Rocky Horror Show

Hier könnt ihr über die verschiedenen Musicals diskutieren.

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Ringmaster93
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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Ringmaster93 » 31.12.2014, 13:23:43

Ich bin ein Fan von Replica-Produktionen und mag es daher nicht, wenn man in seiner eigenen Inszenierung versucht das Rad gänzlich neu zu erfinden. Außerdem versuche ich grundsätzlich nicht die aktuellen Darsteller mit den „Originalen“ zu vergleichen und halte auch nichts davon wenn man diese als „die grundsätzlich Besten in der Rolle – ever!“ darstellt. Als kleines Beispiel: Ich finde Rachel Tucker, Louise Dearman und Emma Hatton um Längen Besser als Elphaba im Vergleich zu Idina Menzel. Ebenso schlagen Gina Beck und Savannah Stevenson eine Kristin Chenoweth ebenfalls bei weitem.
Man sollte nicht versuchen den Film nachzuspielen, was dennoch viele tun (z.B. wenn eine Essensszene vorhanden ist). Und man darf ruhig selbst kreativ werden (wer auch immer auf den Gedanken gekommen ist, als Erzähler beim Time Warp „‘put‘ your hands on your hips“ statt „with“ zu sagen, gehört nicht zu den kreativen). Aber an einem gewissen Punkt entfernt man sich meiner Meinung nach zu weit vom Kerngedanken eines Stückes. Interessant ist finde ich auch, dass es Richard O’Brien ganz ähnlich sieht. Viele Inszenierungen sind Schrott und die einzigen, bei denen er selbst mit involviert war/ist sind die 2013 UK Tour (in Australien weitergeführt mit O’Brien als Erzähler) und die BB Promotion Tour.
Und ein Versagen stellt für mich durchaus eine Entfernung vom Ursprungsgedanken dar.
Ich wage mich jetzt einfach mal an eine „Ferndiagnose“ der verschiedenen Inszenierungen anhand von Fotos und Videos:

1. Magdeburg:
Leider sind die Kostüme etwas zu sehr an dem Gothic-Look angelangt, an dem man sich orientiert hat, was den eigentlichen Ideen hinter dem Kostümdesign nicht unbedingt zuträglich ist. Hier wäre weniger Individualität vielleicht mehr gewesen. Auch ist die Bühne viel zu riesig, was der eigentlich „intimen“ Atmosphäre abträglich ist. Zur Besetzung kann ich nur sagen, dass Dominik Hees als Frank OK ist, aber nicht gut. Der Darsteller von Riff Raff geht wie viele andere Darsteller dieser Rolle irgendwie garnicht. Dazu muss ich sagen, dass ich nur wenige Darsteller überhaupt in dieser Rolle gut finde (1. Kristian Lavercombe, 2. Stuart Matthew Price, 3. Matt McKenna).

2. Westfälisches Landestheater:
Ja die Rocky Horror Show war eigentlich ein Musical mit verschwindend geringem Budget, aber einen solchen Minimalismus finde ich grausam. Die Kostüme wirken wie aus einem Karneval-Shop geholt und das Bühnenbild, das aus einer Wand besteht ist auch ein großes „Nichts“. Die Aussage des Regisseurs dazu, dass man ja nicht mit möglichst vielen LKW’s auf den Hof fahren müsse, mag ja sein, aber hier wäre mehr durchaus mehr und besser gewesen. Schließlich ist das Bühnenbild der UK-Tour auch nicht das alles aufwändigste aber dennoch weit über diesem.
Chris Murray als Riff Raff bereitet mir fast schon Ohrenbluten und Léon van Leeuwenberg als Frank ist auch eine nicht grade „sexy“ Besetzung was Aussehen und Gesang angeht.

3. Nürnberg:
Nette Technische Spielereien, bei denen die Bühne trotzdem zu riesig wirkt und vor allem zu schwarz. Gleiches gilt für die Kostüme. Düster siehts vor allem auch bei Marco Steeger als Frank aus, den ich persönlich so widerlich finde, dass mir die Darsteller von Brad und Janet schon fast leidtun. Auch diese Produktion ist irgendwie zu individualisiert.

