sie dann auch endlich raus. Ihr Kostüm im zweiten Teil war ein silbernes glitzerndes Kleid, das ihr durchaus gut stand, aber nicht mehr ganz so den rockigen Toch hatte.
Insgesamt hat sie gut gesungen, aber irgendwie mag ich sie bei anderen Liedern durchaus lieber hören. Dennoch hat sie ihre Sache gut gemacht.

Henrik Wager
Ich kannte ihn schon aus Hair und schon damals gehörte er nicht zu meinen Favoriten, was er auch durch diesen Auftritt nicht wirklich hat ändern können. Sein „Seven Seas of Rhye“ war durchaus gut gesungen, doch hier zeigte er direkt wieder wie hoch er kreischen kann, was mir nicht wirklich gefällt, aber okay. Ansonsten konnte man ihm ansehen, dass er bei dem Lied viel Spaß hatte und diese rockigen Songs passen wirklich gut zu ihm. Mit seinen nächsten beiden Soli gab er die Killerqueen. Naja, zumindest sang er „Fat bottomed girl“ und „Don’t stop me now“, was im Musical ja die Killerqueen singt. Aber auch Henrik standen die Lieder nicht schlecht und sie passten einfach total gut zu ihm, vor allem das erstgenannte. Da konnte er richtig eine Show abziehen und es hat auch gerockt. Im zweiten Akt sein Duett mit Judith „Crazy little thing called love“ war ganz gut gesungen und schön dargestellt. Man sah eindeutig, dass die beiden gut miteinander auskommen und auf der Bühne harmonieren. Seine Parts bei den Liedern, die von allen gesungen wurden wie „Who wants to live forever“, „Bohemian Rhapsody“, „We will rock you“ und „We are the Champions“ waren gut, haben mir aber nicht umgehauen, da ich seine Stimme als nicht kräftig genug empfinde und mir seine Stimmfarbe im Allgemeinen nicht wirklich gefällt. Dennoch hat auch er seine Sache gut gemacht und hatte eindeutig Spaß auf der Bühne.

Alex Melcher
Juhu, nach einer gefühlten Unendlichkeit endlich mal wieder Alex auf der Bühne und dann auch noch mit Queen-Songs, da kann ja gar nichts schief gehen. So oder so ähnlich hätte man meine Gedanken zusammenfassen können, aber wie man denkt und plant – so kommt es nie. Als der gute Herr Melcher bei „Bicycle Race“ (hierbei hat auch tatsächlich einer von der Percussion Leuten einen Fahrradlenker gehabt und an der Klingel geklingelt) auf die Bühne kam und begann zu singen, dachte ich nur noch: Huch, was ist denn nu passiert? Er hörte sich wirklich nicht gut an. Laute oder gar hohe Töne wollten nicht so recht aus seinem Mund herauskommen, wie sehr er sich auch bemühte, der arme Kerl schien ganz schön erkältet gewesen zu sein. Dennoch konnte ihm das den Spaß absolut nicht rauben. In seinem Offizierstfrak im ersten Akt sah er schon irgendwie lustig aus. Und seine Haare waren wuscheliger als früher, aber seinem Blick konnte man immer noch nicht entfliehen, die Augen sind immer wieder der Wahnsinn. Bei „Radio Gaga“ holte er sich einen Mikroständer und – natürlich, alle mussten mitklatschen, das erinnerte doch an alte WWRY Zeiten! Das Mitklatschen war allerdings noch ein wenig verhalten im Publikum. Am besten war die Stelle recht weit am Ende, als auch Alex einmal rausgekommen war und sich „verklatscht“ hatte, durchaus amüsant. Seine Solo-parts bei den Liedern, bei denen alle mitgesungen haben, waren leider nicht ganz so kräftig und imposant, wie sie hätten sein können, wenn er bei Stimme gewesen wäre, was ziemlich schade war. Denn wenn Alex richtig hätte loslegen können – das hätte das ganze noch besser gemacht. Spaß hatte er trotzdem allemal, das war kaum zu übersehen. Er hüpfte ständig auf der Bühne rum und konnte kaum stillstehen. Immer, wenn es sich anbot, spielte er Luftgitarre, was ziemlich cool aussah. Bei einem der letzten Lieder, als die anderen auch auf der Bühne waren, fing Judith neben ihm auch damit an und sie schienen darüber zu diskutieren, wie Alex Luftgitarre spielt, denn Linkshänder wie er nun mal ist, spielte er genau verkehrtherum, was mir schon direkt zu Anfang aufgefallen war. Stimmlich besserte er sich ein wenig und „Headlong“ hat richtig gerockt. Auch seine Paradestücke „We will rock you“ und „We are the Champions“ ließ er sich natürlich nicht nehmen und sang den größten Teil der Lieder, auch wenn seine Stimme die hohen Töne absolut nicht mochte an diesem Tag. In die Tiefen hatte er wenigstens wieder ein wenig Kraft bekommen im Laufe des Abends. Bei „We will rock you“ standen alle ganz oben hinter den Musikern und haben mitgeklatscht, so wie es im Musical der Brauch ist. Es hat ein wenig gedauert, aber dann setzte sich das auch beim Publikum durch und es wurde zweimal in die Händegeklatscht wonach diese dann nach oben gestreckt wurden. Auch bei der Zugabe wurden die beiden Stücke nochmals gespielt. Schade war, dass er „I want to break free“ nicht singen durfte, das mag ich von ihm echt gern.
Alles in allem war es sehr schade, dass er so erkältet und damit stimmlich nicht auf der Höhe war. Dennoch hat er das Haus gerockt und einfach nur Spaß gehabt. Es macht echt Spaß ihn auf der Bühne zu sehen, nur das nächste Mal dann bitte wieder vollständig genesen!

