Elisabeth Frankfurt, 3.Dezember 15.00 Uhr

Wie gefiel euch eine Vorstellung und was würdet ihr kritisieren?

Moderatoren: Sisi Silberträne, Elphaba

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Jette
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Elisabeth Frankfurt, 3.Dezember 15.00 Uhr

Beitragvon Jette » 11.12.2011, 17:52:30

Nach einer gefühlten Ewigkeit war es wieder so weit. Auf dem Plan stand „Elisabeth“. Als die ersten Karten in Umlauf kamen, hatte ich schnell gekauft, damit ich einen guten Platz bekäme. Später stellte sich es sich dann heraus, dass es auch für Erfurt, also viel näher ein Gastspiel gibt. Trotzdem bin ich am 3. Dezember nach Frankfurt in die Jahrhunderthalle gefahren und habe in der Mitte der 2. Reihe Platz genommen.
Wir waren spät dran, nur ein schneller Blick in die Besetzungsliste. Leider kein Mathias, dafür Mark und Annemieke. Sie hatte ich schon in der letzten Tour zweimal gesehen und war gespannt, ob sie mich wieder so berühren könnte. Und Mark? Ja Mark. Würde er in die Rolle passen, sie überzeugend spielen? Wie würde sein Tod sein? Kalt, verführerisch, schleimend…? All die Fragen sollten im Laufe des Abends beantwortet werden.
Das Licht ging aus, die Musik begann, der erste Blick auf das Bühnenbild und die Kulisse. Nichts hatte sich auf den ersten Blick wirklich verändert. Der Richter stellte die Frage nach dem „Warum“ und ein Lucheni (Kurosch Abbasi), der mich nicht überzeugen konnte, wobei ich denke, es ist immer eine Geschmackssache und hat überhaupt nichts mit Können zu tun, begann und somit- ich nehme es an dieser Stelle schon einmal vorweg- ein wunderbarer Abend.
Dann das erste Auftreten von Mark. Er nahm mich von der ersten Sekunde an gefangen. Ich nahm ihm die Rolle des Todes ab. Ich hatte ihn vor wenigen Wochen noch beim Derniere in „We will rock you“ gesehen, wo er mich in der Rolle überhaupt nicht überzeugt hat. Und jetzt- BUM! Ich verfolgt gespannt sein Spiel, fragte mich auch, ob andere Darsteller des Todes so wenig spielten und doch eine so große Wirkung auf mich gehabt hatte? Im Vergleich zu Oliver Arno war er in den ersten Szenen für mich trotz seines minimalistischen Körpereinsatzes präsenter. Dann der erste Auftritt von Annemieke und ich dachte, Mist- hat sie heute einen schlechten Tag. Jedenfalls gefiel mir ihre Darstellung in „Wie du“ nicht. Auch fand ich das Kostüm viel zu groß. Doch schon in „Schwarzen Prinz“ widerlegte sie den ersten Eindruck, der sich auch im Laufe des Abends dann auch nicht bestätigte. An dieser Stelle möchte ich nur einmal anmerken, dass man von der 2. Reihe in der Jahrhunderthalle zwar gut sieht, aber wie Sissi den Turm erklimmt nicht. Eine Frage an die Personen, die weiter hinten gesessen haben: Steigt sie hoch oder nicht? Ich hatte es nämlich so in Erinnerung.
Das erste Zusammentreffen von Elisabeth und dem Tod ist schön. Mark zeigt nach wie vor wenig Regung, aber man spürt schon eine gewisse Anziehung zwischen den beiden.
Das erste Auftreten der kaiserlichen Familie. Mein Bruder und ich waren sehr froh, dass wir nicht Christa Wettsetin als Erzherzogin hatte, sondern Betty Vermeulen und trotzdem ich auf Mathias gehofft hatte, überzeugt mich Lars Rindelaub sehr in seiner Rolle. Gerade sein Spiel in der ersten Szene war sehr gut. Die Kirche ist ihm eigentlich egal, da kann es sich auf die Wünsche seiner Mutter einlassen. Als allerdings eine Mutter mit ihrer Bitte auftritt, bemerkt man an allen, dass es dem Kaiser schwer fällt, die Entscheidung im Sinne seiner Mutter zu treffen. Wirklich überzeugend gespielt.
Das erste Mal überhaupt, und ich habe mir Elisabeth schon oft angesehen, ist mir Graf Grünne aufgefallen. Sein Spiel an dieser Stelle steht für mich speziell dafür wie der Umgang bei Hofe wahrscheinlich war- nämlich hinterhältig und verlogen.