4. Karlsruhe:
Die Kostüme mit helmartigen Plastik-Perücken bei Frank, Riff Raff und Magenta sind einfach unterirdisch. Und das Bühnenbild wirkt auch eher zusammengezimmert denn geplant.
Artur Molin als Frank ist auch durchaus ungut.

5. Mönchengladbach:
Das Wort „widerlich“ möchte ich hier ebenfalls gebrauchen und zwar für Kostüme und teilweise auch die Darsteller darin. Wieder mal ein unsexy Frank der ziemlich abstoßend ist und zudem noch den Dr. Scott-Bratwurst-Akzent hat geht irgendwie garnicht. Choreographisch hat man sich auch nicht grad das Beste vom Besten gegönnt und so wirkt z.B. der Time Warp leider eher nach Mopsgeschwindigkeit denn Warp-Geschwindigkeit.

6. Leipzig:
Andreas Wolfram als Frank ist gut! Und die Kulissen ebenfalls in Ordnung. Kostümtechnisch wäre hier auch etwas mehr etwas besser. Und beim Lichtdesign wäre auch etwas mehr wünschenswert. Sodass man diese Produktion durchaus anschauen kann. Luft nach oben zu den beiden von mir favorisierten Fassungen besteht jedoch deutlich.

7. Alte Oper Erfurt:
Billige Kostüme und ein Bühnenbild das annehmbar ist. Darstellertechnisch anscheinend größtenteils in Ordnung. Also ebenfalls annehmbar. Choreographisch allerdings nicht grad gut.

8. Hagen:
Guildo Horn mag ja ein ganz lustiger Zeitgenosse sein, aber ein guter Riff Raff ist er nicht. Kostüme und Bühnenbild sind auf die 70er getrimmt was einfach nicht passt. Und auch die Choreo ist auch eher mies. Zudem ist auch hier die Bühne zu groß, sodass viel der Intimität futsch ist, die ja bei diesem Stück durchaus vorhanden sein sollte.

9. Dresden:
Grottige Kostüme ein grade noch annehmbares Bühnenbild.
Darstellertechnisch leider anscheinend auch nicht grad Top.


Viele Produktionen machen den Fehler, dass die Bühne schlicht zu groß ist und man diesen Raum dann mit noch mehr Phantoms zu füllen versucht. Aber man sieht an meinen Favoriten: 4 reichen aus!

Und natürlich kostet die BB Promotion Tour mehr, aber im Verhältnis gesehen bekommt man dort eine Inszenierung, die auch im globalen Vergleich ganz weit vorn liegt.
Dass viele Landes- / Kommunaltheater-Produktionen hoch frequentiert sind zeugt meines Erachtens noch lang nicht davon, dass die Leute es so gut finden. Sie haben einfach keine Ahnung was es noch besseres gibt.

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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Sisi Silberträne » 31.12.2014, 14:31:13

Und trotzdem sind Geschmäcker verschieden. Es findet nun einmal nicht jeder das gleiche gut oder schlecht. Zum Glück, möchte ich meinen, sonst wärs doch fad. Über RHS selbst kann ich nicht viel sagen, da ichs noch nie gesehen habe. Bei meinem Lieblingsmusical Elisabeth bin ich aber auch recht kritisch. Ich liebe die Wiener Inszenierung aus TadW-Zeiten und kann dafür mit der Essener/Stuttgarter (die ich nur von Bildern und Videos kenne) nichts anfangen. Bei vielen anderen Fans ist es umgekehrt. Deswegen ist das, was den persönlichen Geschmack nicht trifft, noch nicht misslungen.

Ringmaster93 hat geschrieben:4. Besetzung: top (komplette 1. Besetzung außer Janet, die von Jenny Perry allerdings absolut auf 1.Cast-Niveau dargestellt wurde; nur eine Außnahme möchte ich bei Charles Brunton machen, der als Eddie leider nicht überzeugt hat)

Wieso sollte die Zweitbesetzung überhaupt ein geringeres Niveau haben als die Erstbesetzung?
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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Ringmaster93 » 31.12.2014, 14:42:29

Sisi Silberträne hat geschrieben:Wieso sollte die Zweitbesetzung überhaupt ein geringeres Niveau haben als die Erstbesetzung?