Judith Lefeber
Last but not least oder auch das Beste kommt zum Schluss. Genau das scheinen sich auf die Veranstalter gedacht zu haben, denn vier Lieder mussten vergehen bis Judith endlich die Bühne betrat und das mit „A kind of magic“. Wer hätte es auch anders singen sollen, denn Judith ist wirklich a kind of magic. Zusammen mit Henrik hat sie hier schön harmoniert, wobei man aber mehr als deutlich merkte, dass ihre Stimme sehr viel kräftiger ist. Ihre Stimmfarbe passt erstaunlich gut zu den Liedern von Queen und diese Kraft lässt es zu einem besonderen Hörgenuss werden. Leider machte sie sich auch den Rest des ersten Teiles etwas rar und die kurzen Teile, die sie bei den gemeinsamen Liedern der vier sang, waren gefühlt verschwindend gering. Aber bei jedem Teil merkte man, dass sie stimmlich den anderen doch überlegen war. Als alle zusammengesungen haben bei „The Miracle“ stand sie rechts an der Seite vor uns und man konnte sie wunderbar raushören, merkte aber zeitgleich, dass sie nur auf halber Tour sang. Sie hielt sich offensichtlich zurück, um die anderen nicht zu arg zu übertönen. Das durfte sie dann beim ersten Lied des zweiten Teiles machen: „Somebody to love“, das Highlight des Abends! Sie kam in einem kurzen schwarzen Kapuzenkleid auf die Bühne, was ihr sehr gut stand und stellte sich auf den rechten Teil der Bühne. Die anderen drei Solisten nahmen die Stühle hinter ihr ein, um in einigen Zeilen mit ihr zu singen. Der Dirigent wandte sich ihr zu und das Lied konnte beginnen. Alle vier begannen ohne Orchesterbegleitung die erste Zeile, was sich schon ziemlich toll anhörte. Danach war es an Judith fortzufahren, wobei die anderen drei noch im Hintergrund summten und leise sangen. Die ganze erste Strophe sang Judith nur von den anderen begleitet, was sich großartig anhörte. Danach kam dann auch die Musik dazu und sie legte richtig los. Jetzt konnte sie zeigen wie viel Power in ihr steckte und es überrascht mich immer wieder wie aus dieser kleinen Person eine so gewaltige Stimme kommen kann, es war großartig. Im Gegensatz zu den anderen, ist es nicht so Judiths Art über die Bühne zu hüpfen oder Ähnliches, aber das macht sie durch ihre großartige Stimme wieder weg. Der lange Ton war auch fantastisch und die Zeilen mit „Find me somebody to love“ wurden wieder von allen gesungen, was echt toll war. Auch zum Ende wurde das Lied wieder lautstärkemäßig heruntergefahren und endete recht bedacht, woraufhin allerdings ein riesiger Applaus ausbrach. Das Lied war einfach fantastisch! Sie hat es ganz anders interpretiert und sich komplett zu eigen gemacht, großartig! Anschließend sang sie mit Henrik zusammen „Crazy little thing called love“, was sehr schön gesungen war von ihr. Ich hab mich immer gefragt wie gut ihre Stimme zu rockigen Liedern passt, da sie ja meist ruhigere Songs singt. Doch ich muss sagen, dass sie die rockigen Lieder genauso gut singen kann. Ich glaub ich hätte sogar noch gern mehr „Killerqueen-Songs“ von ihr gehört, das könnte ich mir bei ihr durchaus gut vorstellen. Ihr Solopart in „Who wants to live forever“ war wunderschön nur leider viel zu kurz. Bei „We will rock you“ stand sie leider so weit hinten, dass ich sie nichtmals sehen konnte, aber dem Hörgenuss bei ihrem kurzen Part tat das keinerlei Abbruch. Bei den Liedern mit allen zusammen hat man gesehen, dass sich die vier gut verstehen und auch Judith eindeutig Spaß an der Show hatte. Zwischenzeitlich hat sie auch ein bisschen getanzt und den einen Moment Luftgitarre gespielt, wenn auch verhaltener als Alex.
Insgesamt kann ich nur nochmals sagen, dass sie großartig gesungen hat und ich mich gefreut habe auch mal rockige Lieder von ihr zu hören, die sie klasse singen kann mit ihrer kraftvollen Stimme. Allerdings waren ihre Auftritte ganz subjektiv gefühlt viel zu kurz und ihr hätte liebendgerne noch viel viel mehr von ihr gehört an diesem Abend. Sie war für mich vor allem mit ihrem „Somebody to love“ das eindeutige Highlight!

