Rebecca, 10. Dezember, Abendvorstellung

Wie gefiel euch eine Vorstellung und was würdet ihr kritisieren?

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Rebecca, 10. Dezember, Abendvorstellung

Beitragvon Jette » 14.12.2011, 18:29:35

Vorweg eins bitte bedenken, dass was ich hier schreibe, ist meine eigene höchst persönliche Meingung. Ihr könnt gern andere sein. :D

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Re: Rebecca, 10. Dezember, Abendvorstellung

Beitragvon Jette » 14.12.2011, 18:45:14

Rebecca 10. Dezember 2011, 19.30 Uhr

Hauptrollen

ICH Lucy Scherer
Maxim de Winter Arvid Larsen
Mrs.Danvers Pia Douwes
Beatrice Kerstin Ibald
Mrs. van Hopper Isabel Dörfler
Jack Favell Hannes Staffler
Frank Crawley Jörg Neubauer
Ben Daniele Nonnis

Ensemble, Damen

Christina Patten (Clarice)
Helena Blöcker, Lena Brandt, Petra Clauwens, Mona Graw, Gemma West, Melanie Walter, Wiebke Wötzel

Ensemble, Herren

Udo Eickelmann (Giles/Horrigde)
Erwin Bruhn (Oberst Julian)
Matthias Graf (Frith)
Fehmi Göklü (Robert)
Christoph Apfelbeck, Christian Kerhoff, Hendrik Schall, Carl van Wegberg

Dirigent

Klaus Wilhelm

Voll Vorfreude, nach dem ich gelesen hatte, dass neben Pia Douwes auch Lucy Scherer in „Rebecca“ spielt, habe ich mir sofort die Karte gekauft. Erzählt hab ich es wenigen, denn die Einweisung in die Klappsmühle ist bei den Preisen für eine Karte schon nicht so abwegig.
Aber nun gut. Jetzt war es soweit. Kurz vor 19.00 Uhr und ich betrat nach einer kleinen Ewigkeit wieder das SI-Center. Damals hatte ich hier zum ersten Mal die Vampire gesehen. Das erste was mir auffiel, die vielen jungen Frauen- Fernsehen vergrößert halt die Fangemeinde ungemein. Nachdem dann auch die Türen zum Palladium Theater aufgegangen waren, begann ein Ansturm auf die Souvenirs und die Besetzungsliste. Kein Thomas Borchert. Ich fand es zwar schade und auch eigentlich unverständlich am ersten Abend nach der Premiere nicht zu spielen- aber, auch gut. In meiner Umgebung hatte ich auch nicht den Eindruck, dass dies für jemanden besonders schlimm war. Die eine Hälfte war gespannt auf Lucy und die andere auf Pia und ich, eben auf beide und ihr Spiel miteinander.
Nachdem ich noch ein Prospektpaket (15€) erworben hatte, setzte ich mich erst einmal um einen Blick in selbiges zu tun. Wurde allerdings gleich als Halter für Jacken und Tasche von einem wildfremden Mann missbraucht. Seine Begleiterin war das scheinbar total peinlich, mich konnte aber an diesem Abend nichts aus der Ruhe bringen. Endlich wurden auch die Saaltüren geöffnet und ich konnte in der Mitte der vierten Reihe Platz nehmen. Ein kurzes Gespräch mit meiner Nachbarin zur linken, die extra aus dem Norden Deutschland angereist war. Ich sag ja – die Wirkung des Fernsehens! Dann ging es auch schon los. Ein unvergesslicher Abend.

