Gute Argumente und Überzeugungsstrategien ;)

[Ophelia]

Hallo an alle Musicaldarsteller und baldige

Ich wollte mal fragen, wie ihr es eigentlich euren Eltern verklickert habt, dass ihr in dieses doch nicht sooo sichere Geschäft einsteigen wollt. Und wie sie es aufgenommen haben.

Kurzer Hintegrund meiner blöden Frage: Ich habe mich nun doch entschlossen, nach dem Abi erstmal ein/e Musicalausbildung/studium zu machen. Deshalb muss ich nun natürlich üben, mich ranhalten, Workshops besuchen, noch mehr Unterricht nehmen, etc. Meine Eltern meinen aber, dass das für mich nicht mehr als ein Hobby sein sollte, und "erwarten" ein solideres Studium von mir (Begründung: Du bist doch so schlau und hast so gute Noten, da muss man was damit anfangen -.-'). Mein Traum ist aber ein anderer. Nur traue ich mich nie so richtig, ihre Illusionen darüber zu zerstöre, und habe ein wenig Angst, dass sie mich für komplettgestört halten, und mich nicht unterstützen. Vielleicht kennt jemand ja das Problem

[*~*Mary Poppins*~*]

mein bruder hat auch eher ein unsicheres studium begonnen und hat einfach das argument gebracht:
Mama, lass es mich doch mal versuchen!

Betriebswirtschaft oder Jura kannst du auch noch mit 25 studieren, oder auch nach einem Jahr Musicalausbildung, wenn du drauf kommst, dass es dir doch nicht gefällt.
für so etwas ist es eigentlich nie zu spät.

[Ophelia]

BWL... Nein, zu viele Zahlen, da würde es mich jetzt schon gruseln. Wenn, dann Jura oder Lehramt Altgriechisch, Latein und Deutsch. Aber etwas mit Theater/Bühnenkunst wäre mir am liebsten. Wenn man mich wirklich ums Verrecken nirgends nehmen würde (was ich ehrlich gesagt für etwas unrealistisch halte... hat man den Willen und eine Spur Talent, weiß man das auch zu nutzen), dann Dramaturgie oder etwas in die Richtung.

Nur glaube ich, dass das Prinzip "lass michs wenigstens versuchen" zieht... weil da sehr viel Arbeit drinnen steckt. Ich werde dann ja schon anfangen richtig viel Zeit und Geld in Gesangsausbildung, Tanzworkshops und noch mehr Unterricht etc. zu stecken. Und für die UdK und Folkwang z.B. muss man sich ja auch schon im Februar bewerben. Vor dem Abi bei mir also. Oder ist es eigentlich besser, sich da Zeit zum Vortraining zu lassen, und erst 2012 dann die Audition zu machen?

Dass man auch mit Mitte 20 zu studierne anfangen kann, stimmt wohl. Aber ist es tatsächlich realisitisch, dass man da noch gute Jobchancen hat?

Danke jedenfalls für die Meinung dazu!

[June]

ich denke nicht, dass du mit Mitte 20 zu alt bist. Bei mir im Studiengang sind bestimmt knapp 1/4 der Leute Mitte 20 und auch sogar einige wenige noch älter gewesen, als sie angefangen haben zu studieren und in vielen anderen Studiengängen ist das ähnlich...kommt natürlich auch immer dauf an was man dann studiert, wie lang dieser Studiengang geht, was du dir dann am Ende vorstellst etc.
Letzendlich ist es dein Leben und du musst es mögen. Wenn du wahnsinnig Spaß am Musical hast und zusätzlich die Fähigkeiten dazu, würde ich es durchziehen, wenn du es wiklich willst. Eine Freundin von mir hat auch Abitur gemacht, hätte studieren können, macht stattdessen jetzt eine Ausbildung zur Bühnenmalerin. Da waren viele auch nicht begeistert und meinten sie wäre dumm, das zu machen, weil die Jobchancen nicht so gut sind, man relativ stark an den Ort gebunden ist, wo man im Theater eben eine stelle bekommt und zudem wird sie im Vergleich zu den meisten Akademikern mal relativ schlecht verdienen. Aber ihr war das egal, ihr war es wichtig, dass sie Freude an dem hat, was sie tagtäglich macht. Sie ist wahnsinnig glücklich mit der Ausbildung und bereut ihre Entscheidung nicht. Ich finde sie hat recht! Es ist eine Entscheidung, die du eben jetzt auch für dich treffen musst. Ist es dir wichtiger das zu machen, wovon du schon lange täumst, was dir Spaß macht, wofür du lebst oder ist es wichtiger für dich einen sicheren Job mit gutem Einkommen zu haben?
Wenn du an einem "soliden" Studium wenig Spaß hast, an deinem späteren Beruf auch nicht wirklich und dich dein Leben lang ärgerst, die Musicalausbildung nicht gemacht zu haben, hast du in meinen Augen auch nichts gewonnen...
(wenn damit dann nicht klappen sollte, kannst du immer noch studieren, dein abitur veliert ja nicht nach 3 Jahren die Gültigkeit^^)

