Beitragvon davetheking » 25.09.2015, 01:06:27
Mozart! Sehr gute Besetzung – klappernde Dramaturgie
Insgesamt sollte es heißen: Weniger ist mehr. Weniger Projektionen, weniger Webersche, weniger Szenen...
Die Besetzung hat mich insgesamt über die Maßen beeindruckt, ich finde, eine bessere Auswahl an DarstellerInnen könnte man auch in NY oder London kaum hören und sehen.
Dramaturgisch kommt dieses Stück leider so gar nicht voran... Die ersten 15 Minuten sind eher sehr schleppend: die Geschichte, dass Mozart kein Wunderkind mehr ist, sondern nun erwachsen wird überbetont. Die Geschichte „packt“ den Zuschauer so gar nicht. Ich habe mich gefragt, ob noch irgendwas passiert. Erschreckend lange dauert es, bis das Publikum „Gold von den Sternen“ sieht und der erste kräftige Applaus gespendet wird! Anna ist in der Rolle wunderschön und auch sehr anrührend, akustisch sowie optisch.
Der Weg über Paris nach Wien wird im 1. Akt teils sehr langweilig und uninspiriert dargestellt. Denn, dass Wolfgang sich von seinem Vater, Leopold, lösen will, wird auch jedem Deppen nach 2 Minuten klar. Nannerl und Gemüsemarkt waren bereits 1999 überflüssig, ich weiß nicht, was die Szene zum Fortgang der Geschichte beiträgt. Was dann kommt, sind die Weberschen: als Kelly-Familie reisen sie im VW-Bus an und langweilen uns Zuschauer mit ihren öden Texten. Zwischendurch immer wieder Vater-Sohn-Konflikt, falls es irgendwer am 2. Rang, ganz links, nicht verstanden hat. Graf Arco sollte seine Artikulation verbessern, denn, wenn man die CD nicht besitzt, wir es schwer ihn zu verstehen.
Was in diesem 1. Akt erwähnenswert ist, wäre das Liebesduett zw. Wolfgang und Constanze. Zuckersüß und tränenrührig.
„Ich bin extraordinär“ ist eines der peinlichsten Momente des Abends, hier wird fremdschämen für Michael Kunze ganz neu definiert, er will lustig sein, kann es aber so gar nicht (ich habe verstanden, dass dies ein Bezug auf den „frivolen“ Wolfgang sein soll).
Von der Entwicklung der Personen her stagniert der 1. Akt, denn es findet nur die Überbetonung der bisherigen Charaktere statt. Langweilig.
2. Akt:
„Hier in Wien“ – ein eigentlich schwungvolles Ensemble-Lied kommt völlig lahm über die Bühne.
Die Projektionen nerven, man denkt, man sei auf einem Kirchenbasar, wo Diaprojektionen die Hauptattraktion sind.
Die Personenführung durch die bisher wenig vorhandene Regie wird straffer, weil Wolfgang endlich erwachsener sein darf.
Insgesamt folgen nun noch 15 Szenen (gähn). Nannerl und „Der Prinz ist fort“, hätte ich gestrichen. Mark Seibert ist mit seinem Lied endlich eine Überraschung (inhaltlich).
Ich hätte mich sehr gefreut, die VBW hätten mit diesem Stück endlich wieder einen „Bringer“. Ich denke aber, es wird ein veritabler Flop.