Musicaltexte, Musik und Handlungen

Hier könnt ihr über die verschiedenen Musicals diskutieren.

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Lukas
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Musicaltexte, Musik und Handlungen

Beitragvon Lukas » 13.10.2014, 14:26:09

Hallo,

am meisten reißen mich an einem Musical die Musik und die dazugehörigen Texte mit.
Die Handlung ist mir natürlich auch wichtig und muss mich genauso ansprechen.

Daher möchte ich mal einen Thread zu dem Thema eröffnen, um für die verschiedenen Themen und Musicals eine Diskussion zu starten.

Für viele mag dies eine Natürlichkeit sein, aber ich finde es durchaus interessant, diese Aspekte auch einmal aufzugreifen.

Ich habe eine Neigung für eher dramatischere Musicals, die oft einen geschichtlichen Hintergrund haben, wie z.B. Les Miserables und Miss Saigon.
Daneben aber auch fiktive Handlungen wie bei z.B. Dracula oder Tanz der Vampire.
Mit den Musicals, welche sich vor allem aus der Musik einer Band/eines Sängers zusammensetzen, kann ich eher weniger anfangen. Das heißt nicht, dass sie mir nicht auch gefallen können, aber sie gehören aus oben genannten Gründen nicht zu meinen Favoriten.
Ich geh gerne in die Tiefe und lass mich einfach in eine fremde Welt ziehen. Diese muss für mich etwas düster, dramatisch und gefühlvoll, aber darf nicht kitschig sein.

Ich entdecke in den Texten oft Parallelen zu unserer Welt. Sicher ist dies auch von den Machern gewollt.
Finde es daher umso interessanter, wie gewisse Charaktere nicht nur optisch, sondern auch musikalisch gestaltet sind. Für mich macht es den Reiz eines Musicals aus, gewisse Personen allein am Musik- Textstil wiederzuerkennen.
Wäre ja unpassend, wenn ein Professor Abronsius auf einmal wie die rebellischen und gleichgültigen Vampire sprechen würde oder die sehnsüchtige und fordernde Kaiserin Elisabeth genauso schüchtern und brav wie Alfred dargestellt werden würde.
Auch käme es komisch an, wenn Marie Antoinette zu „We will rock you“ tanzen würde.

So ist es den unterschiedlichen Charakteren erlaubt, in verschiedenem Maße unsere Gesellschaft zu kritisieren.
Im Gedächtnis sind mir vor allem die Vampire in der Abschlussszene von Tanz der Vampire. Sie haben ja Recht, wenn sie sagen, dass man weiter kommt, wenn man kalt und rücksichtslos ist. Wer zuviel Mitgefühl und positive Werte verlangt, bleibt schnell auf der Strecke. Obwohl die Vampire am Ende die Weltherrschaft übernehmen, halte ich diese Message für umgekehrt wahrnehmbar. Es mag zwar der erfolgreichste, aber immer noch der verwerflichste Weg sein. Der Kampf dagegen ist sicher schwer, aber nicht unmöglich. Dies wird ja gerade durch den Professor dargestellt, der einfach seinen Werten treu bleibt und sich auch nicht von der Überzahl seiner Gegner beeinflussen lässt.

Gerne diskutier ich weiter, wenn jemand möchte.
Zuletzt geändert von Lukas am 25.10.2014, 20:02:07, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Musicaltexte, Musik und Handlungen

Beitragvon Ceytlin » 13.10.2014, 22:43:59

Hallo Lukas,

leider kenne ich "Tanz der Vampire" nicht ausreichend gut, um diesbezüglich näher diskutieren zu können, aber dass man es auch umgekehrt lesen kann ist sogar ein beliebtes Stilmittel, quasi als abschreckendes Beispiel. Für eine genauere Interpretation müsste ich das Stück aber kennen, und ich habe es bislang nicht gesehen.

Dass du oft Parallelen zu unserer Welt entdeckst, ist verständlich, schließlich ist jede Geschichte zugleich geprägt durch ihren Entstehungskontext, also die Zeit, in der sie entstanden ist sowie die Umstände, etc. Selbst wenn es kein politisches Stück ist, lassen sich daher leicht solche Bezüge herstellen.