Du hast Recht, generell sollte das natürlich überhaupt nicht der Fall sein und alle Besetzungen sollten einen gleichen (hohen) Stand haben.

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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Eclipse » 03.01.2015, 21:28:50

Ich finde gut, dass du dich mit den ganzen Inzenierungen außeinandergesetzt hast, dennoch finde ich deine Kritiken fast beleidigend für die Künstler, die auf der Bühne stehen. Und nach langem Recherchieren, muss ich sagen, dass deine lieben Komplimente à la widerlich und hässlich einfach vollkommen übertrieben sind.
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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Ringmaster93 » 05.01.2015, 21:38:52

Eclipse hat geschrieben:Ich finde gut, dass du dich mit den ganzen Inzenierungen außeinandergesetzt hast, dennoch finde ich deine Kritiken fast beleidigend für die Künstler, die auf der Bühne stehen. Und nach langem Recherchieren, muss ich sagen, dass deine lieben Komplimente à la widerlich und hässlich einfach vollkommen übertrieben sind.

Ich gebe zu, dass diese "Komplimente" natürlich hart sind, aber bei einer Show, die so sehr von einer gewissen Erotik abhängt, geht einfach manches garnicht.
Natürlich ist das alles rein subjektiv und jeder kann es natürlich anders sehen.
Interessant finde ich nur, dass Richard O'Brien eine ähnliche Meinung zu vielen Inszenierungen hat und diese ebenfalls mit "billig und einfach widerlich" beschreibt.
Die einzigen Produktionen, die er selbst autorisiert bzw. an denen er mitgewirkt hat sind jene beiden, die ich selbst favorisiere.

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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Elphaba » 06.01.2015, 21:32:42

Äh ja, aber wenn ihm das nicht passt, dann hätte er sein Musical nicht an nen Verlag verkaufen sollen... Dann würde er nur selbst über die Inszenierungen bestimmen und nicht so etwas "widerliches" ertragen müssen... :roll:
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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Ceytlin » 06.01.2015, 21:49:56

Zumal es in der Natur der Sache liegt, dass bei der Inszenierung auch ein gewisses Maß an künstlerischer Freiheit besteht, ein Regisseur eigene Ideen einbringt, ein Stück aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und entsprechend auch umgesetzt werden kann.

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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Sisi Silberträne » 07.01.2015, 07:46:26

Bei Operninszenierungen ist der Freiheit manchmal allerdings ein bisschen zu viel. "Die Perlenfischer" im Theater an der Wien hätte mich wohl interessiert, ist eine eher selten aufgeführte Oper. Dann las ich jedoch, dass die Handlung in eine moderne Realityshow transferiert würde, und dachte nur WTF?! Sieht mich das TadW halt so bald doch nicht wieder. Mag sein, dass ich zu voreilig bin, aber ich kann mit Realityshows nichts anfangen.
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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Ceytlin » 07.01.2015, 11:31:48

Verstehe ich gut, wenn es zu sehr vom eigentlichen Stück abweicht finde ich das auch nicht gut. Aber ich habe z.B. kein Problem mit einem weiblichen Hamlet oder modernen Kostümen, so lange ich das Gefühl habe, der Geist des Stücks wird vermittelt und nicht einfach irgendwas total anderes gemacht und alles bis zur Unkenntlichkeit verändert oder - was im Sprechtheater leider vorkommt - es geht um Provozieren um des Provozierens willen. Aber Abweichungen in Bühnenbild und Kostümen oder kleine Änderungen finde ich wiederum interessant, daher schaue ich mir gerne auch mal verschiedene Inszenierungen an, wenn es sich ergibt. Da finde ich gerade die Unterschiede spannend.

Bei Rocky Horror war Magdeburg z.B. ganz anders gemacht als Leipzig, wobei mir letzteres besser gefallen hat, trotzdem ist es sehr interessant, was für unterschiedliche Ideen eingebracht werden, und bei beiden gibt es manches, was ich mochte und ein paar Sachen, die nicht ganz so meins sind. Wären beide fast identisch, wäre es aber auch irgendwo langweilig. Wie der Regisseur das Stück umsetzt und die Darsteller die Rollen interpretieren, finde ich sehr interessant.