Die Musik setzte ein, die Projektion zeigte wahrscheinlich Cornwall und seine Küste. Ich steht im Vordergrund das Ensemble in den Kostümen der Hausangestellten mit Masken im Hintergrund. Pia als Mrs. Danvers kommt von rechts als „Geist“ und die Bediensteten verbeugen sich vor ihr. Vor Ich bleibt sie kurz stehen, bevor sie wieder links abgeht. Ihre Haltung ist steif und bis auf wenige Momente bleibt sie auch im gesamten Stück so.
Dann verlassen wir die Traumwelt und treten in die Erinnerungen der Ich ein, die in einem Hotel in Monte Carlo beginnt. Isabel Dörfler ist mir für die Rolle der skurrilen Mrs. van Hopper zu dünn und na ja teilweise ist mir der Einsatz ihrer Gestik zu viel z.B. als sie in dem Gespräch mit Maxim in der Lobby sich auf die Brust schlägt und mich mehr an einen Affen als an eine Lady erinnert. Lucy dagegen zieht mich sofort in ihren Bann. Ich kaufe ihr die, schüchterne unterwürfige Angestellte sofort ab. Ihre Stimme nimmt sie sehr zurück, ihre Mimik und Gestik wirken wie die von einem gescholtenen Kindes. Die Unterlippe eingezogen, nicht wissend wohin mit ihren Händen. Süß. Als sie Maxim entdeckt, erkennt man sofort, dass sie für ihn schwärmt. Maxim, gespielt wurde er von Arvid Larsen. Deutlich war sein Akzent zu hören. Sein Bemühen um eine gute Aussprache beeinträchtigte allerdings sein Spiel und seinen Gesang. Nach seinem Abgang und van Hoppers Ansage an Ich, spielt diese sehr gehetzt und ängstlich, darauf bedacht nicht noch mehr den Unwillen ihrer Dienstherrin auf sich zu ziehen, nicht wirklich wissend wie sie mit den Macken ihrer Chefin umgehen soll. In der Abgangssequenz durch den Fahrstuhl geht Lucy einen Moment zu früh nach rechts. In der Ensemblenummer „Petit Dejeuner“ ist die vorherrschende Farbe blau-türkis, wobei die Farbe einen guten Kontrast zu den farblosen Kostümen der Ich im ersten Akt bilden.
Als sie am nächsten Morgen auf Maxim trifft, ist ihr Umgang mit ihm wieder sehr schüchtern. Man kann aber an ihren Reaktionen erkennen, dass sie beginnt sich zu verlieben. In der Klippenszene könnte man eigentlich das Mystische erahnen, das Maxim umgibt. Wie er mit seinem Schicksal hadert. Ja, man könnte. Ich konnte es nicht. Gesanglich mag es ja ganz stimmig sein, aber vom Schauspielen- nichts. Umso mehr kann man in Lucys Spiel die sensible Seite der jungen Ich erkennen. In „Zauberhaft natürlich“ einem der beiden neuen Songs des Stückes singt Arvid sehr einfühlsam und sein gefühlvolles Spiel zeigt, er kann es. Leider nicht durchgängig. Zurück im Hotel wird Ich in die Realität geholt. Mrs. van Hopper teilt ihr mit, dass sie nachhause will. Das anschließende Lied „Zeit in einer Flasche“ wird höchst eigen von Lucy gesungen, vor allem der Anfang klingt ungewohnt aber nicht schlecht- eben ihre Interpretation des Liedes. In den ersten Zeilen des Liedes arbeitet sie sehr viel mit den Händen. Dies tat sie während des ersten Aktes sehr oft und war immer dann sehr ausgeprägt, wenn Ich ängstlich oder schüchtern war. In dieser Szene hatte ein Mikro einen kleinen lauten Aussetzer.
Die Hochzeitsreise wurde dann wieder von Projektionen unterstützt. Den Kopfschmuck von Ich fand ich schrecklich, allerdings gefiel mir die Kleidung der damaligen Zeit überhaupt nicht. Sie war sehr unvorteilhaft und altbackend.