Am Ende bekamen alle Solisten sowie die Band noch eine Blume, die Alex beim Rausgehen prompt ins Publikum schmiss, scheinbar wollte er sie nicht mit nach Hause nehmen.
Nach dem normalen Programm gab es dann noch Zugaben. Zuerst – eigentlich unpassender Weise – kam „Show must go on“, was sie gut gesungen haben, wir aber durch die Aufnahme von den Musical Tenors etwas verwöhnt waren, was dies Lied in vierstimmiger Besetzung angeht. Dann wurden wie bereits erwähnt „We will rock you“ und „We are the Champions“ wiederholt, wobei es keinen auf den Sitzen hielt und das ganze Publikum mitsang. Hierbei hielten die vier abwechselnd auch ihre Mikros ins Publikum und haben sich eindeutig gefreut, dass eine so tolle Stimmung herrschte. Es war ein wundervoller Abschluss, den das Publikum allerdings nicht hinnehmen wollte und noch eine weitere Zugabe forderte. Da aber schon alle geplanten Zugaben gespielt wurden, kam der Dirigent und erklärte, dass es jetzt zu Ende sei, am nächsten Tag aber etwas anderes gespielt werde und alle wiederkommen könnten. Es war ein etwas enttäuschender Schluss, aber er hat der tollen Stimmung, die während des ganzen Abends und vor allem auch während der Zugabe geherrscht hatte, keinen Abbruch getan. So konnten wir nach einen wunderschönen Abend mit den tollsten Queen-Liedern, den ich in guter Erinnerung behalten werde, glücklich und zufrieden wieder den Heimweg antreten.
~*Niemand nimmt mir meine Träume und schließt meine Sehnsucht ein, wo es Liebe gab und Freiheit wird mein Herz für immer sein*~

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Elisabeth
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Re: Glam-Rock in Concert – Queen ANOTHER KIND OF MAGIC, 27.0

Beitragvon Elisabeth » 18.02.2012, 21:27:38

Alex hat aber auch einen ziemlich vollen Terminkalender, er singt nebenher in Bielefeld den Frederik Trumper in "Chess" und hat jetzt ganz kurzfristig auch noch zusätzlich die Hauptrolle in "Die Tagebücher von Adam und Eva" übernommen wo er in Berlin probt. Wundert mich also nicht dass er nicht ganz "da" und etwas angeschlagen ist. Ich hab ihn zu Silvester in Chess in einer Doppelshow gehört und er war einfach nur zum Niederknien. Ich bin Ende Mai in Kassel und schon sehr gespannt auf das Konzert und vor allem auf ihn.
"Vor dem Genie ist die Mittelmäßigkeit sehr verlegen"

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