Ich gehe aber zum Beispiel aufgrund schlechter Erfahrungen meist mit etwas Bauchgrimmen in Shakespeare-Inszenierung und hoffe immer, dass da auf der Bühne ein ansprechendes Stück zu sehen ist und nicht eine Orgie aus Vulgäritäten und Rumgeschmiere, wie ich es mal bei "Wie es euch gefällt" erleben musste, aber man wird genügsam, ich bin schon glücklich, wenn das Entkleiden der Darsteller einen für mich verständlichen Sinn ergibt und der Regisseur es nicht auf Ekel und Empörung anlegt :D

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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon DracosAdriana » 07.01.2015, 13:44:51

Na da ist mal wieder wer der nur seine Sichtweise als die richtige Sichtweise zulässt was eine Interpretation eines Musicals zulässt! Ich finde es sehr anmaßend wie über Inszenierungen kritisiert wird die man nicht selbst gesehen hat und so mit das Gesamtbild garnicht kennt! Klar kann ich sagen das spricht mich nicht an, deshalb gehe ich nicht in diese Inszenierung, aber dann enthalte ich mich aber auch jeder Kritik!
Persönlich finde ich die unterschiedlichen Interpretationen immer interessanter als wenn sich jemand originalgetreu an ein Stück hält. Denn ich möchte sehen das sich der Regiesseur mit dem Stück auseinandergesetzt hat und mir seine Gedanken über das Stück mitteilt! Nein ich finde da auch nicht alles gut, aber andere Sichtweisen sind interessant und lassen mich das Stück auch mal aus einer anderen Perspektive sehen!
Ich habe von den unten Angesprochenen, Nürnberg, Leipzig, Hagen, Magdeburg gesehen und es waren die unterschiedlichsten Interpretationen wovon mich nicht jede angesprochen hat, aber ich bin froh sie gesehen zu haben!
Die Aktuelle Tour hab ich noch nicht gesehen und werde sie auch nicht sehen weil mich dort die Bilder nicht ansprechen, enthalte mich aber jeglicher Kritik dazu das ich nicht weis wie die Inszenierung auf mich wirken würde!

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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Ringmaster93 » 07.01.2015, 16:06:41

Ceytlin hat geschrieben:Verstehe ich gut, wenn es zu sehr vom eigentlichen Stück abweicht finde ich das auch nicht gut. Aber ich habe z.B. kein Problem mit einem weiblichen Hamlet oder modernen Kostümen, so lange ich das Gefühl habe, der Geist des Stücks wird vermittelt und nicht einfach irgendwas total anderes gemacht und alles bis zur Unkenntlichkeit verändert oder - was im Sprechtheater leider vorkommt - es geht um Provozieren um des Provozierens willen. Aber Abweichungen in Bühnenbild und Kostümen oder kleine Änderungen finde ich wiederum interessant, daher schaue ich mir gerne auch mal verschiedene Inszenierungen an, wenn es sich ergibt. Da finde ich gerade die Unterschiede spannend.

Bei Rocky Horror war Magdeburg z.B. ganz anders gemacht als Leipzig, wobei mir letzteres besser gefallen hat, trotzdem ist es sehr interessant, was für unterschiedliche Ideen eingebracht werden, und bei beiden gibt es manches, was ich mochte und ein paar Sachen, die nicht ganz so meins sind. Wären beide fast identisch, wäre es aber auch irgendwo langweilig. Wie der Regisseur das Stück umsetzt und die Darsteller die Rollen interpretieren, finde ich sehr interessant.

Abweichungen oder Änderungen heißt ja nicht immer Verschlechterung. Das Riff Raff Kostüm der BB Promotion Tour sieht ja auch gänzlich anders aus, als das von Sue Blane...
Aber wenn man in einer (angeblich) professionellen Produktion und nicht irgendeiner Halloween-Party Kostüme hat, die genauso aussehen, als hätte man sie von einer solchen ausgeliehen, hörts einfach auf. Aber wenn man wie z.B. beim Westfälischen Landestheater nicht mal in der Lage ist eine Glatze so zu schminken, dass sie nicht direkt auffällt, ist es nicht grad professionell.