Dann das erste Auftreten von Mrs. Danvers nach der Traumwelt am Anfang. Mit einer majestätischen Haltung steht sie auf der Treppe und scheucht die Angestellten. Sie wirkt herrisch, streng. Mit nur einem Kopfnicken oder bösen Blick eilen die Bediensteten schon weiter, bloß keine Angriffsfläche geben. Überzeugend den Hausdrachen gespielt, der über den einfachen Bediensteten steht. Auf die Aussage, dass die Besitzer von Manderley vorgefahren sind, stellen sie alle an oder auf die Treppe. Maxim ist entsetzt und Ich ängstlich, fast panisch. Sie trifft auf Mrs. Danvers, die Starke, die sich ihrer Position noch völlig sicher ist. Ich dagegen wirkt überfordert und weiß nicht, wie sie sich verhalten soll. Als dann auch noch ihr Handschuh bei der Vorstellung von Mrs. Danvers runterfällt, will sie sich bücken und erhält einen skeptischen Blick von der Hausdame, die wohl innerlich laut über so ein Ungeschick lacht und Ich mit Rebecca vergleicht. Nachdem die Frage nach der Zofe auch gelöst wurde, rennt Ich wie ein kleines Kind hinter Clarice her, in keiner Sekunde eine Lady. Am nächsten Morgen im Morgenzimmer trifft man auf eine Mrs. Danvers, die voll in ihren Erinnerungen gefangen ist. Während des Liedes „Sie ergibt sich nicht“ spielt der Schreibtisch so eine große Rolle, ich hatte fast den Eindruck Rebecca würde dort sitzen und von ihr bedient werden. Am besten gefiel mir die Verbeugung am Ende dem Tisch gegenüber- toll gespielt. Witzig fand ich auch den Ausspruch, dass Ich und die Hausdame Freundinnen werden. Und weiter. Wenn Lucy sich in jeder Vorstellung so auf den Boden fallen lässt, wird sie bald Probleme mit ihren Knien bekommen. In der Szene „Die lieben Verwandten“ gefiel mir Kerstin Ibald sehr gut. Ich taut ein wenig auf und Lucy hat mir gut gefallen. Kurz vorher noch total durch die Danvers eingeschüchtert und jetzt scherzt sie mit Bee und ihrem Mann. Zwischen Kerstin und Udo Eickelmann wirkt Lucy von der Größe her richtig verloren. Das Auf- und Abgehen von Lucy findet an dieser Stelle auf der Bühne statt. Sie betritt die Bibliothek, in der schon Maxim sitzt und gewinnt gegen ihn eine Partie Schach. Man kann das beginnende Selbstbewusstsein, nachdem sie Maxim Schachmatt gesetzt hat, erahnen. Lucy spielt hier nicht so stark, denn sonst wäre der Bruch zum zweiten Teil dieser Sequenz zu groß. Maxim müsste in dieser Szene zum ersten Mal zeigen, dass er ein kleiner Kolleriger ist. Aber es gelingt Arvid Larsen nicht. Auch habe ich von Maxim gegenüber Ich eine Oberlehrerhaltung erwartet, aber es war nur langweilig gespielt, dabei ist diese Szene so ein voraus Erahnen der Dinge, die zwischen Maxim und Ich noch geschehen. Schade! Die Szene müsste sich durch das Auftreten von Mrs. Danvers eigentlich ja erst richtig zuspitzen, doch Arvid bleibt hinter meinen Erwartungen weit zurück. Beim Auftritt von der Danvers fällt Ich sofort wieder ins Schüchterne zurück, was man sehr gut an Lucys Spiel mit den Händen sehen kann. Nachdem die Haushälterin von Maxim in ihre Schranken gewiesen wurde, wirft sie noch einen bösen (ironischen?) Blick auf Ich. Wobei mir der Einsatz von Pias Augen wirklich gut gefallen hat (wenn ich das so könnte, würden meine Schüler bestimmt nicht Zucken!).
An der folgenden Szene hat Lucy sehr an sich gearbeitet seit der Castpräsentation. Gesanglich hat es gestimmt, beide Partner haben schön miteinander gesungen. Nur habe ich es für das Publikum als nicht so gut erachtet, dass Lucy von der Bühnenmitte ins Bett steigt. Besser wäre, glaube ich, wenn sie von der Bühnenseite gekommen wäre und somit das Publikum voll angesehen hätte.
