Die letzten fünf Jahre, Kaiserslautern

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Beteigeuze
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Die letzten fünf Jahre, Kaiserslautern

Beitragvon Beteigeuze » 24.02.2011, 17:27:08

Die letzten fünf Jahre, 23.02.2011, Pfalztheater Kaiserslautern

Nachdem ich vorgestern während dem Lernen dachte, dass es doch mal wieder an der Zeit sei ins Theater zu gehen, habe ich gleich mal den Spielplan des Pfalztheaters durchgeblättert – und siehe da, ein Musical an einem Mittwochabend. Also ab zum Theater und ein Last Minute Ticket für „Die letzten fünf Jahre“ besorgt.

Die letzten fünf Jahre ist ein Musical von Jason Brown und es ist von der Art her ein ganz anderes Musical als man es kennt. Es ist keine große Show mit einem riesigen und wechselnden Bühnenbild, es kommen keine großen Tanzeinlagen vor und es spielt auch kein großes Orchester. Alles in kleinem Rahmen mit nur zwei Charakteren – welche Bühne eignet sich da wohl besser als die Werkstattbühne des PT? Einmal mehr habe ich wieder den Abend auf dieser kleinen Studiobühne genossen - mittendrin statt nur dabei.

Das Stück handelt von der Schauspielerin Cathy (Astrid Vosberg) und dem Schriftsteller Jamie (Dominique Bals). Sie verlieben sich ineinander, ziehen zusammen, heiraten – das ganz große Glück eben. Doch irgendwann kommt die Entfremdung, der Streit und sie trennen sich. Während Cathy das Stück von der schmerzhaften Trennung bis zum anfänglichen Verliebtsein erzählt, beginnt Jamie beim anfänglichen Verliebtsein und endet schließlich bei der Trennung.

Insgesamt war es sehr interessant inszeniert. Die beiden Charaktere befanden sich oft gemeinsam auf der Bühne und dennoch waren sie nicht richtig zusammen, spielten aneinander vorbei.
So zum Beispiel ist mir das„gemeinsame“ Weihnachtsfest, das im Übrigen mit einem quietschepinken Weihnachtsbaum gefeiert wurde, besonders im Gedächtnis geblieben. Jamie sitzt auf dem Bett und liest Cathy eine Geschichte vor, wenn man das so nennen kann und wie ich es interpretiert habe, in seiner Zeitlinie – Cathy sitzt vorm Bett, liest die selbe Geschichte, allerdings in einem Buch. Sie waren zusammen und doch getrennt voneinander. Hier war auch das Gläschen Sekt, das beide tranken und ‚rein zufällig‘ anstoßen beim Vorbeigehen an dem jeweiligen anderen einfach passend. Diese kleinen Dinge, die so zufällig geschahen und wo letztlich doch viel Aussagekraft enthalten war, machten das Stück zu einem sehr intensiven Erlebnis.

Einmal trafen sich sie beiden, ziemlich in der Mitte des Stücks, als Jamie Cathy einen Heiratsantrag macht – Cathy ging dann weiter zurück, was teils sehr amüsant war, insbesondere wenn es um ihre, doch teils nicht so ganz erfolgreichen Vorsprechen/Vorsingen ging – die dann ja auch rückwärts gespielt wurden. Da konnte man dann auch „Eins und Eins“ zusammen zählen – Cathy, die oft erfolglos blieb und ohne Jobangebot nach Hause kam, während Jamie als Schriftsteller großen Erfolg erreicht. Am Anfang bei Cathy bzw. am Ende bei Jamie blieb der Frust – Cathy kommt sich ignoriert vor („Für dich zählen nur die anderen; ich steh weinen da und dich interessiert es nicht.“), Jamie währenddessen ärgert sich, dass Cathy sich nicht die Zeit nimmt und ihn begleitet zu einem Termin, Verleihung (sowas in der Art).
Am Ende ist es auch interessant, wenn Cathy verliebt mit einer Serviettenrose auf dem Stuhl sitzt, während Jamie eigentlich schon mit seiner neuen Geliebten im Bett liegt. Das Stück endet mit Cathy, die ihrem ‚neuen‘ Lover verabschiedet (bis morgen), während Jamie ihr lediglich ein Tschüss sagt (ich weiß leider den genauen Wortlaut nicht mehr).

Mir persönlich hat das Stück sehr gut gefallen. Insbesondere die beiden Darsteller haben eine solide Leistung erbracht und Cathy und Jamie wirklich treffend und authentisch dargestellt. Astrid Vosberg habe ich schon mehrere Male am PT erleben dürfen. Von ihrer Bühnenpräsenz, ihre Wandlungsfähigkeit und vor allem von ihrer Stimme bin ich immer wieder fasziniert. Auch Dominique Bals fand ich klasse. Eigentlich ist er im Schauspielensemble, daher war ich erst überrascht, als ich gelesen habe, dass er mitwirkt – aber er hat eine Gesangsausbildung und auch ihn fand ich klasse!

Ich kann nur empfehlen - falls mal jemand in Kaiserslautern sein sollte, sich das Stück anzusehen, es lohnt sich wirklich!
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Re: Die letzten fünf Jahre, Kaiserslautern

Beitragvon Nachtschwärmerin » 24.02.2011, 18:25:09

oh toll! ich hab das stück in hildesheim gesehen http://nachtschwaermende.blogspot.com/2010/11/die-letzten-5-jahre-hildesheim.html - war aber ne andere inszenierung: - sehr interessante geschichte. die musik reißt mich zwar nicht vom hocker, aber allein die idee und die immer wieder andere umsetzung machen das stück absolut sehenswert...

danke für deinen schönen bericht!
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Re: Die letzten fünf Jahre, Kaiserslautern

Beitragvon Elphaba » 25.02.2011, 03:33:18

Auch von mir danke für den gelungenen Bericht! :)

Ich liebe dieses Musical! :D

O.K. ich kann mit der deutschen Übersetzung nicht so ganz warm werden, aber die Story, wie sie aufgebaut ist und auch die Musik sind wunderschön! Einfach mal nicht so der Mainstream wie TdV, Elisabet und co. Sehr erfrischend! :)

Das scheint ja auch deinen Beschreibungen zu Folge eine gleungene Inszenierung gewesen zu sein! :D
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Re: Die letzten fünf Jahre, Kaiserslautern

Beitragvon Kitti » 25.02.2011, 13:56:47

Danke für deinen schönen Bericht. Ich höre gern die Broadway-CD von diesem Stück und würde es so gern mal live sehen! Toll, dass es jetzt offenbar öfter gespielt wird. :)
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