Vámpirók Bálja
Magyar Szinhaz – Samstag, 31.12.2011, 19.30 Uhr
Vor Beginn des Stücks gab es die Durchsage, dass es nach der Vorstellung im Foyer Sekt gäbe und die Darsteller kommen würden. Das war doch ein netter Einstieg.
Die ungarische Version des Musicals ist (für die, die´s nicht wissen) die deutsche Version mit dem Wiener Design. Oder besser: das neue Bühnenbild Wiens war die Kopie der Budapester Version! Daher kann man z. B. sehen wie Koukol Sarah beim Ankleiden für den Ball hilft. Im Gegensatz zur deutschen Version darf Alfred noch feststellen, dass Vampire Gefühle haben, wovon der Professor natürlich nichts wissen will. Alfred und Sarah zeigen vor dem Finale nicht nur auf das Publikum, sondern gehen wirklich durch das Parkett ab. Dabei kann es durchaus passieren, dass man von den beiden angefaucht wird (danke, Alfred, aber ich habe mich trotzdem nicht erschreckt).
Nett ist auch, dass er und der Professor einmal vom Rang aus zurück auf die Bühne klettern.
Wenn man die kleinen Trittstufen aus Metall sieht, die vor der Bühne stehen, fragt man sich, wieso es keine Unfälle gibt. Sehr sicher sehen die Teile nicht aus, besonders wegen der kleinen Trittfläche! Also ich möchte da nicht runter müssen.
Weniger nett, eher hässlich sind allerdings die Plastikmasken, die die Vampire im ersten Akt vor dem Schloss tragen! Etwas Makeup im Gesicht würde deutlich „vampirischer“ wirken.
Die Vorstellung verlief quasi problemlos. Nur bei Carpe Noctem gab´s Probleme mit den Mikros, weswegen die beiden Solisten manchmal kaum oder zu spät zu hören waren.
Den giftgrünen bzw. dunkelblauen Glibber beim Frühstück im Schloss möchte ich auch nicht essen müssen. Selbst der Professor probierte nach anfänglicher Begeisterung nichts vom Löffel.
Das Ende der Vorstellung verzögerte sich wegen der tollen Stimmung um einige Minuten. Es gab so einige Verbeugungen mehr, als sonst üblich. Sogar die Runde mit Musik wurde zweimal gespielt. Beim ersten Mal gab´s eine Lücke, bis plötzlich ein verschämt grinsender Alfred auf die Bühne rannte und sich hektisch verbeugte! Anschließend mussten Sarah und von Krolock rennen, um noch vor Ende der Musik auf der Bühne zu sein. Nach weiteren Verbeugungen gab es nochmal diesen Ablauf. Und diesmal sah man einen Grafen, der lachend Alfred rechtzeitig zu seinem Einsatz auf die Bühne schob!
Nach weiteren Vorhängen bat von Krolock um Ruhe, drehte sich zu seinen Kollegen um, zählte bis drei, drehte sich schnell wieder in Richtung Publikum – und dann riefen alle lautstark „Frohes neues Jahr“ (natürlich auf Ungarisch: Boldog új évet). Als Antwort gab´s großen Jubel vom Publikum.
In der ersten Reihe sprühte eine Dame blaue Luftschlangen auf die Bühne. Koukol bekam welche ab, nahm sie von seiner Schulter und schaute drein, als ob er entsetzt über den „Dreck“ auf ihm wäre. Hinter ihm nahm eine Dame des Ensembles das ganze mit mehr Humor und hob kurzerhand einen Faden auf, um ihn über ihre Kollegin zu legen.