Für mich ist übrigens die Handlung das Wichtigste in einem Musical, danach treffe ich meine Vorauswahl. An zweiter Stelle steht dann die Musik, die nicht absolut an meinem Geschmack vorbeigehen darf, sonst kann die Handlung noch so interessant sein. Allerdings gebe ich einem Stück, bei dem ich die Handlung toll, die Musik aber nur mittelmäßig ansprechend finde (zumal man sich ja über Ausschnitte auch kein wirkliches Gesamtbild bilden kann) eher eine Chance als einem, bei dem ich die Musik toll finde, aber die Handlung nicht mag. Für mich zählt vor allem die mittels Musik erzählte Geschichte, wobei die Musik etwa dem Autor eines Buches entspricht - wenn mir dessen Sprache nicht gefällt, muss die Handlung schon sehr sehr sehr gut sein, dass ich es trotzdem lese.

Allgemein habe ich es ebenfalls gerne dramatisch, aber nicht nur. Die Geschichte muss etwas an sich haben, das mich reizt. Das kann bei einem düsteren Stück der Fall sein, aber auch bei einem Musical wie "Shrek", das ich mir morgen anschaue. In der Geschichte steckt ja eigentlich auch recht viel, geht es doch unter anderem um Themen wie Vorurteile (vor allem darüber wie ein Oger ist und nicht ist) und Freundschaft.

Letztlich lässt sich aus vielen Stücken einiges lesen. Ich habe zum Beispiel erst kürzlich einen Artikel über die "Rocky Horror Show" aus philosophischer Perspektive geschrieben - und die gilt ja allgemein als Paradebeispiel für Trivialität, dabei steckt da massig Philosophie drin. Frank'N'Furter ist ein Beispiel für die Folgen eines ungebremsten Hedonismus, an Brad und Janet kann man sehen, dass eine nicht verinnerlichte, sondern nur von der Gesellschaft übernommene Moral enorm brüchig ist, und mit Rocky sind wir ganz schnell bei der Frage, ob Wissenschaft darf, wozu sie fähig ist, in dem Fall künstliches Leben schaffen, insbesondere wenn dieses ja auch noch als Mittel zum Zweck geschaffen wird.

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Re: Musicaltexte, Musik und Handlungen

Beitragvon Lukas » 17.10.2014, 17:58:05

Hallo Ceytlin,

danke für deine interessante Antwort :) .

Ich denke, es gibt keine richtige oder falsche Deutung. Aber genau das finde ich so reizvoll. Jeder interpretiert ein Stück, einen Film oder ein Buch hauptsächlich aufgrund seiner eigenen Erfahrungen und seiner Lebensphase und somit komplett anders.
Nicht selten habe ich nach langer Zeit an einem Musical neue Facetten entdeckt, die mir trotz mehrmaligen Hörens/Sehens bis dato verborgen blieben.
Manchmal fesselt mich ein bestimmter Charakter oder ein einzelner von mehreren Handlungssträngen. Andere Personen sind dann für mich einfach uninteressant und gehen irgendwie unter. Ich überspringe dann auch einzelne Lieder beim Hören der CDs, so dass mir zunächst einiges entgeht.

Das ist aber auch ein Grund, wieso ich die unterschiedlichen Stücke immer wieder hervorkrame. Bis ich ein Stück in seinen ganzen Aspekten kenne, kann viel Zeit vergehen. Ich liebe es aber, immer wieder Neues zu entdecken.

Du hast Recht, es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, wie die Macher eine Message verkleiden können. Ob nun direkt oder umgekehrt find ich gar nicht mal so wichtig. Zudem glaube ich persönlich eh nicht an „Gut“ und „Böse“. Sicher gibt es Eigenschaften, die man den einzelnen Oberpunkten zuordnet, aber dies macht jeder individuell und ich denke, dass jeder auch für „schlechtes“ Verhalten einfach seine Gründe und Erfahrungen hat, die man als Fremder nie wirklich verstehen kann.
Daher mag ich keine Storys, die einem sagen, dass alles gut und das Böse vernichtet wird. Tanz der Vampire z.B. sagt mir nicht, dass Prof. Abronsius das Vorbild schlechthin ist. Jeder weiß, dass die Vampire mit ihren Worten Recht haben. Es gibt Menschen, die könnten mal nachdenken, ob sie nicht auch etwas rücksichtsloser werden, um in der Welt zu überleben. Genauso auch welche, die etwas rücksichtsvoller werden sollten. Ein gesundes Zwischenmaß ist wohl am Besten.

