Es gibt Programme, die sich Thomas Bellut, 52, inzwischen persönlich zuschreibt. Seit 2002 verantwortet er als Direktor das Unterhaltungsprogramm des ZDF. Dass nun Neues aus der Anstalt nominiert wurde für einen Fernsehpreis, war dem gewöhnlich zurückhaltenden TV-Manager sehr wichtig: Bellut kommt aus dem Politikjournalismus, das politische Anstaltskabarett sei ihm eine Herzenssache, heißt es. Nach fünf Lehrjahren im Entertainment will Bellut das Profil des ZDF offenbar stärker als bisher prägen.
Erst kürzlich hat er eine Programmreform für 2008 vorgestellt, die schon deshalb beachtet wurde, weil er mit Filmen und Shows die Mittwochabende des Zweiten stärken möchte - gegen das Fernsehspiel der Woche der ARD. Zwar wird seither immer wieder mal verbreitet, ARD und ZDF wollten sich mit ihren Angeboten endlich besser abstimmen. Und Bellut bekräftigte seinen Willen zur Kooperation. Doch zunächst einmal will er die Primetime des ZDF kräftigen.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wird Thomas Gottschalk im Frühjahr des kommenden Jahres eine Musical-Castingshow im Zweiten leiten. Die beiden Sieger werden mit einer Rolle im "Starlight-Express" ausgestattet. Das Musical ist in Bochum zu sehen.
Mit sieben Präsentationen bei "Wetten, dass . . .?" ist also selbst eine blonde Frohnatur wie Thomas Gottschalk, der inzwischen wechselweise in Kalifornien und im Rheinland lebt, nicht ausgelastet. Das Unternehmen Grundy-Light, eine zu Bertelsmann zählende Ufa-Tochter, die für RTL auch "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) herstellt, hat den Produktionsauftrag bekommen.
Vom Teenagerformat DSDS soll sich die fürs öffentlich-rechtliche Publikum ausgedachte Musical-Variante deutlich unterscheiden. Dafür steht bereits der 57-jährige Moderator, obwohl er mit "Wetten, dass . . .?" junge Zielgruppen in einer Stärke anlockt wie keine andere Sendung im ZDF - Sportübertragungen einmal ausgenommen.
Weil Gottschalk praktischerweise gut bekannt ist mit dem englischen Musical-Komponisten Andrew Lloyd Webber, kam es überhaupt zum Casting-Projekt. Lloyd Webber, sagt Gottschalk, habe ihn angerufen und von einer BBC-Show ähnlichen Formates geschwärmt. Mit der Musical-Idee wurde Gottschalk bei Bellut vorstellig, und der kümmerte sich. Gelegentliche Visiten Lloyd Webbers beim ZDF-Musical-Casting sind zu erwarten. Er hat ja auch "Starlight" geschrieben. 2008 kommt es zum 20-jährigen Aufführungsjubiläum, weshalb Gottschalks Chorus Line in Verbindung mit dem Original-"Express" stehen wird.
Noch ist keine Jury ausgerufen, abgemacht wurde, auf Hohn und Spott im Casting zu verzichten. Gesucht werden Juroren vom Fach, was schwierig ist, weil die Wintersaison die Hauptspielzeit der Musicaltheater ist. Bewerben für die Show können sich Amateure wie ausgebildete Sänger oder Tänzer. Das Musical-Profil verhindert per se ein Casting von der Straße. Nicht mehr als zehn Folgen sind dem Vernehmen nach eingeplant, davon drei, vier Finalshows.
Die letzten Entscheidungen könnten auch an Samstagabenden fallen. Bellut will das ZDF mit dieser erwachsenen Version angeblich auf dem Castingshow-Markt platzieren. Jedenfalls setzt er konsequent seine Vorstellungen von einer Verjüngung des ZDF-Programms um. Erst entfernte er beinahe alle volksmusikalischen Plattformen, schuf damit freie Fläche für Neues, strukturierte das Schema um und sortierte den Hauptabend - übersichtlicher als bei der ARD.
Die Wahl des Moderators wäre so oder so auf Gottschalk gefallen. Musik ist bei ihm Trumpf - wenn er auch, wie er einschränkt, ein Kind des Rocks geblieben sei. Bei seinem Musical-Casting wird die Rockoper eine Rolle spielen. Queen-Gitarrist Brian May steht schon auf der Gästeliste.
Quelle: www.sueddeutsche.de