In der Szene in Rebeccas Zimmer gefällt mir Pias schauspielerische Leistung voll gut, etwas zu sagen ohne ein einziges Wort zu äußern z.B. ihre Abscheu und Skepsis gegenüber Favell finde ich hervorragend. Ich wirkt in der Szene wieder total ängstlich, wie ein Schaf zwischen zwei Wölfen. Als Favell die Bühne verlassen hat und Mrs. Danvers Ich das Bild zeigt und den Vorschlag für das Kostüm zum Maskenball macht, hat Pia einen kleinen grammatischen Fehler, sie spricht von Maxims Verwandtschaft und gebraucht „ihrer“. Aber wenn ich so gut niederländisch könnte… Also vergessen wir ganz schnell wieder und wenden uns wieder dem eigentlichen zu. Mrs. Danvers ist sehr geschickt in der Manipulation der Ich, die nun denkt, sie und die Danvers hätten sich angenähert, aber weit gefehlt. Jetzt geht es richtig los und das erste wirkliche Zusammenspiel der beiden Frauen beginnt. Pia geht Richtung Fenster und ich hatte total das Gefühl auf der anderen Seite ist das Meer. Der Einsatz der Technik, Wind und Geräusche, war perfekt- hat mir richtig gut gefallen. Und dann „Rebecca“ zum ersten. Pia, die hier wunderschön singt und Lucy, die perfekt spielt. Ich fand es fantastisch. Lucy, die im Raum steht und leidet. Man sieht ihr den körperlichen Schmerz an. Und Pia. Ich hatte wieder wie schon bei der Szene mit dem Schreibtisch Gänsehautgefühl. Die nächste Szene war wieder eine neue, denn statt „Wir sind britisch“ wurde jetzt eine Szene in der Küche von Manderley gezeigt. In der zieht das Personal in „Merkwürdig“ über seine neue Herrin her. Mir hat „Wir sind britisch“ besser gefallen.
Daniele Nonnis in der Rolle des Bens hat mir gar nicht gefallen. Er war mir nicht naiv genug, so dass es mir schwerfiel seine Stellung in dem Stück festzumachen. Ich fühlt sich in dieser Situation glücklich, so wirkt jedenfalls Lucys Spiel auf mich. Es ist, glaube ich, auch sehr verständlich, denn sie ist Manderley entflohen, in dem alles auf Rebecca hinweist und ihr alle zeigen, dass sie der verstorbenen Frau nicht das Wasser reichen kann. Ben hat die Szene verlassen, als er hört, dass Maxim erscheint. Arvid erscheint und er wirkt so blass, ehrlich, diese Szene hat durch ihn an allem verloren. Er erscheint und müsste voll wütend sein. Ich ist in der Bucht, steht neben dem Bootshaus, wir erfahren später, dass es das Nest von Rebecca war. Sie ist noch voll entspannt und dann erscheint ihr Mann und blafft sie an, aber so wenig überzeugend, so unaggressiv, dass man die Reaktion von Lucy, obwohl perfekt gespielt- wenn sie einen anderen Partner hätte, total überspielt findet. Indem Solo von Maxim hängt Arvid ständig hinten dran und am liebsten möchte man ihn antreiben. Arvid ist so sehr um die Sprache und Aussprache bemüht, dass er das Singen vergisst. Für mich eine der schlechtesten Szenen, obwohl es doch mit eine Schlüsselszene ist.
War die vorherrschende Farbe in Monte Carlo blau-türkis, ist es auf dem Maskenball auf Manderley rot. Die Kostüme waren sehr schön und gegenüber den langweiligen Schnitten und Farben sonst im Stück mal eine toll Abwechslung. Die Dame in weiß, warum weiß, von meinem Platz aus sah das Kleid nicht weiß aus. Wie war es bei euch?
Und zum Schluss der Auftritt von Ich - wie sie stolz erhobenen Hauptes die Treppe heruntersteigt. Mrs. Danvers steht währenddessen auf der Balustrade und triumphiert scheinbar über die neue Hausherrin, nicht ahnend, dass sie das Geschehen in eine ganz andere Richtung treibt. Nachdem der zornige Maxim Ich auf ihr Zimmer schickt, damit sie das verdammte Kostüm auszieht, singt Pia das Finale mit dem Ensemble. Meiner Meinung nach war sie hier viel zu laut. Dann war auch schon der erste Akt vorbei.