Ein Wort vielleicht noch zu Sophie, um Längen besser als C. Wettstein (das ist meine persönliche Meinung, jeder kann eine andere haben), hin und wieder war sie mir nicht energisch genug und auch beim letzten Lied- es ist eins meiner Lieblingslieder- überzeugt sie im Schlussteil nicht. Trotzdem eine gute Vorstellung.
Bei „Nichts ist schwer“ die Szene mit dem Riesenrad, hat man unsere Meinung nach geändert. Bei der letzten Tour wurde die „Gondel“ noch nach oben gezogen, jetzt bewegt sich nur die Projektion (ich kann mich natürlich auch irren). Eine weitere kleine Änderung ist das der Tod beim Ja-Wort auf der Feile steht und das Schlagen der Glocke imitiert.
Dann erneut der Tod, wobei ich mich schon immer gefragt habe, warum gerade beim Hochzeitstanz der Tod auftritt. War die Situation an der Stelle schon so schwierig für Elisabeth, der Einfluss der Schwiegermutter schon so abzusehen, dass sie den Tod herbeiwünscht? Mark spielt hier den verschmähten Liebhaber, der zwischen Eifersucht, Wut und Hoffnung wechselt, gut. Sein Körpereinsatz und seine Mimik wirken nicht übertrieben und sein letzter Ton, ließ das Publikum begeistern. Und das Schicksal nimmt weiter seinen Lauf.
Eine- ich habe einige davon – meiner Lieblingsszenen ist „Eine Kaiserin muss glänzen“. Hier wurden minimale Veränderungen vorgenommen, diese tun aber dem Spiel nicht weh.
Dann „Ich gehör nur mir“ und was soll ich sagen, vielleicht ich hatte Tränen in den Augen, habe das Atem holen kurzzeitig unterbrochen. Es war sehr emotional und Frankfurt hatte an diesem Abend auch ein Publikum, das nicht schon vor dem Schlusston in Beifallsstürmen ausbricht. Toll! Das Ganze wiederholt sich dann natürlich auch noch einmal in der Schlussszene des 1. Aktes. Dort hätte der Kaiser sich aber nicht so weit zurücknehmen müssen. Das Zusammenspiel der drei Protagonisten war aber trotzdem sehr gelungen.
„Bei Szenen einer Ehe“ hat mir Lucheni mir am Wenigsten gefallen. Er hat an dieser Stelle die Rolle in meinen Augen nicht gut interpretiert. Und weiter ging das Spiel- die Reise nach Ungarn der Tod der kleinen Sophie- Auftritt Tod, der versucht zu verführen, zu überzeugen mit seiner wunderschönen Stimme. Bei der „Apokalypse“ schubst Lucheni einen Besucher des Kaffeehauses und dieser stürzt oder er spuckt in den Likör. Alles Niedlichkeiten, die ich bei früheren Besuchen nicht wahrgenommen habe oder neu sind.
Eine Szene in der mir Lucheni gut gefallen hat, war „Kitsch“. Sein Spiel mit dem Publikum und dem Dirigenten, der auch wunderbar mitgemacht hat, war toll und Mal was Anderes und von mir nicht erwartet.
In „Wenn ich tanzen will“ kann ich mich nicht entscheiden, ob ich das Spiel der beiden mag oder nicht? Ich weiß einfach nicht, ob es Angst war in dem Spiel von Annemieke. Auf der anderen Seite spielt sie dann aber wieder gleichberechtigt neben dem Tod. Trotzdem würde ich sagen, dass der Tod am Ende als Gewinner aus dieser Szene geht und Elisabeth frustriert die Bühne verlässt. Mark bleibt aber nicht weniger frustriert zurück. War Mark eben noch gegenüber Elisabeth scheinbar kalt und sein Gesichtsausdruck fast hart, wurde er jetzt beim ersten Auftritt Rudolfs weich, fast liebevoll.
Im „Irrenhaus“ lief alles wie immer, wobei Annemieke etwas energischer bzw. verzweifelter bei „Nichts, Nichts“ hätte sein können. Aufgrund der Technik wurde bei „Wir oder sie“ deutlich, Wann durch den Kardinal die Kirche sprach. Seine Stimme klang dann wie in der Kirche beim Ja-Wort blechern. Oder ob der Privatmann sprach, dann spiegelte sich durch seine Stimme die Hinterhältigkeit wieder. In diesem Zusammenhang fällt wir auch wieder Graf Grünne ein.