Meines Erachtens sollte man sich einem Musical auf dem Weg nähern, den die Original-Macher einem geebnet haben. Eigene Ideen zu haben ist ja gut und kann ein Stück auch besser machen. Doch wer sich zu weit vom Buch bzw. von den Ideen derer entfernt, die es geschrieben haben, hat den Sinn einer Interpretation nicht verstanden.
Man muss immer bedenken: Man interpretiert das Werk eines anderen und nicht ein eigenes!

Dass man vielleicht bei einem oder mehreren Charakteren das Geschlecht ändert ist ja vielleicht auch noch drin. Aber wenn man z.B. aus Romeo und Julia eine Lesben- bzw. Schwulengeschichte machen würde, wäre das einfach nur Müll.

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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Ringmaster93 » 07.01.2015, 16:14:47

DracosAdriana hat geschrieben:Na da ist mal wieder wer der nur seine Sichtweise als die richtige Sichtweise zulässt was eine Interpretation eines Musicals zulässt! Ich finde es sehr anmaßend wie über Inszenierungen kritisiert wird die man nicht selbst gesehen hat und so mit das Gesamtbild garnicht kennt! Klar kann ich sagen das spricht mich nicht an, deshalb gehe ich nicht in diese Inszenierung, aber dann enthalte ich mich aber auch jeder Kritik!
Persönlich finde ich die unterschiedlichen Interpretationen immer interessanter als wenn sich jemand originalgetreu an ein Stück hält. Denn ich möchte sehen das sich der Regiesseur mit dem Stück auseinandergesetzt hat und mir seine Gedanken über das Stück mitteilt! Nein ich finde da auch nicht alles gut, aber andere Sichtweisen sind interessant und lassen mich das Stück auch mal aus einer anderen Perspektive sehen!
Ich habe von den unten Angesprochenen, Nürnberg, Leipzig, Hagen, Magdeburg gesehen und es waren die unterschiedlichsten Interpretationen wovon mich nicht jede angesprochen hat, aber ich bin froh sie gesehen zu haben!
Die Aktuelle Tour hab ich noch nicht gesehen und werde sie auch nicht sehen weil mich dort die Bilder nicht ansprechen, enthalte mich aber jeglicher Kritik dazu das ich nicht weis wie die Inszenierung auf mich wirken würde!

Der Ton macht die Musik und so kann ein schiefer Ton eine ganze Symphonie zerstören.
Jeder hat seine Meinung und das ist auch gut so.
Doch bei aller "Interpretation" muss man nicht ständig versuchen das Rad neu zu erfinden und das tun nunmal Viele.
Außerdem wird man nie das erreichen, was sich die Macher bei der Entstehung eines Stückes tatsächlich gedacht haben, es sei denn diese wirken bei späteren Inszenierungen mit.
Man sollte durchaus Kritik äußern dürfen auch ohne die bestimmten Inszenierungen gesehen zu haben, solang diese Kritik begründet oder wie in diesem Fall sogar der des Erfinders entspricht.
Interpretation birgt immer das große Risiko eines Fehlschlages undzwar weil irgendwann aus der "Sucht" nach Originalität viel zu viel in etwas hineininterpretiert wird, das vom Erfinder überhaupt nicht gewollt war.
Wenn man das Werk eines anderen anschaut (auch aus mehreren Perspektiven) darf man einfach nicht vergessen, dass es nicht das eigene ist.
Und so bleibt eine Interpretation auch immer das: Jemandes Gedanken zu dem Werk eines anderen und nicht das Werk an sich.

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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Ringmaster93 » 07.01.2015, 16:30:39

Ceytlin hat geschrieben:Zumal es in der Natur der Sache liegt, dass bei der Inszenierung auch ein gewisses Maß an künstlerischer Freiheit besteht, ein Regisseur eigene Ideen einbringt, ein Stück aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und entsprechend auch umgesetzt werden kann.

Eigene Ideen einzubringen heißt aber nicht ein Werk, das nicht das Eigene ist so zu verändern, dass die eigenen Ideen im Verhältnis zu denen des Schaffers überwiegen.
Im Übrigen sind ja auch deutsche Übersetzungen von Texten immer Interpretationen. Z.B. ist "Popular" etwas anderes als "Heiß geliebt" wie in Wicked.