In der Pause führte ich mit meiner Nachbarin zu meiner linken eine sehr intensive und interessante Unterhaltung. Ich stellte fest, dass wir an vielen Stellen der gleichen Meinung über das bisher Gesehene waren. Sie hatte das Stück schon in Wien und jetzt auch in St. Gallen gesehen. Wie ihre Meinung dazu war, bleibt aber mein Geheimnis. So war auch die Pause schnell vorbei und der zweite Akt begann.

Wieder ging das Licht aus und die Musik setzte ein und ich befand mich wieder in Manderley. Ich, die auf der Suche nach ihrem Mann am nächsten Morgen, vor Rebeccas Zimmer wartet. Sie ist verzweifelt, weil sie immer noch glaubt, Maxim ist noch in Rebecca verliebt. Lucy singt die Stelle energisch und ich kann die Wut aus ihrem Gesang deutlich hören. Da öffnet sich die Tür, doch nicht Maxim, sondern die verhasste Mrs. Danvers tritt ihr entgegen. Und wieder nimmt mich das Zusammenspiel der beiden Frauen voll mit. Ich leide mit Lucy, die wie in Trance der Danvers folgt. Die Augen verleihert, die Lippen eingezogen, der ganze Körper steht unter Spannung und die Augen. Wahnsinn!!! Aber auch Pia spielt für mich perfekt. Dann beginnt sich die Bühne zu drehen. Lucy bewegt sich auf das Fenster zu, Pias Weg dorthin war nicht so weit. Beide Frauen stehen gemeinsam auf dem Balkon und singen miteinander, nicht gegeneinander, wobei auch hier die Schlusstöne zu laut sind. Die Danvers versucht Ich mit hypnotischen Worten in den Selbstmord zu treiben. Fast gelingt es ihr, doch die Raketen aus der Bucht retten die Hausherrin. Für mich sind sie auch ein Symbol, dass sich die Handlung nun zum Guten ändert.
„Strandgut“ ist eigentlich eins meiner Lieblingslieder aus dem Stück. Allerdings wird es in Stuttgart nur mäßig vorgetragen. Die Energie und das Tempo fehlen. Es gefällt mir nicht!
Dann erneut Maxim. Ich hat ihn am Strand gefunden. Ben müsste sich eigentlich im Hintergrund aufhalten, allerdings kann ich ihn nicht sehen. War er da? Für das Verständnis der Handlung wäre es ja schon wichtig, dass er vom Publikum gesehen wird. Arvid, immer noch zu lahm. Ihr merkt schon, er konnte mich nicht überzeugen. Was schade ist, denn um die Entwicklung der Ich zu verstehen, ist sein Spiel so wichtig. Es ist eben eine Hauptrolle. Ich billige zwar jedem seine eigene Interpretation zu, aber der Inhalt sollte dadurch nur bedingt betroffen sein. Lucy lässt durch ihr Minenspiel erkennen, dass sie ahnt, was Maxim Ich erzählt. Sie ist am Ende der Szene wirklich kein Kind mehr. Das sich Ich geändert hat und beginnt eine selbstbewusste Frau zu werden, zeigt schon die nächste Szene, als sie mit dem Haushaltsbuch auftritt (übernimmt Verantwortung, die sie am Anfang an Mrs. Danvers abgegeben hat) und Bee beruhigt. Sie lässt sich nicht von ihrer Unsicherheit, die sie sicher auch hat, beeinflussen. Sie tritt ruhig und gefasst auf. Ein schöner ruhiger Gesang der Frauen, in der Lucy mit Kerstin (für mich als Laien) ganz anders singt als vorher mit Pia. Gleich zu gleich, vielleicht? Im Anschluss wird das Haus ausgeräumt und befreit von den Erinnerungen. Es wird die „Halle von Manderley“ aus dem 1. Akt gespiegelt, als die Danvers