Vielleicht noch ein paar Dinge zum Schluss- wenn ihr mehr wissen wollt, fragt mich.

Oliver Arno hat eine gute Leistung abgegeben, Aber er ist für mich nicht mit der letzten Tour zu vergleichen, da er dort eine größere Rolle gespielt hat. Lars Rindelaub und Betty Vermeulen haben ihre Sache gut gemacht. Annemieke hat für Gänsehaut und Tränen in den Augengesorgt. Sie passt perfekt in die Rolle, obwohl ich in dieser Rolle vielleicht auch Mal jemand anderen sehen würde.
Und Mark. Ja- er war topp! Vom Aussehen, der Stimme und dem Spiel hat er mich voll überzeugt. In diesem Sinne hoffe ich auf Erfurt und dass ich dann vielleicht auch Mathias als Kaiser sehen kann.

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Re: Elisabeth Frankfurt, 3.Dezember 15.00 Uhr

Beitragvon smaragdgrün » 14.12.2011, 08:43:59

Danke für den Bericht!

Ich bin wirklich sehr gespannt auf Mark als Tod. Ich hatte beim letzten Mal Oliver Arno und diesmal hat er mir nicht ganz so gut gefallen wie bei der letzten Tour. Ich hab auch Lars Rindelaub als Franz gesehen und ihn fand ich wirklich sehr gut.

Mit Annemieke geht es mir so wie Dir, ich finde sie wirklich toll, würde aber auch gerne mal jemand anderes als Elisabeth sehen.


Ich fand nur die Halle nicht ganz so passend für das Stück. Letztes Mal war es ja in der alten Oper und gerade für so ein historisches Stück fand ich das viel besser. Die Jahrhunderthalle ist irgendwie so herzlos und riesig, außerdem ist die Bühne wirklich sehr weit weg. Wie fandest Du das?

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Re: Elisabeth Frankfurt, 3.Dezember 15.00 Uhr

Beitragvon Jette » 14.12.2011, 18:27:33

Also alte Oper fand ich auch passender. Aber ich saß ja 2. Reihe das war ganz i.O.

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Re: Elisabeth Frankfurt, 3.Dezember 15.00 Uhr

Beitragvon Elphaba » 16.12.2011, 05:52:57

Auch von mir vielen Dank für deinen schönen Bericht!

Ein sehr schön flüssig geschriebener Bericht! :)

Da scheinst du ja einen neuen Tod-Favoriten gefunden zu haben! :D
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Re: Elisabeth Frankfurt, 3.Dezember 15.00 Uhr

Beitragvon Jette » 16.12.2011, 09:17:27

Ja Mark hat mich schon beeindruckt


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