Woran erkennt man einen guten darsteller?

Diskutiert über Darsteller, Tänzer oder das Ensemble.

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Nataraja
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Beitragvon Nataraja » 05.06.2007, 14:19:14

@Ariliana

Ich weiß nicht, warum du dich gerade an Soaps so aufhängst... Das schlechte Format hat meistens wenig mit den Darstellern zu tun, sondern vielmehr mit der Schnelligkeit der Produktion. Na klar wird meist nach dem Optischen ausgewählt, aber die meistens können spielen, nur dass sie es wahrscheinlich nicht so zeigen können. Der Regisseur tut ja auch viel zur Sache, ob etwas gut wird oder nicht. Als Schauspieler hat man meist nicht viel mitzureden.
Eine Soap mit einem Theaterstück oder guten Film zu vergleichen ist meiner Meinung nach unnötig, denn ein Bühnenstück wird 1 bis 2 Monate geprobt, die Rollen sind ausgefeilt und je nach Regisseur gut geführt. Beim Film ist es dasselbe. Eine Soap wird schnell und billig produziert und hat dementsprechend nicht den gleichen Anspruch. Es ist einfach seichte Unterhaltung und wenn man das nicht mag, dann muss man es nicht schauen. Mich entspannt es manchmal... Aber ich bevorzuge auch ein gutes Bühnenstück, wobei es da auch wieder Unterschiede gibt.

Wie man bewertet, ob ein Darsteller gut oder schlecht ist läuft in den meisten Fällen subjektiv ab. Selbst eine gute Gesangstechnik kann jemand anderes als quäkig oder zu hauchig oder sonst etwas empfinden. Für mich zählt, wie schon viele andere geschrieben habe, ob mich ein Darsteller berührt. Das lässt sich bei mir ganz leicht durch eine Gänsehaut oder auch Tränen in den Augen ausmachen. Die Gesangstechnik rückt dann für mich in den Hintergrund, denn wenn die Stimme zu dem Gespielten passt, dann ist es mir egal wie derjenige singt.
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Martina

Beitragvon Martina » 05.06.2007, 21:28:59

Ich schaue keine Soaps, weil ich sowieso eher selten fernsehe, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, dass die Stella damals mit Andreas Bieber geworben hat, Marienhofstar spielt den Joseph! Ich fand es nicht ganz passend, weil ich mir auch zuerst gedacht habe, jemand der nur in einer Seifenoper gespielt hat, als Joseph, ob das das Wahre ist! :oops:
Bis ich dann erfuhr, dass Andreas den Rudolf in Wien gespielt hat und schon zu dem Zeitpunkt vieles andere mehr!
Andreas Bieber selbst sagte mal in einem Interview, es war halt eine interessante Erfahrung für ihn, in einer Soap mitzuspielen und auch Nikolaj Alexander Brucker hat beispielsweise in den Fallers mitgewirkt!
Warum ich Thomas Mülner mag, hat mehrere Gründe! Thomas hat in seiner Karriere schon viele Rollen gespielt, aufmerksam bin ich auf ihn geworden, als ich ihn bei Joseph in Essen sah! Thomas fällt auf, mir zumindest, selbst wenn er nur eine Ensemblerolle hat! Es bedeutet für ihn kein Rückschritt, wenn er mal nicht so eine große Rolle hat, er fragt nicht groß, was bringt mir das jetzt ein, auch wenn er wahrlich nicht sein Licht unter dem Scheffel stellen muss! Das hat er für mich als Romeo im Raimundtheater bewiesen!Beispielsweise hat Thomas auch alternierend Pygar in Barbarella gespielt! In dieser Rolle habe ich ihn zwar nicht gesehen, sondern nur im Ensemble, aber ich denke die Rolle des Pygar war für jeden Darsteller undankbar, auch für Mark Seibert! Was Mark Seibert betrifft, daraufhin haben bestimmt viele gedacht, dass er nicht viel kann, aber das Gegenteil hat Mark ja als Tybalt bewiesen! Derzeit hat Thomas kein festes Engagement, aber ich wünsche es ihm, dass es für ihn bald mal wieder eine größere passende Rolle gibt!

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Ariliana
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Beitragvon Ariliana » 06.06.2007, 18:39:52

@Nataraja Es ist eben doch das was ich meinte. Schnell und billig. Aber das was die leute da machen kann nur selten richitg als spielen bezeichnet werden.
Das andreas bieber mal in einer Soap war, wusste ich zwar, aber ich wusste nicht wie er da, oder auf der Bühen gespielt hat. Ich kenne nur Cd aufnahmen.

Ich kann mich noch erinnern, dass ich angenervt war als ich Anne Görner als Christine gesehen habe. Ich habe gedacht dass sie überhaupt nciht wieß was sie da spielt. sie hat während der Szene " Zum lachen dieser Narr" durchgehend gegrinst. " Eine kröte Madame..." " Maestro, dacapo per favore" Auch danach hat sie strahlend gelächelt, obwohl christine zu diesem Zeitpunkt doch in Panik seien sollte, weil sie ahnt, dass etwas passieren wird.
Ich hab mich echt lange danach noch darüber aufgeregt.
In einem Fanforum für "PHANs" schrieb dann jemand einmal, dass Anne Görner ihn durch "ihr Schauspiel" überzeugt hätte. Ich habe mich nur gefragt " Was fürn schauspiel?!"

