Das Orangenmädchen, Minden, 28.1.2012 20 Uhr

Wie gefiel euch eine Vorstellung und was würdet ihr kritisieren?

Moderatoren: Sisi Silberträne, Elphaba

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Rascal
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Das Orangenmädchen, Minden, 28.1.2012 20 Uhr

Beitragvon Rascal » 29.01.2012, 18:44:56

„Jede Orange ist anders!“

Gestern Abend war es endlich wieder so weit:
Wickedfreak und ich haben zusammen das Stadttheater Minden gestürmt, um uns die Droge namens Carolin Fortenbacher anzusehen. Unser Warten an der Bühnentür wurde vor der Show damit belohnt, dass Frau Fortenbacher mit Sascha an uns vorbeigedüst ist, weil sehr spät dran waren.
Nach der Show jedoch haben wir einen zweiten Versuch gewagt, die beiden Turteltäubchen um Fotos und ein Autogramm zu bitten. Dabei haben wir glatt noch ein Fanclub-Mitglied getroffen und uns sehr nett mit ihr unterhalten.

Das Stück „Das Orangenmädchen“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des Norwegers Jostein Gaarder. Es handelt von Veronika, Jan-Olav und ihrem Sohn Georg. Als Vater Jan-Olav erfährt, dass er aufgrund einer schweren Krankheit nicht mehr lange leben wird, beginnt er mit einem Brief an seinen Sohn Georg, welcher zu dem Zeitpunkt erst vier Jahre alt ist.
Zehn Jahre später findet Veronika den Brief, von welchem sie selbst nichts wusste, und überreicht ihn Georg. In dem Brief seines Vaters erfährt Georg von dem Orangenmädchen, welches Jan-Olav während seiner Studentenzeit immer wieder begegnet ist. Außerdem stellt der Vater seinem Sohn die Frage: „Würdest du dich für das Leben entscheiden, wenn du wählen könntest?“.
Der Brief, in dem das Thema Liebe eine große Rolle spielt, hilft Georg nicht nur dabei, seinen Schwarm Isabell anzusprechen, sondern auch das Verhältnis zu seiner Mutter Veronika zu verbessern. Das Stück spielt sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart. Das Bühnenbild ist relativ schlicht: Für jeden Charakter gibt es so etwas wie ein Podium. Der Hintergrund ist schwarz, an manchen Stellen leuchtet dort jedoch ein Sternenhimmel oder ein (orangefarbener) Mond geht auf. Die Partitur, geschrieben von Martin Lingnau, passt perfekt zur Handlung. Es sind sowohl etwas rockigere UpTempo-Songs als auch melancholische Balladen dabei. Begleitet wird das Stück nur von einem Klavier (Stephan Sieveking) und einem Cello(Pirrko Langer).

Veronika/Orangenmädchen: Carolin Fortenbacher
Was soll man zu dieser wunderbaren Frau noch sagen? Ihre Stimme ist wie immer so glasklar und wunderschön, dass man einfach nichts anderes tun kann als weinen. In einem Solo „Eine Leinwand ist kein Bild“ singt sie die ersten Sätze a cappella, bevor dann ganz leise das Klavier einsetzt- einfach traumhaft! Dann ist da noch ihr Schauspiel- von der genervten Mutter Veronika bis hin zum tollpatschigen Orangenmädchen gelingt ihr einfach alles mit einer unglaublichen Natürlichkeit. Und weil Veronika sehr oft an Carolins altes Ego Donna erinnert, ist die Rolle für sie einfach perfekt, als hätte man es für sie und niemanden anders geschrieben. Diese Frau ist einfach der Wahnsinn! Ich weiß nicht wie ihr das seht, aber sie sollte unbedingt mal wieder eine Hauptrolle in einer Long-Run- Produktion spielen. Auch wenn ich dann vermutlich für den Zeitraum ihres Engagements alle Ausgaben minimieren muss, um sie so oft wie möglich zu sehen.