Das sind aber alles meine Überlegungen. Der nächste sieht dies komplett anders. Finde es daher sehr interessant, sich auch mal darüber auszutauschen.
Dabei kann man von Menschen mit großem Erfahrungsschatz gerade in dem Bereich sehr viel dazu lernen. So kann man viele Musicals neu erleben und viele neue Erfahrungen machen.
Daher finde ich es auch egal, ob man ein Stück schon kennt oder nicht. Shrek kenne ich auch nur als Film und deine Worte regen mich jetzt an, es mir auch mal das Musical anzuhören.

Was du zur Rocky Horror Show schreibst, unterschreib ich. Finde es einfach faszinierend, wie viel Tiefgang in einer auf den ersten Blick puren Unterhaltungsshow ist.

Musicals sind für mich zum einen einfache Unterhaltung und bieten die Möglichkeit in eine fremde Welt abzutauchen. Zum anderen kann man aus ihnen viel für sich und seine Lebenseinstellungen mitnehmen. Manchmal kann man sogar so tief gehen, sein Umfeld dadurch besser zu verstehen, indem ein Musical einen Charakter behandelt, den man evtl. im Bekanntenkreis hat und nicht versteht. Dies ist aber nur möglich, weil viele einen Hintergrund haben und gleichzeitig nicht den Zeigefinger erheben. Es gibt zahlreiche Theater-/Filimproduktionen, bei denen es einfach nur darum geht, gewisse Problemfelder aufzuzeigen.

Wenn ich ins Theater gehe, will ich nichts interpretieren, sondern einfach das Stück genießen und mich in dessen Bann ziehen lassen. Auf der Bühne ist es für mich in der Regel reine Unterhaltung und etwas Besonderes.


Ich muss jetzt erst mal überlegen, ob ich Handlung von Musik und Text trennen kann. Es fällt mir schon schwer, also ein gewisser Bezug muss gegeben sein. Spontan fällt mir gerade Elisabeth ein. Diese typische Liebesgeschichte ist einfach nicht meins, egal in welchem Musical. Aber die Musik finde ich ganz gut. Auch gibt’s noch genug Handlung außerhalb dieser Liebesgeschichte zwischen Elisabeth und dem Tod.
Hier fiel mir z.B. schnell auf, dass Elisabeth zum einen die Vorteile ihrer gesellschaftlichen Rolle als Kaiserin genießt, sich auf der anderen Seite aber gerade von dem engen Korsett dieser Rolle gefangen fühlt. Mag natürlich auch die damalige Zeit gewesen sein, dennoch sieht man es immer wieder, wie viele Menschen etwas ausnutzen, sich nicht davon trennen, aber im Grunde damit nichts zu tun haben wollen. Dieser Schritt in Richtung Entbehrung ist kaum möglich, wäre er doch eigentlich konsequent. Natürlich ist in dem Musical durch die historische Figur ein gewisser Handlungsrahmen festgesetzt. Daher finde ich es sehr gut, wie Kunze und Levay diesen Konflikt herausgearbeitet und musikalisch dargestellt haben. Vor allem muss man es hierbei vor den gesellschaftlichen Verpflichtungen und der Stellung des damaligen Adels betrachten.
Vergleicht man dies z.B. mit der Elisabeth von Thüringen fällt schnell auf, dass hier ein anderer Umgang mit dem eigenen Überfluss gegeben ist. Hier dient natürlich eine andere historische Figur als Vorlage. Aber ich finde auch, dass die Musik vom Stil dieser Entbehrung und Aufopferung entgegen kommt. Kaiserin Elisabeth wird viel prunkvoller dargestellt, was sich auch auf das gesamte Musical erstreckt.
Ich kann mich bei beiden Musicals in die damaligen Verhältnisse und Ortschaften reinversetzen. Ein Palast in Österreich ist ganz anders als ein Landgrafenschloss in Hessen. In beiden Musicals finde ich diese ganzen Rahmenbedingungen einfach gut und vor allem passend umgesetzt.

Somit gehört für mich beides doch zusammen. Denn ohne gute Handlung verliert die Musik auch ihren Reiz. Umgekehrt aber auch. Fällt mir gerade bei den Gute-Laune-Musicals auf. Diese sprechen mich meist nicht so wirklich an, obwohl ich die Musik oft nicht schlecht finde. Aber mir fehlt bei einigen einfach der Tiefgang.
Obwohl wenn ich grade an We will rock you denke, ist da ja schon einiges für mich dabei.