nur mit strengen Blicken erreicht hat, dass die Hausangestellten taten, was sie wollte. Ich setzt ein Lächeln, eine nette Geste oder eine Bitte ein und wird am Ende von ihrem Personal als neue Herrin von Manderley anerkannt. Als die Danvers auftritt, steht Ich mit dem Rücken zu ihr am Schreibtisch. Die Orchideen sollen gerade aus dem Morgenzimmer entfernt werden. Ich tritt der Haushälterin selbstbewusst gegenüber. Auch im Gesang ist Lucy energischer als in früheren Szenen, Pia wirkt fast panisch, und wieder sind es ihre Augen, die mich faszinieren, als der Amor in der Kiste landet, obwohl auch Lucys Blick in Richtung Pia, göttlich an der Stelle ist. Auch hier eine Spiegelung zu der früheren Szene zwischen den beiden.
Im Gerichtssaal kann ich mich nur wieder wiederholen, ich mag den Arvid Larsen nicht- er verhunzt die Stellen. Aber das Ensemble hat mir hier wirklich gut gefallen. Auch Lucy spielt die neue Rolle der Ich perfekt. An früherer Stelle im Stück wäre sie panisch gewesen, hier tritt sie ruhig und gelassen auf, und beruhigt ihren Gatten. Auch ihren Ohnmachtsanfall setzt sie meiner Meinung nach bewusst ein und fällt nicht einfach so um.
Bei der Heimkehr nach Manderley trifft man auf eine Mrs. Danvers, die um ihre Fassung bemüht ist und Favell loswerden will. Sie will eigentlich nur über das in der Gerichtsverhandlung erfahrene nachdenken, doch Favell hat anderes im Sinn und begibt sich in die Bibliothek, wo er auf die Familie de Winter wartet. Das Ehepaar, Frank und Oberst Julian betreten nacheinander die Szene. Der Oberst verlangt einen Beweis. Erst wird Ben, dann Mrs. Danvers gerufen. Ihre Haltung ist so stolz wie das gesamte Stück durch, noch ist sie voll blinder Loyalität gegenüber Rebecca. Erste Zweifel, die nach der Verhandlung da waren, sind scheinbar verschwunden. Sie macht sich über Favell lustig, der Rebecca nie gekannt hat. Zweifel größeren Ausmaßes brechen bei ihr erst wieder auf, als Oberst Julian in dem Kalender Rebeccas eine Eintragung für ihren letzten Tag findet. Daraufhin brechen der Oberst, Favell und Ich am nächsten Morgen nach London auf. Hier wurde noch einmal schön mit Projektionen gearbeitet, alle waren immer passend und ich hatte nie den Eindruck, dass es zu viele sind oder das Ganze überladen wirkte. In London erfahren die drei, dass Rebecca todkrank war und schlussfolgern, dass sie doch Selbstmord begangen hat. Als Ich in Manderley anruft um Maxim die gute Nachricht zu überbringen, belauscht Mrs. Danvers das Gespräch zwischen ihm und Frank. Pias Reaktion ist wieder schauspielerisch toll, man spürt richtig wie sie leidet, wie sie nicht versteht und auch nicht akzeptiert, dass Rebecca nicht wiederkommt und so dem Wahnsinn verfällt. Ich kommt voll Hoffnung wieder zurück aus London, doch da steht Manderley in Flammen.
ES WAR GRANDIOS! GANZ TOLL! Also, das die Treppe brennen wird, war ja jedem klar, der sich vorher schon ein wenig informiert hat, aber all die Effekte (ich werde sie jetzt nicht verraten- nur so viel, ich bin ganz schön zusammengezuckt) im Zusammenspiel - ein gelungener Höhepunkt. Der Epilog war dann wieder zum Runterfahren.