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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Ringmaster93 » 07.01.2015, 16:40:33

Und dass viele Regisseure enorm unkreativ sind merkt man doch daran, dass es in vielen Inszenierungen eine Essenszene gibt, die nur für den Film gemacht wurde... :wallbash:

Die Krönung der "Interpretation" ist ja wohl auch Saarbrücken, wo das ganze Stück in einer katholischen Kirche spielt. :spinner:

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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Eponine Thénardier » 07.01.2015, 18:52:50

Ringmaster93 hat geschrieben:Und dass viele Regisseure enorm unkreativ sind merkt man doch daran, dass es in vielen Inszenierungen eine Essenszene gibt, die nur für den Film gemacht wurde... :wallbash:
:


Also, ich kenne bisher nur den Film, deshalb kann ich nicht viel dazu sagen, wie mir davon abweichende Inszenierungen gefallen, allerdings verstehe ich nicht, dass die Tatsache, dass in vielen Inszenierungen diese Essensszene mit hinzugenommen wird, für die Unkreativität eines Regisseurs spricht. :?: Dass Szenen oder Lieder nach dem Erfolg einer Verfilmung übernommen werden, kann ja durchaus sein, ein anderes Beispiel dafür - wenn es sich auch nicht ganz mit deinem deckt- wäre Cabaret: Songs wie "Maybe this time" oder "Money Money" kamen in der originalen Bühnenversion überhaupt nicht vor, sie wurden erst für den Film komponiert, aber durch diesen so berühmt, dass sie heute in fast alle Bühnenversionen mitaufgenommen werden - und da hat das auch nichts mit Unkreativität zu tun.
Ich denke, bei der Rocky Horror Show kennen die meisten Leute zuerst den Film, bevor sie ins Theater gehen, und ich könnte mir vorstellen, dass die meisten Regisseure durch so etwas die dadaurch entstehenden Erwartungen des Publikums versuchen zu erfüllen. Also, wie schon gesagt, mit Unkreativität auf Seiten der Regie hat das für mich nichts zu tun.

Also, zurück zum Thema Rocky Horror: Wie ich schon geschrieben habe, ich kenne bisher nur den Film, werde aber die Tourproduktion sehen, worauf ich mich schon sehr freue. Ich finde es aber nicht schlimm, wenn die Regie, Bühnenbild oder die Kostüme ausgefallener oder einfach anders als das sind, was man vielleicht kennt oder gewohnt ist.
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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Elphaba » 07.01.2015, 23:37:05

Und nur weil man keine eigene Meinung hat, sondern die des Urhebers übernimmt, hat man automatisch Recht? :roll:

Wenn ein Autor/Komponist freigibt, muss er damit leben, dass andere ihre Interpretationen anbringen. Und wenn er das wirklich gesagt haben sollte, so zeugt das nicht von Stil oder Intelligenz, vom Original abweichende Inszenierungen oder gar Darsteller als "widerlich" zu bezeichnen...

Und besonders kreativ ist es auch nicht, einfach die Meinung des Autors zu übernehmen und zu meinen, damit die ultimative und unanfechtbare Wahrheit gepachtet zu haben...
So läuft das im Theater tatsächlich nicht. Eigene und mitunter ganz andere Inszenierungen sind Standard und wenn der Herr Autor das nicht will, dann soll er es verbieten. Dann kann er sich gleich mit dem Disney-Konzern in einen Topf werfen lassen. :P
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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Ringmaster93 » 08.01.2015, 15:05:00

Eponine Thénardier hat geschrieben:
Ringmaster93 hat geschrieben:Und dass viele Regisseure enorm unkreativ sind merkt man doch daran, dass es in vielen Inszenierungen eine Essenszene gibt, die nur für den Film gemacht wurde... :wallbash:
:


Also, ich kenne bisher nur den Film, deshalb kann ich nicht viel dazu sagen, wie mir davon abweichende Inszenierungen gefallen, allerdings verstehe ich nicht, dass die Tatsache, dass in vielen Inszenierungen diese Essensszene mit hinzugenommen wird, für die Unkreativität eines Regisseurs spricht. :?: Dass Szenen oder Lieder nach dem Erfolg einer Verfilmung übernommen werden, kann ja durchaus sein, ein anderes Beispiel dafür - wenn es sich auch nicht ganz mit deinem deckt- wäre Cabaret: Songs wie "Maybe this time" oder "Money Money" kamen in der originalen Bühnenversion überhaupt nicht vor, sie wurden erst für den Film komponiert, aber durch diesen so berühmt, dass sie heute in fast alle Bühnenversionen mitaufgenommen werden - und da hat das auch nichts mit Unkreativität zu tun.
Ich denke, bei der Rocky Horror Show kennen die meisten Leute zuerst den Film, bevor sie ins Theater gehen, und ich könnte mir vorstellen, dass die meisten Regisseure durch so etwas die dadaurch entstehenden Erwartungen des Publikums versuchen zu erfüllen. Also, wie schon gesagt, mit Unkreativität auf Seiten der Regie hat das für mich nichts zu tun.

Also, zurück zum Thema Rocky Horror: Wie ich schon geschrieben habe, ich kenne bisher nur den Film, werde aber die Tourproduktion sehen, worauf ich mich schon sehr freue. Ich finde es aber nicht schlimm, wenn die Regie, Bühnenbild oder die Kostüme ausgefallener oder einfach anders als das sind, was man vielleicht kennt oder gewohnt ist.


Was nach dem Film von fast allen Bühnenversionen übernommen wurde ist ja der Tausch vom "Time Warp" und "Sweet Transvestite" was ja auch als Klimax Sinn macht.

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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Ringmaster93 » 08.01.2015, 15:06:20

Elphaba hat geschrieben:Und nur weil man keine eigene Meinung hat, sondern die des Urhebers übernimmt, hat man automatisch Recht? :roll:

Wenn ein Autor/Komponist freigibt, muss er damit leben, dass andere ihre Interpretationen anbringen. Und wenn er das wirklich gesagt haben sollte, so zeugt das nicht von Stil oder Intelligenz, vom Original abweichende Inszenierungen oder gar Darsteller als "widerlich" zu bezeichnen...

Und besonders kreativ ist es auch nicht, einfach die Meinung des Autors zu übernehmen und zu meinen, damit die ultimative und unanfechtbare Wahrheit gepachtet zu haben...
So läuft das im Theater tatsächlich nicht. Eigene und mitunter ganz andere Inszenierungen sind Standard und wenn der Herr Autor das nicht will, dann soll er es verbieten. Dann kann er sich gleich mit dem Disney-Konzern in einen Topf werfen lassen. :P

Seit wann hat man keine EIGENE Meinung, nur weil diese mit der eines anderen übereinstimmt?

Ich glaube aber, dass man bei diesem Thema nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen wird...

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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon Elphaba » 08.01.2015, 23:32:08

Nun, das stimmt wohl.

Ich finde es nur nicht gut, so beleidigende Ausdrücke zu verwenden, um mitzuteilen, das einem etwas nicht gefällt. Auch von einem Urheber finde ich das stillos.

Und von dir hab ich eben bisher immer als Argument gehört, dass der Autor das auch gesagt hat... Das finde ich als stützendes Argument ziemlich mau. Und ne eigene Meinung ist das dann auch nicht für mich ...
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Re: Rocky Horror Show

Beitragvon armandine » 10.01.2015, 10:13:55

Danke, Adriana und Elphaba, ihr habt meine Meinung genau ausgedrückt. Wenn man eine Produktion nicht live gesehen hat, sollte man nicht beleidigend werden. Und dann auch noch dem begeisterten Publikum Dummheit zu unterstellen (und ich habe mehrere Vorstellungen in verschiedenen Städten gesehen), weil sie es angeblich nicht besser wissen, ist unterste Schublade. Diese Sorte Arroganz kenne ich Gott sei Dank sonst nicht von Musicalfans. Für mich gilt, dass ich eine Meinung nur dann ernstnehmen kann, wenn die Person das Stück bzw. die Inszenierung gesehen hat. Und im übrigen: auch die Interpretation des Autors ist nicht die einzig mögliche!


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