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Beitragvon Nataraja » 06.06.2007, 22:19:23

@ Ariliana
Ja ich wollte damit nur sagen, dass es selten daran liegt, dass die Darsteller in Soaps schlecht sind, sondern, dass es eher am Format liegt, da es hier ja um Darsteller ging.
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Martina

Beitragvon Martina » 08.06.2007, 09:57:48

@Ariliana, Anne war eine hervorragende Christine! Anne wusste sehr wohl was sie da spielt, nicht nur weil sie die Christine zuvor in Stuttgart gespielt hat! 8) An ihrer Mimik hast du nicht nur immer erkannt, was als Christine in ihr vorging, sie hat die Rolle einfach gelebt, vom schüchternen Ballettmädel über Raouls Jugendfreundin bis hin zum Phantom, den sie anfangs nur für ihren Engel der Muse hält aber auch in der Don Juan Szene, wo Anne als Christine mit dem Phantom fast als ihren Geliebten verschmilzt! Also, mich hat Annes Schauspiel immer wieder überzeugt und ihre Stimme sowieso! 8)

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Beitragvon Ariliana » 10.06.2007, 14:20:13

Klar kann es sein, dass jeder, auch als Darsteller mal einen schlechten Tag hat, aber ich habe bei ihr nie echte sondern nur gespielte emotionen gesehen,wenn überhaupt.
:lol: Stimmt! bei der Don Juan Szene habe ich ein bisschen was bei ihr gesehen von : " ja,ja,bitte, ich will dich" Allerdings spielt die Christine im Stück an dieser stelle ja nur eine Rolle und meint das " ich will meinen Körper mit deinem verbinden", was ihr als Text in den Mund gelegt wird, doch in dem Moment alles andere als ernst. Sie weiss ja zunächst noch nichtmal dass es das Phantom ist, sondern denkt zu anfang ja noch es ist Piangi.

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jellimmy

Beitragvon jellimmy » 10.06.2007, 14:35:59

Martina hat geschrieben:@Ariliana, Anne war eine hervorragende Christine!

mit so einer äußerung wäre ich vorsichtig. für jeden ist etwas anderes "hervorragend" und ariliana hat anne halt eben nicht gut gefunden.
ich denke, dass ariliana ihre gründe hat, warum sie anne nicht gut findet, und ihr zwei werdet bei dem thema wohl kaum auf einen grünen zweig kommen, da es in dem fall nichts zum beweisen gibt. man kann nicht beweisen, ob ein darsteller gut oder schlecht ist, und damit sind wir wieder beim anfangsthema. :wink:

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Beitragvon Ariliana » 10.06.2007, 15:03:15

Gut gesprochen :wink:

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Elanor de Monnier

Beitragvon Elanor de Monnier » 12.06.2007, 11:52:30

Hm eine sehr schwierige Frage, die erst nach ausgiebigen Überlegung und Gehirnwälzen beantwortet werden kann. :lol:

Für mich sind für eine "perfekte" Leistung viele Dinge wichtig (viele wurden hier schon angesprochen).

Stimme:
Klar, ohne die richtige Stimme ist es wahrlich schwer etwas zu vermitteln wobei mir auch die "Sprachstimme" (nennt man das so?) sehr wichtig ist. Ein Darsteller kann auch eine noch so schöne Gesangsstimme habe aber der Rest muss halt auch passen. Dieses Zusammenspiel ist zwar häufig gegeben aber es soll auch schon Darsteller gegeben haben bei denen es mich geschüttelt hat, wenn sie gesprochen haben. Dies ist mir übrigends erst dann aufgefallen, als ich begonnen habe sogenannte Hollywoodproduktionen mal in Originalsprache zu hören. Manche Schauspieler haben dabei eine wirklich grausige deutsche Stimme bekommen.

Ausdruck:
Mindestens ebenso wichtig wie Stimme, wenn nicht sogar viel wichtiger! Jemand, der keine Gefühle oder den Charakter einem nicht nahe bringen kann hat für mich meiner Meinung nach nichts auf der Bühne zu suchen. Da würde selbst eine hervorragende Stimme nichts mehr herausreißen.

Bühnenpräsens:
Auch wichtig, hat auch meiner Meinung nach viel mit dem Ausdruck zutun. Der Darsteller muss sich seinem Charakter anpassen, darf nicht aus dem vorgeschriebenen ausbrechen. Es ist immer ein schmaler Grad wie ich finde. Manche Charaktere sind nicht sehr häufig auf der Bühne, aber trotzdem müssen sie einen guten Eindruck hinterlassen, damit man sich an sie erinnert und sie trotzdem aber nicht den Ablauf des Stückes aus Zuschauersicht stören.

