The birds of Alfred Hitchcock, 2.4.2011

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serena
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The birds of Alfred Hitchcock, 2.4.2011

Beitragvon serena » 16.08.2011, 23:36:12

The birds of Alfred Hitchcock
Theater Bielefeld, 2.4.2011, 19.30 Uhr
Und noch etwas zum Lesen. ;)

Das Stück handelt von der Beziehung der Tippi Hedren zu Alfred Hitchcock während der Dreharbeiten des Films „Die Vögel“. Die Geschichte wird als eine Rückschau erzählt. Tippi wacht in einem Klinik-Zimmer auf und erzählt dem Pfleger ihre Erlebnisse. Sie enden mit ihrem Zusammenbruch am 5. Drehtag der Dachbodenszene und den klar sexuellen Forderungen Hitchcocks ihr gegenüber. Das Stück endet mit einer Tippi, die entschlossen ihr Klinik-Zimmer verlässt.

In dem ganzen Stück ist Hitchcock nie zu sehen. Werden im Stück Filmszenen gedreht, ist Hitchcocks Stimme aus dem Off zu hören. Die Rollen sprechen oft mit bzw. zu ihm, da er in diesen Gesprächen nie hörbar antwortet. Statt dessen erhebt sich rechts aus dem Orchestergraben eine überdimensionale Zigarre, die man meiner Meinung nach weglassen kann, da sie weder von den Darstellern/Rollen beachtet wird noch von jedem Platz aus zu sehen ist.

Auch wenn ohne den Film zu kennen der Schluss/Höhepunkt abzusehen ist, ist die Geschichte spannend gestaltet. Es ist weniger der eben nicht überraschende Höhepunkt, der die ganze Zeit fesselt, sondern der Weg dorthin. Immer wieder tauchen neue Gemeinheiten auf, die „Hitch“ sich für seinen Star einfallen lässt. Und immer wieder fragt man sich, warum Tippi mit ihrem Verdacht nie Gehör findet, weder beim Drehbuchautoren noch beim Pfleger.

Das hindert das Stück jedoch nicht daran, Längen zu besitzen. Allerdings sind diese durchweg im ersten Akt zu finden. Dieser beginnt mit einer sehr (zu) langen Einführung in die Geschichte im Klinik-Zimmer. Bis zum ersten Lied dauert es glatt eine Viertelstunde! Dabei könnte man die Szene in 5 Minuten abhandeln.
In der Mitte des Aktes darf der filmbegeisterte Pfleger ein Lied über Hitchcocks Art der Spannungserzeugung singen (Angst ist unterhaltsam), das genau nichts zum Verlauf der Handlung beiträgt. Dass er die Dusch-Szene in „Psycho“ mag, hat er vorher schon oft genug erzählt. Dafür bedarf es wirklich keinem Lied.
Am Ende des ersten Aktes beschließt Tippi, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen und auch mal „Nein“ zu sagen. Hier könnte sehr schön der Vorhang zur Pause fallen. Statt dessen muss noch eine Reprise des Songs her, das vom gesamten Ensemble gesungen wird. Das war auch nicht nötig. Wenigstens ist danach wirklich Pause. Immerhin sind dann schon 1 ½ Stunden vorbei.

Der zweite Akt dauert noch ca. eine Stunde und ist deutlich straffer. Er ist, im Gegensatz zum ersten Akt, fast durchkomponiert. Das sorgt zusätzlich für einen stringenteren Eindruck.

Die Musik ist ein Kapitel für sich. Wer Ohrwürmer zum Mitsingen erwartet, ist dort fehl am Platz. Fröhliche Melodien sind eh´ extrem selten, einzig „San Francisco“, die Eröffnungsnummer im zweiten Akt, versprüht Fröhlichkeit. Ansonsten haben die Lieder einen dramatischen (Unter-)Ton und ähneln manchmal mehr klassischer Filmmusik denn Musicalsongs. Das passt allerdings sehr gut zur Art des ganzen Musicals und unterstreicht den Inhalt bestens. Zudem wird es vom recht großen Orchester mit allen notwendigen Klangfarben einwandfrei dargeboten.

Leider ist die Tonqualität vorne nicht genau so gut. Zeitweise übertönt das Orchester die Darsteller deutlich. Darunter leidet die Textverständlichkeit. Besonders bei der Hauptrolle sind so einige Passagen unverständlich. Der Geschichte folgen kann man noch problemlos, ärgerlich ist es trotzdem.

Ein bisschen unaufmerksam war wohl die Requisite. Im Laufe des Stücks entwickelten sich die Feuerzeuge zum „running gag“ der Show. Sie waren ständig leer. Das gipfelte in der Szene beider Filmschauspielerinnen in der Umkleide darin, dass Tippi zu einem roten Plastikfeuerzeug griff, da die stilistisch korrekten silbernen Sturmfeuerzeuge den Dienst versagten. Als Konsequenz folgte entsprechendes Gelächter im Publikum. Man kann also nicht sagen, dass es vor lauter Dramatik nichts zu lachen gab – zumindest nicht in dieser Vorstellung!