Nachdem ich mich wieder gesammelt hatte, bin ich natürlich auch noch zur SD. Hat eine Weile gedauert, bis ich sie gefunden hatte. Aber sowohl Lucy, sie kam zuerst raus, und später auch Pia haben sich beide viel Zeit genommen. Wobei Lucy nicht viele Fotos mit den Fans gemacht hat. Allerdings haben beide nicht an Autogrammen gespart. Pia ist wohl Kunde bei Kaufland, denn als sie aus dem Theater kam, war sie mit einer fetten Tüte aus diesem Supermarkt bewaffnet und Lucy fährt U-Bahn. Aber da vom SI-Center ja nur eine Linie weg fährt, trifft man sie vielleicht öfter nach der Vorstellung.
Für mich steht jedenfalls fest, dass ich wieder fahren werde. Aber erst nach der BoM. Dann werde ich das einer gewissen Person ganz fett an ihre Pinnwand posten- gell ;)

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Re: Rebecca, 10. Dezember, Abendvorstellung

Beitragvon Tessa » 15.12.2011, 19:34:55

Danke für den sehr langen und ausführlichen Bericht. :-)
Es hat viel Spaß gemacht, ihn zu lesen. Du unterrichtest nicht zufällig Deutsch?

Jette hat geschrieben:die vielen jungen Frauen- Fernsehen vergrößert halt die Fangemeinde ungemein


Ich nehme mal an, dass du dich da auf eine gewisse Serie von einen bestimmten Privatsender beziehst?
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Re: Rebecca, 10. Dezember, Abendvorstellung

Beitragvon Jette » 15.12.2011, 21:46:32

Also ich habe einmal Deutsch studiert, zum Unterrichten bin ich an meiner Schule nie gekommen. Ja, darauf beziehe ich mich.

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Re: Rebecca, 10. Dezember, Abendvorstellung

Beitragvon Elphaba » 16.12.2011, 06:04:20

@TdV-Fan: Wieso die Frage?


@Jette: Auch von mir vielen Dank für deinen langen und ausführlichen Bericht!
Da kann man sich als weit weit weg wohnendes Nordlicht ja schon ein gutes Bild machen. :)


Und: Ich würde durchaus auch mal aus dem Norden angereist kommen um mir ein Musical anzusehen, dass mich sehr interessiert (sofern ich das Geld aufbringen kann). Und das OBWOHL ich weder einen Bericht über Rebecca noch jemals die Serie mit Lucy Scherer im Fernsehen gesehen habe! Gibt auch Leute die interessieren sich einfach dafür... :P ;)
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Re: Rebecca, 10. Dezember, Abendvorstellung

Beitragvon Tessa » 17.12.2011, 12:46:00

@Elphaba: Ich stand erst auf dem Schlauch. Hab zuerst an die Fernseh-Werbung von der Stage gedacht. Und mir dann gedacht, dass das nicht sein kann, weil die nicht so eine Wirkung erzielt.
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Re: Rebecca, 10. Dezember, Abendvorstellung

Beitragvon Elphaba » 18.12.2011, 04:36:19

Nee, ich meinte die Frage, ob sie Deutsch studiert hat. ;)
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Re: Rebecca, 10. Dezember, Abendvorstellung

Beitragvon Tessa » 18.12.2011, 12:27:06

Weiß nicht. Kam mir irgendwie in den Sinn. Der Bericht wirkte auf mich nicht 08/15 und mein Deutschlehrer will immer, dass wir auf unsere eigene Art schreiben und nicht nur das schreiben, was uns jahrelang eingetrichtert worden ist.
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Re: Rebecca, 10. Dezember, Abendvorstellung

Beitragvon Jette » 18.12.2011, 16:03:30

Also ich trichtere meinen Schülern auch immer ein, sie sollen selbst denken und handeln und ja, ja TdV-Fan ich habe neben Mathematik auch Germanistik auf Lehramt studiert aber selten unterrichtet.

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Re: Rebecca, 10. Dezember, Abendvorstellung

Beitragvon Sisi Silberträne » 18.12.2011, 16:16:23

Mathematik :scared-eek: :scared-eek:

Danke für den ausführlichen Bericht! Scheint ja vom ganzen Drumherum sehr spannend zu sein in Stuttgart. Oh ich darf mir keine Berichte mehr durchlesen, wenn dabei bleiben will, nicht dahin zu fahren ^^
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