Nach der Vorstellung standen wirklich Damen im Foyer, die Sektgläser verteilten. Ein Mitarbeiter bat uns, eine Gasse zu bilden und kurz darauf kamen auch fast alle Darsteller der Show mit Sektgläser ins Foyer. Nach einer kurzen Ansprache des Grafen stießen sie mit uns an und wünschten ein frohes neues Jahr. Danach waren die meisten Darsteller schnell verschwunden. Der Herr Graf und sein Diener waren nach 40 Minuten immer noch im Foyer. Ersterer, weil er vor lauter Fotowünschen nicht weg kam, letzterer, weil er dabei blieb (welch treuer Diener). Ok, vorher saß Koukol noch auf einer Treppe zum Rang und hat zugeschaut. Auf sein „Schnell, schnell!“ hörte niemand so recht, denn der Graf machte weiter Fotos mit Besuchern oder schrieb Autogramme. Eine Ruhe hat der Mann!
Die Besetzung (Namen wie bei mir üblich in der ungarischen Reihenfolge, also Nachname zuerst):
Graf von Krolock: Egyházi Géza
Endlich! 4 ½ Jahre nach meinem ersten Besuch habe ich endlich die Erstbesetzung gesehen. Holla, was für eine Stimme! Auf der CD klang er ja sehr vielversprechend, aber live war er noch beeindruckender! Ein herrlicher Bariton mit Volumen, Ausdruck und Gefühl in der Stimme. 1 A! Auch schauspielerisch ist er durchweg überzeugend. Schön war sein Lob über des Professors Fledermaus-Buch: zum Professor gewandt singt er freundlich und begeistert. Kaum fertig mit der Zeile dreht er sich weg und verzieht das Gesicht, als ob es das schlechteste Buch sei, das er jemals gelesen habe. Er ist auf jeden Fall ein Graf, den man gesehen haben muss!
Zu ihm gibt es nur einen negativen Aspekt zu sagen, und für den kann er nichts: Das Makeup! Sie steht ihm meiner Meinung nach sehr wenig und lässt sein Gesicht unvorteilhaft breit aussehen. Verführerisch sah er leider nicht aus. Schade.
Sarah: Andrádi Zsanett
Sie ist eine recht selbstbewusste Sarah, die nichtmals weint, als Chagal sie nach den Schlägen ins Zimmer einsperrt. Statt dessen fragt sie ihn etwas, um nach seiner Antwort wütend auf das Kopfkissen zu schlagen und den Kopf darin zu verstecken. Alfred um den Finger wickeln war für sie auch kein Problem. Sie wirkte ja reifer als er. Die passende, jung aber kräftig klingende Stimme bringt sie auch mit. Einfach schön!
Alfred: Mihálka György
Was für eine Mimik! Sie war sehr ausdrucksstark. Und eine kräftige, klassische Stimme hat er! Allerdings klingt er so kräftig singend deutlich tiefer und damit älter als sprechend. Dadurch wirkte er besonders am Ende bei „Für Sarah“ erwachsener und auch steifer als in seinem restlichen Spiel. Dennoch war es eine 1 A Darbietung!
Professor Abronsius: Jegercsik Csaba
Wenn der Professor seine Notizen macht, dann... merkt er nichtmals mehr, dass Alfred gerade durch´s Schlüsselloch beobachtet, wie Sarah vom Vater geschlagen wird. Statt dessen schiebt er Alfred, als er wieder aufstehen will, einfach wieder runter, um weiter auf seiner Schulter schreiben zu können. Das Inkognito des Grafen durchschaute er sofort. Schon als von Krolock sich als „Nachtvogel“ vorstellte, schaute er vielsagend zu Alfred und zeigte immer wieder auf den Grafen, so nach dem Motto: „Hörst du´s? Wir haben den Vampir gefunden!“
Chagal: Pavletits Béla
Na, da muss jemand aber keine große Lust auf eine Auseinandersetzung mit Koukol gehabt haben. Er stieg in der Gruft fast freiwillig wieder in den Sarg, Koukol brauchte ihn kaum scheuchen. Nachdem er Magda gebissen hatte, war leider kein Blut zu sehen. Hatte jemand kein Kissen im Mund? Der „Biss“ war auch recht kontaktarm und mit deutlichem Abstand zu ihrem Hals (was man von der Seite aus alles sehen kann). Das tat der Leistung aber keinem Abbruch. Er war schlicht ein herrlich verschrobener Chagal!