Naja, jetzt erst einmal genug für heute :).

Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Lukas
Zuletzt geändert von Lukas am 25.10.2014, 20:02:49, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Musicaltexte, Musik und Handlungen

Beitragvon Lukas » 25.10.2014, 16:10:33

Hallo,

momentan hat mich Les Misérables wieder mal völlig in seinen Bann gezogen.

Ich finde es einfach faszinierend, wie das Stück die Atmosphäre der Revolution aufgreift und wie diese so spürbar umgesetzt wird, dass man Gänsehaut bekommt.
Kann mir die Stimmung damals ansatzweise vorstellen und auch wie die Texte dies teilweise wiedergeben, ist echt passend.

Die Gefühle der damaligen Menschen kann man sehr gut nachvollziehen und spürt ihren Kampfgeist und gleichzeitig auch die Angst vor den bevorstehenden Kämpfen.
Trotzdem dieser Mut, etwas für andere zu verändern, da der eigene Tod für die meisten bewusst sicher bevorstand.

Ein einzelner Mensch zählt nicht viel und ist schnell vergessen. Ja, aber die Gesamtheit macht es aus. Schade, dass oft erst wirkliche Notsituationen eintreffen müssen, damit dies auch klappt.

Daneben die Story um Jean Valjean in das Geschehen eingebettet. Wer das Buch kennt, weiß, dass die Handlung tiefer geht als im Musical. Trotzdem finde ich es gut umgesetzt und in sich schlüssig, was von einem langen Leben in so kurzer Zeit auf der Bühne umgesetzt wird.

Was meint ihr?

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Re: Musicaltexte, Musik und Handlungen

Beitragvon Ceytlin » 25.10.2014, 20:59:38

Zunächst noch zu "Elisabeth", wo du die Geschichte zwischen Tod und Elisabeth ja als typische Liebesgeschichte ansiehst. Ich sehe das ganz anders, zum einen weil auch die Schattenseiten der Liebe gezeigt werden, der Tod ist schließlich nicht immer fair, nicht nur schmeichelnder Verführer, ganz im Gegenteil. Wenn man dann noch bedenkt, dass es eben der Tod ist und nicht irgendein Liebhaber und das Ganze in Kontext damit setzt, dass Elisabeth mit Depressionen zu kämpfen hatte, ergibt sich noch eine ganz andere Lesart, mal als Denkanstoß.

Ich denke auch nicht, dass sie aus Bequemlichkeit in ihrem goldenen Käfig verbleibt. Vielmehr sehe ich es so, dass sie anfangs noch naiv genug ist, zu glauben mit der Liebe zu Franz Josef alle Widerstände zu überwinden und dann feststellt, dass sie sich geirrt hat und diese Liebe eben doch nicht ausreicht, alles erträglich zu machen, zumal er ja lange Zeit nicht zu ihr, sondern zu seiner Mutter steht und zu seinem Pflichtgefühl. Einfach gehen wäre aber keine Option, wenn man bedenkt, dass ja nicht nur das eigene Glück eine Rolle spielt. Eine Trennung oder Flucht würde einen handfesten Skandal verursachen, der sich auch auf die eigene Familie auswirkt, den Ruf der Eltern und auch der Geschwister. Und nicht zuletzt darf man nicht vergessen, was Depressionen mit einem machen - man leidet, ist aber oft zugleich nicht wirklich handlungsfähig, da die Kraft dazu fehlt. Sie zieht sich ja auch immer mehr von sich und auch von ihren Kindern zurück.

Zu Les Miserables kann ich nicht so viel sagen, da ich das Stück nicht kenne, bzw. nur den Film. Allerdings denke ich nicht, dass das Stück wirklich die Gefühlswelt der damaligen Menschen nachfühlbar macht, egal wie gut es ist. Aber es macht die Interpretation seitens der Macher oder auch aus heutiger Perspektive nachempfindbar. Nur wenn es um historische Stoffe geht, steht man immer vor dem Problem, dass die tatsächliche Lebens- und Gefühlswelt auch bei guter historischer Faktenlage nie ganz rekonstruierbar ist, sondern wir schauen immer von heute zurück und überträgt die eigene Gefühlswelt auf das Geschehen. Ich verstehe aber natürlich was du meinst, die Gefühle der Figuren erscheinen überzeugend und authentisch. Das macht ja eine gute Umsetzung historischer Stoffe auch aus. Das tatsächliche Erleben kann aber dennoch ganz anders empfunden worden sein, mit Gewissheit kann dies letztlich niemand sagen.