Jan-Olav: Sascha Rotermund
Als „Erzähler“ des Stücks ist Sascha einfach nur top! Auch er spielt mit eben der Natürlichkeit, die ich schon bei Carolin bemerkt habe. Das könnte natürlich an der Verlobung der beiden Turteltäubchen liegen. In einer romantischen Szene zwischen dem jungen Jan-Olav und dem Oragenmädchen hat er sie mit den Blicken geradezu ausgezogen. Und bei der sympathischen Ausstrahlung dem hinreißenden Tenor (?) kann ich absolut verstehen, dass Carolin im siebten Himmel schwebt. Seine Interaktion mit dem Publikum wird mir wohl ewig im Gedächtnis bleiben- er verteilte Orangen im Parkett und versuchte, auch welche in den Rang zu werfen. Wer einmal in Minden war, wird wissen, dass das kein einfacher Job ist, denn unser erster Rang entspricht ungefähr dem Hochparkett im Theater des Westens in Berlin. Und NATÜRLICH war ich gleich die erste Zuschauerin, der er eine Orange in die Hand gedrückt hat. Wieso fokussieren sich alle Darsteller immer auf mich?!
Wie auch immer. Sascha ist toll.

Georg: Benjamin Hübner
Klar, selbst mit Anfang 20 ist es schwierig, einen Teenie zu spielen. Doch das hat Benjamin sehr gut gemeistert. Auffallend stark im Gesang, wunderbar im Schauspiel. Ich bin total begeistert davon, wie er beim Lesen des Briefes mit seinem Vater „gesprochen“ hat.

Isabell: Sonja Dengler
Isabell ist eine Rolle, die im Stück handlungsbedingt nicht ganz so häufig vorkommt wie die drei anderen Darsteller. Sonja hat jedoch das Beste herausgeholt und bewiesen, dass man sie nicht unterschätzen sollte. Die musikalische Jugendliche habe ich ihr voll und ganz abgenommen.

Fazit:
Das Stück schwankt immer wieder zwischen traurigen Balladen, die den Zuschauer zum Weinen bringen und den Witzen von Carolin Fortenbacher. Und eben weil für jeden etwas dabei ist, sage ich euch: Das Stück müsst ihr sehen, denn so langsam gehen mir die Worte aus, dieses tolle Stück zu beschreiben. Wenn ihr beide Sorten Tränen mögt, wird es euch auf jeden Fall zusagen.
Wir wollen wieder rein. Jetzt. Sofort. Auf der Stelle.
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Re: Das Orangenmädchen, Minden, 28.1.2012 20 Uhr

Beitragvon wickedfreak » 29.01.2012, 18:48:01

Ja unbedingt. Jetzt. Sofort. Auf der Stelle. Ohne Diskussion.

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serena
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Re: Das Orangenmädchen, Minden, 28.1.2012 20 Uhr

Beitragvon serena » 29.01.2012, 21:36:41

Danke für den schönen Bericht! :)
Es klingt sehr interessant, auch wenn das Buch nicht zu meinen Favs von Herrn Garder gehört.

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Re: Das Orangenmädchen, Minden, 28.1.2012 20 Uhr

Beitragvon Elphaba » 16.02.2012, 05:30:10

Danke auch von mir für deinen Überschwänglichen Bericht! :D

Ich bin sehr erfreut zu hören, dass die Produktion seit der Premiere in Hamburg wohl noch ein paar Verbesserungen erfahren hat (zum Beispiel, dass die albernen Discokugeln am Schluss nicht mehr da sind :lol: ), und bin erleichtert, dass Sascha in Minden nicht per Leiter in den Rang hochklettern musste (da müsste man ja echt ein Sicherungsseil haben... :shock: ).

Die Musik ist wirklich schön (besonders "Eine Leinwand ist kein Bild"!), auch wenn mich die Handlung jetzt nicht sooo vom Hocker gerissen hat.

Besonders gefallen hat mir von der Darstellung her tatsächlich Sascha. Den Jungen Benjamin Hübner fand ich seltsamer weise, besonders überzeugend, als er den Fünfjährigen gespielt hat... :whistle:

Sonja Dengler kannte ich schon aus Wien von Spring Awakening und hab ihr den Teenager diesmal auch wieder voll abgenommen. :)

Na und Carolin ist eben ein Fall für sich... :mrgreen:

Ich wusste gar nicht, dass die beiden ein Paar sind. Na sowas... Trifft sich dann ja gut mit den Rollen. :)
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