Rebekka: Csóka Vasass Kinga
Mein erster Gedanke: Mann, ist die dünn! Da habe ich aber deutlich korpulentere Frauen gesehen. Aber nach kurzer Zeit war das vergessen, weil sie so überzeugend resolut daher kam. Ihr Prusten ins übergroße Taschentuch war derart heftig, dass Alfred und der Professor zu Recht weggeweht wurden. Herrlich! Übrigens war sie zu Beginn von „Wahrheit“ die einzige, die pfiff.
Magda: Sári Éva
Sie fand das Fangen-Spielchen mit Koukol wohl lustig. Jedenfalls quietschte sie vergnügt, als er sie um Herberts Sarg scheuchte. So verrucht, wie sie in der Szene wirkte, war sie bestimmt nicht über weitere Zeit mit Chagal im Sarg böse. Das Messer während „Wahrheit“ schien aber recht stumpf zu sein. Sie kam über drei abgeschnittene Stücke nicht hinaus, und diese flogen zielsicher direkt zwischen Alfreds Füße! Treffsicherer geht es nicht!
Herbert: Jenei Gábor
Na, das war mal ein fescher Herbert. Mode schien seine Leidenschaft zu sein. Jedenfalls prüfte er zu Beginn des Tanzes erstmal interessiert den Spitzen-Stoff einer Vampir-Dame, der ihm dann doch missfiel. Seine eigenen Ärmel waren doch deutlich besser. Außerdem sorgte er sich um seine passend zum Umhang lila gestylten Fingernägel. Er tanzte immer so, dass niemand seine schönen Nägel auch nur berühren konnte. Außerdem war er der erste Herbert, den ich sich freuen sah, als sein Vater endlich die Sarah beißt, und strahlend in die Hände klatscht! Er versuchte sogar, anschließend selber Sarahs Blut zu trinken, traute sich dann aber doch nicht so recht ran. Und nachdem er Alfred doch nicht beißen konnte, stampfte er wütend und laut fluchend auf den Boden. Sein zartes, fast gekichertes „Buh!“ zu Alfred vorher klang einfach herrlich. Wirklich mal ein anderes, nicht annähernd tuntiges und dennoch ausreichend klischee-schwules, überzeugendes Rollenportrait. Toll!
Koukol: Balog János
Bei ihm war ich traurig, nicht genug Ungarisch zu verstehen. Denn bei den Vorbereitungen zum Ball „vergaß“ er, dass er eigentlich nicht richtig sprechen kann und murmelte doch recht deutlich einiges vor sich hin. Unter anderem sagte er etwas von „wie immer“ und „immer ich“. Bevor er die Gäste einließ, stimmte er sogar noch ein Liedchen an! Der Reaktion des einheimischen Publikums nach dürfte Gemurmel und Liedchen sehr lustig gewesen sein. Im ersten Akt war seine Aussprache gewohnt unverständlich. So brauchte er einige Anläufe, bis Chagal das Wort Kerzen verstand. Insgesamt war er ein sehr flotter Koukol, der regelrecht über die Bühne rennen konnte. Und das alles absolut rollengerecht.
Tanz-Solistin: Varga Kinga
Schwarzer Vampir: Zsíros Gábor
Weißer Vampir: Ködmen Krisztián
Endlich mal wieder ein schwarzer Vampir oben ohne! Getanzt haben alle drei hervorragend!
Nightmare Solo I: Szentirmai Zsolt
Nightmare Solo II: Pásztor Ádám
Die beiden hatten leider das Mikro-Pech (siehe oben). Wenn sie zu hören waren, dann war ihre Darbietung einwandfrei.
Fazit: Klasse Besetzung, super Darbietung, top Stimmung! Wer eine sehr gute Produktion der Vampire sehen will, sollte unbedingt hin (oder am besten längst da gewesen sein)!