Die "Lust am Spiel":
Das Schlimmste, was einem Zuschauer im Stück passieren kann. Die Charaktere wirken hölzern und lustlos. Text wird einfach heruntergesprochen und das war dann schon alles. Mir ist das Gottseidank bis jetzt noch nicht passiert aber eine Bekannte musste dies in einem Theaterstück erleben. Ich denke dies ist auch nicht allzusehr verbreitet. Gute Darsteller stecken ihre schauspielerische Leistung in das Stück hinein, auch wenn sie gerade keine Lust dazu haben und das glaubhaft. chließlich lernen sie das auch :wink:

Für mich gibt es noch einen wichtigen Punkt, der jedes darstellerische Wirken für mich zu einem Erlebnis macht: wenn mich der Darsteller für die Zeit mit der ich mich mit ihm befasse, mich in eine andere Welt führt. Wenn ich keinen Moment daran zweifle, das ich das, was sich vor meinem Auge gerade abspielt auch die Realität ist. Ich muss mich im Gegenzug dazu fallen lassen und die Darstellung muss mich auffangen. Es ist wirklich ein schönes Gefühl, wenn man am Ende wieder "aufwacht" und bemerkt, dass alles wie ein schöner Traum war. Dann bin ich zwar traurig, dass dies alles nicht geschehen ist, aber wenigstens hatte ich die Möglichkeit für ein paar Stunden der Realität zu entfliehen.
Ok diesen speziellen Moment hatte ich bis jetzt nur bei Filmschauspielern, aber das können sicher auch einige Musical-Darsteller :wink: Beim Film ist es halt einfacher Emotionen über den Gesichtsausdruck zu vermitteln als im Theater oder im Musical, es sei denn man sitzt in den ersten Reihen.

Damit schließe ich vorerst meinen doch recht ausführlichen Beitrag. NAchher fallen mir bestimmt noch weitere (kleinere) Begründungen dafür ein, was einen Darsteller noch ausmacht, aber die sind dann nicht mehr so wichtig.
Bei Tänzern müsste ich hier allerdings die Stimme herausnehmen und ersetzten durch: Die Art wie er/sie sich bewegt und wie er mir die Geschichte erzählt. Aber das dürfte klar sein.

In diesem Sinne, noch einen Schönen Tag
Ela

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Beitragvon Ariliana » 14.06.2007, 08:47:59

KOOORRRECKT!!!
Was du da als letztes angesprochen hast nennt man Autentizität. Wenn der Darsteller autentisch ist, erlebt er das was er spielt auch wirklich. Nur dann würde ich von einem guten Darsteller sprechen :)

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Beitragvon Kitti » 14.06.2007, 13:49:43

@ Ela Ich denke, du meinst weiter oben die "Sprechstimme" oder? :) Da kann ich dir übrigens nur zustimmen, toll umschrieben.

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Beitragvon Elisabeth » 14.06.2007, 17:22:04

Elanor de Monnier hat geschrieben:Für mich gibt es noch einen wichtigen Punkt, der jedes darstellerische Wirken für mich zu einem Erlebnis macht: wenn mich der Darsteller für die Zeit mit der ich mich mit ihm befasse, mich in eine andere Welt führt. Wenn ich keinen Moment daran zweifle, das ich das, was sich vor meinem Auge gerade abspielt auch die Realität ist. Ich muss mich im Gegenzug dazu fallen lassen und die Darstellung muss mich auffangen. Es ist wirklich ein schönes Gefühl, wenn man am Ende wieder "aufwacht" und bemerkt, dass alles wie ein schöner Traum war. Dann bin ich zwar traurig, dass dies alles nicht geschehen ist, aber wenigstens hatte ich die Möglichkeit für ein paar Stunden der Realität zu entfliehen.
Ela

Solche Momente finde ich auch sehr selten und kostbar aber ich habe es sowohl in der Oper als auch im Musical bei einigen ganz wenigen,ausgewählten Darstellern schon erlebt.Allerdings hängt so etwas bei mir ganz persönlich auch von MEINER eigenen Bereitschaft und Stimmung ab mich wirklich in eine Vorstellung fallen lassen zu können.Oft gehen einem ja auch andere Dinge durch den Kopf,man ist unkonzentreiert oder abgelenkt (was jetzt nicht an den Leuten auf der Bühne liegen muss) und dann passt es halt einfach nicht-auch wenn die da oben ihr Bestes geben.
"Vor dem Genie ist die Mittelmäßigkeit sehr verlegen"

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Beitragvon Ariliana » 26.06.2007, 13:36:07

DAs ist doch nicht unvbedignt so,dass es mit unkonzentriert sein zu tuen hat. Man kann diese MomenteHauptsächlich dann erleben wenn der Darsteller wirklich 100% autentishc ist. Wenn das hundertprozentig funktioniert hat,ist das sogar so, dass angehörige und bekannte probleme haben die Darsteller wiederzuerkennen.ICh kenne bisher erst zwei darsteller persönlich denen das Gelingt.
An bekannteren Darstellern gibt es da so einige von denen ich glaube das sie das können.


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