Die Besetzung:

Tippi Hedren: Katharine Mehrling
Abgesehen, dass ihre Textverständlichkeit öfter unter dem Orchester litt, war ihr Auftritt gelungen. Ihre Frisur spiegelte die Entwicklung ihrer Rolle auch wieder. Je schwieriger die Situation für Tippi wurde, desto zerzauster wurde ihr Haar.

Hitchcocks Stimme: John Wesley Zielmann
Den rauen, unfreundlichen, fordernden Tonfall Hitchcocks dürfte er sehr gut getroffen haben. Sympathien für diesen Regisseur entwickelt man jedenfalls nicht.

Robin, Krankenpfleger: Carlos H. Rivas
Den Herren fand ich in einem Punkt „faszinierend“: in seiner Aussprache. Er singt akzentfrei Deutsch, aber beim Sprechen holpert es so einige Male. Da seine Sprechpassagen zwar oft aber nie lang sind, geht’s.

Peggy Robertson, Hitchcocks Assistentin: Carolin Soyka
Schöne Wandlung von einer gut meinenden, freundlichen Frau über den gestressten Arm Hitchcocks bis hin zur eigenständigen Bedrohung. Nur die Auspolsterung des Kostüms sieht sehr plump aus.

Jessica Tandy, Schauspielerin: Masha Karell
Diese Frau weiß, wie man mit wenigen Auftritten Eindruck hinterlässt. Ihre Rolle als Anerkennung und Aufmerksamkeit einfordernde Schauspielerin gibt ihr dazu Möglichkeiten, die sie bestens zu nutzen weiß. Trotzdem geht eine gefühlvollere Seite nicht unter.

Evan Hunter, Drehbuchautor: Alexander Franzen
Er gibt bestens den Spielball Hitchcocks, der die Wahrheit nicht sehen will. Sein Kredo „Denk an die Karriere“ siegt sogar über die Liebe und lässt ihn am Ende auch zu einer Bedrohung werden.

Regieassistent: Alexander Janacek
Der Trottel vom Dienst. Und das sehr überzeugend. Den lustigsten Moment zeigt er, wenn er mit dem Kopf im geschlossenen Regenschirm stecken bleibt. Also neben den Feuerzeugen gibt es noch einen Grund zum Lachen!

Ray Berwick, Vogeltrainer: Steffen Häuser
Bei seiner Rolle wird nie klar, ob er zu Tippi oder Hitchcock hält oder bewusst bzw. unbewusst zwischen ihnen steht. Es gibt für alles Anzeichen. Und genau das macht die Rolle interessant. Bewundernswert, wie er die ganze Show über die zackigen, humpelnden Bewegungen beibehält.

Hitchcocks Cameo-Hund: Gigi
Er wird im ersten Akt kurz auf der Bühne getragen und von Tippi gekrault. Das war´s. Lustig, ihn trotzdem auf der Castliste zu sehen. Gigi ist übrigens der Hund von Katharine Mehrling.

Filmcrew/Ensemble: Carolin Fink, Jasmin Göttmann, Vanessa Hanetzky, Janina Hinrichs, Janina Keppel, Jessica Krüger, Sebastian Ciminski, Andreas Lutsch, Dominik Meurs, Claudio Pasquale Meyer, Jörn Ortmann, Robby Plücker
Alles Studierende und Absolventen der German Musical Academy Osnabrück. Es könnte allerdings auch ein Ensemble mit erfahrenen Darstellern sein. Die Gruppe zeigt eine Spielfreude und Genauigkeit in Choreografie und Timing, die schlicht fantastisch ist!

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Re: The birds of Alfred Hitchcock, 2.4.2011

Beitragvon DracosAdriana » 17.08.2011, 00:12:26

Danke für den Bericht . Es ist interessant zu lesen wie andere das Stück sehen. Ich liebe es :)
Ach zu carolin soyka: Sie hatte keine aufpolsterung des kleides sondern war im ( wenn ich mich nicht irre) sechsten oder siebten Monat schwanger :)

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Re: The birds of Alfred Hitchcock, 2.4.2011

Beitragvon Traumtaenzerin » 17.08.2011, 07:40:46

DracosAdriana hat geschrieben:Ach zu carolin soyka: Sie hatte keine aufpolsterung des kleides sondern war im ( wenn ich mich nicht irre) sechsten oder siebten Monat schwanger :)

Ein bisschen Polsterung hat sie schon noch im Kleid, allerdings lange nicht mehr so viel wie am Anfang. Ich habe die zweite Vorstellung gesehen, da sah es echt super aus (also 'echt' und nicht iwie skurril). Aber ich muss serena Recht geben: Ich habe sie letztens während der Pause kurz gesehen, es sieht nicht mehr soo gut aus :mrgreen:
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Re: The birds of Alfred Hitchcock, 2.4.2011

Beitragvon DracosAdriana » 17.08.2011, 07:44:49

Na Sie muss ja auch bald soweit sein oder ist das Kind schon da? Also ich fand man man hat es von Monat zu Monat mehr gesehen ;)

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Re: The birds of Alfred Hitchcock, 2.4.2011

Beitragvon Traumtaenzerin » 17.08.2011, 14:23:11

In der nächsten Spielzeit steht sie auf jeden Fall nicht mehr auf der Bühne :lol:
Bei 'Wie im Himmel' ist sie auch schon länger nicht dabei. Eine (hoch)schwangere Gabriella ... :think: ^^
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