[Ophelia]

Ein Abi ist zum Glück ja kein Toeffl-Test, stimmt ^^
Na ja, ich denke, mir persönlich ist mein Einkommen nicht soooo wichtig, so lange ich über die Runden komme und mir ab und an was leisten kann. Der Job entschädigt für vieles. Und an Theatern hat man zusätzlich häufig die Möglichkeit zu Nebenjobs, z.B. dort Unterricht zu geben. Die vielen Ortswechsel würden mir eher Spaß machen als mich stören, weil ich eh keine großartige Familienplanung habe und möchte. Mein Problem ist eher, wie ich das meinen Eltern klarmachen soll. Es ist mein Leben. Nur vergessen sie das zu häufig, aus Angst, ich könnte mein Leben dahinschmeißen. Was ich gewiss nicht tue, wenn es das einzige ist, was mir Spaß macht, und ohne das ich nicht leben könnte.

[Papierherz]

Waren deine Eltern denn schonmal in einem Musical? Meine Mama hat zwar noch nie etwas gegen meine Pläne gesagt, aber nachdem ich mit ihr in Wicked war meinte sie nur zu mir: "Du MUSST das machen, das ist dein Leben."

[Ophelia]

Ich bin ständig mit ihnen in Musicals
Meine Mutter ist ja fast genauso musicalverrückt wie ich, wir gehen ständig zusammen in die Großproduktionen und auch in die Stadttheaterproduktionen. Sie selbst hat ja früher auch lange Ballett getanzt und gesungen. Nur meint sie ständig, es sei nichts für mich, nur als Hobby, und bli bla blubb.
Allerdings... erster Erfolg! Heute war ja mein Matinee. Da haben sie mal gesehen, wie viel Spaß mir das macht. Und ich hab das Gespräch (geschickt wie ich bin *hust*) in die Richtung gelenkt später (mein Vater fands ja furchtbar, weil er nur Wicked, TdV etc. kennt, also die Riesenproduktionen. Damit kann man Amateurmusical natürlich nicht vergleichen). Und darauf, dass es irgendwie mein Leben ist, ich mich dort wie zu Hause fühle, befreit bin, etc. pp. Und sie habens ganz gut aufgenommen, und gemeint, ich solle es ruhig mal versuchen, wenns mir so sehr Spaß macht. Begeistert waren sie nicht, aber sie haben es akzeptiert. So halb. Mit Unsicherheiten. Ein Anfang, immerhin

[Piano]

Meine Eltern hätten ja auch lieber gesehen, dass ich Lehramt studiere, weil es einfach "sicherer" ist (von wegen, es ist nicht gesagt, dass man als Lehrer auch ne Anstellung bekommt, vor allem nicht bei Deutsch/Geschichte). Aber ich hab mich da einfach durchgesetzt und Theater- und Musikwissenschaften angefangen. Mir ist schon seit langem klar, dass ich im Theater- bzw Musiktheaterbereich arbeiten möchte und ich denke, dass ich auch da genug zum Leben verdienen kann.
Klar, der Beruf Musicaldarsteller oder Schauspieler ist kein Zuckerschlecken, wenn du nicht grade an einem Stadt-/Staatstheater angestellt bist. Aber wie ich immer sage: wenn man's nicht versucht bereut man es ewig.
Sag deinen Eltern wie es ist: man kann einen sicheren Job erlernen, in dem man viel verdient, sich aber jeden Tag aufraffen muss, um hinzugehen; oder man kann etwas machen, wo man sich jeden Tag auf die Arbeit freut, dann ist man engagiert und bemüht, dann kommt der Erfolg in der Regel von ganz alleine.
Inzwischen hat sich meine Familie auch schon mit meinem Studium abgefunden, da ich gute Ergebnisse an der Uni erziele und es mir wirklich Spaß macht

[Ophelia]

Hundertprozentig sicher ist heutzutage eh nichts.
Aber danke für die Aufmunterung und Motivation ^.^
Sie finden es immerhin schonmal okay, dass ich es versuche. Erstmal muss ich überhaupt irgendwo nen Platz bekommen
Ein Zuckerschlecken ist der Job wirklich nicht, dessen bin ich mir sehr bewusst. Aber wie du meintest: Ist man mit Leib und Seele dabei, sieht das Publikum und jeder andere es auch. Erfolg stellt sich dann schon ein. Die meisten schreckt ja das unstete Leben ab, keine Familienplanung, etc. pp. Wenigstens ist das eindeutig das geringste Problem an dem Job für mich ^-^

[Piano]

Ich kenne auch Schauspieler und Musicaldarsteller mit Familie. Das funktioniert offenbar auch ^^

[Ophelia]

"Einfach" ist es bestimmt, wenn man fest bei einem Stadttheater angestellt ist. Dann hat man ja nicht das Problem, dass man Fristverträge hat, und alle 6 Monate umziehen muss für ein Engagement. Aber gerade das würde mir glaube ich Spaß machen ^-^
Oder es funktioniert, wenn der Partner flexibel ist und das Kind noch jung oder schon alt genug. Aber für mich ist es eh noch früh, sich darüber Gedanken zu machen. Erstmal irgendwo eine AP schaffen.