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Re: Musicaltexte, Musik und Handlungen

Beitragvon Sisi Silberträne » 25.10.2014, 21:59:50

Gerade Elisabeth und den Tod empfinde ich nicht als die gewöhnliche Mädchen-trifft-Bursche-und-sie-lieben-sich-für den-Rest-ihrer-Tage-Geschichte. Es ist schließlich der personifizierte Tod, von dem wir hier reden, dunkler Engel und Dämon zugleich. Für mich hängt viel von der Interpretationen des Darstellers ab. Ich mag es, wenn der Tod nicht nur als geheimnisvoller Verführer dargestellt, sondern auch das dunkle dämonische Wesen herausgekehrt wird.

Dass Elisabeth aus Bequemlichkeit in ihrem goldenen Käfig bleibt, glaube ich ebenfalls nicht. Aber ich würde das auch nicht einer Liebe zu Franz Joseph zuschreiben, die sicher nie existiert hat. Nicht von Seiten Elisabeths. Das war ein fünfzehnjähriges Kind, das keine Ahnung davon hatte, was Liebe überhaupt ist, aber "einem Kaiser gibt man keinen Korb". Mit den Jahren hat sie es dann geschafft, sich zu befreien und ist vor ihrer Rolle davon gelaufen. Franz Joseph liebte sie so abgöttisch, dass er sie gewähren ließ. In den späteren Jahren nach Rudolfs Selbstmord wurde sie in der Tat depressiv und todessehnsüchtig.

Für mich macht es den Reiz eines Musicals oder auch einer Oper und eines Balletts aus, dass eine Geschichte durch Musik erzählt wird. Bei Oper und Musical durch Musik und Gesang natürlich. Ich liebe lyrische Texte voller Sprachbilder, so wie das bei Elisabeth oder Les Mis der Fall ist. Generell mag ich Musicals, die ihre Handlung mit eigens dafür komponierter Musik und geschriebenen Texten erzählen, als "Jukebox"-Musicals. Ich muss aber auch sagen, dass mir Mamma Mia, We will rock you und Ich war noch niemals in New York trotzdem gut gefallen. Die Handlung ist empfinde ich als jeweils passend und gut von den Liedern getragen.
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Re: Musicaltexte, Musik und Handlungen

Beitragvon Ceytlin » 25.10.2014, 22:16:56

Hmm, wirkliche Liebe vielleicht nicht, aber ich denke doch durchaus eine teeniehafte Verliebtheit. Die ist natürlich nicht mit echter, reifer Liebe gleichzusetzen und daher auch nicht tragfähig. Zumindest sehe ich so eine naive Verliebtheit in "Nichts ist schwer". Ich würde sie da eher als naives Mädchen interpretieren, das romantische Liebesvorstellungen hat, Verliebtheit mit Liebe verwechselt, aber dennoch zumindest anfangs daran glaubt, dass das Liebe ist und diese alles überwinden kann. Allerdings wird sie dann recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, aber wäre es "richtige" Liebe wäre es sicher anders verlaufen. Ich denke aber schon, dass sie anfangs geglaubt hat oder vielleicht auch glauben wollte, dass da Liebe im Spiel ist. Das ist aber natürlich nur meine Interpretation, und es ist ja gerade das Spannende, das man dieselbe Geschichte auf unterschiedliche Weise sehen kann :-).

Ich mag es beim Tod übrigens auch gerne, wenn er etwas Bedrohliches hat. Ein eher sanfter oder auch kühler Tod würde für mich nicht passen, leidenschaftlich, durchaus verführerisch, aber zugleich auch bedrohlich, so sehe ich ihn.

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Re: Musicaltexte, Musik und Handlungen

Beitragvon Sisi Silberträne » 25.10.2014, 22:54:09

Ja, im Musical haben sie es als verliebte Schwärmerei dargestellt. In Wirklichkeit sah es vielleicht anders aus. Ihre Gefühle für Franz Joseph waren wohl mehr freundschaftlicher Natur.
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Re: Musicaltexte, Musik und Handlungen

Beitragvon Ceytlin » 25.10.2014, 22:56:02

Ah okay, ich hatte mich allein auf das Musical bezogen :). Hab zwar ne Elisabeth-Biografie noch da liegen, aber leider komme ich gerade gar nicht dazu, sie zu lesen.