[Kitti]

Was dich vielleicht auch tröstet: Ich bin jetzt 21 Jahre alt und studiere mit Germanistik und Spanisch ja quasi etwas Vernünftiges. Trotzdem hat meine Mutter mich oft versucht, in Richtung Grundschule, Englisch oder Ausbildung zu schieben. Sie fände es auch total bescheuert, wenn ich tatsächlich Italienisch und Schwedisch an der Uni belegen würde... Französisch wäre doch viel toller, aber ich mag es eben nicht so gern. Irgendwie kann man es seinen Eltern doch sowieso nicht recht machen und ich finde auch, dass du das tun solltest, was dir dein Gefühl sagt.

[Ophelia]

Eltern sind wohl im allgemeinen so... meine lästern auch über Germanistik. Obwohl Germanistik und Literatur mir bestimmt auch Spaß machen würde. Aber ich denke mal, wo sie sehen, dass du glücklich damit bist, geben sie auch Ruhe, oder?
Vielleicht liegts wirklich an meinem Einzelkinddasein und an meiner Unselbstständigkeit, dass ich es ständig allen Beteiligten recht machen will. Nervtötend, I know -.-
Jetzt habe ich immerhin schon den Termin zu meiner ersten richtigen Gesangsstunde, Tanztraining wird ab September aufgestockt, dann müsste es ja in die richtige Richtung gehen.

[Wackelnase]

Hallo,

Unsere Eltern wollen doch nur das beste für uns. Sie wollen nicht das man vielleicht die selben Fehler macht wie sie. Also ich kann deine Eltern schon verstehen. Musicaldarstellerin ist kein sicher Beruf. Allerdings auch nicht unbedingt sicherer, als wenn du z.B. im Büro arbeiten würdest. Wie gesagt es ist heute nichts mehr sicher. Das du schon, solange tanzt ist doch schon mal gut. Nimmst du schon Gesangsstunden? Einige Musicaldarsteller haben viel kleiner angefangen. Dennoch bin ich der Meinung Vorkenntnisse sind nicht das schlechteste. Es ist dein Leben mach das was dir Spaß macht. Allerdings muss du deiner Sache auch sehr sicher sein und dafür kämpfen nicht das eines Tages das böse erwachen kommt.

Liebe Grüße

[Ophelia]

Sicherlich Und ich kann ihre Einwände ja auch nachvollziehen. Blind und naiv bin ich - hoffe ich doch zumindest - nicht.
Gesangsunterricht nehme ich ab jetzt auch, Vorkenntnisse sind immer gut. So ganz unvorbereitet sollte man nicht reinstolpern ^^

Was ist eigentlich tendenziell besser: Ausbildung oder Studium? Oder kann man da überhaupt nicht sagen, was auf dem Markt dann bessere Chancen hat?

[June]

Naja das kommt natürlich auch immer stark darauf an, was du studieren möchtest bzw. was du für eine Ausbildung du machst. Grundsätzlich ist es, denke ich, schon mit einem Studium eher einfacher, wobei es da eben krasse unterschiede gibt...studier eine Ingenieurswissenschaft oder Medizin etc. und du kriegst 150% einen Job, während du zB mit Politikwissenschaft etc. schon z.T. ziemlich kämpfen musst...

ist auch noch einmal ein Unterschied, ob du sicher einen Job bekommt oder ob du dann auch gute Karrierechancen hast/viel Geld verdienen kannst

[Ophelia]

Ich meinte jetzt spezifisch bei Musical. Einerseits bieten es ja Universitäten an (z.B. UdK Berlin, Folkwang) und private Schulen. Die Unis habens als meist 8-semestrigen Studiengang mit Bachelor-Abschluss (Diplom wird ja out) und die Privaten als 3-jährige Ausbildung.
So meinte ich das eigentlich, sorry ^^

[June]

oh hatte dich falsch verstanden, weils davor auch um andere studiengänge etc ging

[Ophelia]

Kein Problem ; ) War auch missverständlich geschrieben

[cherry92]

@Ophelia

Ich kann deine Lage sehr gut verstehen.
Ich möchte nächstes Jahr auch eine Musicalausbildung beginnen und leider unterstützt
mich darin nur meine Mutter.
Mein Vater meint eben,dass sei kein Beruf in den man überleben kann,aber ich sage einfach nur noch,
dass es mein Leben ist und wenn ich auf die "Schnauze" falle,ist es mein Problem,weil ich dann wieder aufstehen muss
und nicht er.Und seitdem sagter auch so gut wie nichts mehr und lässt mich mein Ding durchziehen.

Ich hoffe,ich kann dir ein bisschen Hoffnung dadurch geben,also du bist nicht allein mit so einem "Problem".


Liebe Grüße.