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Re: Musicaltexte, Musik und Handlungen

Beitragvon Lukas » 26.10.2014, 10:35:38

Natürlich kann ein Stück nie die wirkliche Gefühlswelt bestimmter Menschen wiedergeben. Wie beschrieben, kann man sich aber in die Situation ansatzweise sehr gut hineinversetzen. Natürlich muss dazu dann noch mehr als nur das Stück kommen. Man muss sich diese Situation selbst vorstellen können.
Wenn ich mir vorstelle, morgen müsste ich vor einer Streitmacht stehen, gegen die ich kaum eine Chance habe, ist das für mich ähnlich, wie ich es durch das Stück beschrieben sehe.
„Trink mit mir“ gibt das zum einen meiner Meinung nach gut wieder. Zum anderen auch die revolutionären Lieder, die teilweise den Stolz und teilweise den Kampfgeist beschreiben.

Für mich ist ein gutes Stück, das mir nicht unbedingt die Intention der Macher aufdrückt, sondern bei denen die Macher mir helfen, meine eigenen Vorstellungen zu unterstreichen. Daher müssen natürlich die Vorstellungen der Macher mit meinen übereinstimmen.
Hinzukommt auch – wie Ceytlin selbst sagst –, dass wir nie wissen, wie es damals exakt war. Aber ich denke, wenn man sich mit der Materie beschäftigt, geht man auch mit einer ganz anderen Vorstellung in den Stoff rein. Ich habe das Stück noch nie gesehen, habe aber allein beim Hören schon Bilder im Kopf, die sich nicht nur auf einer Bühne abspielen.

Was Elisabeth betrifft, geb ich euch ebenfalls Recht, was den Inhalt der Beziehung zwischen Elisabeth und den Tod angeht. Für mich ist es einfach eine typische Liebesgeschichte, wie sie in vielen Musicals behandelt wird. Mal kurz skizziert: Zwei treffen sich, es gibt dramatische Szenen, welche die beiden nicht zusammen kommen lassen und am Ende kriegen sie sich.
Sicher ist jede Liebesgeschichte auch noch weiter ausgefüllt und unterscheidet sich von den anderen in gewissen Punkten. Der Rahmen, den ich mit „Typisch“ meinte, ist einfach der oben beschriebene Rahmen und nicht nur, dass sich ein Mädchen mit einem unerfahrenen schüchternen jungen Typen trifft.
Vielleicht sehe ich dies auch einfach oberflächlicher, weil mich diese Lovestorys eigentlich in keinem Musical so riesig interessiert, obwohl ich zugeben muss, dass es auch irgendwie dazu gehört.


Elisabeth bleibt Kaiserin, obwohl sie sich in diese Rolle nicht unbedingt fügen möchte.
Ich hatte vor allem das Stück „Milch“ im Kopf, als ich meinte, dass sie die Vorzüge genießt. Es ist nur ein kleiner Hinweis, aber man sieht, dass die Kaiserin im Überfluss lebt, während andere hungern.
Hinsichtlich des Bleibens aufgrund gesellschaftlicher Zwänge sind wir uns im Grunde einig. Aus heutiger Sicht, ist es für mich Bequemlichkeit und teilweise Ausnutzen, wenn man bei jemanden bleibt, den man im Grunde nicht mehr liebt. Die wenigsten sind so großzügig und machen es nur, um den anderen nicht zu verletzten. Vor allem kommt in der Beziehung Elisabeths zu ihrem Sohn und in anderen Szenen ein gewisser Egoismus hervor, welcher für mich eine solche Interpretation ablehnt, „Ich gehör zu mir“.
Die damalige Situation war sicher eine andere als heute und viel schwerer. Auch verpflichtet Adel und man kann sich den Skandal nur ausmalen, wenn sich Elisabeth von ihrem Mann getrennt hätte.
Vielleicht ist es auch zu einfach, dies mit Bequemlichkeit abzutun, geb ich euch Recht. Wie ich es sonst nennen würde, kann ich grade so spontan nicht sagen. Da fehlen mir dann noch ein paar Hintergrundinformationen zu ihrem wahren Leben.


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